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Feld-Ahorn, Maßholder (Acer campestre L.)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Der Feld-Ahorn wurde vom Kuratorium Baum des Jahres als „Baum des Jahres 2015“ gekürt. Der Feld-Ahorn gehört in die Familie der Ahorngewächse (Aceraceae), die über 110 Ahornarten umfasst; sie sind auf der Nordhalbkugel weit verbreitet. Im deutschen Sprachraum sind seit den Eiszeiten nur vier Arten einheimisch, das sind: Spitz-Ahorn (Acer platanoides L.), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus L.) und Feld-Ahorn (Acer campestre L.). Der Französische Ahorn, auch Burgen-Ahorn genannt (Acer monspessulanum L.), ist bei uns nur in Gebieten mit Weinbauklima anzutreffen. Seine Hauptverbreitung hat er vom Mittelmeergebiet bis Kleinasien, Nordpersien und Turkestan, sogar in Nordwestafrika kommt er vor.

 

Spitz- und Berg-Ahorn wurden bereits gemeinsam in einem Steckbrief im Greenkeepers Journal 2/16 vorgestellt. Diesen finden Sie HIER.

 

Der Feld-Ahorn ist in Europa weit verbreitet; sein Areal reicht aber noch bis Nordpersien und Nordafrika. Er siedelt vom Tiefland bis in die Gebirgslagen, dort bis in Höhen von 900 Metern, in den Alpen kann er noch in Höhen von 1.000 Metern angetroffen werden. Er wächst vor allem an wärmebegünstigten Standorten und siedelt vorzugsweise in krautreichen Eichen-Hainbuchen-Wäldern, zudem in Buchenwäldern, insbesondere aber an Waldrändern und in Feldgehölzen. Er gilt als genügsam, anpassungsfähig und verträgt eine Beschattung besser als die anderen bei uns einheimischen Arten – Spitz- und Berg-Ahorn.

 

Der Feld-Ahorn erreicht eine Höhe von acht bis 15 Metern und eine Kronenbreite von fünf bis zehn Metern (Abbildung 1). Damit zählt er zu den kleinen bis mittelgroßen Bäumen und gehört aufgrund dieser Größe zu Bäumen zweiter Ordnung. Das bedeutet aber nicht etwa, dass der Feld-Ahorn ein Baum „zweiter Klasse“ ist, im Gegenteil: Wie im weiteren Text zu lesen ist, wird er aufgrund seiner Wuchseigenschaften hoch geschätzt!

Ausnahmsweise kann er sogar 20 Meter hoch werden, ein Alter von ca. 150 Jahren und einen Stammdurchmesser von einem Meter erreichen. Allerdings sind stattliche alte Bäume mit breiter, reichverzweigter Krone eher selten zu finden.

 

Das Kronengerüst bildet sich in der Jugend zunächst aus sich gradlinig fortsetzenden Trieben (Abbildung 2). Diese zeigen oftmals sogenannte Korkleisten, die flügelartig aussehen (Abbildung 3). Erst nach Bildung der Blütenstände am Ende des jeweiligen Stängels setzt eine regelmäßige zweiseitige Verzweigung ein.

Aussehen im Jahreslauf

Im Frühling schieben sich aus den Winterknospen die jungen Blätter (Abbildung 4) heraus, die bereits im Sommer des Vorjahres angelegt wurden. Allerdings sind diese Stängel und Blätter noch sehr klein; die Blätter sind „sorgfältig“ entlang der Blattnerven gefaltet und so in die Winterknospen „eingepackt“. Dies kann man gut beobachten, wenn sich bei steigenden Temperaturen im Frühjahr die Knospen öffnen und sich die noch gefalteten Blätter aus der Knospe herausschieben (Abbildung 5).

Als Knospenschuppen dienen die Blattbasen, die beim Feld-Ahorn klein sind; sie stehen dachziegelartig beieinander und bieten mit ihrer Behaarung einen guten Schutz gegenüber den winterlichen Klimabedingungen in unseren Breiten. Die inneren Knospenschuppen sind auf der Unterseite rot gefärbt (Abbildung 5) und bieten dadurch einen Farbtupfer im ansonsten grün gefärbten Umfeld. Ist der bereits in der Knospe angelegte Jahrestrieb voll entwickelt, dann fallen die Knospenschuppen ab, sie haben nun ihre Aufgabe erfüllt. Die jungen Blätter können einen durch Anthocyan rötlich gefärbten Blattrand haben (Abbildung 6). Wenig später haben sich die Blätter ausgebreitet und zeigen die für einen Ahorn typische Form allerdings im Miniformat; sie sind handförmig gespalten und zeigen fünf freie Spreitenabschnitte, die schwach gekerbt sind (Abbildung 7).

