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Golfplätze im Feuerwerk des Herbstlaubes

In neuem Gewand

Auch wenn der Herbst signalisiert, dass nun bald die kalte, dunklere Jahreszeit anbricht, so hat er doch auch sehr schöne Seiten. Wenn man bedenkt, dass in den feuchten Tropen das ganze Jahr über alles grün ist – nicht ohne Grund wird von der „grünen Hölle“ gesprochen – dann erscheint der Herbst in unseren Breiten als eine wunderbare Jahreszeit. Nicht ohne Grund wird in unseren Breiten vom „goldenen Herbst“ gesprochen.

Einige Bilder von einzelnen Bäumen (Abbildung 1), einer Rot-Buche, die im Herbstlicht von Gelb bis rötlichbraun leuchtet, oder einer Platanengruppe, die gerade ihr Herbstkleid anlegt (Abbildung 2) und eine Winter-Linde mit hellgelbem Laub, das bereits teilweise abgefallen ist (Abbildung 3), sollen auf den Herbst einstimmen.

Ein Buchenwald lädt zu einer Herbstwanderung ein (Abbildung 4). Hier leuchten die gelben Blätter im Sonnenlicht, die braunen liegen bereits auf dem Boden. Für Kinder bedeutet ein Spaziergang im Herbst ein Vergnügen besonderer Art, im Laub zu rascheln macht großen Spaß, bei dem sogar Erwachsene fleißig mitmachen.

Auf Golfplätzen mit ihrem Bestand an Bäumen und Sträuchern bei herbstlicher Laubfärbung (Abbildung 5) hat ein Turnier sicherlich einen besonderen Reiz. Es sind aber nicht nur die Blätter der Laubbäume und Sträucher, die für ein Feuerwerk an Farben sorgen, sondern insbesondere Früchte, aber auch Stämme mit besonderen Rinden können einen Beitrag zur Farbigkeit im Herbst liefern.

Ursachen für die Verfärbung der Bätter

Die leuchtenden Farben im Herbst beruhen auf einer Änderung der Mengenverhältnisse der Farbstoffe im Blatt. Außerdem werden Nährstoffe abgebaut und Elemente wie Eisen, Kalium, Phosphor und Stickstoff in Stamm und Wurzeln transportiert.

 

Im Frühjahr und Sommer sind die Blätter grün gefärbt. In dieser Zeit werden mit Hilfe des Chlorophylls – dem licht­absorbierenden grünen Farbstoff in der Pflanzenzelle – aus der Energie der Sonnenstrahlung in einem biochemischen Vorgang aus Wasser und Kohlenstoffdioxyd energiereiche organische Stoffe – Kohlenhydrate – gewonnen. Dieser Vorgang ist bekannt als Assimilation.

 

In dieser Jahreszeit werden die übrigen Pigmente im Blatt überdeckt. Im Herbst wird die Photosynthese eingestellt und das Chlorophyll nicht mehr neu gebildet; es wird „zerlegt“ und die Bestandteile werden aus dem Blatt abtransportiert. Danach treten die übrigen Blattpigmente, die für die Herbstfärbung sorgen, deutlich in Erscheinung. Dabei handelt es sich um Karotinoide, die eine Gelb-, Orange- und Rotfärbung hervorrufen, um Xanthophylle, die eine Gelbfärbung bewirken, und um Anthocyane, die für rote, blaue und violette Farbtöne sorgen. Braune Blätter entstehen, wenn Gerbstoffe zu braunen Farbstoffen oxidieren.

 

Der Wechsel der Farben dient als Schutz vor intensiver Sonnenstrahlung, auf die das herbstliche Blatt nach dem Abtransport wichtiger Nährstoffe besonders empfindlich reagiert. Das Feuerwerk der Farben ist sozusagen ein wunderbarer Nebeneffekt der biochemischen Prozesse im Blatt. 

