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Gute Kommunikation baut Brücken

Geschickte Kommunikation im Greenkeeping

 

Der Aufbau einer guten Kommunikation ist ein Prozess, für den beide Gesprächspartner verantwortlich sind. Wie beim Bauen von Brücken braucht es Zeit, damit eine belastbare Beziehung und Vertrauen entsteht. Die Brücke muss von zwei Seiten gebaut werden und so kann man sich in der Mitte treffen. Jeder hat auf seiner Seite die Brücke mitkonstruiert. Voraussetzung dafür ist, dass beide Gesprächspartner überhaupt eine Brücke zueinander bauen wollen. Man muss sich immer wieder über den Fortschritt abstimmen, ggf. Korrekturen vornehmen und Baumängel beheben. Ein gutes Kommunikationsfundament ist die Basis einer guten Zusammenarbeit, gleich, ob es sich dabei um zwei oder mehr Personen handelt.

 

Mit einem neuen Vorstand in einem Golfclub müssen die Greenkeeper diese Kommunikationsbrücke erst aufbauen. Auch wenn mit dem Vorstand als Golfspieler bereits eine Kommunikation entstanden war. Die neue Rolle als Vorstand verlangt den Aufbau einer anderen Beziehung und Zusammenarbeit. Bei ehrenamtlichen Vorständen, die in einem festgesetzten Turnus wechseln, stellt sich die Herausforderung regelmäßig. So gilt es nach jedem Wechsel, neue Brücken zu bauen, Baubedingungen zu berücksichtigen und Baustörungen zu beseitigen. Das verlangt Mühe und Aufmerksamkeit.

 

Kommunikation bewertet die Wirklichkeit

Gegenstand von Kommunikation ist immer die individuelle Wahrnehmung des Gesprächspartners. Vieles wird wahrgenommen, aber nicht allem und jedem wird in gleicher Weise Aufmerksamkeit geschenkt. Etwas oder jemand muss die Chance haben, in den Wahrnehmungsradius eines Menschen zu gelangen. Dieser Wahrnehmung liegt die Beobachtung zugrunde. Es wird beobachtet, wie sich beispielsweise der Platz nach dem Regenguss verhält, wie die Beanspruchung des Übungsgrüns ist oder wie die Golfspieler mit Platzveränderungen umgehen.

 

Nach der Beobachtung erfolgt eine ganz individuelle Bewertung – „like oder dislike“. Je differenzierter und feinsinniger diese Bewertung stattfindet, desto leichter ist die Kommunikation darüber. Mit einem Gesprächspartner, der eine sehr festgefahrene Meinung zu einem Thema hat und diese nicht verlässt, lässt sich schwerlich sprechen bzw. diskutieren. Die Bewertung kann durch eine Reihe subjektiver Urteile verfälscht und die Kommunikation dadurch erschwert werden.

 

Individuelle Bewertungen können die Kommunikation erschweren

Jeder Mensch bewertet seine Umwelt nach seinen individuellen Maßstäben, vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen und Sozialisation. Dieser Umstand verlangt oft ein großes Maß an Toleranz, zu akzeptieren, dass Menschen anders denken, fühlen, bewerten, einschätzen usw.

 

Bezogen auf die Arbeit im Golfclub ist es gut, ganz bewusst davon auszugehen, dass jeder Beteiligte, sei es der ehrenamtliche Vorstand, die Clubassistentin, der Greenkeeper oder der Golf-Professional ein eigenes Bild auf die Situation hat und diese auch individuell bewertet. Der erste Schritt zu einer tragfähigen Kommunikation ist es, sich über diese unterschiedlichen Wirklichkeiten möglichst neutral auszutauschen – nicht mehr und nicht weniger.

 

Gute Kommunikation erfordert, sich auszutauschen und den Standpunkt des Gesprächspartners kennenzulernen. Wie bewertet mein Gesprächspartner die Situation? Welche Ziele verfolgt er? Was möchte er erreichen? Was ist ihm wichtig? Erst wenn die Haltung, Einstellung und Meinung des Gesprächspartners bekannt ist, ist es möglich, darauf einzugehen und sich wie über eine Brücke anzunähern.