Etwa 14 Tage später öffnen sich die Blüten, die in doldenähnlichen Blütenständen stehen. Sie tragen zahlreiche, fünfzählige grüngelbliche Blüten, die eingeschlechtig aber auch zwittrig sein können (Abbildung 8). In den Blüten befinden sich Staubblätter, Blüten- und Kelchblätter, letztere sind sehr schmal, gelblich gefärbt und einander sehr ähnlich. Die Blüten haben eine ringförmige Nektardrüse, die von Insekten gern besucht wird, im Zentrum entwickelt sich der Fruchtknoten (Abbildung 9).

Zu Beginn des Sommers wachsen die Früchte zu ihrer vollen Größe heran. Mitunter färben sie sich rot und sind dann besonders gut zu sehen (Abbildung 10). Die Früchte bestehen aus zwei Teilfrüchten, die sich bei der Reife aufspalten, wie das auch von den anderen Ahorn-Arten bekannt ist. Charakteristisch für den Feld-Ahorn ist, dass die beiden Flügel fast waagerecht stehen und sich im weiteren Reifungsprozess sogar etwas nach oben biegen können. Während des Reifeprozesses verdicken sich die basalen Abschnitte, in denen sich die Samen befinden deutlich (Abbildung 10). Die Früchte sind bei allen Ahorn­arten vom Aufbau her gleich, aber an der etwas unterschiedlichen Form kann man die einzelnen Arten gut unterscheiden.

 

dickte Vorderkante und einen zarten hinteren Rand. Bei der Reife trennen sich die beiden Früchte, deshalb werden sie Spaltfrüchte genannt. Wegen des seitlich an jeder Teilfrucht ansitzenden Flügels liegt der Schwerpunkt an einem Ende der Frucht, dadurch ergibt sich eine interessante Flugbewegung. Die rotierenden Früchte werden als Schraubenflieger oder auch als Propellerfrüchte bezeichnet. Bei Kindern sind sie als „Nasenzwicker“ beliebt. Zahlreichen Vogelarten dienen die Früchte im Winter als Nahrungsquelle.

 

Die Blätter können rötlich gefärbte kleine Höcker tragen, die als Blattgallen bezeichnet und von Gallwespen oder -milben hervorgerufen werden (Abbildung 11). Diese greifen in den Stoffwechsel des Blattes ein und rufen Gewebewucherungen hervor. In ihrem Inneren entwickelt sich jeweils eine Larve des betreffenden Insektes. Die Blätter nehmen aber dadurch keinen Schaden, auch wenn die Oberfläche dicht mit Gallen übersät ist.

Im Herbst werden die Speicherstoffe aus den Blättern in Stamm und Wurzel transportiert, was man an der einsetzenden Laubfärbung sehen kann. Bei dem etwa zehn Jahre alten Jungbaum (Abbildung 12) ist die einsetzende Herbstfärbung gut zu sehen; zunächst werden aus dem oberen Teil der Baumkrone die Reservestoffe aus den Blättern in Stamm und Wurzeln transportiert. Bei einem stattlichen alten Feld-Ahorn ist das gefärbte Herbstlaub am gesamten Baum zu erkennen (Abbildung 13). Etwas später sind die Blätter leuchtend goldgelb gefärbt und zieren den Baum im herbstlichen Sonnenlicht (Abbildung 14).

Im Winter, wenn das gesamte Laub heruntergefallen ist, tritt die reiche, dichte Verzweigung im Kleinastbereich besonders deutlich hervor (Abbildung 15). Feld-Ahorn-Bäume mit durchgehender Hauptachse sind eher selten zu sehen. Viel öfter sind sparrige, mehrstämmige Bäume zu finden (Abbildung 16). Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass seitliche Verzweigungen – zu erkennen an zahlreichen Verdickungen an den Stämmlingen (Abbildung 17) – immer wieder entfernt wurden, offensichtlich sollte sich kein reichverzweigter vielstämmiger Strauch an dieser Stelle entwickeln. Der Feld-Ahorn neigt mit seiner starken Ausschlagsfähigkeit auch zu strauchartigem Wuchs; deshalb war er ein wichtiges Gehölz der Niederwälder. Früher wurden die Feld-Ahorne zur Viehfuttergewinnung immer wieder stark zurückgeschnitten – geschneitelt – und dadurch ein neuer Austrieb angeregt.

