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Hallimasch, Gattung Armillaria – auch als Honigpilz bezeichnet

Steckbrief – Holzzerstörende Pilze

Aus mehreren Arten bestehend, beziehungsweise Kleinarten

Lange Zeit war nur „ein Hallimasch“ bekannt, dabei handelte es sich wohl um den Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea (Vahl: FR.) Kummer). Doch Hallimasch-Fruchtkörper, die von Juli bis November, je nach Witterung sogar bis Dezember im Wald und in Grünanlagen zu finden sind, zeigen große Vielfalt, die sich in der Farbe der Fruchtkörper, ihrer Verbreitung, der Bevorzugung bestimmter Wirte und auch der Aggressivität dem Wirtsbaum gegenüber unterschiedlich verhalten. Inzwischen werden insgesamt sieben Arten unterschieden, die jedoch nur durch spezielle Labormethoden sicher zu bestimmen sind. Die bei uns wohl bekanntesten sind: Armellaria mellea (Vahl : Fr.) Kummer, Honiggelber Hallimasch und Armellaria ostoyae (Romagnesi) Hernrink, Dunkler Hallimasch.

 

Der Hallimasch kommt an fast allen Laub- und Nadelhölzern der temperaten Breiten weltweit vor.

 

Der Hallimasch gehört zu den holzzerstörenden Pilzen, zur Gruppe der „Lamellenpilze“, die auch „Blätterpilze“ genannt werden. Die Fruchtkörper sind fleischig im Gegensatz zu denen einiger anderer holzzerstörender Pilze, den „Porlingen“. Diese können sehr hart sein, wie beispielsweise die des Zunderschwammes, des Eichenfeuerschwammes und die des Rotrandigen Baumschwammes.

 

So gefürchtet der Hallimasch bei Forstleuten ist, so beliebt ist er bei Pilzsammlern, denn die fleischigen Fruchtkörper sind essbar, allerdings erst, nachdem sie abgebrüht oder abgekocht wurden. Da die Fruchtkörper des Hallimasches oftmals in großer Zahl eng beieinander stehen, ist die Ausbeute für den Pilzsammler sehr ergiebig.

 

Bei den Hallimasch-Arten, die als Primärparasiten anzusehen sind, handelt es sich um den Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea (Vahl: FR.) Kummer), der vorwiegend auf Laubgehölzen und auch auf Obstbäumen vorkommt und um den Dunklen Hallimasch (Armillaria ostoyae (Romagnesi) Herink), der insbesondere an Nadelholz zu finden ist. Die anderen Arten agieren vorwiegend als Saprophyten an absterbenden Bäumen oder an Stubben, sowohl an Nadel-, als auch an Laubholz.

 

Aussehen

Der von Forstleuten gefürchtete Hallimasch wächst am Stammfuss (Abbildung 1), aber auch an Wurzelanläufen oder Wurzeln, sowohl an Laub-, als auch an Nadelbäumen und steht dort oftmals in Büscheln. Erst bei genauerem Hinsehen wird klar, dass es sich um den Hallimasch handelt (Abbildung 2). Mitunter sind Fruchtkörper auch in größerer Zahl in Rasenflächen zu finden (Abbildung 3). Hier ist anzunehmen, dass an dieser Stelle ursprünglich ein Baum gestanden hat, der durch den Hallimasch so stark geschädigt wurde, dass er gefällt werden musste. Der Pilz ernährt sich dann saprophytisch weiter vom Holz der im Boden verbliebenen Wurzeln.

