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Götterbaum, auch Bitteresche (Ailanthus altissima (Mill.) Swingle)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Der Götterbaum gehört in die Familie der Bittereschengewächse (Simaroubaceae). Das ist eine Familie, die mit 20 Gattungen und über 120 Arten in den Tropen und Subtropen vorkommt.

 

In der Rinde der Bäume dieses Verwandtschaftskreises befinden sich diverse Bitterstoffe – daher der deutsche Name Bittereschengewächse. Mit seinen Inhaltsstoffen vom Quassintyp entspricht der Götterbaum denen des Bitterholzbaumes (Quassia amara L.), der durch seine Inhaltsstoffe einen größeren Bekanntheitsgrad hat. Diese finden Verwendung als Insektenbekämpfungsmittel und als Arzneimittel.

 

Der Götterbaum ist bei uns nicht einheimisch; er hat sein natürliches Verbreitungsgebiet in China. Doch bereits 1740 wurde er in Paris als Parkbaum eingeführt. In Wien führte man zudem den Ailanthus-Spinner ein; gedacht war er für die Herstellung einer Seide, die kostengünstiger und sogar haltbarer als die des ursprünglich in China beheimateten Seidenspinners sein sollte. Dieses Projekt war offenbar nicht vom Erfolg gekrönt. Aber von Wien aus verwilderte der Götterbaum und etablierte sich vor allem in größeren deutschen Innenstädten, wo die seinen Ansprüchen entsprechende Wärmemenge von neun Grad Celsius mittlere Jahrestemperatur erreicht wird.

 

Der Götterbaum ist ein sommergrüner, schnell wüchsiger Laubbaum, der freistehend wachsend, eine breite Krone mit weit ausladenden Ästen bildet (Abbildung 1). Wegen seines schnellen Wuchses, der markanten Krone, der für unsere Breiten außergewöhnlich großen Laubblätter, der reich verzweigten Blütenstände und schönen Früchte, wird der Götterbaum gern in Parkanlagen gepflanzt.

Von dort ausgehend siedelt er sich in Städten „wild“ in Gesteinsritzen, zwischen Gehwegplatten, an Hauswänden etc. an. Im ersten und zweiten Jahr nach der Keimung kann er einen Sprosszuwachs von einem bis zwei Metern haben, in den ersten fünf bis zehn Jahren beträgt der Zuwachs noch 50 bis 80 Zentimeter pro Jahr.

 

Der Götterbaum wird 20 bis 25 m hoch; neben Exemplaren mit weit ausladenden Ästen gibt es solche, deren Äste steil in die Höhe aufragen, was besonders gut im unbelaubten Zustand zu sehen ist (Abbildung 2). Diese Bäume  erreichen auf guten Standorten größere Höhen bis maximal 30 Meter.

 

Die Stämme können im unteren Abschnitt einen Durchmesser von mehr als einem Meter erreichen. Mit diesen Ausmaßen sind die Götterbäume stattliche Gestalten in den Städten. Allerdings sind so große Exemplare eher selten zu finden, weil sie aufgrund ihrer Holzstruktur nicht besonders langlebig sind und nur ein Alter von 40 bis 80 Jahren erreichen. Deshalb ist der Götterbaum kaum in Büchern, die sich mit Baumveteranen und -denkmalen befassen, zu finden.

 

Aussehen im Jahreslauf

Im Frühjahr entwickeln sich aus kleinen Winterknospen die Laubblätter (Abbildung 3). Diese stehen wechselständig und wachsen zu bemerkenswerter Größe heran. Es sind gefiederte Blätter, die eine Länge von 50 bis 80 Zentimetern erreichen (Abbildung 4). Sie tragen 20 bis 30 einzelne Fiederblättchen, die länglich oval sind und eine ausgezogene Spitze haben. An der Basis eines jeden Fiederchens stehen zwei bis vier Drüsen, die Nektar absondern und von Ameisen des süßen Saftes wegen aufgesucht werden. Aufgrund ihrer Größe werden die großen Fiederblätter mitunter als Seitenzweige angesehen.

 

Die Knospen sind flach und nur 1 bis 2 mm hoch. In der vegetativen Phase entwickelt sich die Endknospe nicht weiter, ähnlich wie bei Linde und Ulme. Wird jedoch ein Blütenstand gebildet, so entwickelt sich dieser aus der Endknospe. Die Fortsetzung erfolgt dann jeweils aus mehreren Seitenknospen, so dass nunmehr eine reiche Verzweigung einsetzt, wobei bei älteren Bäumen die unteren Knospen gefördert werden. Das führt zu langen girlandenartigen Sprossverkettungen wie wir sie von älteren Rosskastanien kennen.