Die Rinde und Borke der Feld-Ahorne sind im Winter besonders gut zu sehen. Ein junger Feld-Ahornbaum hat noch eine glatte, braun gefärbte Rinde. Die Borke älterer Bäume ist netzartig aufgerissen, mit zunehmendem Alter wird sie schuppig. Oftmals ist sie mit Grünalgen bewachsen (Abbildung 18); die raue Oberfläche kann aber auch mit Flechten besiedelt sein; im höheren Alter ist der Flechtenbewuchs stärker (Abbildung 19). Das liegt wohl daran, dass unter der dichten Baumkrone ein kühl-feuchtes Mikroklima herrscht.

 

Beim Feld-Ahorn spalten sich die Früchte auf, bleiben aber lange am Baum hängen, oftmals sogar bis zum Frühjahr. Wenn die neuen Triebe austreiben, sind sie noch an den Zweigen zu sehen (Abbildung 20).

Nutzung des Holzes

Der Feld-Ahorn hat ein sehr schönes rötlichweißes oder hellbraunes Holz mit einer feinen Maserung. Ein dunkler gefärbtes Kernholz gibt es beim Feld-Ahorn nicht. Das harte Holz wird für die Herstellung von Haus- und Küchengeräten genutzt, Drechsler und Bilderschnitzer schätzen das schön gemaserte Holz. Im Gegensatz zu den beiden anderen bei uns einheimischen Ahorn-Arten findet eine weitere Nutzung des Holzes kaum statt.

 

Baumpflege

Durch seine Wuchsweise mit relativ geringem Zuwachs sind Schnittmaßnahmen meistens nicht notwendig, nur wenn die Krone zu dicht wird, kann eine Kronenauslichtung sinnvoll sein, damit alle Kronenteile gut belichtet werden. Der Rückschnitt von Starkästen bzw. das Einkürzen von Kronenteilen sollte möglichst unterbleiben.

 

Wegen des harten Holzes ist der Feld-Ahorn wenig anfällig für den Befall mit holzzerstörenden Pilzen, eine nicht zu unterschätzende positive Eigenschaft, zudem schreitet eine Holzfäule relativ langsam voran.

 

Feld-Ahornbäume auf Golfplätzen

Der Feld-Ahorn zeichnet sich neben der in der Regel begrenzten Größe durch zahlreiche weitere positive Eigenschaften aus. Ein junger Feld-Ahorn bildet eine rundliche Krone. Der meist kurze Stamm geht bald in kräftigere Hauptäste über, wodurch er, zumindest wenn er einzeln steht, ein charakteristisches Aussehen mit einer malerisch ausladenden Krone erhält. Zudem wird die wunderbare Herbstfärbung sofort jeden begeistern.

Oder wie wäre es mit der Pflanzung einer Hecke auf dem Golfplatz? Früher wurde der Feld-Ahorn oft als Hecke gepflanzt; dabei kommen seine guten Eigenschaften besonders zur Geltung. Mit seinen schön geschnittenen Blättern (Abbildung 21), der Herbstfärbung (Abbildung 22) und der Fähigkeit zum dichten Wuchs sollte er als Heckenpflanze wieder stärkere Beachtung finden, und anstelle der üblichen Nadelgehölze gepflanzt werden; die Vogelwelt wird eine Feld-Ahornhecke zum Nisten „dankbar“ annehmen.

 

Übrigens, die schönen kleinen Blätter eignen sich gut zum Pressen zwischen Zeitungen und ergeben zusammen mit Hagebutten, Eicheln, Ross-Kastanien etc. eine nette herbstliche Tischdekoration.

Der Burgen-Ahorn (Acer monspessulanum L.) ähnelt sehr stark dem Feld-Ahorn; er könnte sogar als kleiner „Bruder“ des Feld-Ahorns angesehen werden, deshalb soll er hier mit vorgestellt werden. Er wird nur vier bis zehn Meter hoch, ist reich verzweigt und wächst als sparriger kleiner Baum. Seine Laubblätter sind derb und haben nur drei glattrandige Lappen (Abbildung 23). Die Früchte sind wie bei den anderen Ahorn-Arten zweiteilige Flügelnüsse, die bei der Reife in zwei Teilfrüchte zerfallen. Sie sind kleiner als beim Feld-Ahorn und haben parallel zueinander stehende Flügelkanten (Abbildung 24). Bei Reife treten die dicken Fächer mit jeweils einem Samen an der Basis der Teilfrucht hervor (Abbildung 25).

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 01/2018

 

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