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Blütenpflanzen für Insekten und andere Tiere

Insekten auf Golfplätzen

Das haben Sie bestimmt schon bemerkt, nach einer längeren Autofahrt kleben an der Autoscheibe kaum noch Insekten, eigentlich schön für den Autofahrer, aber alarmierend. Untersuchungen haben ergeben, dass von einem Rückgang der Insektenpopulationen von etwa 80 Prozent ausgegangen werden muss (siehe hierzu den Beitrag „Grüne Oasen für Insekten“ (Greenkeepers Journal 3/18)).

 

Damit sich wieder Insekten einfinden, sind gezielt vor allem einheimische blühende Sträucher, Stauden und auch Einjährige auszusäen oder zu pflanzen. Diese Arten werden nicht nur wegen ihrer Blüten von Insekten gerne besucht, die Früchte sind bei Vögeln und Kleinsäugern sehr beliebt. Hier werden einige Arten, die leicht zu kultivieren sind, vorgestellt. Mit diesen vorwiegend einheimischen Arten lässt sich ein Eldorado für Insekten zaubern, das für jeden Naturliebhaber ein Ort interessanter Beobachtungen ist und zudem ein gutes Gefühl vermittelt, für unsere „geschundene“ Umwelt einen wertvollen Betrag geleistet zu haben.

 

Golfplätze, die ursprünglich in die natürliche Landschaft gebaut wurden, haben einen Baumbestand, wie er in der Umgebung noch heute zu sehen ist. Auf diesen Plätzen empfiehlt es sich, möglichst einheimische Blütenpflanzen zu verwenden, denn Ziersträucher und -stauden passen nicht so richtig in diese Landschaft. Soll allerdings das Hauptaugenmerk auf besonders prächtig blühende Zierpflanzen gelegt werden, dann ist die Pflanzung dieser Blütenpflanzen an besonderen Stellen, beispielsweise in der Nähe des Clubhauses, vorzusehen.

 

Als Pflanzorte auf naturnahen Plätzen eignen sich für

1. Randpartien der Golfplätze: Sträucher und kleinbleibende Bäume

2. Rough: Grasflächen, mit einheimischen blühenden Stauden

3. Extrabeete: Einjährige und Zweijährige

 

1. Sträucher und kleine Bäume

Die Ränder von Golfplätzen – zumeist mit einem Zaun versehen – bieten sich an, um blühende Sträucher und kleinbleibende Bäume zu pflanzen. Eine solche Bepflanzung bietet eine Begrenzung und einen schönen Rahmen für das Golfgelände und Blüten für Insekten.

 

Vorschläge geeigneter Arten:

Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq.), Abbildung 1. Der Weißdorn wächst bis zehn Meter hoch als kleiner Baum oder Strauch mit kleinen weißen Blüten, die Nektar bieten. Sie werden von Fliegen, Käfern und Bienen bestäubt. Die kleinen apfelähnlichen, roten Früchte mit fleischiger Fruchtwand werden von Nagetieren gefressen und die Samen verbreitet.

Kultur-Apfel (Malus domestica Borkh.), Abbildung 2. Die Apfelblüte ist eine duftende „Nektar führende Scheibenblume“. Die Blüten werden besonders von Bienen besucht, es sind typische Bienenblüten; sie werden aber auch von pollenfressenden Käfern besucht. Der extrem zuckerreiche Nektar wird vom Blütenbecher abgegeben.

 

Echte Felsenbirne (Amelanchier ovalis Med.), Abbildung 3. Die Nektar führenden Blüten werden von Insekten bestäubt, Vögel sorgen für die Verbreitung der Samen der kugeligen, kleinen, blauschwarzen Apfelfrüchte.

 

Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum L.), Abbildung 4. Die stark duftenden Blüten werden insbesondere von Nachtfaltern besucht. Der reichliche Nektar ist auch für langrüsslige Hummeln zugänglich. Die roten Beerenfrüchte sind bei Vögeln beliebt.

