Login

Pflanzen-Parasitäre Nematoden (PPN)

Gefahr Schadnematoden – auch in kühleren Klimazonen

Nematoden sind Tiere, die weltweit vorkommen, daher ist es nicht überraschend, sie auch auf Golfplätzen zu finden. Eine große Bandbreite mikroskopisch kleiner Nematoden koexistieren im Wurzelhorizont mit anderen Mikroorganismen, wo sie als Teil des Nahrungsnetzes des Bodens zusammenarbeiten.

 

Die meisten Nematoden wandeln Nährstoffe um und sind nützlich, jedoch kann eine kleine Gruppe der Nematoden auch zu Schäden führen. Obwohl es stimmt, dass der Schaden durch Pflanzen-schädigende Nematoden in warmen Klimazonen höher ist, zeigen neue Untersuchungen, dass auch für Cool-Season-Gräser Strategien entwickelt werden müssen, um auf die immer häufiger auftretenden Schäden zu reagieren.

 

Moderne Rasentragschichten fördern Anstieg von Schadnematoden

Ein grundlegender Faktor, der in Europa zu einem Anstieg der Schäden durch Nematoden geführt hat, ist der Wechsel hin zu Sand-basierten Rasentragschichten. Diese wurden eingeführt, um Probleme mit der Drainage, Verdichtung, gleichmäßige Wasser- und Nährstoffverteilung sowie vor allem die Spieleigenschaften zu verbessern. Diese neuen Rasentragschichten schaffen, durch die Korngrößenverteilung, Sauerstoffsättigung, verfügbares Bodenwasser und verbessertes Wurzelsystem ideale Bedingungen für einige Pflanzen-Parasitäre-Nematoden (PPN), die sich von Pflanzenwurzeln ernähren.

 

In kälteren Teilen Europas können Rasenschäden üblicherweise einer kleinen Gruppe von Schadnema-toden zugeordnet werden. Meloidogyne spp. (Wurzelknoten) (Abbildung 1), Heterodera spp. (Zyste) und Subanguina spp. (Wurzelgalle) (Abbildung 2) sind die drei am häufigsten vorkommenden Endoparasiten auf Golfplätzen.

Die Symptome sind nicht immer eindeutig, doch oft können sich kleine chlorotische Flecken auf dem Grün zeigen, wenn die Population kritische Werte übersteigt. Es ist wichtig, daran zu denken, dass Endoparasiten den Großteil ihres Lebens innerhalb der Pflanzenwurzeln leben und damit äußerst schwierig zu bekämpfen sind und eine Ausrottung so gut wie unmöglich ist. Das Schlüpfen der verschiedenen Schadnematoden (wobei die mobilen Stadien dieser Nematoden, die sogenannten Juvenile, die Wurzel auf der Suche nach einem neuen Wirt verlassen), neigt dazu, sich nicht zu überlappen. Was bedeutet, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie alle in einer einzigen Probe nachgewiesen oder gleichzeitig behandelt werden können. 

Trotz der weitverbreiteten Annahme, dass die PPN-Aktivität im Winter aufhört, sind sowohl Wurzelknoten-, als auch Zystenjuvenile in dieser Zeit sehr aktiv und können mehr als einen Lebenszyklus pro Jahr durchlaufen.

 

Helicotylenchus spp. (Spiral) und Tylenchorhynchus spp. (Stunt) gehören zu den im Sommer am häufigsten identifizierten PPN und treten oft gemeinsam auf. Einige Arten ernähren sich als Ektoparasiten (dringen nie in die Wurzel ein), während andere sich als Semi-Endoparasiten ernähren (wobei der Kopf in die Wurzel eindringt und der Rest des Körpers außerhalb der Wurzel bleibt). Diese Fraßgewohnheiten bedeuten, dass die Bekämpfung mit Nematiziden einfacher und die Präzision bei der Planung der Behandlung weniger problematisch ist.(Anmerkung: Das ist nur theoretisch möglich, in Deutschland gibt es keine zugelassenen chemischen Nematizide). Probleme können auftreten, wenn ihr wiederholter und längerer Fraß in der Nähe der Wurzelspitzen zu flachen Wurzelsystemen führt. Die Symptome treten häufig als ausgedünnter Bestand (Abbildung 3) in Bereichen mit schlechtem Wachstum auf, die nicht wie erwartet auf Düngung, Bewässerung oder Fungizide reagieren.

