Was versteht man unter Rasenfilz und wie entsteht er?
Basiswissen Greenkeeping
In der Rasenpflege gilt die Anreicherung von Rasenfilz oft als kritisch und wird negativ bei der Beurteilung der Rasenqualität eingestuft. Damit es nicht zur Anreicherung dieser natürlichen Stoffproduktion im obersten Horizont der Rasennarbe kommt, werden regelmäßig geeignete Pflegemaßnahmen, wie Vertikutieren oder Striegeln, durchgeführt, damit eine Balance zwischen der Stoffproduktion und dem natürlichen Abbau von Rasenfilz gefördert wird. Erst deutlich ausgeprägte Filzschichten >10 mm führen bei Sport- und Golfplätzen zu Beeinträchtigungen bei der Spielqualität.
Was ist Rasenfilz
Rasenfilz bildet sich im obersten Horizont einer Rasentragschicht und verändert somit die physikalischen Eigenschaften des Substrates, wie beispielsweise Wasserdurchlässigkeit oder Scherfestigkeit der Grasnarbe. Rasenfilz besteht aus einer Schicht von abgestorbenem und teilweise zersetztem organischen Pflanzenmaterial, das sich zwischen dem Boden und der grünen Rasenvegetation befindet (Abbildung 1). Dieser Thatch besteht hauptsächlich aus dem Übergangsbereich zwischen Wurzeln und Spross (Bestockungszone), mit Stängeln, Blattscheiden, Ausläufern, flachen Wurzeln und weniger aus Blattresten (MÜLLER-BECK, 2020a).
Erläuterungen zu den Begriffen nach STÜRMER-STEPHAN und MORHARD (2019):
Thatch: Meist lockere, fast ausschließlich organische Schicht unterhalb der Chlorophyll-haltigen Ebene. Triebe (einschließlich Ausläufer) und einzelne Blattreste sind erkennbar.
Mat: Meist dunkle, schmierige, hauptsächlich organische Schicht weitgehend ohne erkennbare pflanzliche Strukturen mit mineralischen Anteilen.
Humus: Ein komplexes Gemisch von organischen Stoffen aus pflanzlicher, tierischer und mikrobieller Herkunft Humus unterliegt einem ständigen Ab-, Um- und Aufbauprozess, sodass die Humusvorräte des Bodens unterschiedliche Stabilität aufweisen.
Mineralboden: Entspricht sandreicher RTS.
Der Ligningehalt in den eher braunen Pflanzenteilen ist höher und das C/N-Verhältnis ist weiter als in der grünen Blattmasse, sodass der mikrobielle Abbau langsamer verläuft. Wenn sich der untere Teil des Rasenfilz mit dem Boden vermischt, z.B. durch Regenwürmer oder durch Sand-Topdressing und dabei der Stoffabbau fortschreitet, so entsteht eine bestimmte Schicht aus stark zersetzter organischer Substanz, die als „Mat“ (Abbildung 1) bezeichnet wird. Der Abbau von Rasenfilz zu Mat ist wünschenswert, da dieses Material mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann und somit im Vergleich zum Filz bessere Eigenschaften hat.
Zur laufenden Kontrolle lässt sich die Identifizierung einer Rasenfilzschicht in der Regel mit einem Profilspaten oder einem Locheisen aus dem Golfbereich vornehmen (Abbildung 2a+b). Unmittelbar unter der grünen Vegetationsschicht befindet sich der Filzhorizont, der oft aus einer Mischung aus Thatch- und Mat-Schicht besteht. Die Thatch-Dicke einer Rasennarbe wird einerseits durch die Wachstumsbedingungen am Standort und andererseits durch die Eigenschaften der Gräserarten bzw. der Gräsersorten bestimmt.
Messungen der Filzdicke
Eine größere Anreicherung von Rasenfilz ist auf sandreichen Rasentragschichten mit einer geringen biologischen Aktivität zu beobachten. Eine Abnahme des pH-Wertes in den stark sauren Bereich fördert ebenfalls die Filzbildung.
Zur Messung einer Filzschicht gibt es verschiedene Methoden. Dabei wird der Rasen in jedem Falle geöffnet, beispielsweise mit dem Messer, dem Profilspaten oder mit dem Locheisen (Golf). Da die jeweiligen Horizonte oft ineinander übergehen, wird die eigentliche Messung mit dem Lineal/Meterstab gelegentlich schwierig, da sich die Zersetzungsgrade nicht eindeutig bestimmen lassen.
Die deutsche Fassung der DIN EN 12232 beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung der Filzdicke bei Naturrasen. Hierfür wird die Rasenfläche mit einem Ausstecher, der einen Durchmesser von 40-120 mm hat, beprobt. Der ausgestochene Probenkern sollte mindestens eine Stärke von fünf Zentimetern haben. Nachdem sich der zusammengedrückte Rasenfilz wieder entfaltet hat, wird an vier Positionen die Auflagestärke in Millimetern mit einem Lineal gemessen. Die Methode ist einfach und schnell durchführbar. Zur Beprobung von größeren Flächen (5.000 m²) müssen etwa 10 bis 15 Kerne entnommen werden.
Die Nachteile der Feldmethoden liegen insbesondere in der Schwierigkeit der Abgrenzung von Rasenfilz und der darunterliegenden Übergangszone (Mat).
Zur Ermittlung der Untergrenze einer Filzschicht bzw. eines Mat-Horizonts kann ein Messer genutzt werden, um den Widerstand im Probenkern zu ertasten. So lässt sich das Messergebnis optimieren. Bei mehreren Messungen, insbesondere nachdurchgeführten Pflegemaßnahmen, ist es wichtig, die prozentuale Veränderung zu einer Kontrollvariante zu erfassen.
Filzdicken in einer Stärke <5 mm sind durchaus akzeptabel, wenn sie regelmäßig mit dem Striegel bearbeitet werden und anschließend kleine Sandmengen eingebracht werden. Bei Filzstärken von >10 mm sollten zielgerichtete Vertikutier-Maßnahmen durchgeführt werden, damit Durchlässigkeit und Scherfestigkeit der Rasennarbe erhalten bleiben (MÜLLER-BECK, 2020b).
Autor: Dr. Klaus G. Müller-Beck | Greenkeepers Journal 1/2023
Literatur
EVERS, M., 2023: Bodengesundheit – Gleichgewicht beim Aufbau und Abbau der organischen Substanz im Boden. Vortrags-Handout GVD-Jahrestagung, Radebeul 2023.
MÜLLER-BECK, K.G., 2020a: Rasenfilz speichert Kohlenstoff im Wurzelhorizont von Rasenflächen. DRG Rasen-Thema, Aug. 2020. https://www.rasengesellschaft.de/rasenthema-detailansicht/august-2020-01.html
MÜLLER-BECK, K.G., 2020b: Funktion und Arbeitstiefen beim „Vertikalschneiden“ in der Rasenpflege beachten. DRG Rasen-Thema, Juni 2020. https://www.rasengesellschaft.de/rasenthema-detailansicht/juni-2020.html
STÜRMER-STEPHAN, B. und J. MORHARD, 2019: Rasenfilz – Ergebnisse einer Literaturauswertung. Z. Rasen-Turf-Gazon, 01-2019. www.golfmanager-greenkeeper.de/fileadmin/content/Importe_gk_ra/2019/ra0119_s03bis09.pdf