Garten-Brombeere (Rubus armeniacus Focke), Abbildung 5. Die weiß bis rosa gefärbten Blüten sind Nektar führende Scheibenblumen, die zudem reichlich Pollen bieten. Blütenbesucher sind vor allem Bienen. Die Steinfrüchte schmecken durch Traubenzucker süß und durch Fruchtsäuren säuerlich. Sie dienen der Verdauungsverbreitung, besonders durch Vögel. Doch Vorsicht, Brombeeren können sich stark ausbreiten und ein undurchdringliches Dickicht bilden, wenn sie nicht regelmäßig zurückgeschnitten werden.

Falscher Jasmin (Philadelphus coronarius L.), Abbildung 6. Die Blüten duften stark und angenehm, aber oft erst abends, dann aber besonders intensiv. Es sind Nektar führende Scheibenblumen. Auf dem Fruchtknoten, der mit dem Blütenboden verwachsen ist, befindet sich der Nektar. Bestäuber sind vielerlei Insekten.

 

Roter Hartriegel (Cornus sanguinea L.), Abbildung 7. Blütenökologisch handelt es sich um Nektar führende Scheibenblumen mit einem unangenehmen fischartigen Geruch. Die Bestäubung erfolgt durch Fliegen, Wildbienen und Käfer, auch Selbstbestäubung findet statt. Die Ausbreitung der Früchte erfolgt durch Singdrossel, Amsel, Wacholderdrossel, Rotkehlchen, Dorngrasmücke, Star, Elster, Blaumeise, Gimpel und Fasan.

2. Stauden

Im Rough können zahlreiche einheimische Stauden wachsen, ohne dass sie besondere Pflegemaßnahmen brauchen. Die hier angeführten Arten sind anspruchslos und sicherlich vielen gut bekannt. Mit schönen und interessanten Blüten bieten sie Insekten Pollen und Nektar.

 

Vorschläge geeigneter Stauden:

Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium L.), Abbildung 8. Die zahlreichen armblütigen Körbchen mit je fünf weißen Zungenblüten stehen in Doldenrispen eng beieinander. Sie werden wegen der kurzen Kronröhre von Insekten aller Art bestäubt.

 

Wiesen-Margerite (Leu­canthemum vulgare L.), Abbildung 9. Auch die Margerite hat typische Körbchenblütenstände, differenziert in weiße sterile Zungenblüten mit Schaufunktion und gelbe fertile Röhrenblüten mit Pollen und Fruchtknoten. Als Bestäuber dienen verschiedenste Insekten.

Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus L.), Abbildung 10. Die Wegwarte, auch Zichorie genannt, hat schöne hellblaue Körbchenblumen, die nur aus Zungenblüten bestehen. Die Bestäubung übernehmen Bienen, Schwebfliegen und Falter. Für Chicoreèsalat werden die Wurzeln im Herbst eingegraben, mit Erde überdeckt und die sich bildenden bleichen Knospen verwendet.

Wilde Malve (Malva sylvestris L.), Abbildung 11. Die Nektar führenden Scheibenblumen haben sogenannte Strichsaftmale. Der Nektar wird von der Oberseite der Blütenblätter abgegeben. Als Früchte werden scheibenförmige Spaltfrüchte, die bei Reife zerfallen, daher der Name – Käsepappel – gebildet.

 

Wiesen-Salbei (Salvia pratensis L.), Abbildung 12. Der Salbei hat wunderschöne blaue Lippenblumen, deren Unterlippe als Sitz beim Anflug den Insekten dient, die helmförmige Oberlippe verbirgt Staubblätter und Griffel. Der Nektar ist nur langrüssligen Hummeln zugänglich, die den Hebelmechanismus betätigen können. Dabei werden die Staubbeutel auf den Rücken der Hummel gedrückt; dort laden sie den Pollen zum Transport zur nächsten Blüte ab.

Saat-Luzerne (Medicago sativa L.), Abbildung 13. Die Luzerne gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Wegen des Nektars werden die Blüten der Luzerne von vielen Schmetterlingsarten besucht, zum Beispiel von Weißling, Dickkopffalter und Bläuling. Von sehr großer Bedeutung ist sie außerdem als Futterpflanze für Raupen des Bläulings und des Distelfalters; sie fressen die Blätter der Saat-Luzerne.

