Spiel gegen die Natur
Best practice Greenkeeping
Waren die letzten Jahre im Hinblick auf die Wetterkapriolen schon schwierig, so hoffte man in der Platzpflege auf ein besseres 2018. Doch auch dieses Jahr beginnt für das Greenkeeping und damit für die Anlagen alles andere als reibungslos – einige Überlegungen dazu, gerne ergänzt in „Lichts RasenBlog“ um Best Practice-Beispiele aus Ihren Reihen:
Saisonstart Ostern?
Ein Blick in den Kalender 2018 ließ einen schon im Vorfeld Schlimmes befürchten. Der reguläre Spielbetrieb wird traditionsgemäß um Ostern herum aufgenommen – unabhängig davon, was die klimatischen Bedingungen zulassen. Was bedeutet nun ein frühes Osterfest (2018 bereits Ende März)?
Zunächst muss man sagen, dass der Winter in diesem Jahr in weiten Teilen des Landes erst im Februar kam – der Frühling aber noch auf sich warten lässt. Wäre es einem solchen Fall nicht besser, den Saisonstart ein paar Wochen nach hinten zu verlegen? Dieser Punkt wird durch die z.T. schwierige wirtschaftliche Lage in den Clubs noch verschärft und zunehmend werden noch früher erste vorgabewirksame Turniere ausgeschrieben.
Keine Frage, jeder Golfer drängt verständlich bei den ersten Sonnenstrahlen ins Freie und freut sich auf die ersten Runden, doch lassen sich nicht alle Golfanlagen miteinander vergleichen. Und wir reden hier nicht von den ganzjährig bespielbaren Anlagen in Spanien, Portugal etc., die mit anderen pflegemitteltechnischen Voraussetzungen und anderem Klima bei den reisenden deutschen Clubmitgliedern punkten können. Wie gerne hätte man diese Bedingungen auch auf der heimischen Anlage? Kein Wunder, dass der Erwartungsdruck, wieder zu Hause, hoch ist und das Greenkeeping oft darunter zu leiden hat.
Faustformel für den Saisonstart des Golfrasens?
Das für eine Regeneration erforderliche Wachstum benötigt zweistellige Tagestemperaturen – und dies nicht nur an einigen wenigen Tagen –, zudem auch ausreichend hohe Nachtemperaturen! Auch die Bodentemperaturen sind entscheidend und sollten über 6 Grad liegen!
Im Gegenteil, es besteht die große Gefahr, dass durch zu früh ergriffene Pflegemaßnahmen der „Rasen-Saisonstart“ um Wochen zurückgeworfen wird. Der Verzicht auf eine geplante Maßnahme ist nicht der Beweis für eine Lustlosigkeit seitens des Greenkeepings, sondern vielmehr das Wissen um die Konsequenzen. Diese Entscheidungen sind nicht nur schwer zu treffen, sondern auch schwer zu vermitteln. Der Druck auf Clubführung und Platzpflege wird wie oben bereits erwähnt von Jahr zu Jahr höher.
Leben im Einklang mit der Natur?
Diese Problematik findet sich auch in anderen Lebensbereichen wieder. War es vor noch nicht allzu langer Zeit noch undenkbar, vor Anfang/Mitte Mai schon Spargel zu beziehen, wird heute vom Kunden fast schon „erwartet“, an Ostern den ersten einheimischen Spargel auf den Tisch zu bekommen. In diesem Jahr selbst unter Folien nicht zu leisten, da wird dann neuerdings sogar eine Bodenheizung genutzt. Ob dies noch als im Einklang mit der Natur zu bezeichnen ist, mag sich jeder selbst beantworten. Im Zuge von Kohlendioxis-Einsparzwängen sollte man über solche „Auswüchse“ zumindest einmal nachdenken. Als ein anderes Beispiel könnte man die Erdbeeren anführen, die mittlerweile gerne auch an Silvester zu Sekt und Champagner gereicht werden.
Golfanlagen komplett ins Gewächshaus umzusiedeln funktioniert nicht, Golf ist ein Sport, der IN und MIT DER NATUR nur möglich ist – so zumindest das Image, das wir Golfer – unter anderem mit diversen Kampagnen – gerne nach außen tragen.
Kurzum, wir wollen mit diesem Blogbeitrag anregen, über immer noch frühere Wettspielpläne/-Turniere nachzudenken, im Zusammenspiel mit der Platzpflege, den „richtigen“ Zeitpunkt für den Saisonstart zu planen, ggf. aber auch einfach Best Practice-Beispiele anführen, die im Web diesbzgl. zu finden sind oder an uns herangetragen wurden.
Gerne würden wir Ihre Meinung dazu erfahren, sei es per Mail, Telefon oder auch nur als „mal eben schnell gemachtes“ Handyfoto auf dem Platz. Zuschriften gerne über E-Mail: beate.licht (at) googlemail.com oder s.vogel (at) koellen.de.
Autor: Stefan Vogel nach einem Gespräch mit Beate Licht | 03/2018
FEEDBACK
in chronologischer Anordnung
Während andernorts der reguläre Spielbetrieb schon anläuft, SO sah es heute früh, 29.03.2018, bei uns auf dem Platz aus ...
Hans-Hermann Eggers, HGK GC Hamburg Wendlohe | Mrz. 2018
Gefunden zum Thema „Spargel an Ostern“ in der Rheinischen Post, Mittwoch 18.03.2018
Beate Licht, Redaktion gmgk-online.de | Mrz. 2018
Gefunden auf der Website des GC Schloss Westerholt, zur besseren Lesbarkeit nachfolgend der Text des Beitrags (auszugsweise):
November 2017 | Wintergolf
„Seit vielen Jahren wird auf unserer Anlage im Sommer wie im Winter auf den regulären Grüns gespielt. Nur Raureif und Schnee führen zu einer meist sehr vorübergehenden Einschränkung der Spielmöglichkeiten.
Da zeitweise auch im Winter gute Bedingungen auf unserer Anlage anzutreffen sind und Interesse an vorgabenwirksamen Wettspielen auch in der kalten Jahreszeit geäußert wurde, haben wir uns entschlossen versuchsweise zwei Termine pro Monat für vorgabenwirksame Wettspiele anzubieten ...
Gäste sind herzlich eingeladen unseren Platz im Winterspielbetrieb kennenzulernen.“
(Anm. d. Red.: Es geht uns nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen oder Entscheidungen zu „werten“, wir wollen lediglich den Druck dokumentieren, der auf Golfanlagen – und damit verbunden dann auch in der Platzpflege – derzeit lastet. Das obige Beispiel ist nur eines von vielen, das im Web diesbzgl. zu finden ist)
Stefan Vogel, Redaktion gmgk-online.de | Mrz. 2018