Login

Ulmen – auch für Golfplätze empfehlenswert

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Berg-Ulme (Ulmus glabra Huds.), Flatter-Ulme (Ulmus laevis Pall.) und Feld-Ulme (Ulmus minor Mill.) gehören in die Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae), die Holländische Ulme (Ulmus x hollandica Mill.), ist ein Bastard zwischen Berg- und Feld-Ulme.
 

Unsere einheimischen Ulmen-Arten galten als vom Ulmensterben bedroht. Aber nur die Feld-Ulme ist stark vom sogenannten ,Ulmensterben‘, auch ,Ulmenwelke‘ genannt, betroffen, ihr Fortbestand gilt als kritisch. In diesem Beitrag sollen nur die Berg- und Flatter-Ulme behandelt werden.
 

Vorkommen, Verbreitung und Ansprüche der Ulmen-Arten
 

Die Berg-Ulme kommt in ganz Europa, von Spanien bis zum Ural vor, und ist vom Tiefland bis in etwa 1.200 Meter Höhe verbreitet. Sie wächst in Schluchtwäldern und schattigen Hangwäldern und gedeiht auf sickerfeuchten, nährstoff- und basenreichen Böden. Sie wächst in Linden-Ahorn- und Ahorn-Buchenwäldern. 
 

Die Flatter-Ulme hat ein kleineres Areal, sie kommt in Mittel-, Südost- und Osteuropa vor; sie wächst vom Tiefland bis ins Bergland, bis in etwa 500 Meter Höhe. Sie siedelt vor allem in Auwäldern mit hohem Grundwasserstand und in feuchten Mischwäldern. Die Flatter-Ulme verträgt Überflutungen und reagiert unter diesen Bedingungen mit der Bildung von Brettwurzeln.
 

Beide Ulmen-Arten erreichen Wuchshöhen von bis zu 30 Metern und entwickeln große Kronen (Abbildung 1). Sie können einen Stammdurchmesser von drei Metern und ein Alter von ca. 300 Jahren erreichen. Junge Bäume haben bei guter Wasserversorgung im Freistand zunächst einen starken Zuwachs bis zu einem Meter pro Jahr (Abbildung 2). Im Schatten wachsen die jungen Triebe zunächst horizontal; sie richten sich erst im Herbst des Folgejahres auf; dieses Verhalten ist ein Hinweis auf eine gute Schattentoleranz und ist vergleichbar mit dem der Rotbuche.

Winterknospen und Blätter
 

Die Laubblätter der Ulmen-Arten sind ungeteilt, bei der Berg-Ulme sind die großen Blätter dreispitzig. Die Blätter sind in der Winterknospe entlang der Nerven gefaltet, was bei der Laubblattentwicklung im zeitigen Frühjahr noch deutlich zu sehen ist (Abbildung 3). Die Laubblätter haben einen gesägten Blattrand; sie sind an der Spreitenbasis asymmetrisch (Abbildung 4) und auf der Blattunterseite behaart. Sie stehen an den Trieben zweizeilig; auch die Seitenzweige sind zweizeilig angeordnet, das sichert eine gute Ausnutzung des Lichtes (Abbildung 5).
 

Blüten und Blütenstände
 

Die Ulmen gelten als Frühblüher, die kleinen Blüten entwickeln sich bereits im März. Die Blüten sind ungestielt und stehen in Vielzahl mit einfacher Blütenhülle in blattlosen Kurztrieben (Abbildung 6). Die Staubblätter entwickeln sich vor dem Fruchtknoten und ragen aus der rötlich gefärbt Blütenhülle heraus.


Früchte
 

Die Früchte der Berg-Ulme entwickeln sich in großer Zahl aus dem zweiblättrigen Fruchtknoten – vorlaufend – das bedeutet: deutlich vor dem Austrieb der Laubblätter. Durch den grünen, dünnen Saum (Abbildungen 7 und 8) können die Früchte Photosynthese betreiben. Die Ulmenkronen wirken mit ihren Früchten grün (Abbildung 9), obwohl die Blätter noch gar nicht entwickelt sind. Erst etwa vier Wochen später stehen die Laubblätter an den Kurztrieben und an den frisch ausgetriebenen Jahrestrieben (Abbildung 10). Die Früchte sind vom Typ Scheibenflieger, der Wind transportiert sie im Mai in trockenem Zustand in großer Zahl (Abbildung 11) bis 150 Meter weit. Allerdings sind sie nur wenige Tage keimfähig.

Die Blüten und Früchte der Flatter-Ulme ähneln denen der Berg-Ulme, aber sie haben einen langen Stiel, so dass sie herabhängen und im Wind flattern (Name!) (Abbildung 12). Der Flügel ist bei dieser Art wesentlich schmaler ausgebildet (Abbildung 13).
 

