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Wald-Kiefer (Pinus sylvestris L.)

Steckbrief - Bäume auf Golfanlagen

Die Kiefer gehört mit etwa 90 weltweit verbreiteten Kiefernarten in die große Gruppe der Nadelbäume, wie beispielsweise Fichte, Tanne und Lärche. In ihrem Aussehen und ihrer Wuchsweise unterscheidet sie sich von den genannten Nadelbäumen jedoch erheblich.

Die Wald-Kiefer wurde bereits 2007 zum Baum des Jahres gekürt.

Sie ist auf der Nordhemisphäre verbreitet und kommt von Europa bis Ostasien vor. Besondere Ansprüche an Böden stellt sie nicht; sie wächst sowohl auf kalkhaltigen, als auch sauren Böden, insbesondere Sandböden. Wohl deshalb spricht man mitunter davon, dass sie im „Sandkasten“ des Kontinents wachse.

In Mischwäldern kommt sie vergesellschaftet mit Birken, Eichen und Buchen vor (Abbildung 1). Steht sie in reinen Kiefernbeständen, dann gehen diese meist auf forstliche Anpflanzungen zurück, dadurch reichen die Vorkommen der Wald-Kiefer weit über ihr natürliches Areal hinaus. Allerdings sind solche Reinbestände durch den Befall mit Schädlingen besonders gefährdet, hier sind zu nennen: Borken-, Bock- aber auch Rüsselkäfer, verschiedene Kiefern-Spinner- und Kiefern-Spanner-Arten. Diese Aufzählung ließe weiter fortsetzen.

Bei einem Nadelbaum sind die Veränderungen im Jahreslauf nicht so deutlich zu sehen, wie bei einem Laubbaum, denn einen herbstlichen Fall der Blätter gibt es nicht. Die allermeisten Nadelbäume sind immergrün, d.h. die Nadeln bleiben einige Jahre erhalten. Trotzdem gibt es in den vier Jahreszeiten einiges zu beobachten.

Übrigens: Die Lärche ist in unseren Breiten der einzige Nadelbaum, der wie die Laubbäume den Winter über kahl ist, damit „tanzt“ sie gewissermaßen aus der Reihe.

Die Nadeln der Wald-Kiefer sind steif, deutlich gedreht und blaugrün gefärbt (Abbildung 2). Die Entwicklung der Zapfen bis zur Reife der Samen dauert mehrere Jahre.

In der Jugend zeigt die Wald-Kiefer noch die typischen Etagen mit quirlig angeordneten Seitenästen (Abbildungen 3 und 4) und folgt damit dem Wuchskonzept von Tanne und Fichte. Durch Abzählen der Seitenachsen-Etagen kann das ungefähre Alter des Baumes ermittelt werden. Während Tanne und Fichte diesem Konzept ihr Leben lang folgen – sie werden deshalb auch als dem „mathematischen Geschlecht“ zugehörig bezeichnet – verändert die Wald-Kiefer im höheren Alter diese Wuchsweise und bildet eine gerundete oder flache, zuweilen schirmförmige Krone (Abbildung 1). In diesem Alter hat sie einen schlanken, fast astfreien Stamm, der bis 35 Meter hoch werden kann (Abbildung 5). Typisch für unsere Wald-Kiefer ist die Rinden- bzw. Borkenstruktur (Abbildung 6). An diesem Merkmal ist sie leicht von den anderen Kiefern-Arten zu unterscheiden.

Der Stamm hat im unteren Teil eine typische, mächtige Schuppenborke, die auch Plattenborke genannt wird (Abbildung 7). Unterhalb der Krone wechselt diese Borkenstruktur zu einer papierartigen leuchtend fuchsroten Spiegelrinde, die regelmäßig abblättert (Abbildung 8). 

 

Aussehen im Jahreslauf

Im Frühling treiben aus der Endknospe und den benachbarten Seitenknospen der Haupttrieb und die quirlig angeordneten jungen Seitentriebe aus (Abbildung 9). Die Nadeln entwickeln sich in sogenannten Kurztrieben, bei der Wald-Kiefer stehen sie in Zweizahl an der Sprossachse. Diese zweinadligen Kurztriebe sind mit silbrigen Häutchen an der Basis umgeben.