Betrachtet man Bäume, die gerade beginnen, ihr Laub in verschiedene Farben zu „tauchen“, dann fällt auf, dass die Verfärbung meistens von der Baumspitze her beginnt, dies ist deutlich zu sehen, wenn die Japanischen Zierkirschen (Abbildung 6) in den ersten Oktobertagen von der Spitze ausgehend die Blätter in leuchtend rotem Licht erscheinen lassen, während die unteren noch grün sind. Aber nicht nur „fremdländische“ Gehölze gehen so vor, auch einheimische Arten verfolgen das gleiche Prinzip, so beispielsweise eine alte Rot-Buche (Abbildung 7), in deren Spitzenregion die ersten Blätter bereits Mitte September eine deutliche Rotfärbung zeigen. Bei einem jungen Feld-Ahorn tragen die oberen Zweige zuerst gelbe Blätter (Abbildung 8), allerdings setzt die Laubfärbung beim Feld-Ahorn erst Ende Oktober ein.

 

Warum werden Blätter abgeworfen, welche Prozesse finden statt?

Da Pflanzen über ihre Blätter ständig große Mengen Wasser verdunsten, würden sie bei gefrorenem Boden unter starkem Wassermangel leiden und langsam austrocknen. Dieser Prozess, der bei Nadelbäumen eine Rolle spielt, wird „Frosttrocknis“ genannt. Unsere Laubbäume werfen im Herbst ihre Blätter ab, die Verduns-tung wird gestoppt und dem winterlichen Wassermangel vorgebeugt. Zudem werden bei diesem Vorgang Stoffwechselendprodukte und im Blatt gespeicherte Umweltgifte entsorgt.

 

Bei Abnahme von Tageslänge und Temperatur werden – durch Phyto­hormone gesteuert – die Blätter abgeworfen. Als Vorbereitung auf diesen Vorgang wird im Blattstiel ein Trenngewebe gebildet. Dabei verschleimen die Mittellamellen zwischen den Zellen und die Zellen runden sich ab. Durch die anschließende Bildung eines Korkgewebes wird die Wunde verschlossen, wodurch der Wasserverlust und das Eindringen von Schädlingen verhindert werden.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die kahlen Baumkronen setzen Herbst- und Frühjahrswinden wenig Widerstand entgegen, zudem ist die Schneelast geringer als beispielsweise bei Nadelbäumen, die ihre „Blätter“ behalten. Außerdem haben die im Frühling austreibenden Winterknospen genügend Licht in den lichtdurchfluteten Kronen der Laubbäume.

 

Goldener Herbst, Indian Summer und asiatische Farbenpracht

Der Goldene Herbst ist bei uns der Inbegriff von schönen Herbsttagen und „goldenen“ Blättern. Es fällt auf, dass in unseren Breiten und den hier einheimischen Gehölzen das Gelb deutlich überwiegt. Die Europäische Lärche (Larix decidua Mill.), ein Nadelbaum, der ganz untypisch für diese Gruppe seine „Blätter“ im Herbst abwirft, sie vorher aber besonders schön gelb färbt, (Abbildung 9).

Die bei uns einheimischen Ahorn-Arten, insbesondere der Feld-Ahorn (Acer campestre L.) hat besonders schöne kleine und hellgelb gefärbte Blätter (Abbildung 10). Auch Spitz-Ahorn (Acer platanoides L.), Hänge-Birke (Betula pendula Roth.) und Weißbuche (Carpinus betulus L.) bezaubern in hellem leuchtenden Gelb.

Der „Indian Summer“ signalisiert eine wunderbare Herbstfärbung auf dem nordamerikanischen Kontinent, wobei hier das Rot überwiegt. Eine trockene, warme Wetterperiode im späten Herbst ist die Voraussetzung für einen farbenprächtigen Herbst. Hier ist insbesondere der Kanadische Zucker-Ahorn zu nennen, der mit dem „Indian Summer“ in Verbindung gebracht wird. Es gibt aber noch weitere „Nordamerikaner“, die sogar in unseren Breiten das leuchtende Rot des herbstlichen Laubes zeigen. Da sind vor allem Arten wie der Amberbaum (Liquidambar styraciflua L.), der immer häufiger in den Städten zu sehen ist und offenbar unter unserem Klimabedingungen bestens gedeiht (Abbildung 11 und 12).

