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Hornissen in Blitzschutzhütten

Best practice GOLF&NATUR: GC Siegen-Olpe e.V.

Hornissen (Vespa crabro) gehören zu den Falterwespen, sie beeindrucken zwar durch ihre Größe von bis zu 3,5 cm, sind aber genauso friedfertig wie Hummeln. Ein Stich ist, entgegen allen Vorurteilen, nicht gefährlicher als der einer Biene oder Wespe. Eine Ausnahme stellen Menschen dar, die zu allergischen Reaktionen neigen, was dann aber auch für Bienen- oder andere Wespengifte gilt.

Hornissen gehören gemäß der Bundesartenschutzverordnung in Verbindung mit dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zu den besonders geschützten Arten und stehen in den meisten Bundesländern auf der Roten Liste. Sie dürfen nicht getötet werden, aber auch wer sie stört, ein Nest zerstört oder entfernt, verstößt gegen das Gesetz und muss mit hohen Geldbußen von bis zu 50.000 Euro rechnen. Hängt ein Nest an einer nicht tolerierbaren Stelle, so kann man sich an die Unteren Naturschutzbehörden oder auch einen Imkerverein wenden. Hier findet man Hornissen-Spezialisten, die nicht nur beraten, sondern auch mit behördlicher Genehmigung Nester umsiedeln können.

 

Hornissen sind wertvolle Insektenjäger, die tag- und nachtaktiven Tiere vertilgen Fliegen, Motten und Wespen. Ein großes Volk frisst täglich 500 Gramm Insekten, so viel wie fünf bis sechs Meisen-Familien, und somit spielen sie auch eine wichtige Rolle bei der Regulation des Artengefüges in der Natur.

 

Richtig aktiv sind Hornissen zwischen Mai und Anfang November, danach sterben die Tiere. Lediglich die Jungköniginnen überwintern – unter morschem Holz, Rinde oder in der Erde. Mitte Mai beginnt jede Jungkönigin mit einer eigenen Nestgründung, oftmals an bzw. unter Dächern, auch auf Golfanlagen sind sie immer wieder zu finden.

Dass man nicht immer gleich Schädlingsbekämpfer braucht, wissen unter anderem auch viele Praktiker in der Platzpflege auf den Golfanlagen. Unsere Autorin und GOLF&NATUR-Beraterin Beate Licht befragte hierzu Rainer Bracht (Vorstand Platz) sowie Stephan Montabon (Head-Greenkeeper) vom GC Siegen-Olpe e.V.

 

Da Hornissen nicht aggressiv sind, ist ein friedliches Miteinander auf einer Golfanlage durchaus möglich. Allerdings verteidigen sie ihre Nester im Umkreis von drei bis vier Metern und es gilt, ihre Flugbahn freizuhalten. Somit kann es zu Zwischenfällen kommen, wenn die Wetterschutzhütten von Golfern und Hornissen gemeinsam besucht werden. Das war auf Ihrer Anlage schon häufiger der Fall?

R. Bracht: Ja, und zwar haben Hornissen wiederholt Nester in unseren Wetterschutzhütten gebaut. Deshalb haben Wolfgang Jenke (Anm. d. Red.: Imker im Hochsauerlandkreis und Sachverständiger für Insektenschutz), der uns auch bei Fragen rund um Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen berät, mit der Umsiedelung der Hornissen beauftragt.

Wie kann man sich eine solche Umsiedlung vorstellen?

 

S. Montabon: Die Nester wurden der Reihe nach abgeschnitten und in extra gebauten Transportboxen aufgefangen. Damit Hornissen, die gerade nicht im Nest waren, noch zu ihrem Volk konnten, blieben die Transportboxen noch für ca. eine Stunde in den Hütten stehen. Die Ausflügler wurden dann einzeln eingesammelt und zu ihrem Volk in die Transportbox gebracht.

 

Die Tatsache, dass Nester schon häufiger in Ihren Schutzhütten gebaut wurden, könnte auf ein größeres Vorkommen in dieser Region hinweisen. Dies entspricht aber nicht dem allgemeinen Trend, denn der Bestand ist deutschlandweit drastisch gesunken. Zum anderen besitzen Hornissen die Fähigkeit zur „Filialbildung“: Wird es ihnen zu „eng“ an ihrem Nistplatz, dann ziehen sie um und bauen zeitgleich ein weiteres Nest. Vielleicht ist dies der Grund, warum weitere Nester in den Hütten gebaut wurden.

R. Bracht: Unser Ziel ist es, das Vorkommen dieser nützlichen Schädlingsbekämpfer zu fördern. Deshalb haben wir Hornissenkästen an geeigneten Stellen in den Bäumen anbracht. Über die Erfolge werden wir gerne berichten.

 

Herr Bracht, Herr Montabon, vielen Dank für diese Informationen und schon jetzt danke, wenn wir diesbezüglich im Austausch bleiben.

 

Das Gespräch führte unsere Autorin Beate Licht | Greenkeepers Journal 2/2022


Hornissen-Nisthilfen

Hornissen bilden einjährige Staaten und beziehen ein Nest nicht erneut. Da geeignete natürliche Baumhöhlen selten geworden sind, suchen sie auch Orte wie Wetterschutzhütten, Rollladenkästen, Vogelnistkästen oder Holzverschalungen an Dächern auf. Hornissen-Nistkästen dienen als spezielle Nisthilfen und ermöglichen durch die Wahl eines geeigneten Standorts das unproblematische Miteinander von Mensch und Hornisse auf der Golfanlage.

 

Bewährt hat sich der sogenannte „Mündener Hornissenkasten“, der zum Ansiedeln, aber auch Umquartieren eingesetzt werden kann. Diese können gekauft werden, stehen aber auch im Internet neben zahlreichen weiteren Informationen und Bauanleitungen mit Optimierungsvorschlägen zur Verfügung – beispielsweise unter www.hornissenschutz.de oder auf den Seiten des Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Ideal ist die Aufhängung in etwa vier Metern Höhe an Lichtungen oder Waldrändern, aber auch an Bauwerken, wobei auf eine gute Befestigung zu achten ist. Selbst kleine Erschütterungen vertreiben die Hornissen. Der Anflugsraum sollte frei von Ästen oder Zweigen sein. Die Fluglöcher oder -schlitze sollten nach Osten oder Süden ausgerichtet sein, abgewandt von der Wetterseite. Zugige oder extrem sonnige Standorte sind eher ungeeignet. Bei der Montage von mehreren Kästen ist auf einen ausreichenden Abstand von mindestens 100 m zu achten, damit es nicht zu Revierkämpfen unter den Völkern kommt.

Vor der neuen Saison, etwa bis Ende April, muss das alte Nest entfernt werden, da es sonst den Nistraum blockiert. Dies sollte jedoch auch nicht wesentlich früher geschehen, um andere dort überwinternde Insekten nicht zu stören. Besonders sorgfältig sollte die Reinigung jedoch nicht erfolgen, da sich gezeigt hat, dass einzelne Reste eines alten Nestes eine Neubesiedlung fördern. Anscheinend geht von ihnen ein Anreiz für nestsuchende Königinnen aus, was die Besiedlung fördert.