 

Rot-Klee (Trifolium pratense L.), Abbildung 14. Die Blüten des Rot-Klees stehen in köpfchenförmigen Blütenständen. Sie duften intensiv nach Honig. Da die Kronröhre verwachsen ist, kann der Nektar nur von langrüsseligen Hummeln und Faltern erreicht werden. Bienen gelangen an den Nektar durch seitliches Anbeißen der Kronröhre, sie gelten als Nektardiebe.

Saat-Esparsette (Onobrychis vicifolia Scop.), Abbildung 15. Die karminroten Schmetterlingsblüten stehen in traubenförmigen Blütenständen. Die Blüten mit reichlich Nektar haben einen „Klappmechanismus“. Bei Landung der Insekten klappt das Schiffchen herunter, wodurch beim „in die Blüte kriechen“ der „Insektenbauch“ mit Pollen bedeckt und dieser zur nächsten Blüte getragen wird.

 

Schmetterlingsblütler (Leguminosen), wie Luzerne, Klee, Esparsette und zahlreiche andere Vertreter dieser Gruppe, haben den großen Vorteil, dass sie in ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien (Rhizobien) eingehen. Sie sind dadurch unabhängig vom Stickstoffgehalt des Bodens. Durch ihre Rhizobien tragen Schmetterlingsblütler zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. In der Landwirtschaft werden sie daher gern zur Gründüngung als Zwischenfrüchte angebaut.

Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis L.), Abbildung 16. Das Seifenkraut bildet Ausläufer und breitet sich dadurch vegetativ aus. Die blassrosa bis weiß gefärbten Blüten gehören in die Gruppe der Stieltellerblumen. Sie duften stark am Abend und locken Nachtfalter, aber auch pollenfressende Bienen und Schwebfliegen, an. Der Nektar befindet sich an der Basis der vom Kelch eingeschlossenen, etwa zwei Zentimeter langen Kronblätter.

Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum L.), Abbildung 17. Das Johanniskraut hat Pollen-Scheibenblumen, deren Staubblätter in mehreren Büscheln zusammen stehen; die Blüten locken vor allem Pollen suchende Insekten an. Die Kronblätter haben schizogene Ölbehälter, die das blutrote Hypercin enthalten, das als Antidepressivum verwendet wird.

 

Wilde Möhre (Daucus carota L.), Abbildung 18. Die kleinen Blüten der Wilden Möhre stehen in zusammengesetzten doldenförmigen Blütenständen. In der Mitte des Blütenstandes befindet sich die schwarzrot gefärbte Mohrenblüte. Als Blütenbesucher sind Insekten aller Art, insbesondere Käfer und Fliegen zu beobachten.

Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris L.), Abbildung 19. Die Blüten der Akelei haben neben fünf Kronblättern fünf langgespornte Nektarblätter. Der Nektar befindet sich in der gebogenen Spornspitze. Als Hauptbestäuber gelten langrüsselige Hummeln; kurzrüsselige Bienen beißen den Sporn seitlich auf und gelten als Nektardiebe.

 

Flächen mit Gräsern und blühenden, uns gut bekannten, Stauden im Rough ergeben ein schönes Bild und sind leicht zu pflegen (Abbildung 20). Sie bieten Insekten Pollen und Nektar.

Oder wie wäre es, wenn Sie an geeigneter Stelle eine Wiese mit beispielsweise Margerite, Wiesen-Salbei und Glatthafer anlegen? Sie wird in der Regel etwa im Juni und im Herbst gemäht, (Abbildung 21). Neben den drei genannten Charakterarten siedeln sich an solchen Stellen zahlreiche weitere Wiesenarten an und ergeben ein wertvolles Biotop.

Doch Vorsicht! Nicht alle Stauden sollten sich im Rough etablieren. Die Goldrute (Solidago spec.) stammt aus Nordamerika und breitet sich bei uns stark und schnell aus und zwar durch zwei Strategien, durch Früchte und Ausläufer – sie gilt als aggressiver Neophyt. Deshalb sollte sie nicht gepflanzt und nicht geduldet werden. Ist sie bereits vorhanden, so sind die Blütenstände zu entfernen, auch wenn sie schön aussehen und von Insekten sehr geschätzt werden.

