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Riesenporling (Meripilus giganteus (Pers.: FR) P. Karst.)

Steckbrief – Holzzerstörende Pilze

Der Riesenporling gehört in die Gruppe der Holz zerstörenden Pilze und zwar, wie der Name schon sagt, zu den Porlingen. Diese haben in der Regel zähe bis holzartige Fruchtkörper, beim Riesenporling sind sie aber fleischig. Auf der Hutunterseite befindet sich eine Röhrenschicht, aus deren feinen Öffnungen unter günstigen Bedingungen im Sommer oder Herbst täglich mehrere Milliarden Sporen ausstäuben können. Den vom Riesenporling befallenen Bäumen – vor allem Rot- und Blutbuchen – ist der Pilzbefall zunächst kaum anzusehen, zumindest im unbelaubten Zustand. Sind die Baumkronen belaubt, dann sind oftmals Vitalitätsverluste – deutlich zu erkennen an kleineren Blättern, veränderter Verzweigung und toten Zweigen bis in den Feinastbereich – festzustellen. Sind diese Symptome vorhanden, dann sollte eine eingehende Untersuchung bei der Buche durchgeführt werden. Beim Blick in den oberen Kronenabschnitt, sind die Schäden deutlich zu sehen.

Aussehen

Der Riesenporling bildet zunächst kleine, beige bis hellbraun gefärbte Fruchtkörper (Abbildung 3). Diese stehen zunächst einzeln, mitunter kann man an ihrer Stellung den Verlauf der unterirdischen Wurzel erkennen (Abbildung 4).

Mit zunehmendem Alter können die Fruchtkörper bis vierzig Zentimeter breit werden. Sie setzen sich aus zahlreichen, dachziegelartig angeordneten beige-bräunlichen, etwas später aus braunen Hüten zusammen (Abbildung 5). Die Röhren auf der Hutunterseite sind cremefarben, die sich nach Berührung schwarz färben. Im Gegensatz zu zahlreichen Porlingen, wie Zunderschwamm und verschiedenen Lackporlingsarten ist der Pilzhut relativ weich und zart, nur der untere Teil des Strunkes ist von derber Konsistenz. Die weichen Pilzfruchtkörper sind nur von August bis November zu sehen. Im November sind sie dunkelbraun bis schwarz gefärbt (Abbildungen 5 und 6), etwas später zerfallen sie langsam (Abbildung 7) und sind als Fruchtkörper kaum noch zu erkennen.

Rotbuchen und auch Blutbuchen bilden oftmals einen großflächigen Wurzelteller (Abbildung 8), vor allem dann, wenn der Untergrund verdichtet ist. Sind die Fruchtkörper des Riesenporlings nicht mehr zu sehen, dann sind mitunter zwischen den Wurzelanläufen die Spuren tiefreichender Fäulnis zu erkennen (Abbildung 9). Ob diese vom Riesenporling verursacht wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Vorkommen und Verbreitung

Der Riesenporling wächst vorwiegend an Rot-Buche (Fagus sylvatica) und Blut-Buche (Fagus sylvatica f. purpurea), aber auch an Linde (Tilia spec.), Mehlbeere (Sorbus aria) und Eiche (Quercus spec.), sehr selten kommt er an Nadelbäumen vor. Seine Fruchtkörper entwickeln sich an der Stammbasis und den Wurzelanläufen. Bei Bäumen mit großem Wurzelteller können zwischen den Wurzelanläufen großflächig Fruchtkörper ausgebildet sein. Der Pilz ist verbreitet in West- und Mitteleuropa, in Nordamerika kommt er nur selten vor.

 

Holzveränderung und Fäuletyp

Der Riesenporling bewirkt eine Weißfäule, die mit einer Holzversprödung beginnt, zu einem späteren Zeitpunkt setzt wohl auch Moderfäule ein, die keramikartige Strukturen beim Sprödbruch erkennen lässt. Die Fäule beschränkt sich vor allem auf die Wurzeln, sie beginnt in den tiefer liegenden Bereichen.

 

Die Gefahr, die von Bäumen mit Riesenporlingsbefall ausgeht, wird unterschiedlich beurteilt. Bei Bäumen mit einem großen Wurzelteller nimmt man an, dass sich frühzeitig Adventivwurzeln gebildet haben, die die Funktionen der zerstörten Wurzeln übernehmen.

Das Auftreten von Fruchtkörpern des Riesenporlings ist jedoch ein deutliches Zeichen für ein stark geschädigtes Wurzelsystem, das zum Sprödbruch der stammnahen Wurzeln und Windwurf führen kann. Deshalb ist eine eingehende Untersuchung unbedingt zu empfehlen. Meistens sind in diesem Stadium im Kronenbereich deutliche Vitalitätsverluste (Abbildung 2), zu erkennen.

 

Rot- und Blutbuchen auf Golfplätzen

Zeigen Buchen Vitalitätsverluste, dann sollte geprüft werden, ob der Befall mit dem Riesenporling die Ursache sein könnte. Da Golfplätze öffentliche Sportstätten sind, hat der Betreiber für die Verkehrssicherheit zu sorgen und müsste bei Zweifeln an der Bruchsicherheit des Baumes einen Baumpfleger konsultieren.

 

Wertvolle mit dem Riesenporling befallene Buche – was tun?

Eine besonders wertvolle Blutbuche im Muskauer Park – ein Landschaftspark, der auf der Welterbeliste der UNESCO steht – soll noch länger erhalten werden, trotz des Befalls mit dem Riesenporling zwischen den Wurzelanläufen. Zunächst wurde durch Schnitt der Krone die Windlast verringert. Zusätzlich erfolgte eine Sicherung des Baumes mit Stahlseilen; Hinweistafeln weisen die Besucher auf den Pilzbefall hin. Wird der Baum regelmäßig auf seine Stand- und Bruchsicherheit kontrolliert, kann er noch für eine gewisse Zeit erhalten werden (Abbildung 10).

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/2014

 

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