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Basis der nachhaltigen Pflege von Golfanlagen

Der Integrierte Pflanzenschutz

Der Golfplatz dient dem Golfspiel und somit zielen die Pflegemaßnahmen darauf ab, die Funktionalität der Spielelemente zu erhalten und die angestrebte Qualität möglichst konstant zu gewährleisten. Eine, unter den Einflussfaktoren Standort, Nutzungsintensität, Alter der Golfanlage, Budget und personelle Ausstattung, schon nicht ganz einfache Aufgabe. Hinzu kommen nun unberechenbare, extremere Witterungseinflüsse und eine deutlich restriktivere Gesetzgebung.

 

Im Hinblick auf den Pflanzenschutz auf Golfanlagen hat dies, aufgrund strengerer Zulassungsbedingungen für Wirkstoffe und verschärfte Anwendungsbestimmungen auf „Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind“ (§17 PfSchG), zu einer deutlichen Korrektur im Pflegemanagement geführt.

 

Das Pflanzenschutzgesetz enthält nicht nur die Definition des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS), sondern auch die gesetzliche Verpflichtung, sich an die Grundsätze zu halten (§3 PfSchG). Dabei ist es das Ziel des IPS, durch eine Kombination aller verfügbaren Maßnahmen zur Vermeidung eines Krankheits- oder Schädlingsbefalls, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu reduzieren.

 

Voraussetzungen einer nachhaltigen Pflege

Eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Pflegestrategie von Golfanlagen sind die Standort- und somit auch die Wachstumsfaktoren. Gerade die stark belasteten Grüns und auch die Abschläge sollten in Bezug auf ihre Bauweise nicht nur in der Theorie den baulichen Anforderungen entsprechen, sondern auch in der Praxis einen guten Luft- und Wasserhaushalt gewährleisten.

Hinzu kommen die Ansprüche an entsprechende Lichtverhältnisse, also Lichtmenge und -qualität sowie eine ausreichende Luftzufuhr, die sowohl den Luftaustausch, als auch das Abtrocknen des Grasbestandes fördert. Bestehen in diesen Bereichen Defizite, so muss es das oberste Ziel sein, diese zu beheben.

 

Eine weitere wesentliche Rolle spielt die Bestandsführung, die sich nicht nur auf Auswahl und Einsaat der standortgerechten und der Pflegephilosophie entsprechenden Gräserarten beschränkt, sondern auch die Entscheidung für optimale Sorten mit den besten Resistenzeigenschaften zur Nachsaat beinhaltet.

Die auf den Bestand abgestimmte, bedarfsgerechte Pflanzenernährung, basierend auf Bodenanalysen und abgerundet durch die zusätzlichen Einflussfaktoren, wie beispielsweise Witterung, Pflanzenbestand und Nutzungsintensität, stellt ebenfalls ein Werkzeug des Integrierten Pflanzenschutzes dar. So ist z.B. durch den Einsatz einer Flüssig- oder Blattdüngung eine gezielte Nährstoffzufuhr möglich. Der Einsatz von Biostimulanzien, auf Basis von Mikroorganismen oder Algenextrakten, erfolgt mit dem Ziel, die Vitalität der Gräser zu erhöhen und die Stresstoleranz zu stärken.

 

An was es noch zu denken gilt

Das wichtige Instrument „Wassermanagement“ wurde um den Einsatz von neuen Computer-gesteuerten Technologien und die Überprüfung der Bodenfeuchte erweitert, um bedarfsgerechte Wassermengen ausbringen zu können. Zusätzliche punktgenaue Applikationen per Hand und der Einsatz von Wetting Agents ergänzen eine nachhaltige Bewässerungsstrategie.

Den regelmäßig durchzuführenden mechanischen Pflegemaßnahmen kommt in Bezug auf die Vorbeugung von Krankheiten eine entscheidende Rolle zu. Ein wichtiges Pflegeziel ist es, den Anteil anorganischer Substanz in Grenzen zu halten. Vertikutieren, Aerifizieren und Besandungsmaßnahmen dienen zudem der Beseitigung von Bodenverdichtungen und verbessern Luft- und Wasserhaushalt.

 

Spezielle Pflegetechniken, wie das „Smooth Rolling“ in Kombination mit einem regelmäßigen Topdressen, dienen nicht nur der Qualitätssicherung, sondern zeigen zudem eine positive Wirkung, z.B. im Hinblick auf eine Reduzierung eines Befalls mit Dollarflecken.

