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Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus)

Steckbrief - Holzzerstörende Pilze

(Phellinus robustus (P. Karst.) Bourd. & Galz)

Der Eichen-Feuerschwamm gehört in die Gruppe der Porlinge im weiteren Sinne. Sie sind durch ihre Holz zerstörenden Eigenschaften charakterisiert. Die mehrjährigen Fruchtkörper haben auf der Unterseite Poren wie Vertreter der Porlings-Verwandtschaft. Zu diesen gehören beispielsweise der Kiefern-Feuerschwamm (Phellinus pini), der Gemeine Feuerschwamm (Phellinus igniarius), der Pflaumen-Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) und auch der Tannen- Feuerschwamm (Phellinus hartigii). Diese Feuerschwamm-Arten, die an Espen, Pflaumen, Kiefern und auch Weiden wachsen, unterscheiden sich im Aussehen deutlich von denen des Eichen-Feuerschwammes.

Aussehen

Oftmals ist einer Eiche der Befall mit dem Eichen-Feuerschwamm nicht gleich anzusehen (Abbildung 1), auch wenn bei diesem Exemplar bereits Schäden in der Krone – abgesägte Starkäste, die auf Vitalitätsverluste hindeuten – zu sehen sind. Genauer betrachtet ist im unteren Stammbereich an einer Gabelung aber bereits ein kleiner Pilzfruchtkörper zu erkennen (Abbildung 2).

Der Eichen-Feuerschwamm bildet mehrjährige, feste, schwere Fruchtkörper, die zunächst konsolenförmig sind (Abbildung 3). Die Unterseite eines sich ganz frisch entwickelnden Fruchtkörpers ist sehr schön rostbraun gefärbt (Abbildung 4). Zu diesem Zeitpunkt sind die Poren noch verschlossen. Wird ein Fruchtköper von oben nach unten aufgeschnitten – aufgrund der Härte geht das nur mit einem scharfen Beil –, dann sind breite, braune Röhrenschichten zu erkennen. Die Röhrenmündungen der alljährlich entstehenden Röhrenschichten werden jeweils im Winter mit braunen Pilzfäden verschlossen, wodurch die Schichten deutlich zu erkennen sind.


Hat die Besiedlung eines Eichenstammes begonnen, so kommen immer neue Fruchtkörper hinzu, die zunächst eine typische Konsolenform zeigen (Abbildung 5). Sie können bis maximal 30 Zentimeter breit werden. Die Hutunterseite ist beige bis zimtfarben gefärbt, die einzelnen Poren stehen ganz dicht beieinander und sind so klein, dass sie nicht zu erkennen sind. 

Alte Fruchtkörper sind meistens eher kugelförmig, zu sehen in der Mitte von Abbildung 5. Ihre Oberfläche ist rissig und zeigt schwach ausgeprägte Zuwachsstreifen (Abbildung 6); meist ist die Hutoberseite durch Algenbewuchs intensiv grün gefärbt (Abbildung 7). Sind mehrere Fruchtkörper vorhanden, dann stehen diese oftmals in engerer Nachbarschaft. Im Laufe der Jahre bildet sich an einer solchen Stelle eine tiefere Rinne (Abbildungen 5 und 7), weil in diesem Bereich das Kambium angegriffen, beziehungsweise zerstört ist. Die Eiche kompensiert die Bruchgefahr durch Zuwachs im Umfeld – an den Rändern – des Schadens.

Das durch den Feuerschwamm teilweise zersetzte Holz erleichtert Spechten das Zimmern von Nisthöhlen. Die Eingangslöcher befinden sich in der Nähe, meist unterhalb der Fruchtkörper (Abbildung 5).

Vorkommen und Verbreitung

Der Eichen-Feuerschwamm wächst – wie der Name sagt – vorwiegend an Eichen und gilt als langsam wachsender Parasit. Er kommt aber auch an Esskastanien und Robinien vor. Die Fruchtkörper entwickeln sich meist auf „Augenhöhe“, also in 150 bis 170 cm Höhe; sie können sich aber auch an höherliegenden Stellen bilden. Häufig stehen drei bis vier, mitunter auch bis zu zehn Konsolen relativ eng beieinander (Abbildungen 5 und 7). Das Verbreitungsgebiet des Eichen- Feuerschwammes ist die nördliche Halbkugel und Australien.

Holzveränderung und Fäuletyp

Der Eichen-Feuerschwamm verursacht eine Weißfäule, die bei der Eiche eine etwas ungewöhnliche Gelbfärbung zeigt. Die Fäule ist im Stamm meist begrenzt und nur einseitig ausgebildet. Es werden etwa gleichzeitig alle Zellwandbestandteile – Lignin, Zellulose und auch Hemizellulose – abgebaut. Im Stammquerschnitt ist der Unterschied zwischen intaktem und weißfaulem Holz deutlich erkennbar (Abbildungen 8 und 9). Da das für die Bildung des Holzes zuständige Kambium zerstört wird, entstehen Rinnen, die von außen gut zu sehen sind. Die Minderung der Bruchsicherheit wird vom Baum durch deutlichen Zuwachs – erkennbar an kräftigen Rippen um die Stelle der Pilzfruchtkörper herum – kompensiert. Erst wenn die Holzzersetzung weiter fortgeschritten ist, zimmern Spechte in unmittelbarer Nähe der Fruchtkörper ihre Höhlen. Der Befall mit dem Eichen-Feuerschwamm führt zunächst zu einer Holzversprödung und später zu einer Holzerweichung, allerdings schreitet die Holzzersetzung nur langsam voran, so dass die Bruchsicherheit noch längere Zeit gegeben ist. Wenn es doch zum Stammbruch kommt, so erfolgt dieser meist in der Nähe der Fruchtkörper. 

Eichen-Feuerschwamm auf Golfplätzen

Eichen sind auf Golfplätzen häufig anzutreffen und mit ihrer großen, weit ausladenden, schönen Krone eine Zierde für jeden Platz. Normalerweise sind sie zudem sehr langlebig, allerdings kann der Eichen-Feuerschwamm die Lebensdauer einer Eiche einschränken. Auch wenn die Weißfäule nur langsam fortschreitet, sollten Eichen, die Fruchtkörper des Eichen-Feuerschwammes tragen, regelmäßig kontrolliert werden. Bei Zweifeln an der Bruchsicherheit des Baumes sollte eine eingehende Untersuchung durch Fachleute erfolgen. Da für die Verkehrssicherheit der Betreiber oder Pächter des Golfplatzes zuständig ist, sollte eine derartige Überprüfung nicht unterlassen werden. 


Nutzung

Früher wurden die Fruchtkörper ins Feuer gelegt, daher der Name „Feuerschwamm“. Dieser brennt nicht, sondern glimmt nur, hält aber sehr lange die Glut.

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 4/2015