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Bloß nicht ...!

Neupflanzungen von Bäumen

Robinie, spätblühende Traubenkirsche, Eschen-Ahorn und Götterbaum – lieber nicht auf dem Golfplatz pflanzen … Weshalb denn eigentlich nicht?

 

Es gibt Pflanzen- und Tierarten, die in anderen Regionen unserer Erde beheimatet sind. Einige wurden vor vielen Jahren in Deutschland eingeführt, sie haben sich seither etabliert und sogar stark ausgebreitet. Diese Pflanzen werden als Neophyten, Tiere als Neozoen, allgemein werden sie als invasive Arten, bezeichnet. Offenbar entsprechen die klimatischen und eda­phischen Bedingungen in unserer Region den Ansprüchen der jeweiligen Arten in idealer Weise.

 

Zunächst wurden sie in Gärten und Parkanlagen angepflanzt, dort wuchsen sie gut, blühten und fruchteten reich. Irgendwann haben ihre Früchte das Umland erobert. Oftmals wurden sie als „exotische“ Art von Urlaubsreisen mitgebracht oder als interessante neue Arten in Botanischen Gärten zur Erweiterung der Sammlung gepflanzt. Von dort sind sie „ausgebüxst“, haben sich sehr stark ausgebreitet und gelten inzwischen als invasive Arten.

 

Etliche krautige Arten sind inzwischen allgemein bekannt, vor allem wenn sie beim Menschen gesundheitliche Probleme, insbesondere Allergien, verursachen. Als Beispiele seien genannt: Die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia L.) und die Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzieanum Sommier et Leier).

 

Es gibt auch Arten, die keine gesundheitlichen Probleme beim Menschen verursachen, die aber für die natürliche Vegetation durch ihre starke Ausbreitungstendenz problematisch sind, beispielsweise der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica (Houtt.) Ronse Decr.) und die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.). Diese beiden Arten besiedeln flächendeckend große Gebiete.

 

Man mag es kaum glauben, aber auch einige Baum-Arten werden als Neophyten eingestuft. Zumeist ging ihre Ausbreitung von Parkanlagen und öffentlichen Grünflächen aus. Einige wurden sogar für die Verwendung als Stadtbaum empfohlen, als Beispiel sei der Götterbaum genannt. Inzwischen wird aufgrund der Erfahrungen von dessen Pflanzung abgeraten.

 

Wie breiten sich Neophyten aus?

Bei Pflanzen erfolgt die Ausbreitung durch Früchte, in der Regel sind es Früchte mit Flügeln oder mit Haaren, die vom Wind transportiert werden. Aber auch durch Vögel, die beerenartige Früchte verspeisen, kann eine Ausbreitung erfolgen. Nach der Passage des Vogeldarmes keimen die Samen in großer Zahl. Andere Arten können durch Sprosse aus den Wurzeln, sogenannte Wurzelbrut, größere Flächen besiedeln, manche verfolgen sogar mehrere Ausbreitungs-Strategien und sind dadurch besonders erfolgreich. Sie breiten sich durch Früchte, die in großer Zahl gebildet werden, – generativ – und auch durch Ausläufer oder Wurzelbrut – vegetativ – sehr erfolgreich aus. Das kann dazu führen, dass sie unsere einheimischen Arten an ihren Standorten massiv unterdrücken und sogar ganz verdrängen.

 

Zunächst einmal haben diese Neuankömmlinge hier keine Schädlinge; es kann viele Jahre dauern, bis sich die ersten Schadinsekten und Krankheiten hier einstellen.

Wie sehen Neophyten aus und welche Ausbreitungs-Strategien verfolgen die jeweiligen Arten?

Dieser Frage wird bei einigen neophytischen Baum-Arten nachgegangen, und deren Strategien behandelt, die ihre starke Ausbreitung erst ermöglichen.

 

Die Robinie (Robinia pseudoacacia L.) stammt aus den Laubwäldern des Atlantischen Nordamerikas. Zuerst wurde sie etwa zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Paris gebracht, später in zahlreichen Botanischen Gärten kultiviert. Von da ausgehend ist sie inzwischen in Europa, Nordafrika, West- und Ostasien zu finden. Sie gilt als das Gehölz, das sich im Laufe der Zeit am weitesten ausgebreitet hat.

 

Die Robinie bildet schöne, weitausladende Baumkronen (Abbildung 1). Aus ihren weißen, schön duftenden Schmetterlingsblüten (Abbildung 2) entwickeln sich Hülsenfrüchte mit jeweils sechs bis acht Samen (Abbildung 3). Die Robinie fruchtet bereits im jugendlichen Alter von etwa fünf bis sechs Jahren. Die Samen bleiben lange keimfähig, angegeben werden 30 Jahre.