Vor dem Hintergrund, dass Krankheitserreger während der Infektion auf Feuchtigkeit angewiesen sind, ist das Trockenhalten des Gräserbestandes gerade im Hinblick auf eine Infektion mit Dollarflecken oder Schneeschimmel von großer Bedeutung. Hier greifen Maßnahmen wie das Tau Entfernen oder der Einsatz von Anti-Taumitteln.

 

Kurzschnitt und intensive Nutzung sind gleichbedeutend mit „Stress“. Diesen gilt es möglichst zu minimieren, damit der Grasbestand nicht aufgrund von Schwächung anfälliger für Krankheiten wird. Hier sind Schnitttechnik, -höhe und -qualität als mögliche Einflussgrößen zu nennen. Aber auch dem Golfer kommt eine wichtige Bedeutung zu, sein Umgang mit dem Platz, z.B. in Bezug auf Pitchmarken oder Divots, tragen dazu bei, den Stress zu minimieren und die Spielqualität hoch zu halten.

Biologische Pflanzenschutzmittel

„Biologicals“ sind Pflanzenschutzmittel auf Basis biologischer Wirkstoffe bzw. Ausgangsstoffe und stellen eine Alternative zum klassischen chemischen Pflanzenschutz dar. Es gilt, sie sinnvoll in die bestehende IPS-Strategie einzubinden. Hierbei ist ein frühzeitiger, also vor-beugender Einsatz unbedingt notwendig und Wiederholungen erhöhen die Wirksamkeit. Unter dieser Rubrik steht ab sofort mit TAEGRO ein neues Produkt gegen Dollarflecken zur Verfügung. Die detaillierten Angaben zur Zulassungsnummer, Indikation, Aufwandmenge sowie den einzuhaltenden Auflagen und Anwendungsbestimmungen sind der Tabelle „Zugelassene und genehmigte PSM für den Golfbereich“ in diesem Magazin zu entnehmen. Das Produkt wird in Deutschland ab sofort über den Pflanzenschutzhandel vertrieben und steht somit in 2022 zur Einbindung in die platzspezifische IPS-Strategie zur Verfügung.

 

Was tun, wenn es wirklich „brennt“?

Trotz allem kommen die vorbeugenden Maßnahmen, der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln oder auch die biologischen Alternativen bei einem hohen Infektionsdruck an ihre Grenzen. Unter Berücksichtigung der witterungsabhängigen Prognose sieht in diesem Fall auch der Integrierte Pflanzenschutz den Einsatz eines für diesen Anwendungsbereich zugelassenem chemischen Pflanzenschutzmittels vor.

 

In den letzten Jahren hat sich die Situation bezüglich der Verfügbarkeit von Fungiziden für den Einsatz auf Golfanlagen jedoch deutlich verschlechtert. Aufgrund der stark eingeschränkten Mittelauswahl ist die Anforderung, ein Resistenzmanagement zu betreiben, nicht erfüllbar. Vor diesem Hintergrund sind die Bemühungen des DGV-Arbeitskreises IPS zu sehen, ein Mindestmaß an chemischen Pflanzenschutzmitteln für den Einsatz auf Golfrasen zu sichern. Im Sommer letzten Jahres haben Deutscher Golf Verband (DGV) und Greenkeeper Verband Deutschland (GVD) den Antrag von BASF auf Erweiterung der Zulassung des Fungizids „Revystar“ unterstützt. Im November wurde nun, schneller als erwartet, vom BVL die Genehmigung für den Einsatz von Revystar gegen Dollarflecken und Schneeschimmel auf „Flächen für die Allgemeinheit“ (§17 PflSchG) erteilt. Mit dem Wirkstoff „Mefentrifluconazol“ steht somit das erste Isopropanol-Azol für die Anwendung auf Golfgrüns und Abschlägen sowie Sportrasen zur Verfügung. Aufgrund der breiten Versuchserfahrung im Rasenbereich sind Verträglichkeit und Wirksamkeit des Mittels bereits bekannt. Die detaillierten Angaben zur Zulassungsnummer, Indikation, Aufwandmenge sowie den einzuhaltenden Auflagen und Anwendungsbestimmungen sind der Tabelle „Zugelassene und genehmigte PSM für den Golfbereich“ zu entnehmen. Das Produkt wird in Deutschland über den Pflanzenschutzhandel angeboten. Eine Markteinführung ist von BASF für die kommende Saison geplant, in diesem Rahmen werden, neben ausführlichen Informationen zum Produkt, auch die Versuchsergebnisse aus Europa und Deutschland vorgestellt.

 

Autorin: Beate Licht | Greenkeepers Journal 4/2021

 

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