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Winterspielbetrieb auf Golfanlagen

Alle Jahre wieder

Golfanlagen und ihre Pflege stehen vor betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen. Der deutlich zunehmende Einfluss von Witterungsextremen, steigende Qualitätsansprüche, zunehmender Wettbewerb der Anlagen untereinander sowie die veränderten Anforderungen durch die Gesetzgebung verstärken den Druck. Auswirkungen haben diese Faktoren zu allen Jahreszeiten – nach dem Extremsommer 2018 steht für eine Wintersaison 2018/19, mit noch völlig ungewissem Verlauf, die Frage an: „Stellen wir Regeln für einen Winterspielbetrieb auf?“

Diese Frage muss in jedem Fall mit „Ja“ beantwortet werden. In welcher Form, das sollte in jedem Club, auf jeder Golfanlage von allen Beteiligten unter Berücksichtigung aller Interessen diskutiert werden. Hier gilt es aber auch, sich neben den Wünschen der Mitglieder die Bedürfnisse und Grenzen der Rasengräser anzusehen. Hinzu kommen die örtlichen Gegebenheiten wie Lage, klimatische Bedingungen, Bodenverhältnisse, Zusammensetzung des Grasbestandes, Vitalität der Gräser und Nutzungsfrequenz, aus denen sich eine Grenze der Belastbarkeit ergeben kann.

 

Welche Gefahren drohen?

In jedem Fall sollte nach einer langen Saison im Winter die Schonung des Platzes und damit die Möglichkeit zur Regeneration das erklärte Ziel sein. Während die ersten Frosttage deutlich wahrnehmbar sind, fällt es bei stark schwankenden Tag- und Nachttemperaturen schwer, das Ende der Vegetationszeit zu bestimmen. Diese Einschätzung ist jedoch wichtig, da bei einem nachlassendem Wachstum auch keine ausreichende Regeneration von Schäden durch Divots, Pitchmarken, Fußspuren und Fahrspuren stattfindet. Zur Orientierung kann man das Ende der Wachstums-Periode durch die Ermittlung der Tagesdurchschnittswerte nachvollziehen. Der ermittelte Tagesdurchschnittswert sollte für Rasengräser über +6 °C liegen.

 

Die zur Berechnung notwendigen Tages-Maximum- und Tages-Minimum-Werte werden am eigenen Standort mit Hilfe eines Maxima-Minima-Thermometer ermittelt.

Wen gilt es zu schonen?

Im Fokus stehen in der Regel die Grüns. Doch dieser Sommer hat uns gezeigt, dass auch Spielbahnen durchaus unter Wit­terungsbedingungen leiden können.

 

Einige Anlagen gehen noch mit mehr oder weniger starken, trockenheitsbedingten Schäden in den Winter. Der bis in den November hinein fehlende Niederschlag behinderte Nachsaaten und ausgedünnte Grasnarben, Kahlstellen lassen Freiraum für unerwünschte Arten.

Dort, wo eine Nachsaat erfolgreich durchgeführt wurde, haben wir es mit einem jungen Grasbestand zu tun. In beiden Fällen kann durch eine Schonung bei Frost und Nässe eine zügigere Regeneration im Frühjahr erreicht werden.

Problem Nässe im Winter

In weiten Teilen Deutschlands, aber auch in Abhängigkeit von der Ausprägung der Wintermonate, stellt nicht der Frost das Problem dar, sondern die Nässe. Schaut man sich hier die einschlägigen Klimamodelle an, so ist von einer Zunahme der Niederschlagsmengen über Winter auszugehen.

 

Ein nasser Boden ist auch ein warmer Boden, die notwendige Winterhärte wird nur unzureichend ausgebildet.

 

Regelungen für Winterspielbetrieb

Klar kommunizierte Regelungen für einen Winterspielbetrieb sind in jedem Fall empfehlenswert. Es gilt, zwischen grundsätzlichen Vorkehrungen und witterungsbedingten, tagesaktuellen Maßnahmen zu unterscheiden.

 

Darüber hinaus ist es sinnvoll, einen verbindlichen Zeitraum vorzugeben, z.B. 01. November bis ­ 31. März, in dem aufgrund der Vegetationsruhe dann mit Einschränkungen gerechnet werden muss. Abweichungen der positiven Art, weil z.B. die milde Witterung eine längere Nutzung der Sommergrüns erlaubt, werden gerne angenommen. Ungewissheit auf Seiten der Golfer, verbunden mit einer nicht erfüllten Erwartungshaltung bei einer Sperrung, führt jedoch zur Unzufriedenheit. Die tagesaktuelle Kommunikation erfolgt vor allem über die Homepage, unnötige Anfahrten oder Wartezeiten werden dadurch vermieden. Ferner muss Einigkeit herrschen und die Entscheidungsträger bzw. Ansprechpartner müssen klar benannt werden. 

 

Temporäre Platzsperrung

Die Golfer sind durchaus an Sperrungen des Golfplatzes bei Eis und Schnee, temporäre Platzsperren z.B. bei Raureif, sowie ein generelles Auftee-Gebot gewöhnt.

 

Einrichtung von Ausweichgrüns

Der übliche Begriff „Wintergrün“ wird den Einsatzmöglichkeiten von temporären Grüns nicht gerecht.

