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Asiatische Hornisse auf dem Vormarsch

Invasive Arten – Gefährdung für die biologische Vielfalt

Die UN-Konvention zur biologischen Vielfalt „Convention on Biological Diversity“ (CBD) stellt ein völkerrechtlich verbindliches Übereinkommen dar und wurde von 196 Staaten, inklusive der Europäischen Union, unterzeichnet. Zu den Hauptzielen gehören der Erhalt der biologischen Vielfalt sowie die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Invasive Arten werden hier, neben Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und Klimakrise zu den Haupttreibern des Artensterbens gezählt und es ist das erklärte Ziel, bis 2030 das Vorkommen der wichtigsten Vertreter zu halbieren.
 

Der aktuelle Artenschutzbericht des Weltbiodiversitätsrats der UN (IPBES) geht weltweit von 3.500 invasiven Arten aus! 

Die EU-Liste beinhaltet aktuell 88 invasive Arten, die der biologischen Vielfalt schaden können. Auf Grundlage einer Verordnung werden bereits seit 2015 Mindeststandards für Schutzmaßnahmen definiert, die auf Vorbeugung, Früherkennung, Monitoring und Kontroll-Management beruhen.
 

Bei gebietsfremden Pflanzenarten spricht man von „Neophyten“ (Verweis auf GKJ Bärenklau). Hier sind zum Beispiel das Drüsige Springkraut oder der Bärenklau zu nennen. Bei gebietsfremden Tieren handelt es sich um Neozoen, Waschbär und Nutria sind bekannte Vertreter.
 

Laut World Wide Fund For Nature (WWF) hat in Deutschland derzeit noch keine gebietsfremde Art zum Aussterben oder zur drastischen Reduzierung einer einheimischen Art geführt (www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/invasive-arten). Trotzdem ist es wichtig, Vorkommen und Ausbreitung im Auge zu behalten.

Einwanderung aus Asien
 

Die aus Südostasien stammende Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wurde 2016 ebenfalls in die „EU-Liste“ aufgenommen, denn ihr fehlen die natürlichen Feinde und sie breitet sich in Deutschland immer stärker aus. Demzufolge ist auch ihr Vorkommen oder der Fund eines Nestes meldepflichtig. Nachweise mit Ortsangabe und Foto sind bei der Unteren Naturschutzbehörde der Landkreise bzw. der kreisfreien Städte einzureichen.
 

Für den Menschen ist sie ebenso wenig gefährlich wie die einheimischen Wespen oder Hornissen, deren Stiche ebenfalls allergische Reaktionen hervorrufen können. Anders sieht es jedoch für die Honigbienen und bestäubende Insekten aus, die ihre Hauptnahrung darstellen. Imker aus Spanien und Frankreich berichten über Angriffe auf Bienenvölker, dort werden Absperrgitter vor den Fluglöchern als Schutzmaßnahme empfohlen. Die Einschätzung der Bedrohung der Honigbienen in Deutschland variiert aufgrund des derzeit nur regional starken Vorkommens und es wird davon ausgegangen, dass meist nur schwache Völker bedroht sind. Laut Aussage der Umweltberatung Luzern, Schweiz, gibt es derzeit für Mitteleuropa noch keine Studie über den Einfluss auf die einheimische Insektenpopulation.

Unterscheidung
 

Die heimische Hornisse gilt nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) in Verbindung mit dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) als besonders geschützte Art und darf deshalb nicht bekämpft werden. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, die beiden Vertreter voneinander zu unterscheiden.

Die einheimische Europäische Hornisse (Vespa crabro) ist 3,0 – 3,5 cm groß. Kopf und Brust weisen rötlich-braune Zeichnungen auf, der Hinterleib erscheint überwiegend gelb mit schwarzen Punkten und Bändern. Die Antennen sind gelb und die Beine braun-rot. Im Gegensatz zur Asiatischen Hornisse ist sie auch nachts flugaktiv.
 

Das Nest, mit einer Größe von 30 – 60 cm, findet man an geschützten Stellen, häufig auch in Nistkästen, in Blitzschutzhütten oder Baumhöhlen. Der Nestboden ist offen und wird als Flugloch genutzt.

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) hat einen schwarzen bzw. dunkelbraunen Kopf, der nur vorne orange ist. Der Körper ist dunkel und zwischen dem ersten und zweiten Segment des Hinterleibs befindet sich nur ein feiner weißlicher bis gelber Strich. Der vierte Abschnitt weist dagegen einen breiten, gelborangefarbenen Streifen auf. Die Antennen sind dunkel und die Beine haben markante gelbe Spitzen. Im Vergleich zur einheimischen Hornisse ist sie mit 2,0 – 2,5 cm etwas kleiner und schmaler.
 

