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Prunus-Arten – von Pflaumen, Kirschen, ­Pfirsichen & Co.

Rosengewächse auf Golfplätzen

Ist Ihnen bewusst, dass zahlreiche Pflanzen in der freien Landschaft und in unseren Gärten in die Gruppe der Rosengewächse gehören? Die Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ist sehr artenreich. Sie besteht aus etwa 107 Gattungen mit ca. 3.100 Arten, die weltweit verbreitet sind, vor allem in den nördlichen, gemäßigten Zonen. Sie wachsen als Bäume, Sträucher und Stauden. Dabei ist die namengebende Gattung Rosa mit der Rose als beliebte Zierpflanze von herausragender Bedeutung, auch in Schmuckbeeten der Golfplätze ist sie oftmals vertreten.

 

Innerhalb der Familie der Rosaceae gibt es mehrere Unterfamilien: Spiroideae, Rosoideae, Maloideae und Prunoideae. Zu den Prunoideae gehören nur Arten der Gattung Prunus. Diese Gattung ist besonders reich in unseren Gärten und Parks mit Obstbäumen, wie Kirschen, Pflaumen, Aprikosen etc. vertreten, aber auch Ziergehölze, wie beispielsweise die aus Asien stammenden Zierkirschen schmücken Parkanlagen. Die Gattung Prunus umfasst etwa 600 Arten und sehr viele sind uns als Obst gut bekannt. Die Früchte kennen wir natürlich gut, die allermeisten sind sehr wohlschmeckend, vor allem die vielen Züchtungen. Alle Arten dieser Gattung haben einen Steinkern und werden deshalb auch als Steinfrüchte bezeichnet.

 

Aufbau der Blüten und Früchte

Die Blüten weisen bei allen Arten den gleichen Bau auf, sie haben einen mittelständigen, frei stehenden Fruchtknoten, Kelch und Krone sind fünfzählig, die Staubblätter stehen in drei Kreisen.

 

Die Früchte bestehen aus einem einzigen Fruchtblatt, mit einem langen Griffel und einer deutlichen Verwachsungsnaht, auch als Bauchnaht bezeichnet. Obwohl die Früchte einen einheitlichen Grundaufbau haben, sind sie doch sehr markant für die verschiedenen Arten.

 

Die Fruchtwand ist differenziert in eine dünne Außenhaut, das Exokarp, das nach innen folgende Fruchtfleisch, das Mesokarp, ist unterschiedlich dick und saftig, weiter innen folgt der harte Teil der Fruchtwand, das Endokarp, das steinhart ist. Durch diese Gliederung der Fruchtwand ist die Frucht botanisch betrachtet eine Steinfrucht. Der Steinkern hat eine Verwachsungsnaht und umschließt einen Samen, den wir aber nur bei der Mandel essen. Wichtig ist zu wissen, dass alle Prunus-Arten im Samen Blausäure abspaltende Glykoside, das Amygdalin, enthalten.

Die Steinkerne sind sehr unterschiedlich, ein Kirschkern ist klein und rundlich, Pflaumenkerne sind etwas abgeflacht und Pfirsiche haben eine interessante Struktur auf der Oberfläche. Doch alle Steinkerne haben die Bauchnaht an der Längsseite der Frucht, hier bildet sie eine mit zwei Furchen versehene Kielleiste. Können Sie die Steinkerne mit ihren charakteristischen Oberflächenstrukturen unterscheiden (Abbildung 1)? Die Lösung finden Sie am Ende dieses Beitrags.

 

Die Anzahl der Prunus-Arten und -Sorten ist so groß, dass hier nur die wichtigsten behandelt werden.

