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Holzzerstörende Pilze an Stammbasis und Wurzeln

Gefahr für Bäume

Holzzerstörende Pilzarten (siehe auch Steckbriefe „Holzzerstörende Pilze") beeinträchtigen die Festigkeit des Holzes. Ihre Sporen befinden sich sowohl im Boden, als auch in der Luft. Sie verursachen Defekte am Holzkörper des Stammes, an den Ästen der Krone und auch im Wurzelbereich, wobei der Holzabbau äußerlich zunächst nicht zu erkennen ist.

Rindenschäden, verursacht beispielsweise durch an den Stamm heranfahrende (Rasen-)Mäher, bieten holzzerstörenden Pilzsporen ideale Eintrittspforten (Abbildung 1), es sei denn, die Wunden werden rechtzeitig mit Kallusgewebe geschlossen. Das gelingt aber nur bei vitalen Bäumen und kleinen Wunden. Sonst können Pilzsporen auf dem ungeschützten Holz keimen und die Wunde besiedeln. Die keimenden Pilzsporen bilden Pilzfäden, sogenannte Hyphen, die mit Hilfe von Enzymen die Bestandteile des Holzes aufspalten. Dieser Vorgang kann längere Zeit andauern. Erst wenn sich Fruchtkörper zeigen, kann der Pilzbefall registriert und die Pilzart bestimmt werden.

 

Die Fruchtkörper der verschiedenen Pilzarten erscheinen zu verschiedenen Jahreszeiten. Manche sind nur zu einer bestimmten Jahreszeit vorhanden, andere sind von derber Konsistenz und dauerhaft, so dass sie über mehrere Jahre beobachtet werden können. Das Auftreten von Fruchtkörpern muss nicht gleich eine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit des Baumes bedeuten. Allerdings ist die Aggressivität beim Holzabbau von Pilzart zu Pilzart unterschiedlich und muss deshalb bei der Beurteilung der Verkehrssicherheit des Baumes berücksichtigt werden.

Holzzerstörende Pilze werden eingeteilt in Parasiten – sie wachsen im lebenden Holz – und Saprophyten – sie wachsen im abgestorbenen Holz.

Aufbau des Holzes Holz wird vom Kambium, einem Bildungsgewebe, das sich zwischen Splint- und Kernholz befindet, gebildet. Die Kambiumzellen teilen sich, aus ihnen werden später Leitungs-, Speicher- und Festigungsgewebe. Aus den differenzierten Zellen entsteht nach innen Kernholz, nach außen Splintholz (Innenrinde), aus dem sich die Borke bildet und die den gesamten Holzkörper schützt (Abbildung 2).

 

Holz besteht aus Zellulose, Hemizellulosen (Kohlehydraten) und Lignin. Die Zellulosefasern bewirken die Zugfestigkeit des Holzes, das Lignin, der eigentliche Holzstoff, dient der Druckfestigkeit des Holzes. Holz wird oftmals verglichen mit Stahlbeton, wobei die Zellulose den Stahlseilen entspricht, das Lignin dem Beton.

Holzzerstörende Pilze Sie erzeugen verschiedene Fäulearten: Braunfäule, Weißfäule oder Moderfäule.

 

Weißfäulepilze bauen vorzugsweise die Kohlehydrate – Zellulose, Hemizellulose – und auch das Lignin ab, wobei durch den Holzabbau das Holz weiß (Name!) und faserig erscheint (Abbildung 3). Es besteht Zähbruchgefahr.

 

Braunfäulepilze bauen nur die Kohlehydrate ab. Durch das verbleibende Lignin ergibt sich eine Braunfärbung (Abbildung 4). Das zersetzte Holz zeigt im trockenen Zustand Längs- und Querrisse, es zerbricht würfelartig, später zerfällt es zu braunem Pulver (Abbildung 5). Es besteht Sprödbruchgefahr.

Moderfäulepilze bauen zunächst nur die Zellulose ab, später wird auch das Lignin angegriffen. Bei Fortschreiten der Moderfäule kommt es zur Holzversprödung, es bleibt nur die Mittellamelle zwischen den Holzzellen stehen. Die Bruchflächen sehen aus wie Keramik.

 

Moderfäule wird durch den Brandkrustenpilz verursacht, hier versagt das Holz durch Sprödbruch, ohne Ausbildung von Defektsymptomen. Ansonsten tritt die Moderfäule vor allem bei lagerndem Holz auf.

 

Eine genaue Kenntnis der Pilzarten und über das Fortschreiten der Fäule sind von großer Bedeutung für die Beurteilung der Stand- bzw. Bruchsicherheit der Bäume.

 

Hier sollen die häufigsten der bei uns vorkommenden holzzerstörenden Pilze an Wurzeln und an der Stammbasis vorgestellt werden, die Vielfalt der Arten ist aber viel größer.