 

Im Sommer entwickeln sich zwittrige oder getrenntgeschlechtliche Blüten; diese sind klein und unscheinbar, gelblichweiß. Sie stehen in großen, stark verzweigten Rispen (Abbildungen 5 und 6) und fallen durch einen intensiven, beinahe penetranten Geruch, auf, der etwas an die Blüten der Esskastanien erinnert.

Die Blüten sind fünfzählig, in männlichen Blüten stehen zehn Staubblätter, Fruchtblätter fehlen. In weiblichen Blüten stehen fünf Staubblätter und fünf freie Fruchtblätter. Die Staubblätter ragen weit aus den Blüten heraus. Beide Blütentypen haben eine Nektar sezernierende Scheibe und durch den Nektar und Pollen werden die Bestäuber, in unseren Breiten sind es vor allem Bienen, angelockt.

Die jungen Früchte sind am Anfang ihrer Entwicklung rot gefärbt (Abbildung 7), wahrscheinlich weil sie größere Mengen des Farbstoffes Anthocyan enthalten. Sie färben sich aber im Laufe ihrer Entwicklung  grün bis gelborange (Abbildung 8). Mit seinen eleganten Früchten, dem markanten satt grünen Laub ist der Götterbaum in Parkanlagen und in der Stadt ein schöner Blickfang (Abbildung 9).

Im Herbst färben sich die Früchte braun und werden trocken (Abbildung 10), oftmals bleiben die Früchte sogar noch bis zum Frühjahr am Baum hängen. Bemerkenswert sind die Früchte. Es handelt sich um Nussfrüchte, die ringsherum geflügelt sind. An den Längsseiten ist der Flügel eher schmal, an den beiden Enden jedoch stark verlängert mit einer charakteristischen Drehung. Im trockenen Zustand und durch ihre Form sind die Früchte in der Lage, weit zu fliegen und zudem sehr elegante Flugbewegungen zu zeigen. Sie drehen sich um die eigene Längsachse und sinken mit einer schraubenförmigen Flugbahn zu Boden. Pflückt man einige Früchte ab und wirft sie in die Luft oder lässt sie aus größerer Höhe zum Beispiel vom Balkon oder Fenster fliegen, so kann man die eleganten Flugbewegungen sehr gut beobachten.

 

Der Götterbaum produziert jedes Jahr eine sehr große Anzahl an Früchten und sichert dadurch seinen Fortbestand und vor allem seine Ausbreitung. Allerdings müssen die Gegebenheiten seinen Ansprüchen genügen: Der Baum verlangt eine gewisse Wärmemenge, angegeben werden als Jahresmitteltemperatur neun Grad Celsius. Durch seine Ansprüche an bestimmte Wärmemengen ist seine Verbreitung begrenzt. Deshalb ist er bei uns vor allem in Städten, die höhere Temperaturen als das Umland aufweisen, zu finden. Auch sind regionale Unterschiede festzustellen: So ist der Götterbaum im Rhein-Main-Gebiet stark verbreitet, während er weiter östlich, in Gebieten mit kontinentalerem Klima und vor allem kälteren Wintern weniger zu finden ist.

Damit die Früchte am Boden liegend keimen, bedarf es höherer Temperaturen. Das mag erklären, weshalb Jungpflanzen oftmals zwischen Steinen, die sich stärker erwärmen, aufwachsen.

 

Die Blätter des Götterbaumes bleiben nicht sehr lange am Baum hängen – in der Literatur wird oftmals angegeben, dass sie keine Herbstfärbung zeigen. Meist färben sie sich jedoch gelb, was einen schönen Kontrast zu ihrer roten Fiederblattspindel ergibt (Abbildung 11).

Im Winter, wenn alle Blätter abgefallen sind, ist der Stamm mit seinen Strukturen besonders gut zu sehen. Der Stamm junger Bäume hat eine glatte graue Rinde, doch mit fortschreitendem Alter beginnt die Borke aufzureißen und weist zunächst kleine rautenförmige Muster auf (Abbildung 12), später sind zahlreiche helle Risse zu finden (Abbildung 13). Ein alter Götterbaumstamm mit seiner rauen Borke bietet offenbar ideale Bedingungen für einen reichen Bewuchs mit Flechten und Algen (Abbildung 14).

Die Wurzeln des Götterbaumes sind dick, fleischig und grobfaserig. Sie haben wenig Feinwurzeln und wachsen oberflächennah. Von seinen teilweise flachstreichenden Wurzeln können wurzelbürtige Sprosse ausgehen, die sogar bis 15 m vom Stamm entfernt zu finden sind. An diesen Stellen bilden sich in der Regel dichte Gebüsche, die bereits im ersten Jahr eine Höhe von einem bis zweieinhalb Metern erreichen können (Abbildung 15). Wegen seines äußerst schnellen Wuchses, vor allem im Jugendstadium mit einem Jahreszuwachs von mehr als einem Meter (Abbildung 16), kann er an ihm zusagenden Stellen zu einer Bedrohung für die natürliche Vegetation werden. Allerdings werden aus derartigen Schösslingen keine „richtigen“ Bäume mit Stamm und Krone sondern eher eigenartige Gestalten, vor allem dann, wenn diese einfach weiterwachsen und dann auch noch unsachgemäß geschnitten werden. Derartige „Bäume“ (Abbildung 17), sind keine Zierde für unsere Städte und sollten rechtzeitig entfernt werden. Je länger sie weiter wachsen können, umso schwieriger wird es, sie so gründlich zu entfernen, dass sie nicht doch wieder aus im Boden verbliebenen Wurzeln austreiben.

