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Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii F. G. Schroed)

Steckbrief – Sträucher auf Golfanlagen

Die Gattung Amelanchier umfasst etwa 25 Arten. Fast alle sind in Nordamerika beheimatet, eine Art ist von Europa bis Kleinasien verbreitet, eine weitere Art kommt in Ostasien vor. Unsere einheimische Felsenbirne, Amelanchier ovalis Medik., die Gewöhnliche Felsenbirne (Abbildung 1), ein relativ kleinwüchsiger Strauch, ist selten in unseren Gärten und Parkanlagen anzutreffen.

 

Dagegen ist seit einiger Zeit die Kupfer-Felsenbirne, Amelanchier lamarckii in unsere Gärten und Parkanlagen „eingezogen“. Da sie eine schöne Wuchsform hat, sich durch sehr gute Frosthärte auszeichnet und stadtklimafest ist, hat sie bei Landschaftsplanern und Gartenbesitzern große Beliebtheit erlangt und wird in unseren Breiten immer öfter gepflanzt. Sie schmückt sich im zeitigen Frühjahr mit reichem Blütenflor – sie blüht Anfang April noch bevor sich die Blätter entwickeln –, hat schöne Früchte und eine außerordentlich auffällige, leuchtende Herbstfärbung. Die ganz jungen Laubblätter sind wahrscheinlich für die Namensgebung verantwortlich; sie zeigen eine an Kupfer erinnernde Färbung (Abbildung 8).

 

Sie wächst als zunächst niedriger, zierlicher Strauch. Im höheren Alter erreicht sie eine Höhe von sechs bis acht Metern, bleibt aber trotz dieser Größe ein sehr lichter, eleganter Strauch. Besonders schön wirkt sie, wenn sie als Gruppe gepflanzt wird.

 

Verwandtschaft

Die Felsenbirne gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae). Dies ist in unseren Breiten ein sehr vielfältiger Verwandtschaftskreis. So zählen zu dieser Familie natürlich die Rosen, äußerst beliebte Zierpflanzen, die mit vielen Arten und zahlreichen Züchtungen in unseren Gärten, Parks und natürlich auf Rabatten in den Golfanlagen zu finden sind. Aber beispielsweise auch unsere Obstgehölze wie Apfel, Birne, Mispel, Quitte, Kirsche, Pflaume, Pfirsich und Aprikose gehören zu den Rosengewächsen. Sie zeichnen sich durch größere Blüten mit breiteren Kronblättern und schmackhafte Früchte aus. Daneben gibt es in diesem Verwandtschaftskreis außerdem zahlreiche krautige Zierpflanzen, beispielsweise das Fingerkraut, die Nelkenwurz und den Frauenmantel.

 

Herkunft

Die Kupfer-Felsenbirne stammt aus dem östlichen Kanada und dem Nord­osten der Vereinigten Staaten; sie gilt in Nordwestdeutschland, Belgien und den Niederlanden als eingebürgert, insbesondere in bodensauren Wäldern.

 

Aussehen

Unsere Obstbäume sind uns wohl wegen ihrer Früchte wohlbekannt, aber wer kennt die Felsenbirne, ihre Blätter, Blüten und Früchte? Was ist das Besondere an diesem Strauch?

 

Sie wächst – wie es sich für einen Strauch „gehört“ – von der Basis mit mehreren mitunter eng beieinander stehenden aufrechten Trieben. Abbildung 2 zeigt ein junges zierliches Exemplar mit einer Höhe von etwa einem Meter, das bereits in voller Blüte steht. Mit zunehmendem Alter, fast jährlich wird der Strauch höher, die Strauchbasis dichter und breiter, und die dünnen, zunächst aufrechten Zweige biegen sich nach außen, so dass sich ein beinahe schirmförmiges Aussehen ergibt (Abbildung 3).

Stehen die Forsythien in voller Blüte, dann sind die Blütenknospen der Felsenbirne noch geschlossen (Abbildung 4). Ein Blick in die stark verzweigten Enden zeigt die in Wartestellung befindlichen Blütenstände in großer Zahl (Abbildung 5). Sieht man sich die Blütenstände etwas genauer an, dann wird die Behaarung an Knospen und jungen Blättern deutlich (Abbildung 6). Die Blätter sind zu diesem Zeitpunkt entlang der Mittelrippe gefaltet, so dass sie aussehen, als fehle ihnen die andere Hälfte. In diesem Stadium ist demzufolge nur die Unterseite einer Blatthälfte zu sehen.