Die Königinnen überwintern einzeln oder in Gruppen bspw. in Hohlräumen unter der Baumrinde, in der Erde oder auch in Keramiktöpfen. Die Hornissen sind dann von April bis November tagsüber aktiv, mit einer Hauptflugzeit im August und September. Die Asiatische Hornisse baut zwei Nester, im Frühjahr entsteht das kleinere, runde, sogenannte „Gründungsnest“, das dann auch in Garagen, Schuppen oder in Sträuchern zu finden ist. Da dieses, wie bei den Europäischen Hornissen, das Flugloch im Nestboden hat, besteht Verwechslungsgefahr.
 

Das endgültige „Final- oder Sekundärnest“ erreicht bis Ende Sommer eine Größe von 80 – 100 cm. Es ist kugelförmig bis länglich-oval und hat einen typischen seitlichen Eingang. Für den Nestbau in einer Höhe von über 10 Metern werden Laubbäume bevorzugt.

Meldeplattformen in Deutschland
 

Insbesondere im Spätsommer und Herbst 2022 wurde eine Vielzahl von Nestern in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland entdeckt. Aus diesem Grund haben einzelne Bundesländer bereits spezielle Meldeplattformen eingerichtet.
 

Denn, dass eine Verbreitung sehr schnell gehen kann, zeigen Monitoring-Ergebnisse aus Hessen. 2022 wurden nur zwei Gründungs- und sieben Sekundärnester gefunden, in 2023 waren es dann bereits 25 Nester. Aus diesem Grund wurde das Projekt „Vespa velutina Hessen“ gestartet, mit dem Ziel, das Schadpotenzial zu ermitteln und Management-Maßnahmen zu entwickeln (Quelle: llh.hessen.de/ueber-uns/projekte/projekte-tier/vespa-velutina/).
 

In Baden-Württemberg breitet sie sich bereits seit 2014 stark aus. Im letzten Jahr registrierte die Meldeplattform der Landesanstalt für Umwelt BW über 1.921 Einzeltierfunde und ein Großteil der über 600 Nester wurde entfernt. In diesem Jahr gab es die ersten Meldungen bereits im Februar. Nach Einschätzung der Behörde hat sich die Asiatische Hornisse in BW etabliert und kann aufgrund der Vielzahl nicht mehr verdrängt werden (www.baden-wuerttemberg.de).
 

In Bayern hat die Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau zusammen mit den Imkern des LWG Bayern eine offizielle Meldeplattform „beewarned“ installiert. Gefundene Nester können zudem dem Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) und der regionalen unteren Naturschutzbehörde gemeldet werden, damit diese deren Beseitigung anordnen kann. In 2023 wurden fünf Nester gemeldet und entfernt.

Entwicklung in den Nachbarländern
 

Eine Verbreitung auch über Landesgrenzen hinweg, erfolgt durch den Warenhandel, also z.B. über importierte Pflanzen, Schnittblumen, Obst, Gartenartikel (Möbel, Pflanztöpfe), Frachtcontainer oder in/auf unbehandeltem Holz. 
 

2004 war die Asiatische Hornisse erstmalig in Europa aufgetaucht, und zwar in Frankreich, dort erfolgte dann auch eine schnelle Ausbreitung.  
 

Daneben gibt es auch aus Belgien, den Niederlanden, Italien und Spanien Nachweise. Selbst in England treten Asiatische Hornissen seit 2016 verstärkt auf und das NNSS (Non-native Species Secretariat), ein Institut, das in Großbritannien den Umgang mit invasiven Arten koordiniert, hat zu diesem Zweck Informationsmaterial veröffentlicht und fordert die Bevölkerung auf, Funde zu melden.
 

Nachdem 2017 auch in der Westschweiz erste Exemplare auftauchten, wurde 2023 unter „www.asiatischehornisse.ch“ auch hier eine Meldeplattform eingerichtet. Funde und ihre Orte sind auf der Verbreitungskarte über die Webseite des nationalen Dachverbandes der Schweizer Bienenzüchtervereine (apisuisse) abrufbar (bienen.ch/ imkerei/bienengesundheit-imkerpraxis/asiatische-hornisse/). Die zu ergreifenden Maßnahmen liegen dann in der Verantwortung der einzelnen Kantone. 
 

Interessant ist der Ansatz der Kantone Basel-Stadt, den Nordwestschweizer Kantonen und Imkern, die sich, um die Suche nach Nestern zu erleichtern, der Technik der „Radio-Telemetrie“ bedienen. Ausgebildetes Fachpersonal wird eingesetzt, um Hornissen zu fangen und mit einem Mini-Peilsender zu versehen. So kann die Flugbahn nachgezeichnet und das Nest gefunden werden. Pilotversuche dieser Art wurden auch, betreut durch das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, in Karlsruhe durchgeführt. 
 

Fazit
 

In Deutschland steht die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse erst am Anfang. Deshalb ist es in diesem Stadium wichtig, zum Schutz der Honig- und Wildbienen wachsam zu sein. Aufmerksame Greenkeeper können hier einen wertvollen Beitrag leisten, indem Sie Funde melden. Nur so kann eine ungehinderte Ausbreitung verhindert werden.

Autor: Beate Licht | Greenkeepers Journal 2/2024

 

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