Obstgehölze mit Steinfrüchten

 1. Vogel-Kirsche (Prunus avium L.) wird in verschiedenen Kultursorten als Süß-Kirsche angebaut, als Zierbaum mit gefüllten Blüten (Prunus avium ‚Plena‘)

 2. Sauerkirsche (Prunus cerasus L.)

 3. Schlehe, Schlehdorn (Prunus spinosa L.)

 4. Kirschpflaume (Prunus cerasifera Ehrh.) und Blutpflaume (Prunus cerasifera ‚Nigra‘)

 5. Pflaume (Prunus domestica L.)

 6. Aprikose (Prunus armeniaca L.)

 7. Pfirsich (Prunus persica (L.) Batsch)

 8. Mandel (Prunus dulcis (Mill.) D.A. Webb) 

 

Wildgehölze mit Steinfrüchten

 9. Stein-Weichsel (Prunus mahaleb L.)

10. Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus L.)

11. Späte Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh.)

 

Ziergehölze mit Steinfrüchten

12. Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus L.)

13. Nelken-Kirsche (Prunus serrulata Lindl. ‚Kanzan‘)

1. Vogel-Kirsche (Prunus avium L.), und Kultursippen: Herz-Kirsche (Prunus avium subspec. juliana) und Knorpel-Kirsche (Prunus avium -subspec. duracina)

 

Das Verbreitungsgebiet der Vogel-Kirsche reicht von Europa bis Westasien. Sie kommt in Wäldern, an Waldrändern und in Hecken vor, wächst auf frischen, nährstoffreichen Böden bis in mittlere Gebirgslagen und gilt als Pioniergehölz in Waldschlägen. Als stattlicher Baum mit einer ausladenden Krone kann sie eine Höhe von etwa 25 Metern erreichen (Abbildung 2).

 

Die Vogel-Kirsche blüht bereits im April und ist deshalb bei Insekten sehr beliebt. Die Blüten, es handelt sich um nektarführende Scheibenblumen, stehen in wenigblütigen Dolden und hängen herab (Abbildung 3). Der Nektar entsteht im Blütenbecher und ist für Insekten leicht zugänglich. Der Fruchtknoten besteht aus einem einzelnen Fruchtblatt. Die Früchte sind Ende April klein und grün (Abbildung 4) und färben sich bis zum Juni rot (Abbildung 5). Sie sind bei Vögeln sehr beliebt, die für eine Verdauungsverbreitung sorgen, Eichhörnchen und Mäuse verstecken die Steinkerne.

Die Blätter sind ungeteilt, sind in der Knospe gefaltet und haben einen grob doppelt gesägten Blattrand, am oberen Abschnitt des Stieles stehen zwei Nektarien, die als extraflorale Nektarien bezeichnet werden, von denen Zuckersaft abgegeben wird.

Die junge Rinde ist anfangs grün, kahl, glatt und lederartig, dann rötlich grau gefärbt. Die Borke hat später rostfarbene Querstreifen (Abbildung 6). Sie löst sich waagrecht langsam ab und wird als Ringelborke bezeichnet. Das Holz gilt als wertvolles, schön gemasertes Drechsler- und Möbelholz.

 

Die Vogel-Kirsche ist die Wildform der Süßkirsche. Durch intensive Auslese und Züchtung ist unsere heutige Süß-Kirsche entstanden; bekannte Unterarten sind die Knorpelkirsche und die Herzkirsche mit etlichen Fruchtsorten.

 

Ganz ohne Früchte, aber mit toller Blütenpracht steht die Form Prunus avium ‚Plena‘ in zahlreichen Gärten. Die Blüten sind dicht gefüllt mit schneeweißen Blütenblättern, die durch Umwandlung von Staubblättern zu Blütenblättern in Vielzahl in der Blüte stehen (Abbildung 7).

2. Sauer-Kirsche (Prunus cerasus L.)

 

Die Heimat der Sauer-Kirsche reicht von Südost-Europa bis West-Asien, sie wird bereits seit der Römerzeit angepflanzt. Sie wächst als Strauch oder kleiner Baum und erreicht eine Höhe von etwa zehn Metern. Sie bevorzugt lockere, leichte, nährstoff- und basenreiche Lehmböden. Die Zweige stehen aufrecht, die Früchte erinnern sehr an die der Süßkirsche, sind aber rot-glasig und haben eine markante Säure (Abbildung 8). Bei der Sauer-Kirsche wird häufig  eine Spitzendürre (Abbildung 9) beobachtet, die von einem Monilia-Pilz verursacht wird. Hier hilft nur ein starker Rückschnitt der befallenen Zweige bis ins gesunde Holz.

