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Messwerte für die Qualitätsbestimmung von Golfgrüns

Qualitätsanforderungen aus Golfer- und Greenkeepersicht unterschiedlich

Für die Arbeit des Greenkeepers kommt es darauf an, möglichst einheitliche Grüns auf seiner Golfanlage zu entwickeln. Für ihn stehen dabei die Vitalität und die Regenerationskraft der Gräser im Fokus. Wichtige Kriterien für das Greenkeeping sind demnach:

 

  • Bodenfeuchte,
  • Gehalt organ. Substanz,
  • Menge an Topdressing,
  • Höhe der Stickstoffgabe,
  • Grasarten/homogene Narbe.

 

Die Erwartungen der Golfer richten sich vornehmlich auf die Puttoberfläche der Grüns, wobei die folgenden spieltechnischen Eigenschaften immer wichtiger werden:

 

  • Balltreue/Trueness,
  • Grünsgeschwindigkeit/Green Speed,
  • Oberflächenglätte/Smoothness,
  • Grünshärte/ Firmness.

 

Damit die Vorstellungen der Golfer erfüllt werden können, sollten zu Beginn der Saison messbare Parameter mit den Club-Verantwortlichen abgestimmt werden, damit sich das Greenkeeping bei der Jahrespflege an geeigneten Zielvorstellungen orientieren kann. Regelmäßig erhobene Messwerte liefern Daten für faktenbasierte Entscheidungen bezüglich der Auswahl notwendiger Pflegemaßnahmen. Darüber hinaus lässt sich auf diese Weise der Wirkungsgrad der jeweils durchgeführten Arbeiten überprüfen und dokumentieren.

Zur Versachlichung der Diskussionen in den Clubs bezüglich Qualitätserwartungen der Golfer, bieten sich Test-Gruppen (Flights unterschiedlicher Spielstärke) an, die nach einer gespielten Runde ihre Einschätzungen zu ausgewählten Grüns in einem kleinen Fragebogen eintragen. Beispiel Grün 7 (trocken), langsam/ok; unruhig/hoppelt; hart/ok (s. Tabelle 1).

Der Greenkeeper vergleicht diese Angaben mit den eigenen Messungen auf der Anlage und hat so die Möglichkeit, Korrekturen/Verbesserungen vorzunehmen (Stimpmeter/Greenstes­ter/Feuchtemesser/Clegg-Hammer etc.).

 

Pflege der Grüns ­beeinflusst ­Putteigenschaften

Steigende Qualitätsanforderungen an die Ebenflächigkeit, die Balllauftreue oder das Green-Speed der Puttoberfläche, erfordern ein angemessenes Pflegemanagement mit der notwendigen Geräteausstattung. Die Wirkung der eingesetzten Maschinen und Produkte zur Optimierung der Rasenflächen sollte durch geeignete Messverfahren überprüfbar sein. In der Greenkeeper-Fortbildung der DEULA-Bildungsstätten, aber auch bei Veranstaltungen wie der demopark in Eisenach, werden ausgewählte Verfahren zur Qualitätsbestimmung der Raseneigenschaften vorgestellt und in praktischen Übungen durchgeführt.

Der regelmäßige Einsatz des Smooth-Rollers beeinflusst neben der Glätte der Oberfläche auch maßgeblich das Green-Speed eines Golfgrüns. Nach amerikanischen Untersuchungen nimmt der Golfer eine Verbesserung des Green Speed erst ab >15 cm wahr. Die ermittelten Werte werden je nach Spielanforderungen (Normal-Betrieb/Turnier-Betrieb) interpretiert (s. Tabelle 2).

Balltreue hat höchste Bedeutung

Für die Golfer ist die Balltreue (Trueness) derzeit das wichtigste Qualitätskriterium beim Putt. Unvorhergesehene Hüpfer oder Abweichungen von der Puttlinie wirken sich unmittelbar auf das Spiel­ergebnis aus. Mit der Prüfung der Trueness lassen sich einheitliche Grüns auf der Anlage einstellen. Das gilt insbesondere im Nachgang zu Pflegemaßnahmen wie dem Aerifizieren, wobei durch Smooth-Rolling die Balltreue möglichst rasch wieder hergestellt werden sollte.

Was versteht man unter „Green-­Trueness“? Ein Grün ist „treu/wahr“,

  • wenn die Oberfläche glatt ist;
  • wenn der Ball der ­vorgedachten Linie folgt;
  • wenn der Ball ins Loch rollt,
  • wenn der Ball nicht hüpft (bounce) oder eiert/taumelt/schlängelt (wobble/snaking).

