„Yellow Tuft” – gerade bei feuchter Witterung ein Problem*
Bestimmung von Rasenkrankheiten
Einleitung
Im letzten Beitrag wurden vom Verfasser Hilfen zur Bestimmung von Rasenkrankheiten aufgezeigt. In den folgenden Beiträgen wird jeweils eine Rasenkrankheit vorgestellt. Die Gliederung wird immer gleich sein, sodass sie dem Greenkeeper als Hilfe zur Bestimmung seiner Rasenkrankheiten dienen kann. Zu Beginn dieser Beiträge wird eine Krankheit vorgestellt, die in diesem Jahr (2011) auf Grund der feuchten Witterung häufiger in Erscheinung trat.
Name des Schaderregers
Yellow Tuft (Scleroptora macrosora Sacc.)
Schadbild
Der Erreger Yellow Tuft, auch Downy Mildew genannt, befällt in unseren Breiten vorrangig die Agrostis- und Poa annua-Arten, desweiteren kann er aber auch Festuca rubra, Poa pratensis und Lolium perenne befallen. Er lebt als obligate Parasit in der Pflanze und tötet sie nicht ab. Die ersten Erkennungsmerkmale der Infektion sind vereinzelte lange, dünne Triebe der jungen, büschelartig dicht bestockten Pflanze, die sich leicht herausziehen lassen (Abbildung 1). Im Vegetationskegel der infizierten Pflanze wird ein Wachstumshormon produziert, welches das anormale Längenwachstum auslöst. Die Wurzellänge der Gräser reduziert sich nach einem Befall. Dies kann zu großen Problemen bei den Mäharbeiten auf dem Grün führen, da die Untermesser die langen, jungen Triebe regelrecht herausreißen (Abbildung 2). Die Oberfläche wird weich und schwammig, dadurch wird die gemessene Schnitthöhe häufig größer als die Eingestellte (Abbildung 3). Oberflächig ist der Pilzbefall durch gelbe 1-10 cm große, gesprenkelte Flecken zu erkennen (Abbildung 4). Der Befall zeigt sich häufig, ähnlich wie bei der Krankheit Phytium, entlang der wasserführenden Bereiche wie z.B. über Drainageleitungen, Senken und in staunassen Bereichen.
Infektionskreislauf
Die Hauptinfektionszeit liegt in den Monaten April bis Oktober. Der Erreger benötigt ausreichend Feuchtigkeit (starke Niederschläge, Tau) um eine gesunde Pflanze zu infizieren. Bei einem Befall bilden sich gelblich-weiße Fruchtkörper (Abbildung 4), in denen sich Zoosporen bilden, die innerhalb von ca. 1-24 Stunden über die Spaltöffnungen der Blätter in die Pflanze eindringen können. Innerhalb der Pflanze kommt es dann zur Bildung von Oosporen, die sich dann in der Pflanze ausbreiten. Sie sind sehr gut mit einem Mikroskop zu erkennen, sehen den Oosporen der Rasenkrankheit Phytium sehr ähnlich, sind aber doppelt so groß (Abbildung 5). Auch die Samen der befallenden Pflanze werden befallen, welches bei der Saatgutproduktion von großer Bedeutung ist. Die Oosporen überdauern auf den lebenden und abgestorbenen Pflanzenteilen und sind in der Lage, sich in den wasserführenden Schichten im Boden fort zu bewegen. Erst wenn die Wirtspflanze abgestorben ist, oder den Sporen das Wasser entzogen wird, stirbt auch der Erreger ab.
Begünstigende Faktoren für den Befall
- bodennahe Grünsaufbauten,
- staunasse, schlecht drainierte Böden,
- eine zu starke Bewässerung,
- Taubildung auf der Pflanze,
- starke, langanhaltende Niederschläge,
- Einsaat mit infiziertem Saatgut,
- hoher Rasenfilzgehalt in den oberen 2 cm,
- eine zu hohe Stickstoffdüngung in den Sommermonaten.