3. Schlehe, Schlehdorn (Prunus spinosa L.)

 

Das Verbreitungsgebiet der Schlehe erstreckt sich von Europa über Vorderasien bis zum Kaukasus und Nordafrika. In Nordamerika und Neuseeland ist sie eingebürgert. Die Schlehe wächst an sonnigen Standorten an Wegen, Waldrändern, Hängen und in Gebüschen auf  kalkhaltigen, oft auch steinigen Böden. Sie besiedelt Standorte von der Ebene bis in Höhenlagen von 1.600 Metern.

 

Die Schlehe wächst als Strauch oder kleiner Baum mit einer Höhe bis zu fünf Metern und ist im Frühjahr mit zahlreichen kleinen weißen Blüten übersät. An den Zweigen stehen Kurztriebe, die sehr oft in langen Dornen enden, wodurch der Strauch sehr wehrhaft ist und dadurch dem Namen – Schlehdorn – entspricht (Abbildung 10). Ihre Vermehrung erfolgt durch Sämlinge, oftmals aber auch durch zahlreiche Wurzelsprosse, die sich in großer Zahl an weitstreichenden Wurzeln bilden, so dass undurchdringliche Gebüsche entstehen. Mit dieser Wuchsstrategie breitet sie sich auf Pionierstandorten schnell aus.

 

Die Früchte sind klein, tiefblau gefärbt und deutlich bereift (Abbildung 11). Sie reifen erst ab Oktober und bleiben den Winter über am Strauch stehen. Sie schmecken leicht bitter und wirken durch Gerbstoffe adstringierend, was aber durch Frost enzymatisch abgemildert wird. Die Früchte werden zu Saft, Obstwein, Marmelade verarbeitet und als Zusatz zu Likör verwendet.

4. Kirschpflaume, Myrobalane (Prunus cerasifera Ehrh.) und Blutpflaume (Prunus cerasifera ‚Nigra‘) als Sorte

 

Die Kirschpflaume stammt vom Balkan, sie kommt auch in Klein- und Mittelasien vor, ist aber schon seit langer Zeit in Kultur. Die Kirschpflaume wächst in Obstanbaugebieten, verwildert an Straßenrändern, Waldrändern und Bächen sowie in aufgegebenen Obstplantagen.

 

Sie wächst als Strauch oder kleiner Baum und blüht mit sehr zahlreichen weißen Blüten (Abbildung 12) im zeitigen Frühjahr – noch vor dem Mandelbäumchen und der Schlehe. Die Blüten werden von früh fliegenden Insekten besucht und bestäubt. In Gärten wird gern eine rotlaubige Sorte der Kirschpflaume mit rosafarbenen Blüten – die Blutpflaume – gepflanzt (Abbildung 13). Die Früchte haben eine Größe von 20 bis 25 Millimetern, die der Stammart sind gelblich (Abbildung 14), die der rotlaubigen Sorte sind tiefrot gefärbt. Sie werden vorwiegend in türkischen Obst- und Gemüsemärkten angeboten, sind roh essbar, werden aber vorwiegend zu Marmelade verarbeitet.

5. Pflaume (Prunus domestica L.), Zwetschge (Prunus domestica L. -subspec. domestica),

 

Die Pflaume wird als natürlich entstandener Bastard zwischen der Schlehe und Kirschpflaume angesehen. Sie wird als Obstbaum kultiviert und erreicht eine Höhe von sechs bis zehn Metern. Aufgrund ihrer Abstammung von der Schlehe bildet sie oftmals wurzelbürtige Sprosse, die sich im Umfeld des Baumes ausbreiten, zuweilen verwildert die Pflaume sogar.

