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Schleichendes Sterben einer Berufsgruppe

Appell, vor allem an die Golfszene

Das Greenkeeping hat in den letzten Jahren zunehmend mit den klimatischen Veränderungen zu kämpfen, dazu mit neuen Krankheiten und Schädlingen, mit gesetzlichen Auflagen, was das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln angeht, u.v.m. Dass es daneben einen immer stärker werdenden Konkurrenzkampf um Fachleute im grünen Bereich gibt, ist weniger bekannt. GaLaBau-Betriebe suchen angesichts des fortwährenden Baubooms allerorten händeringend um Mitarbeiter und punkten mit geregelten Arbeitszeiten, freier Urlaubsplanung und besserer Entlohnung. Die Folge: Besonders im Greenkeeping wird ein Personalmangel bemerkbar. Darum sorgt sich auch Rasenberater Norbert Lischka, selbst zertifizierter Course Manager, der uns einen Appell zum aus seiner Sicht „schleichenden Sterben seiner Berufsgruppe“ zukommen ließ.

Jeder Mensch versucht, unter möglichst idealen Arbeitsbedingungen seinem Beruf nachzugehen. So auch die Greenkeeper. Allerdings entsteht für sie unter anderem auch aufgrund des hohen Anspruchs nach „grünen Rasenflächen“ durch Vorstände, Manager und sehr oft eben auch durch Mitglieder ein gewaltiger Druck.

 

Immer mehr Head-Greenkeeper, aber auch Platzarbeiter, kehren daher dem Golfsport den Rücken und wechseln in andere Branchen. Qualifiziertes Personal für den großartigen Beruf zu finden, ist mittlerweile sehr schwer geworden. Steuern wir nicht um, müssen wir uns ernsthaft Sorgen um eine fachgerechte, ökologische und ökonomische Pflege unserer Golfplätze machen. Vielfältige Gründe haben diesen Prozess in den letzten Jahren sogar noch beschleunigt. Die nachstehend aufgelisteten Punkte können dabei helfen, zu verstehen, mit welch vielfältigen und zum Teil sehr zeitintensiven Themen sich der Head-Greenkeeper in der heutigen Zeit außerhalb seiner eigentlichen Arbeit beschäftigen muss.

 

Was sollten wir ­berücksichtigen?

  • Veränderte Work-Life Balance in unserer Gesellschaft
  • Beseitigung von Fehlern bei Design und Bau der Golfanlagen
  • Hohe gesetzliche Auflagen und Vorgaben durch die Behörden
  • Reduzierungen/Wegfall von Ressourcen wie Wasser und Chemikalien

 

Was sollten wir vermeiden?

  • Unterbesetzte Greenkeeping-Teams, die oft für schlechte Platzzustände verantwortlich gemacht werden
  • Häufige Wechsel, vor allem im Bereich der Vorstände, mit Folgen von Unruhe und oft nicht ausreichender Kommunikation
  • Starke und häufige Einmischung von fachfremden Vorständen, Betreibern, Managern, Golflehrern und auch Mitgliedern, die ihre eigenen Vorstellungen und Interessen in die alltägliche Pflege einbringen. Es entsteht eine Mischung an Erwartungen, denen der Greenkeeper einfach nicht mehr gerecht werden kann
  • Wille von manchen Entscheidungsträgern, unbedingt einen markanten Fußabdruck zu hinterlassen. Dies führt zu immer wieder neu­- en strategischen Richtungen und oft auch zu unrealistischen und teuren „Leuchtturmprojekten“ 

 

Was können wir optimieren?

  • Arbeitsbedingungen/Bezahlung vor allem bei Platzarbeitern auf dem Lande
  • Etikette + gegenseitiger Respekt zwischen Golfern und Greenkeepern

 

Was könnte zudem helfen?

  • Umsetzung eines „Course Policy Document“, in dem unter anderem klare und langfristige Strategien für den Platz auch bei einem Wechsel von Vorständen, Managern und Head-Greenkeepern geregelt sind (s. www.randa.org).

 

­Speziell der letzte Punkt ist eine große Hilfe, den Club und seine Mitglieder auf dem Weg in die Zukunft mitzunehmen. Dabei könnte vor allem eine festgeschriebene Clubphilosophie oder langfristige Vision von Vorteil sein. Eine, die nicht immer wieder durch neue Vorstandsmitglieder verändert werden kann. Es ermöglicht vor allen den jeweiligen Vorstandsmitgliedern in Ihren Bereichen klare Vorgehensweisen und Verantwortlichkeiten. Diese geschriebene, öffentliche und für alle Golfer im Clubhaus ausgehängte Clubphilosophie/Vision kann dann im Bedarfsfall alle zwei, fünf oder auch zehn Jahre in der Mitgliederversammlung angepasst werden. Ein Leitfaden also, an dem sich alle orientieren sollen. Zudem werden alle Mitglieder eingebunden und übernehmen Verantwortung über den weiteren Werdegang des Clubs.

 

Autor: Norbert Lischka, Der Rasenfuchs, www.der-rasenfuchs.de | golfmanager 5/2020

 

Anm. d. Red.: Das Etablieren von Qualitätsstandards im Golfbereich ist in anderen Ländern durchaus üblich. Der R&A empfiehlt ein systematisches Vorgehen unter Einbeziehung aller Beteiligten. Neben der regelmäßigen Dokumentation von platzrelevanten Daten zum Pflegezustand gilt es auch, ökonomische Fakten einzubeziehen. Auf dieser Basis wird das individuelle Qualitätskonzept der Golfanlage entwickelt – auf Grundlage des „Course Policy Document“ des R&A (Download PDF)(Quelle: Vortrag B. Licht GVD-Tagung 2019)

 

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