 

Etwa eine Woche später – vorausgesetzt es herrscht schönes Frühlingswetter – steht die Felsenbirne in voller Blüte. Abbildung 7 zeigt einen blühenden Zweig vor dem blauen Frühlingshimmel. Die traubigen Blütenstände haben nur wenige schneeweiße Blüten mit zarten, schmalen Blütenblättern, an deren Basis sich Nektar befindet. Die Laubblätter sind nunmehr „aufgeklappt“ und machen mit ihrer Färbung dem Namen der Art – Kupferfelsenbirne – alle Ehre (Abbildung 8). Deutlich zu sehen sind auch die Staubgefäße, hingegen ist der Fruchtknoten zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein und eher unscheinbar. Allerdings ist bereits ein Griffel entwickelt und „wartet“ darauf, dass ein Insekt den Pollen auf den Narben ablädt und die Blüte bestäubt. Für Insekten sind die Blüten mit ihrem Pollenangebot zu diesem frühen Zeitpunkt sehr wichtig, denn es mangelt noch an blühenden Pflanzen.

Nur etwa drei Wochen später bietet sich ein völlig anderes Bild. Alle Blütenblätter sind abgefallen, die Kelchblätter treten nun deutlich hervor und in der Mitte ist bereits die junge Frucht zu erkennen (Abbildung 9). In der Folgezeit, wiederum nach etwa drei Wochen, hat sich der unterständige Fruchtknoten entwickelt (Abbildung 10). Zunächst noch grün, färben sich die Früchte innerhalb weniger Wochen rot und anschließend dunkelblau (Abbildung 11). Die kleinen Früchte sind sehr schmackhaft und deshalb bei Vögeln äußerst beliebt. Aber auch dem Menschen munden sie und können sogar wie Rosinen verwendet werden. Doch meistens kommt man zu spät, die Vögel sind beim Ernten viel schneller.

 

Die Früchte entsprechen in ihrem Aufbau Äpfeln im Miniformat, allerdings ist in jedem der fünf Fruchtblätter eine falsche Scheidewand ausgebildet, so dass das Kerngehäuse der Früchte bis zehn Fächer hat. Der Name „Amelanchie“ kommt aus dem Keltischen und bedeutet Äpfelchen. Mit einer wunderbaren Herbstfärbung (Abbildung 12), verabschiedet sich die Kupfer-Felsenbirne etwa ab September für das jeweilige Jahr. Zu dieser Jahreszeit sind bei den allermeisten unserer einheimischen Laubgehölze die Blätter noch grün. Schon deshalb ist dieser Strauch eine besondere Zierde für alle Freilandanlagen. An den Triebenden sind – sieht man etwas genauer hin – zu diesem Zeitpunkt bereits die länglichen Winterknospen zu erkennen. In diesen Knospen befindet sich bereits der gesamte Trieb für das nächste Jahr. Die jungen Blätter und Blüten sind durch eine dichte Behaarung (Abbildung 6), die wie ein Pullover wirkt, vor niedrigen Temperaturen im Winter geschützt.

Was sollte vor der Pflanzung bedacht werden?

Die Kupfer-Felsenbirne eignet sich hervorragend für Golfplätze; sie kann uneingeschränkt empfohlen werden. Wenn genügend Platz vorhanden ist, sollte sie in Dreiergruppen gepflanzt werden. Wegen ihrer zierlichen Statur und des langsamen Wuchses sind sie auch in Randbereichen der Golfplätze gut zu verwenden.

 

Mit ihrer prächtigen Herbstfärbung wird sie zu einem „Feuerwerk“ auf dem Golfplatz. Früher als bei meisten unserer einheimischen Laubgehölze beginnt die Färbung des Laubes bereits im September.

 

Vögel werden zur Fruchtreife in größerer Zahl zur Ernte „erscheinen“, was durchaus wünschenswert ist, denn ein Golfplatz kann und sollte eine Oase für die Vogelwelt sein.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/2015

 

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