Login

Stomata-Reise nach Dänemark (Kopenhagen)

Mit der Stomata-Gruppe auf Studienfahrt

 

Dank des Einsatzes von Norbert Lischka war es auch in diesem abwechslungsreichen Jahr möglich, neue Eindrücke und Impressionen abseits der deutschen Golfanlagen zu sammeln. Martin Nielson, Head-Greenkeeper von Royal Kopenhagen, organisierte die Platzbesuche rund um die Hauptstadt Dänemarks. Danke nochmals für dieses Engagement.

 

Aufgrund der aktuellen Pandemie waren wir dieses Jahr mit einem verkleinerten Team von vier Personen unterwegs, um der Einladung von Martin Nielson vom 20.-23. September zu folgen.

 

Mit rund 200 Golfplätzen ist der Golfsport in Dänemark stark vertreten, die hohen Mitgliederzahlen, im Schnitt über 1.000 Mitglieder, auf den von uns besuchten Plätzen bestätigten dies.

 

Ziel unseres Besuches war es, zu sehen, wie die dänischen Golfplätze mit den Restriktionen bezüglich Pflanzenschutzmitteln, Wasser und Düngern zurechtkommen. Dänemark ist ähnlich wie die Niederlande im „Green Deal“, jedoch sind mittlerweile wieder vereinzelt synthetische Pflanzenschutzmittel (PSM) zugelassen, in einer ähnlichen Bandbreite, wie wir es in Deutschland vorfinden. Die überwiegende Mehrzahl der von uns besuchten Plätze befand sich allerdings in Naturschutzgebieten oder auf gepachteten Flächen, wo unterschiedliche Einschränkungen vorherrschten. In Kombination mit einem hohen Spielbetrieb und den Wetterextremen der vergangenen Jahre sicherlich keine leichte Aufgabe für die Greenkeeper, gesunde und gut bespielbare Spielflächen zu erhalten. Problematisch war sicherlich der heiße und trockene Sommer in 2018 und 2019. Die von uns besuchten Plätze besitzen keine Fairway-Beregnung, daher kam es dort zu Trockenschäden auf den Spielflächen, welche sich jedoch bis zu unserer Exkursion hervorragend erholt hatten.

 

Die sechs besichtigten Plätze haben ausschließlich Grüns-, Tees- und Vorgrün-Beregnungen installiert. Aufgrund der geographischen Lage sind unsere dänischen Kollegen wettertechnisch etwas besser aufgestellt, als die meisten deutschen Plätze. Die Veränderung des Klimas geht jedoch auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Doch auch hier sind die dänischen Greenkeeper trainiert und talentiert, ein Vorteil, wenn man sich in der Vergangenheit schon mehrmals auf Veränderungen und Einschränkungen anpassen musste.

 

Aggressive Rasenkrankheiten wie Dollarspot sind dort bis jetzt nicht so stark vertreten wie in unseren Breitengraden, er tritt eher vereinzelt auf. Bekämpft wird er mit Sulfaten und Phosphiten. Tendenz steigend. Ein größeres Problem ist das Auftreten von Unkräutern auf den Spielflächen. Dort wird auf Handarbeit und Sulfate zurückgegriffen.

 

Die maschinelle Ausstattung der Clubs war überschaubar, oft zu sehen und untereinander geteilt, war der Air2G2. Besonders zum Ende der Saison wird auf diese Maschine gesetzt, anstatt z.B. einem Terra Spike; Grund dafür ist der reduzierte Schaden an der Grasnarbe und somit eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass Krankheiten sich etablieren.

Das Besondere am Furesø GC, speziell an seinen Greens, ist die Gräser-Zusammenstellung. Anders als den übrigen von uns besuchten Clubs, die auf Rotschwingel auf den Greens setzen, hat Head-Greenkeeper Thomas Phil von Furesø vor Jahren Agrostis Canina etabliert – und er fährt damit ausgezeichnet. Grund für diese besondere Art der Agrostis ist die kleinere und feinere Blattoberfläche, die sich ausgezeichnet mit seiner Festuca paart und nicht so invasiv auftritt. Nachgesät und gepflegt werden die Greens als reine Festuca-Flächen.