 

Zur Messung der „Trueness“ stehen derzeit vier unterschiedliche Methoden zur Verfügung:

  • Greens-Tester für Holling Out Test „HOT“,
  • Einsatz des STRI ­Trueness-Meter (nur durch Berater ­verfügbar),
  • Alternative: „Parry­Meter“ (frei verfügbar),
  • Nutzung des ­Spread-Test,
  • Bobble-Test = Bonitur von 1 bis 10.

 

Das Verfahren mit dem „Greens-Tester“ wurde 2013 von The R&A entwickelt. Es sollen unter definierten Bedingungen die Eigenschaften der Grünsoberfläche beim Putt dokumentiert werden. Dazu werden nach der Start-Justierung 10 Bälle auf das Loch gerollt und das Ergebnis für das Einlochen gewertet, z.B. 8 aus 10 = 80 %. Die Messung wird aus unterschiedlichen Distanzen vorgenommen (90 – 180 – 270 cm). Pa­rallel sollten die Daten für Green-Speed und Firmness ermittelt werden.

 

Die Trueness eines Greens wird von vielfältigen Einflussfaktoren geprägt. So spielt die Homogenität der Rasennarbe mit einem einheitlichen Pflanzenbestand und wenig Poa annua-Nestern eine besondere Rolle.

 

Pitchmarken, Fuß- oder Reifenabdrücke und Pflegemaßnahmen wie Mähen mit Groomer, Aerifizieren, Vertikutieren oder Besanden, können zu negativen Auswirkungen führen.

 

Tierische Rückstände wie Kot (Gänse/Kaninchen), Regenwurmhäufchen, Ameisennester oder Fraßschäden (Krähen) beeinträchtigen ebenfalls die Trueness der Greens.

 

Härte und Festigkeit berücksichtigen

Die „Green-Firmness“ dient als weiterer Qualitätsparameter für Golf-Grüns. Die Grünsoberfläche besitzt eine bestimmte Härte/Festigkeit, die von der Platzgestaltung abhängig ist und bei der Zielvorgabe für Links-Course oder Park­land-Course unterschiedliche Werte anstrebt. Der Ball soll beim Anspiel auf dem Grün halten. Weiche Grüns neigen zu Pitchmarken, harte Grüns lassen Bälle verspringen. Die beste Grünsoberfläche ist fest und gleichzeitig elastisch! Mit geeigneten Messgeräten lässt sich der Boden­eindruck eines definierten Fallgewichtes analog zum Aufschlag eines Golfballes ermitteln.

 

  • Methode USGA = „TrueFirm“,
  • Methode R&A = Clegg-Hammer Golf (STRI).

Messungen der Firmness dienen der Einhaltung gleichbleibender Spielbedingungen auf einer Golf­anlage. Trockene Grüns werden härter. Daten für die Härte (Gm) und Feuchtigkeit (%) sollten standortspezifisch ausbalanciert werden.

 

In Deutschland gibt es bisher keine Serienuntersuchung zur Beurteilung der Greens-Firmness. Das STRI führt seit einiger Zeit Reihenuntersuchungen auf Golfplätzen in UK durch. Tabelle 3 gibt Anhaltspunkte für die Bewertung eigener Messungen mit dem Clegg-Hammer Golf.

 

Fazit

Qualitätsziele und Standards für Golfanlagen lassen sich gerade für die Putt-Oberfläche der Grüns definieren und kontrollieren. Die Messwerte für Smoothness, Trueness und Firmness liefern Daten für faktenbasierte Entscheidungen bei der Auswahl geeigneter Pflegemaßnahmen unter Berücksichtigung der Budget-Möglichkeiten. Im Sinne der Platz-Optimierung lässt sich der Wirkungsgrad der durchgeführten Maßnahmen kontrollieren. Das Greenkeeping dokumentiert seine Leistungsfähigkeit zur Erreichung einer möglichst hohen Zufriedenheit bei den Golfern.

 

Es bleibt zu hoffen, dass in absehbarer Zeit auch für deutsche Golfplätze aussagefähige Referenzwerte zur Qualitätsbestimmung erarbeitet werden.

 

Literatur

 

MÜLLER-BECK, K.G., 2019: Grünsqualität – Smoothness, Trueness, Firmness. Vortrags-Handout, GVD-Jahrestagung 2019.

www.rasengesellschaft.de/files/downloads/rasen­the­ma/­ 2019/Vortrags-Handout%20K.%20M%C3%BCller-Beck_ 08_2019.pdf

WINDOWS, R. and H. BECHELET, 2010: Firmness first, STRI.

sdinst.com/sites/default/files/Firmness_First_By_STRI.pdf

WINDOWS, R. and H. BECHELET, 2010: Perfectly true, USGA Green Section Record, Jan./Feb.

gsrpdf.lib.msu.edu/ticpdf.py

 

Autor: Dr. Klaus G. Müller-Beck | Greenkeepers Journal 3/2019

 

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