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Beregnungswasser – die Ampel steht auf ROT

Seit einigen Jahren befürchtet, nun Realität

Es ist höchste Zeit, über neue Wasserkonzepte auf Golfanlagen nachzudenken. Neben den zunehmenden Hitze- und Trockenperioden muss man, bedingt durch den Klimawandel, aber auch mit heftigen Starkregen-Ereignissen rechnen.

 

Die Grundwassersituation hat sich in den letzten Jahren in Deutschland rapide verschlechtert. So sinken die Grundwasserstände in den letzten fünf Jahren kontinuierlich. In vielen Regionen sind die Grundwasserstände nicht mehr auf das ursprüngliche Niveau des Vorjahres-Maximum gestiegen.

 

Die Grundwasserneubildung wird nach den Sommermonaten, mit extrem trockenen Bodenverhältnissen, nur sehr mühsam im Herbst anlaufen. Die hydrophoben Bodenverhältnisse führen immer häufiger dazu, dass Regenwasser nicht durchdringend versickern kann. Aufgrund dieser rückläufigen Grundwasserneubildung werden bestehende Wasserentnahme-Rechte restriktiver, seitens der Behörden, gehandhabt. Somit wird für die Golfplatzbewässerung weniger Grundwasser zur Verfügung stehen.

 

In Deutschland kommen knapp 70% des Trinkwassers aus der Tiefe, die zur häuslichen Versorgung der Bevölkerung dienen. Eine Beregnungs-Wasserentnahme würde in Notsituationen den Gesamtwasserhaushalt negativ beeinflussen. In einigen Regionen schaltete die Wasserampel bereits auf ROT, sodass eine Sportrasenbewässerung, sofern sie nicht durch eigene Wasservorräte abgedeckt ist, nicht durchgeführt werden kann.

Wie im folgenden Beispiel dargestellt, bedeutet die rote Wasserampel:

Zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, der Bereithaltung von Löschwasserreserven und zur Vermeidung eines Trinkwassernotstandes ist eine unverzügliche Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs zwingend notwendig!

 

  • Die Garten-/Rasenbewässerung sofort einstellen!
  • Nur noch Neuanpflanzungen moderat bewässern!
  • Die Entnahme von Trinkwasser aus Standrohren stoppen!

 

Die regionalen Informationen zur Wasserampel erhalten Sie durch die Internetseiten der örtlichen Wasserversorger sowie Städte und Gemeinden, ebenso durch die regionale Presse. Die Betreiber von Golf- und Sportanlagen werden nicht durch die Behörden gesondert angeschrieben! Jeder ist verpflichtet, sich selbst zu informieren! Dies trifft besonders die Golfplatzbetreiber und die verantwortlichen Greenkeeper.

Zur Entwicklung der Niederschläge und klimatischen Bedingungen an den regionalen Standorten hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) die 30-jährigen Mittelwerte aktualisiert. So sind z.B. die Niederschläge in der Region Frankfurt am Main im aktuellen 30-jährigen Mittel (1991-2020) um 50 l/m²/Jahr zurückgegangen. Die Durchschnittstemperatur ist an diesem Standort um 1,1 °C gestiegen.

Infos zu Ihrem jeweiligen Standort und den 30-jährigen Mittelwerten gibt es unter: www.dwd.de/DE/leistungen/klimadatendeutschland/vielj_mittelwerte.html (Abbildung 1) oder auf dem DGV-Infoblatt „Nutzung Klimatologischer Referenzperioden“ entweder

HIER (Download PDF) oder auf dem DGV-Service-Portal.

 

Da zukünftig weniger Wasser zur Beregnung der Sportrasenflächen zur Verfügung steht, müssen für jede Region Konzepte zu Einsparmöglichkeiten vorbereitet und umgesetzt werden. Vor Ort ist zu prüfen, wo Regenwasser aufgefangen, gesammelt und gespeichert werden kann.

Viele Kommunen erarbeiten derzeit Kartenunterlagen zur Starkregen-Simulation und Herangehensweise, wie mit Starkregen-Ereignissen umgegangen werden kann (Abbildung 2).

Sie können mit Ihrer Sportanlage unterstützend tätig sein und das örtliche Regenwasser-Kanalsystem, angrenzende kleine Flüsse oder Bäche bei Spitzen-Abflussmengen entlasten. Tragen Sie aktiv zum Hochwasserschutz bei und bieten Überflutungs- und Wasser-Auffangflächen an. Hierfür sind Speicherbecken, aber auch aufnahmefähige Bodenverhältnisse notwendig. In den Wintermonaten der letzten Jahre gab es kaum länger anhaltende und tiefgründige Bodenfröste, sodass eine Frostgare, die den Boden krümelig und aufnahmefähig macht, kaum stattgefunden hat. Vermeiden Sie Bodenverdichtungen und lockern Sie mechanisch, damit der Boden bei Regenfällen aufnahmefähig ist. Baumbestände helfen dabei, eine gewisse Grundbodenfeuchte zu erhalten, da die Baumwurzeln über ihren kapillaren Sog das Wasser aus tieferen Schichten ansaugen. Viele Sportanlagen liegen am Stadtrand, städteplanerisch in einer Frischluftschneise, und tragen somit zum Kühlungseffekt in der Stadt bei.