Aber auch in ihren Fairway- oder Tee-Gräser-Mischungen sind unsere dänischen Kollegen kreativ. So setzen einige auf eine Festuca-Lolium/Poa pratensis-Mischung auf ihren Fairways und auch Tees. Gerade die neuen feinen Lolium-Sorten zeigen in ihren nicht beregneten Fairways ein starkes Durchhaltevermögen und eine schnelle Erholung bei gleichzeitig sinkendem Nährstoffbedarf. Auch düngen alle von uns besuchten Clubs ihre Fairways mittlerweile mit 70-80 Kg N pro Hektar, um die Konkurrenz gegen Unkräuter zu erhöhen und ihre Widerstandsfähigkeit in den Sommer-Monaten zu erhöhen. Gepaart wird dies mit einem intensivem Topdress und tiefem Lockern der Flächen jährlich. Ziel ist die Wurzelmenge und -Tiefe zu erhöhen. Alle sechs Clubs wurden auf alte, landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen gebaut, ohne vorher einen Bodenaustausch durchzuführen.

Bewundernswert war auch die Pflege der Greens. Die Mehrheit der Greens waren Push Up-Greens, der Rest USGA-Aufbauten. Im direkten Vergleich war auf den USGA-Greens mehr Poa annua vertreten als auf den alten Push Up-Greens. Grund hierfür ist laut Jan Ebdrup, vom GC Hedeland, der erhöhte Nährstoff-Bedarf der Fläche durch eine höhere Auswaschung der Nährstoffe. Auf seinem 18ten Green hatten wir den direkten Vergleich zu seinen anderen 17 Push Up-Greens. Das Besondere an den Push Ups war allerdings der Topdress, mit dem fünf oder sechs Clubs arbeiten. Der Topdress enthält 1,4% Humus aus Gartenabfällen. Dadurch ergibt sich die dunkle Färbung in ihrem Greens-Aufbau. Jedoch praktizieren die Dänen dies schon seit einigen Jahren und sind damit sehr erfolgreich. Das Bodenleben wird stimuliert und die Zufuhr durch Dünger hat sich auf ein Minimum reduziert. Im Schnitt lagen sie bei Festuca-dominierten Greens bei 30-45 Kg N pro Hektar im Jahr – vorrangig ausgebracht in einer Gabe zum Vegetationsstart im April-Mai. Die restliche Saison leben die Gräser von der Nährstoffumsetzung des humushaltigen Topdresses, welcher alle zwei bis drei Wochen ausgebracht wird.

Ein absolutes Highlight unserer Exkursion war sicherlich der Royal Kopenhagen GC mit Head-Greenkeeper Martin Nilson. Das außergewöhnliche an diesem Platz ist seine wirklich einzigartige Lage im Jægersborg Dyrehave Park. Das Anwesen ist ein altes royales Jagdgatter, in welchem sich der Golfplatz befindet – umgeben von freilaufendem Rot- und Damwild und alten Eichen. Die Natur wird sich dort selbst überlassen, dementsprechend hat Martin strenge Auflagen für seine Pflege, keine Chemie sowieso. Aber auch die Zahl von 1.500 Hirschen bringt so seine Herausforderungen mit sich, Schäden auf Spielflächen gehören zur Tagesordnung, ebenso wie das abendliche Einsammeln der Flaggen. Der Platz wurde 2010 eröffnet, designed von Jack Nicklaus.

 

Die Pflegestrategie unterschied sich nicht großartig zu den vorherigen Plätzen. Dünger und Topdress auf den Fairways, Kompost-Topdress auf den Greens und zudem seit diesem Jahr ein Wetting Agent-Programm auf Fairways, um die Kapazitäten des Regens voll auszuschöpfen. Diese Strategie wird dort in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich vermehrt auftreten. Der Rotschwingel dominiert auf jeder Fläche und das Hard-Rough wird durch das Wild unkrautfrei gehalten.

Als Fazit können wir sagen, dass die Lage der dänischen Greenkeeper aus unserer Sicht sehr interessant und lehrreich ist. Alleine schon durch die Gesetzgebung sind die Dänen uns beim Thema Nachhaltigkeit voraus. Auch deshalb sollten wir Anregungen und Optionen für unsere Plätze in Betracht ziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Lage in Deutschland in den nächsten Jahren sich in dieselbe Richtung entwickelt, ist sehr hoch. Unsere dänischen Nachbarn machen es vor, mit wenigen und simplen Mitteln, besinnen sie sich auf einfaches und nachhaltiges Greenkeeping.

 

Im Jahr 2022 ist ein gemeinsames Treffen der ökonomisch/ökologisch-denkenden und arbeitenden Greenkeeper aus den Niederlanden, Dänemark und Deutschland im Großraum Hamburg geplant.

 

Autor: Philip Heselhaus, GolfPark Leipzig

 

Stand: Greenkeepers Journal 4/2020

 

<< zurück