- extreme pH-Werte (bei Agrostis stolonifera ein zu niedriger Wert <5,0 und bei Festuca rubra und Lolium ein zu hoher Wert >7,0)
Maßnahmen zur Befallsminimierung und Bekämpfung
a) Vorbeugende Pflegemaßnahmen
- bei staunassen Böden muss die Funktion der Drainage überprüft, bzw. gespült werden; bringt dies keinen Erfolg, müssen diese Bereiche neu drainiert werden
- Taubeseitigung durch mechanisches Abtauen der Blätter
- regelmäßiges Vertikutieren und Topdressen zur Filzreduzierung
- bei der Nachsaat oder Neuansaat, Einsatz von gesundem zertifiziertem Saatgut
- wenn möglich nur bei trockenem Wetter mähen
- keine hohen Stickstoffmengen in den Sommermonaten düngen (Spoonfeeding)
- darauf achten, dass ausreichend Kali, Magnesium und Mangan gedüngt wird
- der Einsatz von Eisensulfat hat ebenfalls eine krankheitsreduzierende Wirkung
- Applikation von taureduzierenden Produkten, sodass die Blätter auch über Nacht taufrei sind, denn auf der trockenen Pflanze kann kein Befall stattfinden
- der Einsatz von Bodenhilfsstoffen (Wettingagent, Algenprodukte u.a.) sorgt für eine gesündere Pflanze. Dies ist wichtig, da bei einem Yellow Tuft Befall auch das Risiko einer Schädigung der Pflanze durch Trockenstress und Winterkrankheiten steigt
b) Chemische Bekämpfung
- Unter den in Deutschland für die Golfgrüns genehmigten Pflanzenschutzmitteln hat nur Signum (Pyraclostrobin, Boscalid) eine gute Wirkung gegen den Erreger. Eine befriedigende Wirkung haben die Mittel Aliette (Fosetyl) und das Kontaktmittel Dithane Neo Tec (Mancozeb).
Literaturübersicht
Babadost, M.; RPD No. 415, April 1988, Yellow Toft or Downy Mildew of Turfgrasses, www.ipm.illinois.edu/disease/series400/rpd415
Entwistle, K. January 2006; Yellow Tuft, www.turfpathologie.org/Pages/disease_profile.aspx?pid=26
Jackson, N. und P. Dernoeden, 1980, Plant Disease, Sclerophthora macrospora: The Inciant of Yellow Tuft Disease of Turf Grasses, S. 915-916
McDonald, S.; Dernoeden, P.; Karminski, J. und M. Agnew; 2009, Curative control of yellow tuft in creeping bentgrass, GCM May 2009, S. 106-110.
Smiley, R.W.; Dernoeden, P.H. und B.B. Clarke, 2005, Compendium of Turfgrass Diseases, Third Edition; Yellow Tuft (Downy Mildew), S. 54-56.
Tredway, L. P.; Wilkerson, G.G.; Lassiter, B.R.; Reynolds, J.J. und S.B. Gregory; February 2011, North Carolina State University, www.turffiles.ncsu.edu; Yellow Tuft.
Autor: Dieter Kückens | Greenkeepers Journal 03/2011
* Bitte beachten Sie: Der Beitrag stammt aus dem Greenkeepers Journal 3/2011. Die Liste der zur Befallsminimierung und Bekämpfung angegebenen Pflanzenschutzmittel ist u.U. nicht mehr aktuell und sollte unbedingt vor einem Einsatz überprüft werden! Der Verlag übernimmt keine Gewähr für Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der aufgeführten Informationen.
Aktuell zugelassene und genehmigte Pflanzenschutzmittel für die Anwendung auf Golfplätzen finden Sie auf den Websites des GVD unter http://bit.ly/2uU6FPQ bzw. des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit unter http://bit.ly/2uC0btm.