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Thermische Unkrautbekämpfung für Wege und Plätze

Keine Herbizide auf Nichtkulturland

Unkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen mit Herbiziden ist grundsätzlich nicht erlaubt. Was für Alternativen dazu bei der Unkrautbekämpfung bestehen, wurde auf der GVD-Frühjahrsfortbildung 2017 in Fulda vorgestellt. Wer an der ausgebuchten Tagung nicht teilnehmen konnte bzw. das Gehörte vertiefen möchte, findet nachfolgend alles Wissenswerte von Referent Heinrich Beltz zusammengefasst.

 

Der Einsatz von Herbiziden (und anderen Pflanzenschutzmitteln) ist nur auf land- oder forstwirtschaftlich sowie gärtnerisch genutzten Kulturflächen vorgesehen. Zu denen gehören zwar grundsätzlich auch die Golfplätze, allerdings sind darin die Parkplätze, Zufahrten, Hofflächen und auch die Wege auf den Golfplätzen nicht inbegriffen.

 

In Ausnahmefällen dürfen Pflanzenschutzmittel auch auf solchen Flächen („Nichtkulturland“) eingesetzt werden, wenn eine Genehmigung nach § 12 Abs. 2 PflSchG vorliegt, die aber für Golfanlagen normalerweise nicht erteilt wird. Außerdem ist für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein Sachkundenachweis nach ­§ 9 PflSchG nötig, und es muss angemessene Schutzkleidung getragen werden.

 

Gelegentlich empfehlen schwarze Schafe unter den Außendienstmitarbeitern mancher Anbieter ausdrücklich den Einsatz von Steinreinigern zur Unkrautbekämpfung. Das ist genauso wenig legal wie der Einsatz von Herbiziden auf Nichtkulturland und kann mit hohen Bußgeldern geahndet werden.

Die einzigen Möglichkeiten zur Beseitigung vorhandener Unkräuter auf Wegen, die bleiben, sind die mechanischen oder thermischen Verfahren.

 

Unkrautausbreitung abhängig vom Wegebau

Bevor es an die Bekämpfung der Unkräuter geht, sollte allerdings über die Möglichkeit nachgedacht werden, wie die Keimung und Ausbreitung von Unkräutern vorbeugend verhindert oder verringert werden kann. Dabei spielt die Anlage der Wege und Plätze eine wichtige Rolle:

 

Grundsätzlich können sie unterschiedlich aufgebaut sein: Wassergebundene Wege sind aus Kies oder Schotter, andere Flächen sind gepflastert, aus Beton gegossen oder mit einer Asphaltschicht bedeckt. Auf wassergebundenen Wegen oder in den Fugen von gepflasterten Flächen finden Unkräuter relativ gute Wachstumsbedingungen, Beton- und Asphaltflächen bieten kaum Refugien. Je mehr und je größer die Fugen gepflasterter Flächen sind, desto mehr Unkrautpro­bleme entstehen, und je feuchter und je besser sie mit Nährstoffen (zum Beispiel aus der Düngung angrenzender Flächen oder Blumenkübel) versorgt sind, desto mehr Unkraut wächst. Möglichst kleine Fugen, die evtl. sogar mit Bitumen, Mörtel oder Epoxidharz gefüllt sind, sowie häufiges Fegen, bei dem nährstoffhaltige Verschmutzungen entfernt werden, sind gute Möglichkeiten, Unkrautwachstum auf Wegen und Plätzen vorzubeugen.

 

Mechanische Unkrautentfernung schwierig

Grundsätzlich können Unkräuter natürlich von Hand aus den Fugen gekratzt oder gezupft werden. Das ist aber sehr aufwändig und mühsam, daher kommt es für größere Flächen nicht infrage.

 

Mit motorbetriebenen Wildkrautbürsten können Unkräuter mit Stahlborsten aus den Fugen gefegt werden. Der Verschleiß dieser Bürsten ist allerdings hoch, empfindliche Pflastersteine können beschädigt werden, und durch aufgewirbelte Steine können Beschädigungen hervorgerufen werden. Außerdem verursachen die Geräte einen starken Lärm. Für wassergebundene Flächen eignen sie sich nicht. Meist wird daher die thermische Unkrautbekämpfung vorgezogen. Gegenüber dem Herbizideinsatz haben mechanische und thermische Methoden den Vorteil, dass sie auch von Arbeitskräften ohne Sachkundenachweis nach ­§ 9 PflSchG durchgeführt werden können und kein so großer und auffälliger Einsatz von Schutzkleidung nötig ist. Bei der thermischen Unkrautbekämpfung reichen feste Schuhe und Handschuhe.