Die Fruchtkörper des Hallimasches bestehen aus einem weißlichen (Abbildung 4) oder braun gefärbten Stiel (Abbildung 5). Auf der Hutunterseite sind die für Blätter- oder Lamellenpilze typischen, radiär angeordneten, Lamellen zu erkennen, die etwas am Stiel herunterlaufen. Die Stielbasis ist meistens knollenförmig verdickt. Unterhalb des Pilzhutes ist ein gelblich-brauner Ring ausgebildet. Der Hut ist zunächst stark gewölbt (Abbildung 6), seine Ränder bleiben lange eingerollt, doch später breitet sich der Hut stärker aus und ist dann flach ­(Abbildung 7) – er kann sich sogar an den Rändern aufwölben (Abbildung 8). Charakteristisch für den Hallimasch sind die Schuppen auf der Hut­oberseite (Abbildung 6), wobei diese unterschiedlich groß sein können und gelblich oder dunkelbraun gefärbt sind. Mitunter trifft man auch auf tief rotbraun gefärbte Fruchtkörper (Abbildung 9), die in der Vergrößerung kaum noch Schuppen, sondern nur Runzeln zeigen (Abbildung 10). Typisch ist oftmals die große Anzahl dicht beieinander stehender Fruchtkörper.

Lebensweise

Bemerkenswert für den Hallimasch ist, dass er mit verschiedenen Lebensformen in verschiedenen ökologischen Bereichen vorkommt. So kann er auf toten Stubben und auch auf Wurzeln verschiedener Baum­arten leben und das tote Holz abbauen. Mit dieser saprophytischen Lebensweise spielt er eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald.

 

Die befallenen Stubben können als Infektionsherde für einen Angriff auf umstehende Bäume dienen. Mit seinen fadenförmigen Zellreihen, den wurzelähnlichen Mycelsträngen, die als Rhizomorphen bezeichnet werden, wächst der Pilz durch den Boden. Sie dienen dem Pilz als Ausbreitungsorgane und zur Wasser- und Nährstoffleitung. Durch die Rhizomorphen können die Wurzeln der benachbarten lebenden Bäume infiziert werden.

 

In der Regel sind Bäume gefährdet, deren Vitalität durch Stress vermindert ist. Als Stressfaktoren zählen Befall durch Schädlinge sowie Wasser- und Nährstoffmangel. Vitale Bäume können hingegen oftmals eine Hallimaschinfektion durch Bildung von Abwehrstoffen und Abgrenzungsgeweben abwehren.

 

Kann der Baum den über Wunden oder die Baumrinde eindringenden Pilz nicht abwehren, dann beginnt die parasitische Phase. Es entwickelt sich eine weiße Mycelmatte als dünne, großflächige Schicht zwischen Rinde und Holz im Kambiumgewebe (Abbildung 11). Dabei werden das Kambium, das nicht regeneriert werden kann, und die Rinde abgetötet. Deshalb wird der Hallimasch auch als „Kambiumkiller“ bezeichnet. Nach dem Absterben des Wirtsbaumes entwickeln sich aus dem weißen Fächermycel dunkle, schnurförmige Rhizomorphe (Abbildung 12), die wie Schürsenkel aussehen.

Holzveränderung und Fäuletyp

Der Hallimasch ist außerdem ein Kernfäuleerreger, der durch Abbau von Zellulose und Hemizellulose, später auch des Lignins (Holz) eine Weißfäule bewirkt, die eigentlich – wie der Name sagt – zu einer hellen Verfärbung des Holzes führt. Das durch den Hallimasch zersetzte Holz ist jedoch rotbraun. Typisch ist zunächst eine lokal im Inneren des Stammes begrenzte Fäule, die mit zunehmender Zersetzung nach außen hin zunimmt (Abbildung 13).

 

Bekämpfung

Die Bekämpfung des Hallimasches ist unmöglich, zumindest sind bisher keine geeigneten Maßnahmen bekannt. Allerdings lässt sich die Häufigkeit des Befalls reduzieren durch Stärkung der Vitalität der Bäume. Dabei sollte beispielsweise auf das Befahren des Bodens mit schweren Fahrzeugen verzichtet werden, um jede Bodenverdichtung mit Wurzelverletzungen zu vermeiden.

 

Hallimasch auf dem Golfplatz

Treten Fruchtkörper des Hallimasches auf, dann sind diese ein sicheres Indiz für den Befall mit dem Hallimasch. Mit einem sogenannten Schonhammer wird bei loser Rinde das schwarze Schnürsenkelmycel sichtbar. Da der befallene Baum oftmals einen Zähbruch der Wurzeln und in der Folge einen Windwurf erleidet, sollte rechtzeitig eine Fällung in Betracht kommen.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 04/2017

 

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