Da in einer typischen Probe mehrere PPN gleichzeitig gefunden werden, ist es wichtig, sowohl die Belastung durch jeden Typ einzeln, als auch das gesamte kombinierte Schadpotenzial zu bewerten. Dies kann als Nematode Damage Index (NDI)-Score ausgedrückt werden, der vorherrschende Art, Menge und potenziellen Schaden berücksichtigt. Obwohl das Ziel immer das gleiche ist (Identifizierung und Unterstützung des Managements problematischer Nematodenpopulationen), handelt es sich nicht um eine exakte Wissenschaft, und verschiedene Labore wenden unterschiedliche Methoden an, die sich auf die Bewertung auswirken können. Jeder hat seine eigene Art, potenzielle Schäden zu kommunizieren, und es gibt unterschiedliche Schwellenwerte. Da es keine universellen Schadschwellen gibt, die jedes Szenario abdecken, und NDI-Werte sich im Laufe der Zeit ändern, kann das zur Verwirrung führen und macht die Einschätzung zu einem sehr subjektiven Thema.

 

Unterschiedliche Rasenarten dienen als Wirtspflanze für unterschiedliche Kombinationen von Nematoden und haben unterschiedliche Toleranzniveaus. Echte Linksplätze weisen häufig einen erheblichen Druck durch Zystennematoden (Heterodera spp.) auf, und Parkland-Plätze zeigen häufig erhebliche Probleme mit Wurzelknotennematoden (Meloidogyne spp.), insbesondere auf Neuanlagen. Die mögliche Toleranz für eine bestimmte Nematodenlast ist ein kompliziertes Thema; während größere Wurzelsysteme tendenziell besser zurechtkommen (weil die Pflanze immer noch in der Lage ist, die erforderliche Menge an Wasser und Nährstoffen aufzunehmen), bietet eine größere Wurzelmasse mehr potenzielle Fraßstellen, die wiederum das Wachstum der PPN-Population unterstützt. Wenn es zu starken Nematodenschäden kommt, ist es wichtig, dass die Pflanze angeregt wird, vermehrt neue Wurzeln zu bilden, um das verlorene Gewebe zu ersetzen. Die Verringerung des Stressniveaus im Rasen ist im Allgemeinen entscheidend für ein erfolgreiches Management von PPN.

 

Auswirkungen und Gefahren

Bei den Gründen für die Entwicklung einer Managementstrategie für Nematodenprobleme geht es um mehr als nur die Ästhetik. Schwächere, flachere Wurzelsysteme sind weniger effizient bei der Aufnahme von Wasser und Nährstoffen, was sich negativ auf die Umweltschutzbemühungen einer Sportanlage auswirken kann. Eine verringerte Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, führt oft dazu, dass häufiger bewässert werden muss. Dies liegt daran, dass die Wurzeln möglicherweise keine tief liegenden Reserven erreichen, und es besteht die Möglichkeit, dass Dünger wegen einer verringerten Nährstoffaufnahme ausgewaschen werden. Co-Infektionen (mit anderen Pathogenen) sind üblich, und ein geschwächter Rasen bietet Pilzen wie dem Erreger von Anthracnose die Möglichkeit, auf seneszentem oder beschädigtem Gewebe zu gedeihen. Es gibt zwar einen Unterschied zwischen „direkter Schaden durch PPN“ und „PPN, die den Rasen schwächen“, aber die Verhinderung eines zusätzlichen Drucks durch opportunistische Krankheitserreger ist ein Grund, warum häufig konservative Managementansätze gewählt werden.

 

Die größten Herausforderungen beim Verständnis biologischer Muster im Rasen bestehen darin, zur Bodenprobenentnahme jedes Mal an dieselbe Stelle zurückzukehren und das richtige Material zu entnehmen. Wenn keine Symptome vorhanden sind, können 10-12 Proben pro 500 m² (10 cm tief, 2 cm Durchmesser) einem Zickzack-Muster folgend entnommen werden. Wenn Symptome vorhanden sind und die Absicht besteht, Popula-tionen zu überwachen oder ein Nematodenproblem zu bestätigen, können circa acht Kerne entnommen werden, die das Spektrum der Symptome gleichmäßig in einem kleineren Bereich abbilden. Verbundproben werden am besten in Siegelbeuteln versendet, um Feuchtigkeitsverlust zu vermeiden. Bereiche mit vollständigem Rasenverlust sind weniger nützlich, jedoch kann der Rand eines symptomatischen Bereichs mit einem Loch-eisen beprobt werden. Angestrebt werden ca. 1/3 mit Symptomen und 2/3 gesundes Gewebe. Das Einwickeln eines großen Kerns, in Folie für den Transport, funktioniert gut. Bei Fragen zur Probenentnahme halten sie einfach Rücksprache mit dem Labor ihrer Wahl.

 

Autorin: Dr. Deborah Cox, The Turf Clinic

 

Übersetzung ins Deutsche: Dipl.-Ing. agr. Daniel Neuenhagen, E. Marker A/S


Hintergrundinformation zur Autorin

Dr. Deborah Cox gründete The Turf Clinic im Lagan Valley in Nordirland im Jahr 2020, um Greenkeeper bei Problemen mit der Rasengesundheit zu unterstützen, und ist auf die Identifizierung und das Management von Pflanzen-parasitären Nematoden spezialisiert.