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Wer fliegt denn da?

Käfer erkennen und überwachen im Sinne des IPS

Ein Befall mit Engerlingen hat, neben dem Wurzelfraß, vor allem aufgrund der durch Vögel, Dachse oder Wildschweine entstehenden Folgeschäden (Abbildung 1) häufig große Auswirkungen. Durch Extremwitterung zusätzlich geschwächte Sportrasenflächen leiden besonders stark. Aus diesem Grund steht im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS) immer die Etablierung einer dichten und strapazierfähigen Grasnarbe an erster Stelle.

 

Einige Golfanlagen hatten und haben jedoch während der letzten Jahre einen wiederholten Befall. Auch aufgrund der Tatsache, dass z.B. der Gartenlaubkäfer nach dem Schlupf direkt vor Ort erneut einen Großteil der Eier ablegt, wird eine Bekämpfung notwendig.

Zu den Werkzeugen des IPS gehören „Diagnose“ und „Monitoring“, sie helfen bei der Erstellung eines geeigneten Maßnahmenkatalogs. Von der Jahreszeit her befinden wir uns nun in der Phase, in der die meisten Käfer schlüpfen und mit dem Flug beginnen. Egal welche Methode der Bekämpfung gewählt wird: der Erfolg hängt immer von der exakten Bestimmung und dem richtigen Einsatzzeitpunkt ab. Aus diesem Grund heißt es derzeit: Augen auf – wer fliegt denn da und wann?!

 

 

Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola)

Der mit 0,8-1,0 cm Größe relativ kleine Gartenlaubkäfer ist am einfachsten zu erkennen und sein Vorkommen kann durch Lockstofffallen überprüft werden. Diese sind in dem entsprechenden Zeitraum regelmäßig zu kontrollieren.

 

Er besitzt braune Deckflügel, sein Halsschild schimmert metallisch schwarz-grün (Abbildung 2). Der Gartenlaubkäfer ist tagaktiv und häufig bei Sonnenschein von Ende Mai bis Juni unterwegs. Nicht selten kommt es zu einem Massenauftreten (Abbildung 3).

Junikäfer (Amphimallon solstitiale)

Der nachtaktive Junikäfer, der dem Maikäfer ähnelt, lässt sich nicht so leicht beobachten und leider auch nicht mit Hilfe einer Lockstofffalle überwachen. Mit einer Größe von 1,4-1,8 cm ist der Junikäfer deutlich kleiner als der Maikäfer (Abbildung 4). Seine hellbraunen Deckflügel haben drei erhabene Längsrippen, zudem hat er eine deutliche, hellbraune bis beige Behaarung an den Flügelansätzen und auf der Oberseite des Halses. Im Unterschied zum Maikäfer sind seine Fühler weniger ausgeprägt und deutlich kleiner.

 

Er ist dämmerungs- und nachtaktiv und fliegt ab Mitte Juni bis Juli, wobei warme Nächte bevorzugt werden. Junikäfer sind eher ungeschickte Flieger und fliegen häufig in den Abendstunden Menschen an.

 

 

Maikäfer (Melolontha melolontha)

Maikäfer treten nicht nur regional unterschiedlich auf, sondern ihr Vorkommen unterliegt auch starken Schwankungen.

 

Der Maikäfer ist mit 2,0-3,0 cm der größte Käfer (Abbildung 5). Seine Deckflügel sind rotbraun bis dunkelbraun mit vier Längsrippen, Kopf und Halsschild sind schwarz. Auffällig ist das schwarz-weiße Zickzackmuster seitlich am Hinterleib. Im Unterschied zum Junikäfer weist er nur eine sehr dünne, weiße Behaarung an Brust und Kopf auf. Ein weiteres auffälliges Merkmal sind seine fächerförmigen Fühler. Der Flug findet tagsüber von Mai bis Juni statt, zur Löwenzahnblüte.


Japankäfer (Popillia japonica) …

– im Visier der Pflanzenschutzbehörden und zu den invasiven Arten gehörend

Ursprünglich aus Asien kommend, wurden erste Exemplare zunächst in Norditalien und der Schweiz gesichtet, in Deutschland wurde er bisher nur in Baden-Württemberg angetroffen. Der Japankäfer gilt als sehr gefräßig und befällt mehr als 700 verschiedene Pflanzen, darunter Mais, Obstbäume und Weinreben. Auf Grund des hohen wirtschaftlichen Risikos wurde der Japankäfer von der EU als Quarantäneschädling eingestuft und es besteht bei einem Fund Meldepflicht bei den Pflanzenschutzbehörden.

Optisch ähnelt der nur 0,9-1,0 cm große Japankäfer dem Gartenlaubkäfer (Abbildung 6). Seine Flügeldecken sind kupferfarben glänzend, der Kopf ist grünlich. Unterhalb der Flügel hat er 5 deutlich sichtbare weiße Haarbüschel, am Hinterleib zwei, die wie weiße Punkte aussehen. Die höchste Flugaktivität besteht im Sommer an klaren Tagen mit einer Temperatur zwischen 29 °C und 35°C.

 

Bei Gefahr zeigt der Käfer eine Besonderheit: Er bleibt reglos an Ort und Stelle und spreizt die Beine vom Körper ab.


Autorin: Beate Licht / Greenkeepers Journal 2/2023

 

 

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