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Eichenprozessionsspinner – was ist jetzt zu tun?

Wichtige Maßnahmen zum Gesundheitsschutz

2018 kam es auf vielen Golf­anlagen zu einem vermehrten Auftreten des Eichenprozessionsspinners. Die warme und trockene Witterung hatte die Entwicklung der Raupen begünstigt, es kam zu einer Massenvermehrung. Aufgrund der gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. In vielen Fällen wurde der Befall aber erst spät bemerkt und es konnte lediglich das Absaugen der Nester durch Spezialfirmen in Auftrag gegeben werden.

Gefahr durch alte ­Verpuppungsnester

Über Winter und im zeitigen Frühjahr gilt es zu kontrollieren, ob im Umkreis der im letzten Jahr befallenen Bäume, Reste alter Nester zu finden sind. Die stürmische Witterung der letzten Wochen hat diese zum Teil aus den Bäumen gelöst und sie liegen nun am Boden.

 

Diese Gespinste bestehen aus Spinnfäden, großen Mengen von Häutungsresten, Kot, Puppenhüllen und somit sind sie auch voller Brennhaare, die Widerhaken besitzen. Das darin enthaltene Nesselgift „Thaumetopoein“ behält über mehrere Jahre seine allergene Wirkung. Es kann zu Augenreizungen, Irritationen der Haut und Atemwegsbeschwerden kommen. Wiederholter Kontakt verstärkt die Auswirkungen, in seltenen Fällen kann sogar ein allergischer Schock auftreten. Auch beim Einsammeln der herabgefallenen Überreste muss der direkte Kontakt unbedingt vermieden werden! Schutzkleidung, Gummistiefel, Augen- und Atemschutz sind einzusetzen und im Anschluss mit einem scharfen Wasserstrahl zu reinigen.

 

Bereits im Juli/August 2018 hat die erneute Eiablage im oberen, der Sonne zugewandten Kronenbereich der Eichen stattgefunden, in der Regel an den dünnen 1- bis 2-jährigen Zweigen. Die Eier enthalten jetzt bereits die voll entwickelten Jungraupen, die den Winter in einer Art Ruhezustand überdauert haben. Im Zeitraum April bis Anfang Mai erfolgt nun der Schlupf und die jungen Raupen fressen zuerst an den austreibenden Knospen. Bis zur Verpuppung Mitte Juni bis Anfang Juli werden sechs Larvenstadien durchlaufen, wobei ab dem 3. Stadium die gefährlichen Brennhaare ausgebildet werden. Die auffälligen Nester am Stamm oder in den Astgabeln werden erst ab dem 5. Raupenstadium gebildet.

 

Maßnahmen im Frühjahr

Insektizideinsatz

Je nach Schutzziel finden unterschiedliche Rechtsgrundlagen Anwendung. Erfolgt eine Behandlung zum Schutz der Pflanzen, in diesem Fall also der Eichen, handelt es sich um eine Pflanzenschutzmaßnahme. Für den Insektizideinsatz sind somit die Vorgaben des Pflanzenschutzgesetzes maßgeblich. Hier bestehen Beschränkungen im Hinblick auf den Anwendungsbereich der Golfanlagen aufgrund der Zuordnung zu den „Flächen für die Allgemeinheit“ nach §17 PflSchG.

 

Aktuell ist Vertimec Pro (Abamectin) für die gezielte Behandlung in Form einer Streichbehandlung zugelassen. Der Einsatz auf dem Stamm sollte zum Zeitpunkt des Schlupfes der Raupen erfolgen.

 

Biozideinsatz

Wird eine Bekämpfung im öffentlichen Bereich jedoch zum Schutz der menschlichen Gesundheit durchgeführt, so kann sie mit den beiden zugelassenen Biozidprodukten erfolgen. 

Die notwendigen Anwendungsbestimmungen, wie die Informationspflicht und eine Sperrung bei Ausbringung, sind einzuhalten.

  • Dipel ES (Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki)
  • Neem Protect (Margosa-Extrakt)

Da die Mittel über einen Blattfraß der Raupen aufgenommen werden, sollten sie zum Austrieb der Eichen bis zum sogenannten „Mausohrstadium“ appliziert werden, je nach Witterung Ende April bis Anfang Mai. Zudem sollte der Einsatz idealerweise im 2. Raupenstadium, also vor Ausbildung der Brennhaare erfolgen. Somit steht nur ein enges Zeitfenster zur Verfügung. Neben dem richtigen Behandlungszeitpunkt ist aber auch die vollständige Benetzung der Blätter eine Voraussetzung für den Erfolg der Maßnahme. Aufgrund der Größe der Bäume ist dies schwierig, herkömmliche Spritzgeräte sind in der Regel nicht einsetzbar. Eine Sprühanwendung vom Boden und von Hebebühnen ist deshalb zu bevorzugen.

 

Einsatz von Nematoden

Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch den Einsatz von insektenparasitären Nematoden Tp-nema (Steinernema feltiae). Die Ausbringung sollte erfolgen, sobald die Raupen geschlüpft sind, wobei die Temperaturen über 8 °C liegen müssen. Die Ausbringung in den Abendstunden, zwischen 20:00 und 06:00 Uhr verhindert ein Austrocknen der Nematoden und erhöht den Wirkungsgrad, da die Raupen getroffen werden sollen. Die Ausbringung erfolgt mit Sprühkanonen, eine zweite Behandlung nach 10-14 Tagen wird empfohlen.

 

Mechanische Maßnahmen

Bis Mitte Juni ist zudem das Absaugen der Nester sinnvoll, um das Ausfliegen der nächsten Generation an Eichenprozessionsspinner zu verhindern. Dies sollte aufgrund der gesundheitlichen Risiken und der erforderlichen Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Vollschutzanzug, Augenschutz und Atemschutz durch Fachfirmen für Schädlingsbekämpfung erfolgen. Diese verfügen über die notwendigen Spezialgeräte und übernehmen auch die fachgerechte Entsorgung (Müllverbrennung). Die Methode des Abflammens ist nicht zu empfehlen, zum einen kommt es dabei zu einer starken Freisetzung von Brennhaaren, zum anderen besteht ein hohes Brandrisiko.

 

Das Aufstellen von Warnschildern an den bekannten Befallstellen dient der Aufklärung und ist zu empfehlen.

 

Autorin: Beate Licht | Greenkeepers Journal 1/2019

 

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