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Der nächste Hitzesommer naht

Zusammenarbeit der Verbände ist gefragt

Die aktuellen Prognosen der Meteorologen sind alarmierend. Schuld ist der seit drei Jahren gemessene Wärmestau im Nordatlantik.
 

Es gibt mal wieder schlechte Nachrichten von den Wetterfröschen. Nach einem Winter, bei dem der Niederschlag in vielen Teilen von Deutschland unter dem langjährigen Mittel lag, und dem trockensten Frühjahr seit Beginn der Auswertungen 1931 prognostizieren die Experten nun sommerliche Hitze. Laut Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg lasse der Wärmestau im Nordatlantik einen außergewöhnlich heißen Sommer erwarten. Auch das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen geht von einem Hitzesommer aus.


Nach Angaben des MPI-M lassen sich derartige Sommerbedingungen bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen. Ursache des Wärmestaus, der sich jeweils etwa drei Jahre vor einem Hitzeextrem aufbaut, sind Anomalien des Wärmetransports im Ozean, die sich auch auf die Atmosphäre auswirken. Daten der Plattform Climate Reanalyzer der University of Maine belegen, dass die mittlere Oberflächentemperatur im Nordatlantik zwischenzeitlich nie zuvor gemessene Tagesstände erreicht und sogar vereinzelt gemessene Tagesspitzen deutlich übertroffen hat. „Das sogenannte Nachhersage-Experiment belegt, dass sich der Wärmestau als zuverlässiger Indikator auch für künftige Hitzesommer eignet“, sagte MPI-M-Forscherin
Lara Wallberg.


Die Häufigkeit von Hitzewellen in Europa hat sich nach Aussage der Forscher seit der vorindustriellen Zeit (bis 1820) verdoppelt. Extrem warme Sommer treten derzeit alle zehn Jahre auf, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts jedoch fast jedes Jahr betreffen. Im Vereinigten Königreich hat die British and International Golf Greenkeepers Association (BIGGA) Golfclubs und Golfer zur Unterstützung beim Umgang mit den Klimaextremen aufgerufen, nachdem auch der Mai wenig zur Linderung der Problemlage beigetragen hat.


Dort wie hierzulande stehen die Greenkeeper erneut vor der enormen Aufgabe, die Plätze unter dem Einfluss des zunehmenden Rasenstresses spielfähig zu erhalten. „Wir erleben extreme Wettermuster“, spricht Richard Johnstone, der Course Manager von Royal Aberdeen an der schottischen Ostküste für viele Kollegen. Er hat zwischen April und Anfang Mai lediglich elf Millimeter Niederschlag gemessen; in manchen Gebieten beträgt der Feuchtigkeitsgehalt der Fairways nur noch drei bis vier Prozent. „Es gibt kein Gleichgewicht mehr“, konstatiert Johnstone. Stattdessen erleben wir das eine oder andere Extrem – entweder Dauerregen oder völlige Dürre.


Paul Woodham, Chef der Agronomy-Abteilung bei der R&A-Agronomy, weist auf die Wirkung zu warmer Tage und kalter Nächte hin, die das saisonale Wachstum gestört hat: „Das führt zu gestresstem Gras, einer verzögerten Erholung von Winterschäden und macht es für die Greenkeeper schwierig, den Übergang im Frühjahr zu bewältigen und die Spielflächen für die Hauptsaison zu optimieren. Das wiederum stellt auch die Geduld der Golfer auf die Probe.“


Daher ermutigt BIGGA nun die Clubs, offen mit ihren Mitgliedern zu kommunizieren und ihnen Einblicke in die aktuellen Bedingungen und Strategien zur Platzverwaltung zu geben. „Wir raten den Clubs, ihre Greenkeeper offen zu unterstützen“, so BIGGA-CEO Jim Croxton. „Sie werden viel motivierter und entschlossener sein, diese Herausforderungen zu meistern, wenn sie von ihren Mitgliedern stark unterstützt werden.“ Royal Aberdeens Richard Johnstone ergänzt: „Als Golfplatzmanager ist es unsere Aufgabe, zu kommunizieren und aufzuklären. Wir müssen verschiedene Kanäle wie soziale Medien, Blogs und andere Plattformen nutzen, damit die Menschen die aktuellen Bedingungen und unsere Lösungsansätze verstehen.“


Anm. d. Red.: In Deutschland hat man das Problem ebenfalls erkannt: Der Deutsche Golf Verband (DGV) mit seinen Arbeitskreisen stellt u.a. auf seinem Serviceportal Informationen zur Verfügung  und unterstützt seine Mitglieder auf dem Weg der Transformation zu einem nachhaltigen Golfplatzbetrieb.


Autor: Michael F. Basche | Greenkeepers Journal 2/25


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