Nur noch ein Osterhase für 27 Menschen
Der bedrohte Feldhase (Lepus europaeus)
Als Vorbild für den Osterhasen und Symbol für Fruchtbarkeit und Frühling zählt der Feldhase zu den bekanntesten Wildtieren. Doch seit den 1980er Jahren hat der Bestand an Feldhasen laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) um 75% abgenommen, seit 1995 wird er auf der Roten Liste als gefährdete Tierart geführt.
Ermittlung der Bestände
Wie viele Wildtiere sind vorhanden? Wie kann eine Populationsgröße überhaupt erfasst werden? Häufig nutzt man hierfür die Jagdstrecke, also die Zahl der geschossenen Tiere, oder die Wildunfallstatistik. Bei Feldhasen, die auf offener Fläche leben und im Lichtkegel für das geübte Auge gut zu erkennen sind, stellt die Scheinwerferzählung eine wissenschaftlich anerkannte und übliche Methode dar. Hierbei wird nachts eine festgelegte Strecke mit dem Auto abgefahren, Felder und Wiesen werden mit starken Scheinwerfern ausgeleuchtet und die Tiere werden gezählt.
Laut Deutscher Wildtierstiftung gibt es in Deutschland noch drei Millionen Feldhasen. Reduzierte Strukturvielfalt in den landwirtschaftlichen Flächen mit Verzicht auf Feldränder und Brachflächen, nehmen ihm Lebensraum und Nahrungsangebot. Damit sich die Bestände erholen können, werden extensive Flächen mit hoher Pflanzenvielfalt benötigt. Versiegelung und Bebauung von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehr, machen es ihm schwer, neue Lebensräume zu finden. So ist er vermehrt auch in stadtnahen Grünflächen zu finden, doch dadurch werden viele Hasen auf den Straßen überfahren, jährlich ca. 60.000! Viele Junghasen sterben im ersten Jahr durch Fressfeinde, wie Greif- und Rabenvögel, Eulen, Füchse oder Marder.
Der NABU fordert mittels seiner Agrarkampagne „Space for Nature“ von den Landwirten neben einer vielfältigeren Fruchtfolge, Brachflächen und Blühstreifen. Während für die Landwirte die Anlage von Brachflächen oder Randstreifen ein Verzicht auf Produktionsfläche bedeutet, verfügen Golfanlagen über einen hohen Anteil an Extensivflächen und somit Potenzial für diverse Lebensräume. „Werde laut für mich!“ Unter diesem Slogan sammelte der NABU bislang über 2.600 Sprachnachrichten für das EU-Parlament – für eine naturverträgliche und klimaneutrale Landwirtschaft in Europa. Link: bit.ly/3rUWDMB (Quelle: nabu.de)
Unterscheidung Kaninchen – Hase
Der braun bis braun-rote Hase ist mit 55-70 cm Kopf-Rumpf-Länge deutlich größer, und mit einem Gewicht von 3,5-5,5 kg auch deutlich schwerer als das gräuliche Kaninchen. Seine Ohren und seine Hinterläufe sind im Verhältnis zum Körper viel länger als beim Kaninchen. Kommt man einem Hasen nah genug, so erkennt man die schwarzen Ohrspitzen. Während Hasen eher dämmerungs- und nachtaktive Einzelgänger sind, die sich tagsüber in flache Mulden (Sasse) ducken, treten Kaninchen auch tagsüber in Gruppen auf und verstecken sich bei Gefahr in Erdgängen oder -höhlen. Typisch für den Hasen ist das flinke Hakenschlagen, er schafft bis zu 70 km/h schnelle Sprints und kann 3 m weit und bis zu 2 m hoch springen!
Projekt „Hasen-Apotheke“
Golfclub Hamburg-Walddörfer e.V.
Auf dem Gelände des Golfclubs Hamburg-Walddörfer e.V. wurde 2018 das Projekt „Hasen-Apotheke“ zur Förderung der Feldhasen-Population ins Leben gerufen. An drei Standorten werden 1.000 Quadratmeter-Flächen (sog. „Hasen-Apotheken“) geschaffen, auf denen mehrjährige Anpflanzungen ein attraktives Nahrungsangebot, Schutz und Deckung für Feldhasen bieten.
Wir befragten Nicole David, Clubmanagerin des GC Hamburg-Walddörfer, zu dem 2018 ins Leben gerufenen und 2019 im Rahmen des „DGV-Innovationspreis – ABSCHLAG DER IDEEN“ eingereichten Projekts.
? Auf Ihrer Anlage gab es ja bereits Feldhasen und es war das Ziel, die bestehende Population zu vergrößern. Woher haben Sie die notwendigen Informationen zu diesem Thema bekommen und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?