An etlichen Zweigen entwickeln sich von der Basis bis etwa zur Mitte des Zweiges die gelb gefärbten männlichen Kätzchen mit den Pollensäcken (Abbildung 10). Darin werden die Kiefernpollen in großer Zahl gebildet. Jedes Pollenkorn hat zwei Luftsäcke und kann mit Hilfe des Windes sehr weit fliegen. Gehen die Pollen auf Pfützen nieder, dann sind sie als sogenannter Schwefelregen gut zu sehen. Sind die Pollen ausgeflogen, dann werden die männlichen Kätzchen braun, fallen ab und hinterlassen in diesem Teil des Sprosses kahle Stellen (Abbildung 11).

Im Sommer bilden sich an der Spitze der Jahrestriebe die Winterknospen, bestehend aus einer Endknospe und mehreren seitlich (quirlartig) angeordneten Seitenknospen. In diesen entwickeln sich die Zweige des nächsten Jahres. Sie sind durch eng beieinander stehende Knospenschuppen geschützt. An einem solchen „Quirl“ befindet sich zu diesem Zeitpunkt – meist in Einzahl seitlich stehend – ein kleiner kugelförmiger, weiblicher Zapfen an der Spitze der Achse (Abbildung 12, oben im Bild). Dieser wird erst im nächsten Jahr befruchtet und wächst dann zu seiner endgültigen Größe mit einer Länge von etwa vier bis fünf Zentimetern heran (Abbildung 12). Die Zapfenschuppen sind zunächst grün, stehen eng beieinander und umschließen fest die jungen Samenanlagen.

Erst im zweiten Jahr sind die Samen reif, bleiben aber weiterhin von den nunmehr braun gefärbten Zapfenschuppen fest umschlossen (Abbildung 12, unten im Bild) und überdauern so den Winter. Im folgenden Frühjahr, meist im März, an warmen Tagen, öffnen sich die Zapfenschuppen mit einem deutlich vernehmbaren Knacken. Zu diesem Zeitpunkt fliegen die geflügelten Samen aus den Zapfen heraus.

Etwas später liegen zahlreiche Zapfen am Waldboden (Abbildung 13). Drückt man die Zapfenschuppen etwas auseinander, so sieht man an der Basis einer jeden Zapfenschuppe zwei Vertiefungen – in diesen sind die Samen herangewachsen. Mit Hilfe eines zarten, fast durchsichtigen, etwa einen Zentimeter langen Flügels, können die Samen vom Wind weit transportiert werden. Sie zeigen eine interessante Flugbewegung und werden als Drehflieger bezeichnet. Wenn man Glück hat, sind auch noch ein paar geflügelte Samen im geöffneten Zapfen zu finden, dann kann man diese hoch werfen und die Flugbewegung studieren. Die Wald-Kiefern behalten vier bis sieben Jahre ihre Nadeln am Zweig. Diese sind sehr robust gebaut, enthalten sehr viel Festigungsgewebe und sind zudem durch einen Wachsüberzug geschützt. Bei ungünstigen Wuchsbedingungen ist die Zahl der Nadeljahrgänge reduziert. Deshalb lässt sich Vitalität des Baumes an der Zahl der vorhandenen Nadeljahrgänge abschätzen. Im Winter ragen junge Kiefern, etwa im Alter von fünf Jahren, bereits etwas aus der Schneedecke heraus (Abbildung 14). Ein alter Kiefernbestand mit der markanten Schuppenborke und seinem grünen Nadelkleid, zusammen mit ein paar jungen Rotbuchen und ihrem silbrigem Stamm, ist bei Schnee besonders schön anzusehen (Abbildung 15). Liegt in alten schirmförmigen Kiefern-Kronen viel Schnee, dann kommt es leicht zu Astbrüchen, vor allem Starkäste können herunterbrechen (Abbildung 16).

