40 Jahre Heidelberger Rasentage e.V.
Anpassung an wachsende Herausforderungen
Vielfältige Rasenprobleme und Vereinsgründung
Das Jahr 1975 verlief an der LVG Heidelberg besonders spannend. Neben der Beteiligung an der Bundesgartenschau in Mannheim – auch mit „Rasen-Beiträgen“ – wollte man die „Gärtnerwelt“ durch eigene Aktivitäten zur LVG lenken. Da man sich schon seit mindestens 15 Jahren mit der Gestaltung und Pflege von Grünflächen im Rahmen der Fortbildung rund um den Rasen beschäftigte und Veranstaltungen zur Fortbildung durchführte, waren die HD-Rasentage bereits damals ein Begriff in der gärtnerischen Fachwelt. Inzwischen entwickelten sich beim Rasen vielfältige Herausforderungen. Vieles war noch ungeklärt. Zum Beispiel fehlende Normen bei Rasen-Mischungen, beim Bodenaufbau und Richtwerte bei der Düngung sowie fehlende Transparenz beim Maschineneinsatz.
Um diese Herausforderungen in Heidelberg anzugehen, bedurfte es eines größeren Finanz- und auch Rechtsrahmens. So war es naheliegend, die bereits gute fachliche Zusammenarbeit mit den Fachfirmen und beruflichen Organisationen in einem Verein zu bündeln. Die 15 Mitglieder des Vereins waren also Fachfirmen der Rasentechnik, Rasenkultur und Rasenpflege, das Land Baden-Württemberg (LVG Heidelberg), der GALABAU-Verband Baden-Württemberg, der Verband Ehemaliger Heidelberger Gartenbauschüler und die Stadt Heidelberg (Landschaftsamt). Die HD-Rasentage werden im zweijährigen Turnus durchgeführt. Im ersten Jahrzehnt dauerten die Tagungen sogar jeweils zwei Tage.
Schwerpunktthemen in früheren Jahrzehnten
Selbst unter Fachleuten war es vor über 40 Jahren gar nicht so eindeutig, was man unter einem „schönen Rasen“ zu verstehen hat. Welche Nutzungsvorstellung wird mit Rasen bzw. einer Grünfläche verbunden? Dient er der Zierde wie beim privaten Wohnen, der sportlichen Nutzung oder z.B. der Landschaftsbegrünung? Und was bedeutet dies für die Praxis?
Am Anfang befassten sich die Tagungen vor allem mit dem intensiv gepflegten, „englischen“ Rasen; wohl auch, weil dieser der damaligen Vorstellung von „Schönheit“ bei vielen Menschen entsprach. Daraus folgend ging es um das Verhalten der reinen Gräserarten, um die Wahl von Rasenmischungen, um den Bodenaufbau bzw. Tragschichtzusammensetzung, Unkrautbekämpfung, Wassergaben und Schnitthäufigkeit. Übrigens gab es dazu Parallelen zu den durchgeführten Versuchen an der LVG Heidelberg.
Maschinenvergleich im Vorführtest
Bei den zweitägigen Tagungen wurden ganztägig im großen Umfang Maschinen und Geräte vorgestellt und im praktischen Einsatz vorgeführt: und zwar jeweils getrennt nach Maschinentypen. Dem entsprechend gab es Vorführungen in Heidelberger Sportzentren und auf Brach- bzw. Extensivflächen. Es beteiligten sich bis zu 20 Firmen mit über 100 Maschinen rund um den Rasenbau und die Rasen- bzw. Grünflächenpflege. Die Firmen und Maschinen waren jeweils in einem Maschinen-Katalog des Vereins HD Rasentage e.V. verzeichnet und beschrieben. Aufgrund des veränderten Kaufverhaltens und der modifizierten Investitionsentscheidungen der Maschinen-Nutzer (Kommunen, GalaBau-Firmen, Hauseigentümer oder Wohnungsbaugesellschaften) wurde von den vor allem für die Händler-Firmen aufwendigen großen Vorführungen abgegangen. Es gab deshalb ab Mitte der 1980er Jahre eine Änderung, weg von der Intensität der großen Maschinenvorführungen hin zu jeweils nur noch – zum Thema der Veranstaltung passend – einer Demonstration einiger Spezialmaschinen und Anwendungen.
Grünflächen im Wandel zur Nachhaltigkeit
Es wurde bereits deutlich, dass sich die Inhalte der Tagungen mit den jeweiligen Anforderungen in der Praxis änderten. Ursachen der Veränderungen waren einerseits geänderte Nutzervorstellungen im Sport- und Freizeitbereich und andererseits veränderte Werthaltungen zum „Grün“ in der Gesellschaft. So ging es ab Ende der 1980er Jahre vermehrt um „Blumenwiesen und Blumenrasen“. Später auch um „Kunststoffrasen“ im Vergleich mit „Naturrasen“ im Sportplatzbereich.
Ab den 1990er Jahren war die „Generallinie“ noch mehr auf Ökologie ausgerichtet. Im Rahmen einer umweltbewussten Grünflächenpflege waren die Themen Pflanzenschutz, Nitrat und Grundwasser, Düngung, Verdichtung, Boden und Kompostverwendung mit dem jeweiligen Maschineneinsatz behandelt worden. Selbstverständlich spielte die Ökonomie, also Kosten und Nutzen der Rasenpflege, über die Jahrzehnte hinweg immer eine Rolle.
Wenn es um Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit von Rasenflächen ging, kam man auch schnell an gewisse Grenzen; und zwar abhängig vom jeweiligen Nutzen. Intensiv genutzte Haus- und Ziergärten konnten nicht als Blumenwiesen bzw. –rasen angelegt sein. Für hochbelastete Sport- und Spielflächen sind andere Lösungen wichtiger als bei einfachen Parkrasen.
40 Jahre HD Rasentage – Erfolgsstory durch stetige Anpassung
Rückwirkend betrachtet beschäftigten sich die HD Rasentage e.V. zu Beginn vor allem mit der Lösung von jeweiligen Einzelthemen (Gräserarten/-sorten, Düngermenge, Applikationstermine, oder Schnittmaßnahmen). Später ging es im Wandel der Zeit um eine mehr ganzheitliche Betrachtung, wie Einflüsse auf Rasen- und Bodengesundheit, wie Klimawandel auf Bewässerungsmanagement und Düngung oder wie Nutzeransprüche an Intensität und Kosten.
Während der 40 Jahre wurden die Veranstaltungen inhaltlich ständig dem Wandel angepasst und den Vorstellungen der Besucher Rechnung getragen. So blieben die Rasentage jeweils eine gut besuchte, attraktive Veranstaltung.
Viele Besucher erhoffen sich die Veranstalter auch für den „Jubiläums-Rasentag“ am 13. Oktober 2016.
Weitere Informationen:http://www.rasentage.de/
Autor: Dr. Heinz Bahnmüller