 

Fäuleerreger an Wurzeln

  • Hallimasch
  • Brandkrustenpilz
  • Riesenporling

 

Fäuleerreger an der Stammbasis

  • Flacher Lackporling
  • Wulstiger Lackporling

 

Hallimasch

Der Hallimasch ist einer der sehr weit verbreiteten holzzerstörenden Pilze, der Laub- und Nadelbäume, sowohl lebende, als auch tote befällt. Es werden in Europa mehrere Arten unterschieden, die häufigsten sind der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea, Abbildung 6), und der Dunkle Hallimasch (A. ostoyae, Abbildung 7).

Sie leben vorzugsweise parasitisch an geschwächten Bäumen. Die Fruchtkörper erscheinen in Gruppen von Ende August bis November; sie sind einjährig, honiggelb bis braun gefärbt. Der Hut ist zunächst halbkugelig, im Alter flach, auf der Unterseite stehen weißliche, später rötliche Lamellen; er sitzt auf einem bräunlichen Stiel und trägt eine „Halskrause“.

Der Hallimasch verursacht eine Weißfäule im Kernholz oder bildet unter der Rinde zunächst ein weißes Fächermycel, später ein Geflecht aus schwarzen Rhizomorphen, das auch als Schnürsenkelmycel bezeichnet wird (Abbildung 8). Durch die Schädigung des Kambiums erleidet der Baum erhebliche Vitalitätsverluste. Eine intensive Weißfäule entsteht im unteren Stamm und in den Wurzeln, was zum Zähbruch der Wurzeln oder seltener zum Stammbruch führt.

 

Brandkrustenpilz

Der Brandkrustenpilz (Kretschmaria deusta (Hoffm.) P.M.D. Martin) tritt an zahlreichen Laubbaumarten, insbesondere an Ahorn, Rotbuche, Linde, Rosskastanie, Esche und Birke, seltener an Nadelbäumen auf. Er ist ein gefährlicher Parasit und lebt an Starkwurzeln, Wurzelanläufen, am Stammfuß und unteren Stamm.

 

Die Fruchtkörper sind ganzjährig zu finden, da sie wie schwarze Asphaltspritzer mit höckerig gewölbter Oberfläche aussehen, werden sie aber leicht übersehen (Abbildung 9). Sie bilden in großer Zahl Sporen. Von April bis Juni werden sogenannte Nebenfruchtkörper gebildet; sie sind grau gefärbt, sitzen dem Untergrund flächig auf und sind weiß berandet (Abbildung 10).

Der Pilz dringt über Verletzungen in das Holz ein, wo es zu einer intensiven Weißfäule, die von schwarzen Demarkationslinien durchzogen ist, kommt (Abbildung 11). Die Weißfäule kann von einer Moderfäule begleitet sein. Der Befall mit dem Brandkrustenpilz bleibt oftmals bis zum plötzlichen Umstürzen des Baumes unerkannt. Es kommt zum Sprödbruch, wobei die Bruchfläche eine keramikartige Oberfläche zeigt.

 

Riesenporling

Der Riesenporling (Meripilus giganteus (Pers.: Fr.) P. Karsten) besiedelt vorzugsweise Rot- und Blutbuchen, aber auch Eichen und Pappeln (Abbildung 12). Er lebt parasitisch an geschwächten Bäumen, die er von bereits geschädigten oder absterbenden Wurzeln aus besiedelt, aber nur wenig in das Stammholz vordringt.

 

Die Fruchtkörper können sich im Bereich der Wurzelanläufe, aber auch in einiger Entfernung vom Stamm aus an den Wurzeln entwickeln (Abbildungen 13 und 14).

 

Die Fruchtkörper stehen dachziegelartig in Büscheln eng beieinander; so ein Komplex kann eine beträchtliche Größe, bis zu 30 Zentimeter Breite, erreichen. Seine fleischig-derben, gelb bis braun gefärbten Fruchtkörper (Abbildung 15) haben auf der Hutunterseite cremefarbene Röhren, die sich später schwarz färben. Sie sind von Juli bis Oktober zu sehen, dann fallen sie zusammen und zergehen bei feuchtem Wetter zu einer dunklen Masse, bei trockener Witterung bleiben sie in verschiedenen Zersetzungsstadien längere Zeit erhalten (Abbildung 16).

Der Riesenporling ruft eine Weißfäule hervor, durch die zuerst die tiefer liegenden Wurzeln abgebaut werden, ehe sie sich immer weiter auf den gesamten Wurzelbereich ausdehnt. Bemerkenswert ist, dass zunächst nur die Unterseite der Wurzeln betroffen ist, weshalb sie von oben betrachtet noch intakt erscheinen. Ein starker Befall geht im fortgeschrittenem Stadium einher mit deutlichen Vitalitätsverlusten, die an einer Verringerung der Blattgröße deutlich wird und schließlich zum Absterben der gesamten Krone führt. Schließlich kommt es zum Sprödbruch bei stammnahen Wurzeln und in der Folge zum Windwurf.

