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Klimawandel wahrgenommen

Spannungsfeld Wasser auf Golfanlagen

Rückblick auf die Witterungsereignisse 2015 und die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen der letzen Jahre auf die Golfplatzpflege

Die große Hitze und ausbleibender Regen hat auf vielen Golf- und Rasensportanlagen in einigen Teilen Deutschlands eine starke Dürre verursacht. „In Südhessen, Teilen von Nordbayern, Sachsen bis ins südliche Brandenburg ist der Boden so trocken wie seit 50 Jahren nicht“, twitterte der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Sommer 2015.

Der Spiegel titelte im August 2015 „Rohstoffe – Bis zum letzten Tropfen: Das Wasser wird knapp, weltweit nehmen Dürren zu – mitschuldig daran sind Verbraucher, die spanische Erdbeeren kaufen, aber auch Regierungen und Konzerne, die sich an der wichtigsten Ressource der Zukunft bereichern. Sie ist wertvoller als Erdöl.“

Dokumentation der Bedingungen zunehmend wichtig
Auf vielen Golfanlagen hat die Trockenheit Ihre Spuren hinterlassen und nachdem im Herbst die ergiebigeren Regenfälle eingesetzt haben, hat auch eine schnelle Regeneration der Rasenflächen begonnen. Die eigene Dokumentation der Witterung auf der zu pflegenden Anlage hat immer mehr an Bedeutung gewonnen und ist für eine professionelle Pflege unerlässlich.



Das Diagramm zeigt die Messstelle Kelkheim mit einer Referenz des 30-jährigen Mittels des DWD, gemessen am Frankfurter Flughafen. Als Mittelwert fallen an diesem Standort in den Monaten Januar bis November 602 l/m². Der in 2015 von Januar bis November gefallene Niederschlag betrug nur 521 l/m², dies entspricht 79% der Niederschläge, bezogen auf den 30-jährigen Mittelwert.

In besonders betroffenen Regionen kam es bereits zu Engpässen bei der Beregnungs- Wasserversorgung. Bei einer Wasserentnahme von Oberflächenwasser aus Seen und Flüssen sowie bei oberflächennahen Grundwasserentnahmen kam es auf Grund absinkender Wasserspiegel zum Ausfall der ein oder anderen Beregnungs-Wasserversorgung.

Auf einigen Golfanlagen, die nicht über ausreichend Wasser verfügen, oder keine Fairway-Beregnungsanlage haben, kam es vereinzelt zum Totalausfall der Gräserbestände. Besonders der Süden Bayerns, in Regionen im Alpenvorland, die normalerweise als niederschlagsreicher Standort eingestuft sind, fielen weniger als 50% der Niederschläge.


Ohne Wasser geht es nicht
Eine gut funktionierende Bewässerungsanlage und eine ausreichende Beregnungs- Wasserversorgung sind unabdingbar für eine erfolgreiche Gräserpflege. Für eine ausreichende Wasserversorgung sind die regionalen Wasservorkommen von großer Bedeutung.


Wasser kann nicht uneingeschränkt bereitgestellt werden, das Erteilen von Wasserentnahmerechten durch die zuständigen Behörden hängt immer von der regionalen Grundwasserneubildung ab. Für die Grundwasserneubildung aus Niederschlag ist nicht nur die Niederschlagsmenge, sondern auch der Zeitpunkt wichtig. So sind Niederschläge im Sommer auf Grund der höheren Verdunstung nicht so maßgebend zur Auffüllung des Bodenwasserspeichers und nachfolgend zur Grundwasserneubildung als im Winter, wenn nur wenig verdunstet. Die Infiltration von Niederschlag ist zudem vom Wassergehalt des Bodens abhängig. Ist der Boden trocken und der Wassergehalt gering, ist in der Folge auch eine geringe hydraulische Leitfähigkeit gegeben. Folglich fließt ein Teil des Wassers oberirdisch ab. Ist der Boden bei dem Niederschlagsereignis bereits feucht, kann mehr Wasser versickern, weil der Boden eine bessere hydraulische Leitfähigkeit aufweist. Die größte Infiltrationsfähigkeit hat ein Boden bei vollständiger Wassersättigung.

Klimatische Veränderungen in der Praxis festgestellt
Die Witterung und die Natur lassen sich nicht planen, aber mit Ihr zu arbeiten, heißt, sich stets mit diesen Themen zu beschäftigen. Eine Praxisumfrage mit dem Thema „Automatische Bewässerung von Golfanlagen unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels“ erfolgte im Rahmen einer Bachelor- Thesis von Christina Holz an der Hochschule Geisenheim University in Zusammenarbeit mit dem Greenkeeper Verband Deutschland (GVD) und dem Deutschen Golf Verband (DGV)-Arbeitskreis Golfplatzbewässerung. Folgende Ergebnisse resultieren aus der im September und Oktober 2015 geschalteten Umfrage unter Greenkeepern

Die Online-Umfrage, an der 69 Greenkeeper und Head-Greenkeeper teilnahmen, erfolgte im Zeitraum vom 02.09. bis 31.10.2015 mit 14 Fragen. Die ausgewerteten Ergebnisse sind in den nachfolgenden Grafiken dargestellt.

Fazit:
Bei den 69 Teilnehmern der Umfrage beteiligten sich 13 aus Norddeutschland, 29 aus der Mitte und 23 aus dem Süden Deutschlands sowie 4 Teilnehmer aus den angrenzenden Europäischen Ländern. Wie die Ergebnisse zeigen, werden die klimatischen Veränderungen spürbar wahrgenommen. Da es aber immer wieder zu regionalen Unterschieden kommt, kann keine einheitliche Schlussfolgerung getroffen werden. Allgemein haben die Niederschläge in den letzten Jahren in Europa um 6-8% zugenommen. Regional zeigt sich dabei eine deutliche Zweiteilung. Die Zunahme findet sich hauptsächlich in Nordeuropa, während sie im Mittelmeerraum und in Teilen Südosteuropas um bis zu 20% abgenommen haben.

In Deutschland zeigt sich kein auffälliger Trend und in Südeuropa findet eine Abnahme der Niederschläge statt.

Um die Golfplatzpflege professionell zu betreiben, müssen Anpassungen bei der Bewässerung und bei der Pflege erfolgen. Die Bodenfeuchtemessung zur Festlegung der Mengen der Beregnungsgabe wird bereits bei ca. 14% der Greenkeeper praktiziert, Tendenz steigend. Die klimatischen Veränderungen erfordern eine Anpassung der Pflegearbeit, die regional sehr unterschiedlich ausfallen können. Es ist eine Summe vieler kleiner Veränderungen, die sich durch ein aufmerksames Handeln und durch einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch in Fachkreisen auch positiv auf die Rasenpflege auswirken kann.

Autor: Andreas Klapproth | Greenkeepers Journal 4/2015

 

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