 

Unkraut abtöten mit Hitze!

Die thermische Unkrautbekämpfung basiert auf dem einfachen Prinzip, dass weiches pflanzliches Gewebe abstirbt, sobald es Temperaturen deutlich über 42 °C erreicht. Es sollte also nicht „verkohlt“ oder „gekocht“, sondern nur „blanchiert“ werden, so dass es direkt nach Erhitzung noch lebendig aussieht, aber innerhalb der nächsten Stunden welkt. Mit den üblichen Geräten können allerdings nur oberirdische Pflanzenteile wirksam bekämpft werden, Wurzeln oder Samen im Boden beziehungsweise in den Fugen sind gut geschützt vor der für sie tödlichen Hitze. Sie treiben oft nach etwa einer Woche wieder aus. Durch regelmäßiges Abtöten der Blätter erschöpft sich mit der Zeit allerdings auch die Kraft der Wurzeln, sie werden schwächer und sterben langsam ab. Ebenso werden die Samen im Boden weniger und es keimt immer weniger Unkraut.

 

Die Hersteller der Geräte zur thermischen Unkrautbekämpfung empfehlen meist drei Behandlungen pro Jahr. Bei hohem Unkrautdruck sind allerdings unter Umständen häufigere Behandlungen nötig.

Einfache Methode: Abflammen

Die technisch einfachste Methode der thermischen Unkrautbekämpfung ist das Abflammen. Dabei wird die Flamme direkt auf das Unkraut gerichtet, wobei es nur erhitzt und nicht verkohlt werden sollte. Abflammgeräte sind vergleichsweise preisgünstig, der Gasverbrauch liegt mit etwa 5-12 g pro m² im mittleren Bereich. Je nach Gerät kann der Arbeitsaufwand recht hoch sein, mit einem Handbrenner wurde in einem Tastversuch der LVG Bad Zwischenahn eine Leistung von 140 m² pro Akh erreicht.

 

Sparsam: Heißluft

Geräte mancher Hersteller richten die Flamme nicht direkt auf die zu behandelnde Fläche, sondern erhitzen damit Luft auf etwa 350-800 °C, die auf die Vegetation geblasen wird und sie abtötet. Bei Geräten der Firma WeedControl wird diese Luft im Kreislauf geführt, so dass ein Teil der Wärmeenergie wieder verwendet werden kann. Die Geräte sollen nach Herstellerangaben relativ energiesparend (1-4 g Gas pro m²) sein und sich durch eine hohe Flächenleistung (2.000 m² und mehr pro Akh) auszeichnen.

 

Wenig Aufwand: Infrarotstrahlung

Bei Infrarotgeräten wird ein Brennelement (Keramik) erhitzt, das durch seine Wärmeabstrahlung Unkraut abtötet. Ähnlich wie bei den Heißluftgeräten sollen die Flächenleistung deutlich höher und der Energieverbrauch deutlich niedriger als beim Abflammen sein. Aktuell sind allerdings noch keine unabhängigen Untersuchungsergebnisse bekannt, die die Angaben der Hersteller bestätigen. Das Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig führt zurzeit solche Untersuchungen durch.

Besonders beim Abflammen, in geringerem Maße aber auch bei Heißluft- und Infrarotgeräten, besteht die Gefahr, dass sich brennbare Materialien (zum Beispiel trockenes Laub oder Gras, Stroh, Holz) entzünden.

Keine Brandgefahr: Heißwasser

Bei Geräten, die mit heißem Wasser, Heißdampf oder Heißschaum arbeiten, besteht diese Brandgefahr nicht. Allerdings sind die Geräte relativ aufwändig und teuer: Aus einem Tank wird Wasser in einen Boiler geleitet, dort auf 95-190 °C erhitzt und über eine Motorpumpe in einen meist etwa 15 m langen Schlauch gepumpt, durch den es über eine Lanze mit einer Temperatur von etwa 85-100 °C ausgebracht wird. Pro m² werden je nach Gerät etwa 1-5 l Wasser verbraucht, allein für das Nachtanken an Wasser wird ein gewisser Zeitaufwand benötigt. Je nach Gerätetechnik geben die Hersteller eine Arbeitsleistung von etwa 200-700 m² pro Akh an.