Götterbäume in der Stadt

Der Götterbaum hat sich in Mitteleuropa ausgebreitet und wird als Neophyt (Neubürger) mit invasiver Tendenz angesehen. Insbesondere in warmen Gebieten tritt er in größeren Beständen auf, beispielsweise in Ungarn, wo er wärmeliebende Pflan­zengesellschaften, wie Magerrasen überwuchert. Auf der italienischen Insel Procida im Golf von Neapel verdrängt er die dort vorkommende Macchie, aber auch in Basel entlang des Rheinufers breitet er sich stark aus.

 

Durch seine vegetative Ausbreitung mit Wurzelsprossen und die starke Fruchtbildung hat der Götterbaum das Potenzial einer invasiven Art. In Deutschland hat der Götterbaum nur in den warmen Innenstädten eine Chance, kann dort aber auch größere Bestände bilden und sich mit seinen Flugfrüchten weiter ausbreiten.

 

Trotz dieser Gefahr wird der Götterbaum mitunter als Straßenbaum gepflanzt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind wohl seine Resistenz gegen Trockenheit, Abgase, Salz und Nährstoffmangel. Dabei wird außer Acht gelassen, wie problematisch er durch die Tendenz zur invasiven Ausbreitung ist.

Das Holz und seine Nutzung

Das Holz des Götterbaumes ist sehr hell und wegen seines raschen Wuchses auch sehr leicht. Deshalb wird es auch kaum verwendet, nicht einmal als Kaminholz ist es wegen seines geringen Brennwertes geeignet.

 

Baumpflege

Götterbäume sind – wie bereits angeführt – äußerst schnellwüchsig; durch das weiche Holz sind sie zudem sehr bruchgefährdet. Insbesondere weitausladende lange Äste können sehr leicht brechen. Dies kann sogar im belaubten Zustand passieren, ohne dass irgendwelche Schäden vorher zu erkennen gewesen wären. In diesem Falle sprechen die Fachleute von einem Sommer- oder Grünbruch.

Viel schlimmer als ein Astbruch ist das Herausbrechen eines ganzen Stämmlings aus dem Stamm (Abbildung 18). An den Rändern der großen Wunde bilden sich zwar deutliche Wülste, die die Wunde verschließen sollen. Doch bei einer so großen Kernholzwunde besteht keine Chance eines rechtzeitigen Wundverschlusses. In dem freiliegendem Kernholz haben sich längst Pilzsporen angesiedelt, die den Fäulnisprozess in Gang gesetzt haben. In einem solchen Fall gibt es zur Fällung des Baumes keine Alternative.

 

Der Götterbaum ist nicht unbedingt ein Liebling der Baumpfleger. Zum einen wegen des weichen, bruchgefährdeten Holzes, zum anderen aber auch, weil er sich sehr schlecht schneiden lässt. Das hängt mit der speziellen Wuchsweise des Götterbaumes zusammen. Er bildet lange, zunächst unverzweigte, Starkäste, die sich erst am Ende aufzweigen. Bei einem Kronenpflegeschnitt sollte so eingekürzt werden, dass ein anderer Ast – Zugast genannt – den Saftstrom aufnehmen kann. Ein solcher Zugast ist beim Götterbaum schwer zu finden.

Schneidet man einen Ast einfach irgendwo ab, dann bilden sich rings um die Schnittwunde in büschelförmiger Anordnung zahlreiche Austriebe, die später so entfernt werden müssen, dass nur ein Fortsetzungsast stehen bleibt. Steht rund um einen geschnittenen Ast eine Vielzahl von Seitenzweigen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Baum nicht fachgerecht geschnitten wurde.

 

Götterbäume sollten lieber nicht auf Golfplätze gepflanzt werden!

 

Auch wenn ein alter Götterbaum malerisch aussieht (Abbildungen 1 und 9), sollte er auf Golfplätzen nicht gepflanzt werden. Da die Gefahr besteht, dass ein Götterbaum mit seiner starken Ausbreitungstendenz, insbesondere wenn er bereits reichlich Früchte bildet, so nach und nach den gesamten Golfplatz mit schnell wachsenden Nachkommen erobert, wird von einer Pflanzung dringend abgeraten.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 03/2016

 

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