 

Ihre Blüten sind weiß, grünlich- bis gelblichweiß (Abbildung 15), die Früchte sind in Größe, Form und Farbe unterschiedlich, aber rundlich und saftig, je nach Sorte reichen ihre Farben von dunkelblau, blau, blaurot, violett, purpurrot, rot, gelb bis gelbgrün. Sie sind meist bereift, zwei bis acht Zentimeter groß. Die Steinkerne zeigen eine deutliche Furche. Das Fruchtfleisch kann je nach Sorte sehr fest am Stein haften.

 

Zwetschgen sind kleiner als Pflaumen und länglich oval (Abbildung 16). Sie haben ein festeres Fruchtfleisch, das sich leicht vom Stein ablösen lässt.

6. Aprikose, Marille (Prunus armeniaca L.)

 

Die Aprikose stammt aus Mittelasien, wahrscheinlich aus Armenien (Name!). Sie wird als Obstbaum in wärmeren Gebieten Europas, beispielsweise in der ungarischen Tiefebene kultiviert, bekannt sind auch die Anbaugebiete in der Wachau. Bei uns wächst sie gut vor sonnenbeschienenen Mauern insbesondere in Gebieten mit Weinbauklima.

 

Die Blüten sind weiß, außen leicht rötlich gefärbt (Abbildung 17). Die jungen Früchte haben ein dichtes Haarkleid (Abbildung 18), im reifen Zustand zeigen sie eine schöne, leuchtende Orangefärbung (Abbildung 19). In Österreich wird sie Marille genannt, in der Küche sehr geschätzt und zu Marmeladen, Marillenknödeln und Marillenschnaps verarbeitet. Es gibt zahlreiche Sorten, bei denen sich die Früchte in Form und Farbe unterscheiden.

7. Pfirsich (Prunus persica (L.) Batsch)

 

Der Pfirsich stammt aus China und gelangte über Persien nach Europa, zuerst nach Griechenland. Wie die Aprikose hat er hohe Ansprüche an ein mildes Klima mit warmen Sommern, deshalb wird er vorwiegend in Gegenden mit Weinbauklima kultiviert. Der Pfirsichbaum erreicht eine Höhe von zwei bis acht Metern. Die Blütenblätter sind hellrosa gefärbt. Die Laubblätter sind lang und schmal, sie haben eine sichelförmige Gestalt im Unterschied zu allen bisher behandelten Arten der Gattung Prunus. Die jungen Früchte haben ein deutliches Haarkleid, aber auch die reifen Früchte haben noch eine samtige Behaarung und auf der Sonnenseite rote Bäckchen (Abbildung 20). Es gibt eine ganze Reihe Pfirsich-Sorten, seit einiger Zeit wird der Platt-Pfirsich (Prunus persica var. platycarpa (Decne.) L.H. Bailey) in Obstgeschäften angeboten. Die Nektarine (Prunus persica var. nucipersica (Suckow) C.K. Schneid.) stellt ebenfalls eine Varietät des Pfirsichs mit glatter Schale dar. Von dieser gibt es ebenfalls zahlreiche Sorten.

8. Mandel (Prunus dulcis (Mill.) D.A. Webb)

 

Der Mandelbaum stammt sehr wahrscheinlich aus Südwestasien. Seine natürlichen Standorte sind an sonnigen Hängen auf steinigen Böden. Er wächst in Höhenlagen von 700 bis 1.700 Metern. In Mitteleuropa wird die Mandel in Weinanbaugebieten angebaut. Die Früchte haben eine behaarte Oberfläche; sie sind stärker behaart als die des Pfirsichs (Abbildung 21). Das Fruchtfleisch, das wir bei Aprikose und Pfirsich so schätzen, ist bei der Mandel kaum entwickelt, hier werden die Samen genutzt, die sich im Inneren des Steinkerns befinden (Abbildung 22).