Allerdings ist nicht nur der Arbeitsaufwand hoch, sondern auch der an Energie. Laut Herstellern werden für die Pumpe und die Erhitzung zusammen etwa 10-30 ml bzw. g Heizöl, Dieselkraftstoff, Benzin und/oder Gas pro m² benötigt. Durch die Wasserausbringung und das relativ hohe Maschinengewicht (Wassertank!) können wassergebundene Wege leiden, wenn sie feucht und nicht tragfähig genug sind.

 

Heißschaum wirksamer?

In vielen der angebotenen Geräte wird dem heißen Wasser ein Schäumungsmittel zugesetzt, durch das die Hitzewirkung verbessert werden soll. Die Schäumungsmittel bauen sich biologisch ab, sind aber nicht ganz billig: Je nach eingesetzter Menge können die Kosten bei bis zu 0,12 EUR pro m² liegen. Ob die isolierende Wirkung des Schaums gegenüber der kühlen Luft sich nennenswert auswirkt, ist nicht bewiesen, das JKI untersucht die Frage zurzeit. Denn der Effekt des Schaums, der die Abkühlung des heißen Wassers gegenüber der Luft verzögert und dadurch die Wirkung des Wassers verbessern kann, bezieht sich nicht auf den umgebenden Boden beziehungsweise Kies oder Pflastersteine, die mit ihrer großen Wärmespeicherkapazität das Wasser vermutlich wesentlich stärker abkühlen als die Luft.

 

Deutliche Umweltbelastung

Manche Hersteller werben damit, dass die thermische Unkrautbekämpfung umweltfreundlich sei. Diese Aussage ist allerdings zweifelhaft, wenn man bedenkt, dass durch alle Methoden der thermischen Unkrautbekämpfung das klimaschädliche CO₂ ausgestoßen wird.

Wenn kein Gas, sondern Benzin, Dieselkraftstoff und/oder Heizöl eingesetzt werden, können auch noch erhebliche Mengen an Ruß und Stickoxiden dazukommen. Und wenn der Fehler gemacht wird, Unkraut zu verbrennen statt zu blanchieren, können außerdem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Dioxine entstehen, die zum Teil krebserregend sind. Im Vergleich belasten den Herstellerangaben zufolge sparsame Geräte, die mit Gas betrieben werden (Heißluft, Infrarot) die Umwelt am wenigsten.

 

Empfehlung

Auch wenn die thermische Unkrautbekämpfung nicht unbedingt umweltfreundlich ist, erscheint sie doch in vielen Fällen die einzige Möglichkeit zu sein, auf einigermaßen praktikablem und gleichzeitig legalem Wege Unkraut zu entfernen. Auf allen Flächen, auf denen keine Brandgefahr besteht, sind trockenthermische Verfahren (Abflammen, Heißluft, Infrarot) vermutlich der wirtschaftlichere Weg. Auf denjenigen Flächen, auf denen Feuergefahr oder die Gefahr von Hitzeschäden an Begleitpflanzen besteht, sind, sofern die Wege tragfähig genug sind, nassthermische Verfahren (Heißwasser/-dampf/-schaum) die sinnvollere Methode.

 

Da besonders die nassthermischen Geräte recht teuer sind (je nach Ausführung oft um 20.000 EUR und mehr), kann es sinnvoll sein, die thermische Unkrautbekämpfung im Lohnverfahren durchführen zu lassen, was bei vielen Kommunen zurzeit schon geschieht. Außerdem können, wenn die Arbeit zunächst im Lohnverfahren durchgeführt wird, erste Erfahrungen mit den unterschiedlichen Methoden gewonnen werden, bevor ein eigenes Gerät angeschafft wird.

 

Eine Tabelle der Anbieter von Geräten zur thermischen Unkrautbekämpfung finden Sie hier ... Download PDF.

 

Autor:
Heinrich Beltz, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn

 

Literatur

VERSCHWELE, A. (Hrsg.): Erfolgreiches Unkrautmanagement auf Wegen und Plätzen. Erling Verlag 2016.

 

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