Wald-Kiefern pflanzen und pflegen

Die geflügelten Samen der Wald-Kiefern fliegen durch die Luft und siedeln sich selbst an; das Pflanzen einer jungen Kiefer erübrigt sich deshalb in der Regel, es sei denn, eine Fläche soll mit Kiefern aufgeforstet werden. Wenn man die Keimlinge der Kiefern kennt – sie haben meistens sechs nadelförmige Keimblätter – dann entdeckt man sie und auch die Jungpflanzen an vielen Stellen. Der junge Baum entwickelt sich mit regelmäßigen Quirlen. Erst viel später bildet die Kiefer eine schirmförmige Krone. Baumpflegerische Maßnahmen sind bei der Kiefer kaum notwendig. Entwickeln sich aber lange, überhängende Äste (Abbildung 21), dann sollten diese eingekürzt werden, um einem Schneebruch vorzubeugen.

Was ist sonst noch bemerkenswert?

Die Kiefer hat ein schönes Holz, das Kernholz ist dunkel gefärbt, das umgebende Splintholz hellgelb (Abbildung 17). Das Holz ist eines der harzreichsten unter unseren einheimischen Nadelholz-Arten.

Gefährlich ist der Kiefern-Feuerschwamm mit typischen, harten, konsolenförmigen Fruchtkörpern. Er befällt vorwiegend alte Kiefern (Abbildung 18). Meistens dringt er durch das Kernholz abgestorbener Äste unterhalb der Krone ein und breitet sich im Kernholz des Stammes aus. Hier erzeugt er eine sogenannte Wabenfäule (Abbildung 19).

Die Hutoberseite des Pilzes ist rostbraun gefärbt und filzig behaart. Die Fruchtkörper des Kiefern-Feuerschwammes zeigen sich oftmals erst etwa zehn Jahre nach dem Befall. Zudem stehen sie meist weit oben am Stamm und werden deshalb leicht übersehen. Das Holz behält zwar längere Zeit seine Festigkeit, langfristig ist jedoch die Bruchsicherheit der Kiefer nicht mehr gegeben.

Eine mehrere hundert Jahre alte Kiefer auf dem Wehrgang von Schloss Auerbach zeigt eine imposante Wuchsform – mit einem gedrungenen Stamm und einer weit ausladenden Krone. Zudem demonstriert dieses Wald-Kiefern-Exemplar, dass es unter äußerst kargen Bedingungen offenbar schon seit langer Zeit überleben konnte (Abbildung 20).

Zuweilen trifft man aber auch – sozusagen als Kontrastprogramm – freistehende, sehr hohe Kiefern mit schlanken Stämmen und stark überhängenden Ästen. Diese Bäume neigen durch ihre Schlankheit, vor allem wenn sie frei stehen, zum Versagen. Bei sehr stark überhängenden Ästen kommt es zudem immer wieder zu Astbrüchen (Abbildung 21).

Übrigens: Kiefernzapfen werden auch als „Kienäpfel“ bezeichnet. Es lohnt sich, diese zu sammeln, denn sie eignen sich im trockenen Zustand sehr gut zum Anzünden des Kaminfeuers, dank ihres Harzreichtums. Es sei erwähnt, dass auch die Zapfen der häufig in Gärten gepflanzten Weymouths und Tränen-Kiefer sehr harzreich sind, was beim Sammeln dieser Zapfen an den Fingern deutlich zu spüren ist.

Schon im Mittelalter war Kiefernharz sehr geschätzt. So dienten in Kiefernharz getränkte Holzstücke, sogenannte Kienspäne, zur Beleuchtung mittelalterlicher Stuben.

Das harzreichste Holz der Wald-Kiefer befindet sich im untersten Teil des Stammes. Lange Zeit, zum Teil sogar noch bis heute, wurde in Osteuropa mit einem Reißeisen die Borke entfernt. Dabei wurden die Stämme mit einer senkrecht verlaufenden Rinne und mehreren in die Rinne führenden schrägen Schnitten versehen, aus denen das Harz in ein spezielles Gefäß lief. Das so gewonnene Harz wurde zu Firniss, Lacken und Wagenschmiere verarbeitet.

Zapfen verschiedener Kiefernarten sind aber auch sehr gut für winterliche Gestecke oder Kränze geeignet, insbesondere wenn diese mit Hagebutten oder mit den roten oder gelben Früchten des Feuerdorns kombiniert werden. Die Früchte der Waldrebe mit ihren haarigen Griffelästen bilden einen schönen Kontrast. Ihrer Kreativität sind bei der Auswahl der verschiedenen Pflanzenteile keine Grenzen gesetzt.

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 4/2015