Trockenheitstoleranz der Gräser

Ein weiterer Baustein bei der Vorbereitung der Sportanlage auf die veränderten Bedingungen ist die Trockenheitstoleranz der Gräser, die in den nächsten Jahren eine immer größere Rolle spielen wird. Die Forschungsanstalten und Rasenzüchter sowie die Deutsche Rasengesellschaft (DRG) und die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) beschäftigen sich intensiv mit diesem Thema. Hierbei ist der Wasserbedarf eines Rasengrases ein wichtiger Bestandteil bei der Auswahl der Gräser-Mischung in dem jeweiligen Ansaat- und Niederschlagsgebiet. Von der FLL werden regelmäßig aktuelle Empfehlungen veröffentlicht, wie z.B. die RSM Rasen 2022. HIER oder über einen Klick auf das Bild gelangen Sie zum ONLINE-SHOP der
Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.

Wassereinsparung durch optimale Beregnungstechnik

Die richtige Einstellung der Regner-Sektoren, Düsen und Wurfweiten sowie der Regner-Verband untereinander sind ein wesentlicher Bestandteil für eine optimale Wasserverteilung. Vor jeder Beregnungssaison sind Kontroll-Checks der Beregnungstechnik durchzuführen und in der laufenden Saison sind regelmäßige Überprüfungen und Nachjustierungen notwendig. Dies erfordert einen höheren Arbeitszeitaufwand, hilft jedoch die Verteilqualität und ein gleichmäßiges Wachstum zu erhalten und Beregnungswasser einzusparen. Beregnungsanlagen, die älter als 20 Jahre sind, sollten dem aktuellen Stand der Technik angepasst werden. Hierbei können die Vertreter der Beregnungsindustrie unterstützend tätig sein.

Der  DGV-Arbeitskreis Bewässerung hat eine Checkliste zur Überprüfung der Beregnungswasserversorgung und -technik erstellt (Download-PDF bzw. in Kürze auf dem DGV-Service-Portal zu finden), die als Grundlage dienen kann. Bei der Auswertung der von Ihnen bearbeiteten Checkliste werden Schwachpunkte auf Ihrer Anlage sichtbar. Nutzen Sie dieses Angebot, wenn Sie hierbei Unterstützung brauchen, steht Ihnen das DGV-Beraterteam gerne zur Verfügung.

 

Folgende Schwerpunkte sollen bei einer Neuausrichtung der Bewässerung und Beregnungswasser-Versorgung geprüft werden:

 

  • Regenwassernutzung
  • Grauwasser-Recycling (aufbereitetes Kläranlagenwasser)
  • Einsparung durch bessere Bedienung der Technik
  • Regenwasserversickerung und -rückhaltung
  • Anpassung der Gräserbestände (Trockenheitstoleranz)
  • Rückhaltung der Niederschläge – Das Prinzip Schwammstadt auf die Sportanlage übertragen

Das „Prinzip Schwammstadt“ ist eine Anpassungsmaßnahme der Städte, um den Risiken von Starkregen und Überschwemmungen zu begegnen. Der Untergrund einer Stadt nimmt die Wassermassen wie ein Schwamm auf, speichert diese, reduziert den Spitzenabfluss und gibt das gespeicherte Wasser verzögert an die Vegetation ab.

 

Grauwasser zur Sportanlagenbewässerung

Die Verwendung von aufbereitetem Kläranlagenwasser wird seitens der Behörden zukünftig stärker unterstützt. Seit über 20 Jahren beregnen einige Golfanlagen in Deutschland bereits mit aufbereitetem Kläranlagenwasser, wie z.B. die Golfanlage Hof Hausen vor der Sonne (Hofheim) oder die Golfanlage Jakobsberg (Boppard). Hier wurden viele Erfahrungen gesammelt, die auf anderen Golfanlagen eine breitere Anwendung finden können.

Der DGV-Arbeitskreis Bewässerung kann Sie mit Informationen zu den bereits entwickelten Aufbereitungsverfahren und den Qualitätsanforderungen an das Beregnungswasser unterstützen.

 

Die Anforderungen an die Wasserqualität mit den wichtigsten, tolerierbaren Höchstgehalten anorganischer Inhaltsstoffe zur Sportanlagenbewässerung können Sie aus Tabelle 1 entnehmen.

 

Autor:  Andreas Klapproth | golfmanager 4/2022

 

Ergänzende Beiträge zum Thema „Wasser und Bewässerung auf Golfanlagen“ von unserem Autor Andreas Klapproth, erschienen in unseren FachMagazinen, finden Sie HIER.

 

Interessante Artikel, Info- und Merkblätter zu „Golfplätze richtig bewässern“ finden Sie auch auf dem DGV-Serviceportal/Umwelt & Platzpflege/Umweltmanagement/Bewässerung.

 

 

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