Die Kulturmandel wird in drei Varietäten unterteilt:

  • Süße Mandel (Prunus dulcis var. dulcis) mit süß schmeckenden Samen
  • Krachmandel (Prunus dulcis var. fragilis (Borkh.) Buchheim) mit süß schmeckenden Samen und dünner, brüchiger Schale. Eine deutsche Sorte ist die Dürkheimer Krachmandel.
  • Bittermandel (Prunus dulcis var. amara (DC.) Buchheim) mit bitter schmeckenden, schon in kleineren Mengen giftigen Samen. Sie enthalten das Gift Amygdalin.

9. Stein-Weichsel, auch Weisel-Kirsche (Prunus mahaleb L.)

 

Sie wächst als kleiner Baum oder hoher Strauch (Abbildung 23) im nördlichen Mittelmeergebiet, auf dem Balkan bis Klein- und Vorderasien. In Mitteleuropa kommt sie nur in Gegenden mit höherer Sommerwärme vor. Ihre kleinen weißen Blüten öffnen sich von April bis Mai, die tiefroten bis schwarzen Früchte werden nur etwa sechs Millimeter groß und haben nur wenig Fruchtfleisch (Abbildung 24). Sie sind zwar essbar, aber das wenige Fruchtfleisch ist sehr sauer und bitter.

10. Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus L.)

 

Sie kommt von Europa bis nach Nordasien und Japan vor und gedeiht in Auwäldern und an Rändern von Ufergebüschen. Sie wächst als Großstrauch oder kleiner Baum und erreicht eine Höhe von bis zu zwölf Metern (Abbildung 25). Sie hat überhängende Zweige, die sich ab April reich mit traubenartigen Blütenständen schmücken (Abbildung 26). Die kleinen weißen Blüten werden von verschiedenen Insektenarten bestäubt, die Nektar sammeln. Es entstehen kleine, zunächst rote, dann schwarze Steinfrüchte, die von zahlreichen Vogelarten sehr geschätzt werden.

11. Späte Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh.)

 

Im Gegensatz zu der bei uns einheimischen Gewöhnlichen Traubenkirsche stammt die Späte Traubenkirsche aus Nordamerika. Sie hat sich seit einiger Zeit in unseren Wäldern angesiedelt. An ihren traubenförmigen Blütenständen (Abbildung 27) bildet sie kleine schwarze Steinfrüchte (Abbildung 28).

 

Sie breitet sich außerordentlich erfolgreich mit Hilfe zweier Wuchsstrategien aus, einmal durch eine vegetative Vermehrung, aber auch durch ihre Früchte, die bei Vögeln sehr beliebt sind. In unseren Wäldern bildet sie stellenweise einen dichten Unterwuchs und unterdrückt die einheimische Vegetation; deshalb gilt sie als problematischer „Neophyt“. Die Bekämpfung gestaltet sich außerordentlich schwierig und erfordert das konsequente Entfernen aller neu aufkommenden Exemplare, siehe hierzu den Artikel „Bloß nicht“ im Greenkeepers Journal 4/16.

 

Bedauerlicherweise ist die Art auch auf Golfplätzen zu finden, mitunter sogar mit zahlreichen reich fruchtenden Bäumen.

2. Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus L.)

 

Der Kirschlorbeer kommt von Bulgarien bis zum Kaukasus vor und gilt als Relikt aus dem Tertiär. Mit seinen lorbeerartigen, immergrünen Blättern und weißen Blüten, die in Trauben zusammenstehen, ist er bei uns als Zierstrauch außerordentlich beliebt (Abbildung 29). Seit einigen Jahren wird er immer öfter auch als Heckenpflanze verwendet. Der Kirschlorbeer ist sehr wüchsig und verlangt regelmäßig einen kräftigen Rückschnitt, sonst kann er mehr als drei Meter hoch werden. Zudem fruchtet er reich (Abbildung 30) und kann sich sehr stark ausbreiten. Im Unterholz von Wäldern verdrängt er die einheimische Vegetation, weshalb er als Neophyt gilt und nicht mehr angepflanzt werden sollte.