Vom Wortlaut her wird das Vorhandensein winterlicher Bedingungen suggeriert. Ausweichgrüns stehen in Perioden sowohl bei extremer Nässe als Anspielmöglichkeit zur Verfügung, als auch nach dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wenn ein Wiederbetreten der Grüns für einen gewissen Zeitraum untersagt ist.

 

Je höher die Qualitätsansprüche sind, umso wichtiger ist es, deren Lage unter Berücksichtigung von spieltechnischen und pflanzenbaulicher Sicht zu bestimmen. Festgelegte Positionen erlauben es, zudem über die Saison mit Hilfe von Pflegemaßnahmen, wie Sanden, langfristig die Qualität zu verbessern.

 

Ist aufgrund des Aufbaus eine Nutzung der Sommergrüns über Winter vertretbar, so besteht trotzdem die Möglichkeit der Schonung. Ein Setzen der Löcher im Bereich der Vorgrüns oder im vorderen Teil der Grüns, führt dazu, dass nicht das gesamte Grün betreten werden muss.

Best Practice I

Tipp aus dem Greenkeeper-Team von Klaus Benjack, GC Aldruper Heide: „Wir arbeiten über Winter mit drei Lochpositionen, jeweils am Rand der Grüns, wobei die nicht genutzten Löcher abgedeckt werden. Dies ermöglicht selbst bei gefrorenem Boden einen Wechsel der Lochpositionen zur Schonung der Grüns.“

 

Best Practice II

Hinweise zum Winterspielbetrieb, zu finden auf der Website von Golf in Achim: „Bei Nutzung der Sommergrüns: Bitte beachten, dass mehrere Lochpositionen vorbereitet sind. Jeder Flight ist verpflichtet, nach Beendigung des Loches die Fahne im Uhrzeigersinn in das nächste Loch zu stecken, wodurch sich eine gleichmäßige Belastung des Bodendrucks ergibt.“  

Schonung der Abschläge

Durch das Einrichten von Winter-Abschlägen, Versetzen der Abschlagsmarkierungen in den hinteren Teil der Abschläge oder die Nutzung von Abschlagsmatten besteht die Möglichkeit, den Grasbestand der Abschläge zu schonen. Auch auf der Driving-Range sollte nur noch von Matten abschlagen werden.

 

Schonung der Spielbahnen

Die Nutzung von speziellen Fairway-Matten (Screenshot) trägt am deutlichsten zur Schonung der Spielbahnen bei.

 

Best Practice III

GC Hamburg Wendlohe: Im Rahmen des Winterspielbetriebes erfolgt die Bereitstellung von Fairway-Matten. Zur Schonung dürfen ab Mitte November alle Schläge auf den Fairways dann ausschließlich noch von den Matten erfolgen.

Eingeschränkter Einsatz von Elektro-Carts und Trolleys – Vorgabe: Tragebag

Viele Plätze untersagen eine Nutzung von Carts in der Zeit der Vegetationsruhe, wohingegen Trolleys in Abhängigkeit von den Platzverhältnissen erlaubt sind. Hier der Apell: Das Gewicht der Golftasche auf das Minimum zu reduzieren, indem z.B. die Anzahl der Schläger reduziert wird.

 

Ein Golfer mit Trolley belastet die 10-fache Fläche, ein Golfer mit Cart die 50-fache Fläche gegenüber einem Golfer, der sein Bag trägt!

Sperrung bestimmter Bereiche

An Engstellen kommt es über Winter häufig zu extremen Schädigungen, selbst durch ein Begehen. Hilfreich ist hier ein Wegemanagement, mit zusätzlichem Sperren von Laufwegen in nassen oder stark strapazierten Bereichen.

 

Grundsätzlich gilt: Alle Unannehmlichkeiten und Einschränkungen haben nur ein Ziel: Langfristig die Platzqualität zu erhalten!

 

Winterhärte

Eine Anpassung der Gräser findet im Idealfall bei abnehmender Lichtmenge und Lichtqualität, sowie zurückgehenden Temperaturen statt. Der Stoffwechsel stellt sich um, die Zellmembranen werden durchlässiger. Es erfolgt eine Einlagerung von Eiweißen, Kohlenhydraten, also eine Art Frostschutz für die Pflanzenzellen.

Dies hat den Effekt, dass die Zellen weniger Wasser enthalten und im Inneren bei tiefen Temperaturen nur kleinere, nicht scharfkantige Eiskristalle gebildet werden. Durchaus vergleichbar mit Softeis.

 

Raureif

Bei Temperaturen < 0 °C und einer hohen Luftfeuchtigkeit entstehen Eiskristalle auf den Blättern. Bei Betreten kommt es dann zu Verletzungen und Zerstörungen der Blätter und einer deutlich erhöhten Krankheitsanfälligkeit. Die größten Schäden entstehen bei Raureif im Herbst, ohne Winterhärte.

Autorin: Beate Licht (Greenkeepers Journal 04/2018)

 

(Anm. d. Red.: Anregungen und Best Practice-Beispiele nehmen wir gerne im Rahmen von Lichts RasenBlog mit auf. Bilder und Zuschriften gerne an: beate.licht (at) googlemail.com oder s.vogel­@koellen.de. Selbstverständlich wird mit Ihren Informationen vertraulich umgegangen – Veröffentlichungen erfolgen NUR in Abstimmung)

 

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