 

Kommunikation ist Ausdruck unseres Denkens

Unsere Kommunikation ist der Ausdruck unseres Denkens. Dazu nehmen wir nicht nur die Sprache zu Hilfe, sondern sogar den gesamten Körper. Es ist nicht möglich, sich ganz der Kommunikation zu entziehen. Selbst wenn wir uns so neutral wie möglich zu verhalten versuchen, kommunizieren wir. Wir können es nicht vermeiden, zu kommunizieren. Die Art, wie wir uns bewegen, Dinge oder Menschen beobachten oder unsere Haltung sind Teil unserer Kommunikation mit anderen.

 

Kommunikative Kompetenz bezieht sich also nicht nur auf unsere eigene Fähigkeit, mit Sprache umzugehen. Es geht auch um unser Vermögen, auf Menschen zuzugehen, Kontakt mit anderen aufzunehmen oder sich zu organisieren. Denken Sie nur an Reisen in ferne Länder, dessen Sprache Sie nicht sprechen. Auch hier sind Sie in der Lage, zu kommunizieren: durch ein Lächeln, eine Geste oder eine Bewegung.

 

Die höchste Form der Kommunikation ist allerdings, die eigenen Gedanken und Bewertungen so präzise wie möglich und authentisch auszudrücken. Das erfordert insbesondere zwei Dinge: zu wissen, was man ausdrücken möchte und die Fähigkeit, diesen Sachverhalt in Worte zu fassen. Manche Situationen sind dadurch geprägt, dass man nicht so genau weiß, was man zum Ausdruck bringen will und dadurch auch nicht die richtigen Worte findet. Das Bauchgefühl gibt die „richtigen“ Impulse, dennoch ist es schwierig, das Thema auszudrücken. Je klarer der Inhalt und die Botschaft, desto klarer die Worte.

 

Als Sender verschlüsseln wir, wenn wir unser Anliegen in Sprache fassen. Als Empfänger entschlüsseln wir die erhaltenen Botschaften. Wir verstehen, dass diesem Prozess Störungen unterliegen können; dass das, was wir meinen, nicht unbedingt das ist, was beim anderen ankommt. Die Herausforderung liegt darin, nicht den anderen für diese Störungen verantwortlich zu machen. Diese Missverständnisse können durch Nachfragen, was der andere verstanden hat, leicht aus dem Weg geräumt werden. Die Verantwortung des Empfängers hingegen liegt darin, nicht zu vorschnell davon auszugehen, dass er verstanden hat. Wer sich nicht sicher ist, was der Sachinhalt und was die eigene Interpretation ist, kann nachfragen: „Ich habe deine Aussage so und so verstanden. Ist es das, was du gemeint hast?“ Diese Nachfrage verlangt Aufmerksamkeit und auch einen gewissen Mut, so vorzugehen. Würde man die Aussagen in ein Protokoll schreiben, wie es bei Teamsitzungen üblich ist, könnte man zu Beginn des folgenden Meetings nachfragen, ob alle Inhalte richtig wiedergegeben worden sind.

 

In jeder Kommunikationssituation kann es schwierige Situationen geben, in denen vorschnell eine Interpretation des Gesagten vorgenommen wird. Dies ist oft der Auslöser für eine konfliktbeladene Kommunikation. Basis für eine gute Kommunikation ist die Annäherung über eine Kommunikationsbrücke und damit das Verstehen-Wollen. Sich auf den anderen einlassen, auch wenn mir seine Meinung und Haltung vielleicht nicht genehm ist, ist ein gutes Motiv für eine gelungene Kommunikation. „Das siehst du völlig falsch“, ist ein Killer-Satz. Das respektiert die Wirklichkeit des anderen nicht und verneint sie. Besser wäre zu sagen: „Du hast bestimmt Gründe, warum du so argumentierst. Ich habe es noch nicht verstanden. Erkläre es mir nochmal.“ In gegenseitigem Respekt können sich zwei Gesprächspartner auf diese Weise ihren Wirklichkeiten annähern. Das fördert nicht nur die gute Kommunikation, sondern auch Teamarbeit und  Arbeitsfortschritt.

 

Autorin: Gunhild Posselt | Greenkeepers Journal 02/2017

 

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