! Als Jägerin liegt mir der Schutz der Natur sehr am Herzen. Unsere Golfanlage hat beim DGV- Umweltprogramm „Golf&Natur“ den Goldstatus und zudem besteht ein enger Kontakt zur Deutschen Wildtierstiftung. Gründe genug, sich zu engagieren.
Um auf unserer Golfanlage neue Lebensräume für Feldhasen zu schaffen, haben wir drei offene, trockene Standorte für sogenannte Wildäcker ausgewählt. Ihre Lage sollte den überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Feldhasen ausreichend Schutz bieten und auf der anderen Seite den Spielbetrieb der Golfanlage nicht beeinträchtigen.
In Abstimmung mit der Naturschutzbehörde wurden dann die Flächen vorbereitet, indem der Grasbewuchs entfernt und der Boden gepflügt wurde.
? Lebensraum beinhaltet ja auch ein entsprechendes Nahrungsangebot.
! Es wurde eine spezielle mehrjährige Saatmischung ausgebracht, die neben Wild- und Heilkräutern auch Klee und Buchweizen enthält. Als reiner Pflanzenfresser ist der Feldhase ein Feinschmecker. Die Paul-Jähn-Stiftung übernahm als Kooperationspartner die Kosten für die Saatmischung.
? Wie sieht die Akzeptanz durch die Golfspieler aus. In diesem Zusammenhang steht „Naturbildung“ für das Vermitteln von Informationen rund um Naturschutzmaßnahmen.
! Wir haben unsere Mitglieder über Newsletter, Mitgliederversammlung und einen Bericht in der Clubzeitung in den gesamten Ablauf eingebunden, die Reaktionen waren durchwegs positiv. Schilder vor Ort informieren zudem über die Bedeutung der Flächen.
2018 haben wir unser Projekt im Rahmen des DGV-Innovationspreis – ABSCHLAG DER IDEEN in der Kategorie „Golf und Umwelt“ eingereicht.
? Nun, nach zwei Jahren, wie beurteilen Sie den Erfolg?
! Es sind deutlich mehr Hasen auf unserer Anlage vorhanden. Daneben profitieren auch Fasane und Rebhühner sowie Bienen und andere Insekten von den Flächen.
Liebe Frau David, schönen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit Ihrem nicht nur artenfördernden, sondern auch imageträchtigen Projekt!
Beitrag und Interview von unserer Fachautorin Beate Licht | Greenkeepers Journal 1/2021
DGV-Innovationspreis – ABSCHLAG DER IDEEN
2018 initiierte der Deutsche Golf Verband (DGV) sein Projekt „DGV-Innovationspreis – ABSCHLAG DER IDEEN“. Die Idee dahinter: „Vorbilder gibt es in vielen Bereichen des Lebens. Sie unterstützen durch ihr Wissen und durch ihre Erfahrung und motivieren im besten Fall zum Nachahmen. Genau hier setzt der DGV-Innovationspreis – ABSCHLAG DER IDEEN an. Gesucht werden besondere Beispiele für innovative, kreative und nachhaltige Projekte aus dem Golfbereich, die als gutes Beispiel für andere Clubs, zur allgemeinen Förderung des Golfsports und zur positiven Imagebildung geeignet sind“, so der DGV.
2018 wurde in der Kategorie „Golf und Umwelt“ um eine Teilnahme geworben (Anm. d. Red.: Weitere Kategorien bislang: „Golf und soziale Verantwortung“ (2019) und „Kundengewinnung“ (2020)). Immerhin 63 Einreichungen im ersten Jahr galt es, von einer Fach-Jury auszuwerten. Die drei favorisierten Projekte werden alljährlich auf dem DGV-Verbandstag den Mitgliedern vorgestellt, die dann über die letztliche Platzierung abstimmen. Als Motivation zur Teilnahme winken neben der Werbewirkung u.a. Auszeichnung, Preisgeld und ein eigens erstelltes, professionelles Image-Video.
Die eingereichten Projekte sind auf dem DGV-Serviceportal einsehbar, mit unseren FachMagazinen wollen wir Ihnen einige ausgewählte vorstellen. Unsere Fachautorin Beate Licht nimmt sich hierbei der Kategorie „Golf und Umwelt“ an.
Weitere Projekte zur Förderung des Feldhasen:
- Hasenland: in der Gemarkung Schwichtenberg in Mecklenburg-Vorpommern Deutsche Wildtierstiftung (www.deutschewildtierstiftung.de)
- Hecken für Feldhasen: seit 2017 in Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum Stockach am Bodensee Heinz Sielmann Stiftung (www.sielmann-stiftung.de)
- Hopp Hase: Überlebenschancen für Junghasen durch Brachen verbessern Schweiz (www.biodivers.ch)