 

3. Zweijährige Pflanzen

Sie bilden im ersten Jahr eine Rosette, blühen und fruchten im zweiten Jahr und samen sich selbst wieder aus.

 

Vorschläge geeigneter Pflanzen:

Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum Bertol.), Abbildung 22: Die Blüten der zweijährigen Königskerze stehen in vielblütigen Blütenständen dicht beieinander. Die Blüten gelten als Pollen-Scheibenblumen, die von verschiedensten Insektenarten bestäubt werden.

 

Roter Fingerhut (Digitalis purpurea L.), Abbildung 23: Die charakteristischen Blüten des Fingerhutes sind Rachenblumen, auch „Einkriechblumen“ genannt, die von Hummeln bestäubt werden. Die dunklen Flecken wurden früher als Saftmale, heute werden sie als Staubbeutel-Attrappen gedeutet.

4. Einjährige Pflanzen

Sie keimen im Frühjahr, blühen im Sommer und bilden anschließend Früchte.

 

Vorschläge geeigneter Pflanzen:

Dill (Anethum graveolens L), Abbildung 24. Der Dill ist eine wohlbekannte Gewürzpflanze, reich an Inhaltsstoffen. Die kleinen grünlichgelben Blüten ste­hen in großen Doldenblütenständen. Die Blüten werden gern von Schwebfliegen besucht.

 

Garten-Rittersporn (Consolida ajacis (L.) Schur), Abbildung 25. Einjährig mit rosa, weiß oder tiefblau gefärbten, langgespornten Blüten. Das obere Blütenblatt hat einen Sporn, der Nektar enthält. Dieser ist nur Hummeln und Insekten mit 15 Millimeter langem Rüssel, beispielsweise Schmetterlingen, zugänglich.

Echte Kamille (Matricaria recutita L.), Abbildung 26. Bei den „Blüten“ der Kamille handelt es sich um Blütenstände – Blumen – mit weißen Zungenblüten und gelben Röhrenblüten, die von verschiedensten Insektenarten besucht werden.

 

Korn-Rade (Agrostemma githago L.), Abbildung 27. Die Korn-Rade hat Stieltellerblüten, die vor allem von Tagfaltern bestäubt werden. Sie ist ein Ackerwildkraut im Getreide, das allerdings durch die Saatgutreinigung sehr selten geworden und an Ackerstandorten vom Aussterben bedroht ist. Das Kultivieren einer bedrohten Art ist eine gute Sache.

Fazit

Vor dem Hintergrund des starken Rückgangs von Insektenpopulationen ist es eine gute Idee, auf Golfplätzen an geeigneten Stellen blühende Einjährige, Stauden und Blütenhecken vor allem mit einheimischen Arten anzupflanzen.

 

Da das Rough in der Regel nur zwei Mal im Jahr gemäht wird, können sich zahlreiche unserer einheimischen Wiesenstauden dort etablieren. Wenn der Schnitt liegen bleibt, dann samen sich die Stauden aus und sind in den folgenden Jahren reicher vertreten.

 

Durch eine derartige Initiative könnten sich verschiedene Insektenarten, Vögel und auch Kleinsäuger wieder einfinden.

 

Das Aufstellen von Insektenhotels – wie auf etlichen Golfplätzen zu sehen – hilft nur, wenn blühende Pflanzen in der näheren Umgebung wachsen. So werden die Blüten von Obstgehölzen, die beispielsweise auf einer Streuobstwiese in der Nähe stehen, von Bienen und Hummeln gut besucht und die Blüten für eine gute Obsternte befruchtet.

 

Wenn sich die Insektenpopulationen erholt haben, können Greenkeeper, Golfer und Besucher der Golfplätze wieder Wildbienen, Fliegen, Marienkäfer, Hummeln, Schwebfliegen, Heupferdchen und vielleicht auch Tagfalter beobachten.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/2019

 

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