Zu nennen sind auch der Rot-Ahorn (Acer rubrum L.) und vor allem die Amerikanische Rot-Eiche (Quercus rubra L.), deren rotes Laub bei Sonnenschein wunderbar leuchtet (Abbildung 13 und 14). Immer öfter ist in Gärten und Parkanlagen, auch auf Golfplätzen, ein Strauch, die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii F. G. Schroed.) mit leuchtendem Herbstlaub, anzutreffen.

Daneben gibt es natürlich auch Arten, die Gelbtöne im Herbst zeigen, beispielsweise der Amerikanische Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera L.), ein wunderbarer Baum, in Abbildung 15 mit beginnender Gelbfärbung.

 

Auch in Asien gibt es prächtige Rottöne im Herbst, dort sind es insbesondere die bereits oben erwähnten Japanischen Zierkirschen (Prunus serrulata Lindl.), die in zahlreichen Sorten und mit unterschiedlicher Wuchsform bei uns kultiviert werden (Abbildungen 16 und 17). Außerdem sind Ahorn-Arten wie der Japanische Ahorn (Acer japonicum Thunb.) und der Fächer-Ahorn (Acer palmatum Thunb. ex Murray), deren Blätter sich im Herbst zunächst nur an den Spitzen (Abbildung 18) später brennendrot bzw. karminrot färben (Abbildung 19) zu nennen.

 

Auch gelbe Farben sind bei Bäumen aus dem fernen Osten bemerkenswert, beispielsweise bei der sogenannten Fächertanne (Ginkgo biloba L.), die bei uns häufig in Städten als Straßenbaum, in Parkanlagen und auch auf Golfplätzen kultiviert wird (Abbildung 20).

Wenn über Farben gesprochen wird, denkt man sofort an die Farbenlehre

Hier gibt es zwei Persönlichkeiten, die sich für dieses Wissensgebiet besonders interessierten: Johann Wolfgang von Goethe und  Isaac Newton. Sie verfolgten aber ganz unterschiedliche Ansätze.

 

Goethe folgt der physiologischen Wirkung der Farben und damit einer ganzheitlich klassisch-naturwissenschaftlichen Betrachtung im Gegensatz zu Isaac Newton, der einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Ansatz hat. Diese beiden Theorien sind unvereinbar und stehen nebeneinander; sie sind im historischen Zusammenhang zu betrachten. Erstaunlicherweise schätzte Goethe seine Erkenntnisse zur Farbenlehre höher ein als sein literarisches Werk.

Welche Pflanzen können auf Golfplätzen für leuchtende Farben sorgen – hier einige Beispiele, allerdings sind Größe und Ansprüche zu berücksichtigen:

 

Einheimische Arten:

  • Feld-Ahorn (Acer campestre L.)
  • Spitz-Ahorn (Acer platanoides L.)
  • Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus L.)
  • Sand-Birke, auch Hänge-Birke (Betula pendula Roth.)
  • Hainbuche, auch Weißbuche (Carpinus betulus L.)
  • Rot-Buche (Fagus sylvatica L.)
  • Europäische Lärche (Larix decidua Mill.)

 

Arten aus der Neuen Welt:

  • Rot-Ahorn (Acer rubrum L.)
  • Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii F. G. Schroed.)
  • Amerikanischer Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera L.)
  • Amerikanische Rot-Eiche (Quercus rubra L.)
  • Amberbaum (Liqidambar styraciflua L.)

 

Arten aus Asien:

  • Japanischer Ahorn (Acer japonicum Thunb.)
  • Fächer-Ahorn (Acer palmatum Thunb. ex Murray)
  • Zierkirsche  (Prunus serrulata Lindl.) in verschiedensten Sorten
  • Fächertanne (Ginkgo biloba L.), doch Vorsicht, die weiblichen Bäume haben Samen, die bei Berührung stark und unangenehm nach Buttersäure riechen!

 

Und übrigens …

Schön gefärbtes Herbstlaub lässt sich leicht trocknen und zu tollen Bildern oder Dekorationen verwenden: Einfach die schönsten Blätter sammeln, zwischen Zeitungen legen und mit einem Bücherstapel beschweren. Allerdings muss, damit ein perfektes Ergebnis erzielt wird, das feuchte Zeitungspapier ausgewechselt und durch trockenes ersetzt werden.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 03/2016

 

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