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Riesenbärenklau/Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)

Der mehrjährige Riesen-Bärenklau stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und kann bis zu 4 m hoch werden. Er besitzt ein hohes Allergiepotenzial und führt deshalb zu gesundheitlichen Problemen. Alle Pflanzenteile enthalten photosensibilisierende Inhaltsstoffe (Furocumarine). Nach Hautkontakt, vor allem mit Pflanzensaft, kommt es in Verbindung mit Sonnenlicht zu allergischen Hautreaktionen wie Rötungen und Verbrennungen mit Blasenbildung. Die Symptome erscheinen nach 24 Stunden oder sogar erst bis zu drei Tagen später, heilen schwer ab und werden dann nicht immer mit dem Kontakt zu den Pflanzen in Verbindung gebracht. In schwerwiegenden Fällen kann es auch zu Fieber, Atemnot und einem Kreislaufschock kommen.

 

Vorkommen: Besonders häufig an Fluss- und Bachläufen anzutreffen, aber auch auf Brachflächen oder an Waldrändern. Aufgrund der geringen Ansprüche an den Standort, besiedelt die Pflanze fast alle Lebensräume. Die Verbreitung an Straßen, Wegen und Gleisanlagen wird durch die Verwirblung von Samen, Erdbewegungen und Baumaßnahmen gefördert.

Beschreibung: Es besteht Verwechslungsgefahr mit anderen unproblematischen Bärenklauarten oder auch anderen Doldenblütlern. So besitzt beispielsweise die „Wilde Möhre“ ebenfalls weiße Blütenstände, unterscheidet sich jedoch in Bezug auf die Blätter und den Stängel. Typisch für die Herkulesstaude ist, neben der Wuchshöhe, der 5-10 cm dicke und hohle Stängel mit rotbraunen Flecken und die unteren Blätter mit einer behaarten Unterseite, die bis zu 3 m lang werden. Dagegen hat der „Wiesenbärenklau“ keine Flecken am Stängel, ist wesentlich kleiner mit einer maximalen Höhe von 1,5 m und die Blätter werden nur bis zu 60 cm groß.

 

Wenn die Pflanze genügend Nährstoffe in der rübenähnlichen Wurzel gespeichert hat, bildet sie Blüten und Samen. Dies ist in der Regel nach 2-5 Jahren der Fall. Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab, sie hat dann aber bereits 10.000-40.000 schwimmfähige Samen produziert, die zudem 8-10 Jahre im Boden keimfähig bleiben, was ihre Ausbreitung sichert. Die Ausbreitung der Samen erfolgt über Wind, Wasser oder auch durch Pflegemaßnahmen.

Bekämpfung: Grundsätzlich muss ein konsequentes und mehrjähriges Bekämpfungsprogramm gefahren werden. Insgesamt muss man bei einem großen Vorkommen mit einem Zeitraum von drei bis vier Jahren konsequenter Bekämpfung rechnen.

 

Zu Beginn gilt es, das Vorkommen zu kartieren und die Anzahl der Stauden zu erfassen. Im Anschluss an eine Behandlung muss eine regelmäßige Erfolgskontrolle durchgeführt werden, da nur wenige verbleibende Stauden schnell wieder zu einem großen Bestand führen. Im Anschluss an eine erfolgreiche Bekämpfung sollte auf den Flächen eine Nachsaat erfolgen, dichte Grasbestände verhindern das Keimen der im Boden verbleibenden Samen.

Die Art der Bekämpfung ist in Abhängigkeit von der Entwicklungsstufe und der Jahreszeit zu sehen. Da die Stauden zu einem nachhaltigen Neuaustrieb fähig sind, scheidet das alleinige wiederholte Mähen als Bekämpfungsmöglichkeit aus.

 

Das Frühjahr, nach dem Austrieb der Pflanzen von März bis Mitte Mai, ist der beste Zeitraum für eine Bekämpfung. Die Stauden sind dann noch kleiner und die Gefahr eines Kontaktes ist geringer.