 

Flacher Lackporling

Der Flache Lackporling (Ganoderma applanatum (Pers.) Pat.) wächst vorzugsweise an der Stammbasis von Buche, Ahorn, Linde, Birke, Esche, Rosskastanie und Pappel.

 

Die Fruchtkörper sind mehrjährig, stehen einzeln und können etwa 15 Zentimeter breit werden (Abbildung 17), oder sie stehen dachziegelartig beieinander (Abbildung 18) und sind oftmals mit großen Mengen zimtfarbener Sporenstaub „bepudert“. Alte Baumstubben können sie mit ihren Fruchtkörpern völlig überdecken (Abbildung 19).

Die Hutoberfläche ist runzelig, gezont und mit brauner Oberseite, im Alter oft mit grauer bis schwarzer Oberfläche (Abbildung 20), die sich mit dem Finger eindrücken lässt. Sie leben parasitisch nach Verletzungen an Stamm und am Stammfuß. Unter der oberseitigen Kruste sind im Längsschnitt die braunen Röhrenschichten durch dünne weiße Streifen voneinander getrennt (Abbildung 21).

Der Flache Lackporling ruft eine intensive Weißfäule hervor, die langsam voran schreitet, aber die Stand- und Bruchsicherheit erheblich beeinflusst. Es kommt schließlich zum Zähbruch, meistens in der Nähe der Fruchtkörper.

 

Wulstiger Lackporling

Der Wulstige Lackporling (Ganoderma adspersum (S. Schulzer) Donk) wächst vorzugsweise an der Stammbasis von Eiche, Linde, Rosskastanie und Mehlbeere.

 

Seine mehrjährigen Fruchtkörper wachsen im Unterschied zum Flachen Lackporling mit dickerer, wulstiger Hutoberseite und breitem weißen, wulstigen Rand (Abbildung 22), oft mit übereinander liegenden Konsolen (Abbildung 23). Der Pilzfruchtkörper zeigt im Längsschnitt im Unterschied zum Flachen Lackporling keine weißen Linien.

Der Wulstige Lackporling verursacht eine Weißfäule in Wurzeln, Wurzel­anläufen und im Stammfuß, meistens von der Unterseite der Wurzeln ausgehend, wodurch die Fäule von oben nicht zu erkennen ist. Auch wenn sich die Fäule nur langsam ausbreitet, wird die Verkehrssicherheit zunehmend beeinträchtigt. Schließlich brechen die Wurzeln und der Baum kann vom Wind geworfen werden.

 

Fazit

Holzzerstörende Pilze im Bereich der Wurzel und an der Stammbasis können durch ihr Wachstum die Verkehrssicherheit von Laub- und Nadelbäumen erheblich beeinträchtigen. Die Pilz-Arten bilden Fruchtkörper, an denen die jeweilige Art zu erkennen ist und ihr Gefährdungspotenzial abgeschätzt werden kann. Werden an Bäumen auf Golfplätzen Pilzkörper entdeckt, dann sollte geklärt werden, um welchen Pilz es sich handelt und gegebenenfalls von einem Baum­pfleger das Gefahrenpotenzial eingeschätzt werden.

 

Bei etlichen Arten erscheinen die Fruchtkörper nur im Herbst, beispielsweise beim Hallimasch und Riesenporling. Beim Brandkrustenpilz werden die unauffälligen, asphaltartig aussehenden Hauptfruchtkörper leicht übersehen. Die besser erkennbaren, grauweißen Nebenfruchtkörper sind nur im Frühjahr zu sehen.

 

Da bei etlichen Arten die Fruchtkörper nicht das ganze Jahr über vorhanden sind, ist es sinnvoll, den Baumbestand das ganze Jahr über zu beobachten.

 

Literatur

BUTIN, H., 1996: Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York. 261 S.

JAHN, H., 2005: Pilze an Bäumen. Patzer Verlag. 275 S.

LICHTENAUER, A. et al., 2008: Pilze bei der Baumkontrolle. Haymarket Media. 64 S.

SCHWARZE, F.W.M.R. et al., 1999: Holzzersetzende Pilze in Bäumen. Rombach Ökologie. 245 S.

WEBER, K. und C. Mattheck, 2001: Taschenbuch der Holzfäulen im Baum. Forschungszentrum Karlsruhe GmbH. 127 S.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/2020

Ergänzend zu diesem Thema finden Sie Hier einen interessanten Beitrag zu holzzerstörenden Pilzen am Stamm und an Starkästen: Zunderschwamm, Birkenporling, Schuppiger Porling, Eichenfeuerschwamm, Kiefernfeuerschwamm, Schwefelporling, Zottiger Schillerporling, Schmetterlingstramete und Eichenwirrling.