Rinde, Borke
 

Junge Zweige sind glatt, grau bis rotbraun gefärbt und behaart. Die Borke ist braun bis grau gefärbt und längsrissig gerippt (Abbildungen 14 und 15).
 

Holz und dessen Nutzung
 

Das Holz gliedert sich in einen hellen, gelblich-weißen Splintteil und einen braunen bis rötlich getönten Kernteil, der ein dauerhaftes Holz liefert. Das Holz hat gute mechanische Eigenschaften, es lässt sich nach Trocknung gut bearbeiten. Es wird zu dekorativen Furnieren ,Rüster‘ für Möbel verarbeitet, es eignet sich sehr gut für Parkett. Das Wurzelholz wird wegen seiner schönen Maserung für Drechslerarbeiten verwendet.

Wurzelsystem
 

Bei der Berg-Ulme entwickelt sich das Wurzelsystem herzförmig und erreicht Tiefen von bis zu zwei Metern. Die Flatter-Ulme bildet auf feuchten Böden ein flachstreichendes Wurzelsystem, es können sich Wurzelsprosse bilden; sie kann sich auf diese Weise vegetativ ausbreiten. Zudem bildet sie einen breiten Stammgrund (Abbildung 16), mit deutlich ausgebildeten Wurzelanläufen (Abbildung 17). Sie bildet sogar Brettwurzeln (Abbildung 18), eine Besonderheit, die sonst nur bei Gehölzen in den feuchten Tropen zu beobachten ist.

Ulmen in der Stadt
 

Laut Galk-Listen werden die beiden Ulmen-Arten als Straßenbäume wegen in Sommern zunehmend auftretenden Trockenperioden nicht empfohlen, aber als Großbäume sind sie für Alleen, große Gärten, Parkanlagen, für große freie Plätze und als Hofbäume gut geeignet. Wegen des sogenannten Ulmensterbens sind sie aus unseren Städten weitgehend verschwunden.
 

Mitunter sind noch alte Berg-Ulmen zu sehen, die wegen fortschreitender Fäulen bis tief in den Stamm stark zurückgeschnitten werden mussten – aber dennoch treiben sie dank ihrer Wuchskraft viele Jahre immer wieder gut aus und werden als ,Kopfbaum‘ noch etliche Jahre erhalten. Die Blätter der Ulmen-Arten zeigen im Herbst eine phänomenale Laubfärbung mit leuchtendem Gelb (Abbildung 19).
 

Baumpflege und -Schnitt
 

Auf Schnittmaßnahmen reagieren Ulmen mit starkem Austrieb. Große Wunden sollten unbedingt vermieden werden, da sich wegen der nur mäßigen Kompartimentierung Fäulen an Ästen und Stämmen ausbreiten können. Deshalb sollten umfangreichere Schnittmaßnahmen vermieden werden.

Pilze und Blattschädlinge
 

Bereits 1919 tauchte in Holland und wenige Jahre später in England und Nordamerika eine Ulmenkrankheit, die sogenannte ,Ulmenwelke‘, auf. Sie wird von einem Schlauchpilz (Ophiostoma ulmi) seit 1960 durch die aggressivere Art Ophiostoma novo-ulmi verursacht und durch den großen und kleinen Ulmensplintkäfer (Scolytus multistriatus und S. scolytus) aus der Verwandtschaft des Borkenkäfers verbreitet. Dieser Pilz lebt in den Gefäßen, in denen er sich über die Gefäßwände im ganzen Baum ausbreitet, diese verstopft und den Wassertransport unterbricht. Symptome sind welkende Zweige und Äste. Die beiden Ulmensplintkäfer-Arten infizieren sich mit den Pilzsporen und übertragen den Pilz auf gesunde Bäume.
 

Früher waren unsere einheimischen Ulmenarten an unseren Straßen oft zu sehen, doch insbesondere die Feld-Ulme ist bei uns sehr anfällig, an der Ulmenwelke zu erkranken.
 

Außerdem sind verschiedene Blattläuse an Ulmen zu finden, beispielsweise die Blattrollenlaus (Schizoneura ulmi), die Blasenlaus (Byrsocrypta ulmi) und die Birnenblutlaus (Schizoneura lanuginosa). Die Läuse verursachen eingerollte Blätter, Gallenbildungen und blasenartige Auftreibungen auf den Blättern.
 

Ulmen auf dem Golfplatz
 

Ulmen sind auf Golfplätzen selten zu finden, obwohl sie zu schönen großen Bäumen, bis 30 Meter Höhe, heranwachsen können. Als Solitär an geeigneter Stelle kann die Ulme durchaus empfohlen werden. Allerdings sollten entweder die Berg-Ulme oder an Stellen mit höherer Bodenfeuchtigkeit die Flatter-Ulme gepflanzt werden. 

Autor: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/25

<< Zurück