 

Werden die Stämme abgeschnitten, so bilden sich aus dem Wurzelstock neue Schösslinge (Abbildung 4). Insbesondere nach der Fällung einer Robinie treiben in der Umgebung des Stubbens aus den flachstreichenden Wurzeln zahlreiche Schösslinge aus und besiedeln größere Flächen, es können kleine „Wäldchen“ entstehen (Abbildung 5). In diesem Falle sollten die Schösslinge regelmäßig abgemäht oder möglichst an der Bodenoberfläche abgeschnitten werden.

Dank ihrer Robustheit, geringer Ansprüche an den Boden, der reichen Fruchtbildung und ihrer Fähigkeit Wurzelsprosse zu bilden, hat sich die Robinie stark ausgebreitet und gilt als Neophyt (Abbildung 6).

 

Die Robinie gehört in den Verwandtschaftskreis der Schmetterlingsblütler (Fabaceae). Diese Pflanzengruppe ist in der Lage, nach einer Infektion, die immer an den Wurzelhaaren beginnt, eine Symbiose mit Bodenbakterien einzugehen. Die Bodenbakterien können elementaren Luftstickstoff binden und in pflanzenverfügbare Stickstoffverbindungen überführen. Dadurch können Schmetterlingsblütler auf besonders armen Sandböden gedeihen und sich ausbreiten; sie gelten als Pionierpflanzen.

 

Der Eschen-Ahorn (Acer negundo L.) stammt ebenfalls aus dem atlantischen Nord-Amerika und gedeiht dort vor allem in Auwäldern. Bereits 1688 wurde der Eschen-Ahorn in Mitteleuropa eingeführt und ist bei uns eines der am meisten gepflanzten fremdländischen Gehölze. Er ist außerordentlich schnellwüchsig, die Bäume bilden ausladende breite Kronen (Abbildung 7).

 

Doch woher kommt der deutsche Name – eine Kombination aus Esche und Ahorn – dieses Baumes? Ein Bastard zwischen den beiden Gattungen ist er nicht. Er hat keine ahornartigen Blätter, sondern eschenähnliche Fiederblätter mit drei bis fünf Fiedern, die an blau bereiften Stengeln stehen (Abbildung 8). Bereits an Jungpflanzen ist beim dritten Blattpaar die Fiederung zu erkennen (Abbildung 9).

Der Eschen-Ahorn ist zweihäusig, anders als unsere Ahorn-Arten. Die männlichen Blüten haben lang herunter hängende rötlich gefärbte Staubblätter, die heftig im Wind flattern (Abbildung 10). Die weiblichen Blüten stehen an langen herunter hängenden Blütenstandsachsen. Die sich entwickelnden Früchte haben Flügel (Abbildung 11) und ähneln denen der Ahorne; sie werden vom Wind sehr weit transportiert und können große Gebiete besiedeln. Die Früchte werden im Herbst braun und leicht, anschließend nehmen sie dann ihre „Flugreise“ auf und rotieren in der Luft (Abbildung 12).

 

Ältere Bäume zeigen in der Oberkrone oftmals deutlich, dass größere Astpartien absterben, haben dann aber bereits für reichlich Nachkommen gesorgt. Dies lässt sich an offenen Stellen im Gelände gut beobachten, wo sich – soweit das Auge reicht – reine, beinahe undurchdringliche Eschen-Ahorn-Bestände etabliert haben (Abbildung 13). Sobald die jungen Bäume die Fruchtreife erlangt haben, wird die gesamte Umgebung rasch besiedelt. Wird mit der Entfernung der Bestände zu lange gewartet, dann wird es immer schwieriger, solche Stellen von diesem Neophyten zu befreien. Zudem sorgt der Samenvorrat im Boden für reichlich Nachwuchs.

Der Götterbaum (Ailanthus altissima (Mill.) Swingle) stammt aus China und gehört in Europa in die Gruppe der problematischen invasiven Arten. Er ist sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit, Schnitt und Herbiziden. Wegen dieser für Städte zunächst positiv erscheinenden Eigenschaften – schnell wachsendes Gehölz mit schönen Baumkronen (Abbildung 14) – ist er eine Zierde für Parkanlagen und freie Plätze. Er wurde sogar als Straßenbaum gepflanzt; doch aufgrund der Erfahrungen und der Einstufung als invasive Art werden inzwischen keine Pflanz-Empfehlungen mehr ausgesprochen. Da bereits im Greenkeepers Journal 3/16 der Götterbaum in einem Steckbrief vorgestellt wurde, sollen hier noch die Eigenschaften herausgestellt werden, durch die er als Neophyt andere Lebensräume besiedelt.