 

Mechanische Bekämpfung von Einzelpflanzen oder kleineren ­Beständen

Die Staude verfügt über eine rübenartige Pfahlwurzel, deren oberer Teil (Vegetationskegel) ermöglicht den Neuaustrieb. Die Wurzel muss mit einem Spaten in 10-15 cm Tiefe durchtrennt werden. So wird der Vegetationskegel entfernt und kann dann, mit der Schnittfläche nach oben, abgelegt werden. Der im Boden verbleibende Rest kann nicht neu austreiben und verrottet. Sticht man die Wurzel jedoch zu flach ab, kann über Seitenwurzeln ein neuer Austrieb erfolgen. Grundsätzlich neigen die Stauden zu einem Neuaustrieb und nach 3-4 Wochen muss eine Kontrolle erfolgen.

 

Zwei- bis dreimaliges Mähen im Jahr oder Mulchen zeigt keinen Erfolg, da die Pflanzen nicht absterben. Solange Nährstoffe in der Wurzel vorhanden sind, werden immer wieder Notblüten und neue Triebe gebildet. Somit werden die Bestände nicht nachhaltig beseitigt, sondern lediglich die Ausbreitung verlangsamt.

 

Einsatz eines ­Pflanzenschutzmittels (PSM)

Im Zeitraum April bis Mai kann bei einer maximalen Wuchshöhe von 0,5-1,0 m oder im Herbst ein Herbizid mit systemischer Wirkung (z.B. Garlon, Ranger) eingesetzt werden. Der Einsatz darf nur durch einen sachkundigen Greenkeeper mit einem zugelassenen PSM erfolgen. Hierfür ist auf Golfanlagen jedoch eine Einzelfallgenehmigung nach § 22 PfSchG notwendig, die beim zuständigen Pflanzenschutzamt zu beantragen ist. Eine Einzelpflanzen-Behandlung erfolgt mittels Streichverfahren. Bei flächigem Auftreten kann das Spritzverfahren angewendet werden, solange nicht mehr als vier Blätter ausgebildet sind. Die bestehenden Anwendungsauflagen, wie z.B. Gewässerabstände sind einzuhalten.

 

Im Juni/Juli hat die Herkulesstaude bereits eine Höhe von über 1 m erreicht und besitzt Blütenstände. Die einzige Maßnahme, die dann noch zur Verfügung steht, ist deshalb, spätestens vor der Samenreife, das Abschneiden der Blütenstände. Diese Maßnahme ist mit einem hohen Arbeitsaufwand und einem gesundheitlichen Risiko verbunden. Da die Blütenstände auch nach dem Abtrennen in der Lage sind, nachzureifen und Samen mit einer Keimfähigkeit von 8-10 Jahren zu bilden, dürfen sie nicht auf der Fläche verbleiben oder über den Kompost entsorgt werden. Die empfohlene Entsorgung über den Restmüll ist bei einer großen Menge an Material jedoch nicht einfach. Zudem entstehen sofort zahlreiche Notblüten, die stets wieder entfernt werden müssen.

 

Sind die Stauden zu diesem Zeitpunkt noch kleiner, so sollte der Stängel kurz über dem Boden durchtrennt werden und der Wurzelstock mit einem Spaten mehrfach durchstoßen werden.

 

Im Herbst, Ende Oktober, kann wieder eine mechanische Bekämpfung durch Ausgraben erfolgen.

 

Notwendige Schutzmaßnahmen bei der Bekämpfung

Grundsätzlich sollte die Durchführung der Arbeiten nur bei geringer UV-Strahlung, also bei bedecktem Himmel, oder in den Abendstunden erfolgen.

 

Ein Einsatz von Freischneidern ist nicht geeignet, denn dies führt zu einem starken Austritt von Pflanzensaft. Unbedingt vollständige Schutzkleidung aus wasserabweisendem Material, Handschuhe, Kopfbedeckung, Mundschutz  und Schutzbrille mit seitlichem Schutz anlegen!

 

Sollte ein Kontakt mit Pflanzensaft erfolgt sein, muss die Haut sofort mit Wasser und Seife gereinigt werden. Die betroffenen Bereichen dürfen für 48 Stunden nicht der Sonne ausgesetzt werden und sind für einige Monate mit einem Sonnenschutzmittel zu versorgen.

 

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