Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Altbekannte heimische Giftpflanze: Blüte im Herbst – Eindämmung im Frühjahr

Die Herbstzeitlose ist eine heimische Art, die meist auf extensiv genutzten Wiesen oder Weiden vorkommt. Alle Teile der Pflanze weisen, analog zum Jakobskreuzkraut (s. Beitrag im Greenkeepers Journal 3/24), hohe Anteile an giftigen Alkaloiden, unter anderem Colchicin, auf. Zudem gibt es weitere Parallelen, denn auch in diesem Fall sind Pferde und Rinder besonders gefährdet, Ziegen und Schafe gelten als weniger empfindlich. Durch Trocknen oder Silieren wird das Gift ebenfalls nicht abgebaut. Zudem gibt es alljährlich Warnungen vor der auch für den Menschen giftigen Pflanze und einer möglichen Verwechslung mit Bärlauch.
Auf der anderen Seite gilt die Herbstzeitlose auch als Heilpflanze, da Colchicin eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung hat und mit einer geringen Dosierung gegen Gicht und Rheuma eingesetzt wird.
Steckbrief
Die Herbstzeitlose ist eine ausdauernde Zwiebelpflanze und bevorzugt wechselfeuchte, sonnige bis halbschattige Standorte. Im April bis Mai zeigen sich lediglich drei bis sechs dunkelgrüne, dickliche Blätter und dazwischen, bei den Exemplaren, die im Vorjahr zur Blüte kamen, auch Samenkapseln. Aus diesen fallen im Sommer die reifen Samen, die ein klebriges Anhängsel (Elaiosom) besitzen, das Ameisen anlockt, die dann neben Wind und Maschinen, der Ausbreitung dienen.
Die typischen blass-lila Blüten zeigen sich erst ab Ende August bis in den Oktober hinein. Die Blüten erinnern an Krokusse und werden von Bienen, Hummeln oder Schmetterlingen bestäubt. Nach der Bestäubung zieht sich die Herbstzeitlose für den Winter in die unterirdischen Zwiebeln zurück. Konnten genug Reservestoffe gesammelt werden, bildet sich eine Tochterknolle, aus der im Folgejahr ebenfalls eine neue Pflanze wächst. Diese effektive Ausbreitung sorgt für eine schnelle Zunahme auf den Flächen.
Probleme auf Golfanlagen
Ähnlich wie beim Jakobskreuzkraut kann ein Vorkommen, aufgrund der Giftigkeit, eine Nutzung der Rough- oder Ausgleichsflächen zur Heugewinnung verhindern.
Maßnahmen zur Eindämmung
Die Herbstzeitlose tritt häufig auf Flächen in Schutzgebieten oder auf Flächen mit rechtlichen Bindungen auf. Je nach bestehender Rechtslage müssen die Maßnahmen mit den zuständigen Verwaltungsstellen abgesprochen werden.
Bei einem starken Auftreten von mehr als 2 Pflanzen pro m² empfiehlt sich eine mechanische Bekämpfung durch ein zweimaliges Mulchen. Auch hier kommt es wieder auf den richtigen Zeitpunkt an. Wird die erste Maßnahme durchgeführt, wenn die Blattmasse möglichst vollständig ausgebildet ist (Ende April bis Mitte Mai – Blattlänge 20 – 25 cm), so kann die Pflanze keine Reservestoffe bilden und einlagern. Es ist darauf zu achten, dass nicht schneller als 3 km/h gefahren und nicht höher als 3 cm gemulcht wird. Im Anschluss sollten die Flächen regelmäßig kontrolliert werden, denn nach zwei bis vier Wochen kommt es in der Regel zu einem erneutem Blattaustrieb und dann sollte die zweite Mulch erfolgen. Bei einem konsequenten Vorgehen ist nach 3 Jahren mit einer deutlichen Reduzierung des Herbstzeitlosen-Besatzes zu rechnen. Eine einmalige Bekämpfungsmaßnahme wird nicht den gewünschten Erfolg bringen!
Sind nur Einzelpflanzen vorhanden, ist das Ausstechen bzw. Ausgraben im April/Mai die sicherste Methode. Zu diesem Zeitpunkt sind die Pflanzen anhand der Blätter gut zu erkennen. Die Knolle befindet sich in 8 – 10 cm Bodentiefe und muss mit dem Spaten oder einem Ampferstecher vollständig entfernt werden. Ein ausreichend feuchter Boden erleichtert diese Arbeit.
Werden die Einzelpflanzen lediglich aus dem Boden gezogen, so bleibt die Zwiebel erhalten. Im besten Fall kann sie dann keine Reservestoffe bilden, aber es kann, wenn die Maßnahme nicht zum idealen Zeitpunkt durchgeführt wurde, zu einem erneuten Austrieb kommen. Von daher ist das Ausgraben vorzuziehen – wobei, um einen Hautkontakt zu vermeiden, auf jeden Fall Handschuhe zu tragen sind!
Blick über den Tellerrand – innovative Technik
Die Landwirte haben auf ihren extensiven Wiesen und Weiden zunehmend Probleme, da sich die Herbstzeitlose immer mehr ausbreitet. Gründe hierfür sind neben der reduzierten Pflege, eine späte Mahd, Überschwemmungen sowie Narbenschäden aufgrund von Trockenperioden. Eine manuelle Bekämpfung scheidet auf diesen Flächen aufgrund der hohen Arbeitsbelastung aus und das Mulchen hat auch negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und reduziert den Grünlandertrag. Ziel muss es also sein, einvernehmliche Lösungen zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu entwickeln.
Derzeit befinden sich zwei, mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen (HfWU) entwickelte, selektive, nicht-chemische und KI-basierte Bekämpfungsmethoden in der Erprobungsphase (für weiterführende Informationen s. Infokasten am Ende des Beitrags). Zunächst werden die Grünlandflächen von einer Drohne überflogen, um die Standorte der Herbstzeitlosen zur Blütezeit zu erfassen und diese anschließend in einer Applikationskarte zu speichern.
Zum einen handelt es sich um einen Agrar-Roboter, der darauf programmiert ist, die Herbstzeitlose zu erkennen und dann die Mutterknolle gezielt anbohrt. Ein anderes System arbeitet mit Wasser, durch einen Hochdruckstrahl wird der Blattapparat zerstört. Künftig soll dieses System auch gegen Ampfer oder Jakobskreuzkraut eingesetzt werden.
Weiterführende Informationen zu Bekämpfungsmethoden
- www.agrarheute.com, direkter Link: https://bit.ly/4gmBgNb
- www.hfwu.de, direkter Link: https://bit.ly/4gi7yJ8
Autor: Beate Licht | Greenkeepers Journal 04/2024