Nicht nur bei uns, sondern auch in Österreich, Ungarn, der Schweiz und im Mittelmeerraum bedroht der Götterbaum die natürliche Vegetation. Als wärmeliebende Art siedelt er sich vor allem in den Wärmeinseln der Städte an. Hat erst einmal ein Baum die Fruchtreife erlangt, dann ist sein Ausbreitungsdrang kaum noch zu bremsen. Mit seinen Flugfrüchten (Abbildung 15) ist er dank des Windes weithin unterwegs und kann an unterschiedlichsten Stellen siedeln (Abbildung 16). Hat sich der Götterbaum erst einmal etabliert, dann sind Gegenmaßnahmen aufwendig. Selbst nach einer Fällung regeneriert er vegetativ rasch durch Ausbildung von Wurzelschösslingen und Stockausschlägen. Soll die Bekämpfung erfolgreich sein, dann müssen alle vegetativen Triebe über mehrere Jahre im Rahmen einer Nachpflege ausgerissen oder abgeschnitten werden.

 

Er wächst in den Städten an Straßenrändern, Bahngleisen, an Uferbefestigungen, in Grünanlagen. Im besiedelten Raum verursacht er Schäden, indem er Gehwegplatten hebt und in Ritzen und Mauerfugen wächst. Häufig ist er in Gesellschaft des Eschen-Ahorns (Abbildung 17) anzutreffen.

Die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh.) stammt aus dem östlichen Nordamerika; sie wurde bereits 1623 nach Europa gebracht, für Deutschland wird sie erstmalig für das Jahr 1685 erwähnt. Zunächst wurde sie nur als Ziergehölz in Gärten und Parks gepflanzt.

 

Mit ihren weißen, in Trauben stehenden Blüten, hat sie hohen Zierwert, die Blätter haben eine schöne glänzende Oberfläche (Abbildung 18). Aus den Blüten entstehen zunächst rot, dann schwarz gefärbte Früchte in großer Zahl (Abbildungen 19 und 20).

 

Die Spätblühende Traubenkirsche wächst in ihrer Heimat auf armen Böden, bringt dort gute Wuchsleistungen und liefert wertvolles Holz. In Deutschland wurde sie im späten 19. Jahrhundert auf ihre Eignung für die Forstwirtschaft getestet. Bei uns wächst sie aber vor allem strauchförmig und erfüllt deswegen nicht die Erwartungen, als Forstbaum wertvolles Holz zu liefern.

 

Trotzdem wurde sie insbesondere auf armen Böden angepflanzt, bis etwa um 1970 erste Verwilderungen festgestellt wurden. Dabei bildet die Spätblühende Traubenkirsche eine dichte Strauchschicht und behindert andere Gehölze bei der natürlichen Verjüngung. Werden die Sträucher abgeschnitten, dann zeigt die Art eine ausgeprägte Fähigkeit zum Stockausschlag. Deshalb wurde versucht, die Spätblühende Traubenkirsche durch Rodung wieder zu entfernen. Aus vergessenen Wurzelstücken entwickelt sich jedoch eine sehr vitale Wurzelbrut, die schnell wächst und wieder dichte Bestände bildet. Eine komplette manuelle Entfernung ist wegen Wuchsverhaltens kaum möglich. Die Früchte werden von zahlreichen Vögeln und Säugetieren gefressen. Die Samen sind nach Darmpassage bei Singvögeln besser keimfähig und behalten fünf Jahre lang ihre Keimfähigkeit.

 

Die Spätblühende Traubenkirsche gilt als Neophyt; sie ist durch zwei verschiedene Ausbreitungsstrategien sehr erfolgreich. Sie bildet dichte Gebüsche, an manchen Stellen gemeinsam mit der bereits vorgestellten Robinie (Abbildung 21).

 

Neophyten auf Golfplätzen?

Mit der Verdrängung einheimischer Arten ist auf Golfplätzen kaum zu rechnen, da es sich hier meistens um Anpflanzungen handelt; allerdings können sich die vorgestellten Neophyten in Gehölzstreifen zwischen den Spielbahnen oder an den Rändern des Golfplatzes ansiedeln und sich von dort ausgehend weiter ausbreiten. Werden Arten mit starker Ausbreitungstendenz gepflanzt, dann können sich diese nach einigen Jahren stark vermehren, was eine deutliche Erhöhung des Pflegeaufwandes zur Folge hätte, mitunter ist eine komplette Entfernung der jeweiligen Art nur schwer zu erreichen.

 

Deshalb: Vorsicht bei der Auswahl der Arten! Die hier vorgestellten Baum-Arten sollten auf Golfplätzen besser nicht gepflanzt werden, denn durch ihre Doppelstrategie sind sie sehr erfolgreich: Generativ durch Samen/Früchte und vegetativ durch Wurzelbrut und Stockausschläge.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 4/2016

 

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