13. Nelken-Kirsche, Japanische Zierkirsche (Prunus serrulata Lindl.)

 

Die Nelken-Kirsche stammt aus Japan. Sie ist heute in zahlreichen Züchtungen in unseren Gärten, vor allem aber in Parkanlagen zu finden. Die Blütenfarbe ist rosa bis weiß, wobei die Blüten halbgefüllt sind (Abbildung 31). Die Sorte ‚Kanzan‘ bildet breitkronige Bäume (Abbildung 32), die sich auch durch eine prächtige Herbstfärbung auszeichnen (Abbildung 33). In den Baumschulen werden in großer Zahl klein- oder schlankwüchsige Sorten angeboten.

Streuobstwiesen

Vielleicht stehen auf Streuobstwiesen, die es bereits auf einigen Golfplätzen gibt, sogar etliche Vertreter der Gattung Prunus. Streuobstwiesen verdienen besondere Beachtung, denn hier wird in einer alten umweltverträglichen Bewirtschaftungsform Obst auf Hochstämmen als prägenden Bestandteil der mitteleuropäischen Kulturlandschaften kultiviert (Abbildung 34).

Seit Anfang der 1980er Jahre bemühen sich Naturschützer und Landwirte um den Schutz und die Förderung der Streuobstbestände in Deutschland. Auf Golfplätzen könnten ganz im Sinne von Golf&Natur geeignete Flächen für Obstbäume genutzt werden; hier können Bienen die Bestäubung der Blüten übernehmen und zudem artenreiche, zweischürige Wiesen angesiedelt werden. Nun fragen Sie sich vielleicht, weshalb hier weder Äpfel, noch Birnen besprochen wurden, die ja auch auf Streuobstwiesen wachsen und zu den Rosaceen gehören – die Antwort: Sie gehören in eine andere Unterfamilie – die der Maloideae (Kernobstgewächse). Informationen zu diesem Verwandtschaftskreis gibt es in einem gesonderten Artikel in einer späteren Ausgabe.

 

 

Prunus-Arten auf Golfplätzen

Auf Golfplätzen finden Kirschen und Pflaumen in alten Sorten am ehesten auf Streuobstwiesen einen guten Platz.

 

Die Vogel-Kirsche, eine Wildsippe mit kleinen Früchten, die einen leicht bitteren Beigeschmack haben, sind sehr beliebt bei Vögeln. Da diese Wildform in krautreichen Wäldern, an Waldrändern und in Hecken bei uns natürlich vorkommt, passt sie gut auf Golfplätze mit einheimischem Baumbestand.

 

Vor der Späten Traubenkirsche, einem Neophyt, muss deutlich gewarnt werden, denn sie breitet sich sehr gern auch auf Golfplätzen aus. Deshalb sollten die ersten Exemplare sofort entfernt werden, nimmt sie überhand, dann sind zunächst fruchtende Exemplare zu fällen. In einem zweiten Schritt ist möglichst konsequent jede aufwachsende Pflanze zu entfernen, und zwar bevor sie die Fruchtreife erlangt.

 

Der Kirschlorbeer ist auf Golfplätzen als Einzelstrauch, aber auch als Hecke öfter anzutreffen. Da sich diese Art zunehmend stark ausbreitet, sollten keine weiteren Anpflanzungen vorgenommen und die bereits vorhandenen Exemplare vor der Fruchtreife geschnitten werden.

 

Die Japanische Zier-Kirsche kann für die Umgebung des Clubhauses uneingeschränkt empfohlen werden. Sie ist zur Blütezeit eine große, allerdings kurze Zierde, mit ihrem leuchtenden Herbstlaub hat sie einen zweiten Zieraspekt. Sie passt aber nicht in die naturnahen Baumbestände an den Spielbahnen.

 

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/2021

 

Lösung zur Frage in der Bildunterschrift, Abb. 1: 1 = Pfirsich/Nektarine, 2 = Kirsche, 3 = Platt-Pfirsich, 4 = Aprikose

 

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