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Silber-Ahorn (Acer saccharinum L.)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Der Silber-Ahorn gehört in die Familie der Ahorngewächse, wie Spitz-, Berg-, Feld- und Eschen-Ahorn. Diese Arten wurden bereits als Steckbriefe HIER vorgestellt.

 

Der Silber-Ahorn ist zwar bei uns nicht einheimisch, wurde hier aber in den letzten Jahrzehnten angepflanzt und ist deshalb relativ häufig zu sehen. Diese Ahorn-Art stammt aus Nordamerika und wächst dort vorwiegend in Auwäldern, also auf feuchten Böden. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der Silber-Ahorn in Mitteleuropa auch an trockenen Standorten und trotz heißer Sommer gut entwickelt.

 

Gestalt und Aussehen

Der Silber-Ahorn wächst bei uns vor allem in Parkanlagen, großflächigen Grünanlagen, auf Golfplätzen, aber auch in kleinen Vorgärten und an Straßen (Abbildung 1). Er hat eine hochgewölbte breit ausladende Krone, erreicht eine Höhe von 20 bis 25 Meter und eine Kronenbreite von bis zu 20 Meter. Der Silber-Ahorn ist außerordentlich schnellwüchsig und erreicht einen Jahreszuwachs von 50 Zentimetern. Deshalb wurde er wohl auch so häufig gepflanzt, weil man davon ausgehen durfte, dass sich dieser Baum sehr schnell zu einem stattlichen Exemplar entwickeln wird. Mitunter sind auch Gruppen von drei oder mehreren Exemplaren zu sehen (Abbildung 2).

Meistens wurde der Silber-Ahorn jedoch mit mehreren Grundstämmen, auch „Bündelbaum“ genannt, gepflanzt. Das sind Bäume, die nicht über einen einzelnen Hauptstamm, sondern von der Stammbasis ausgehend über mehrere Stämmlinge verfügen. Dadurch entwickelt sich eine besonders breite und ausladende Krone, die bei dieser Baumart häufig zu sehen und auch sehr beliebt ist.

In den Baumschulen werden kaum Hochstämme (Bäume mit einem Stamm und Krone) angeboten, sondern nur Stammbüsche, vor allem aber Bündelbäume mit mehreren (3-4 oder 5-7) Grundstämmen (Abbildung 3).

 

Die Rinde des Jungbaumes ist glatt, später deutlich längsrissig und damit den Zuwachs des Stammes anzeigend (Abbildung 4); die Borke des älteren Baumes ist schuppig (Abbildung 5).

Winterknospen, Blätter

Die Blätter in den Knospen werden von Knospenschuppen geschützt, dabei handelt es sich um den flächig ausgebildeten Blattgrund.

 

Die Laubblätter sind, wie es sich für eine Ahorn-Art gehört, handförmig geteilt und haben fünf Lappen. Auf der Unterseite erscheinen die Blätter silbrigweiß durch eine feine Behaarung (Abbildungen 20 und 21); der Name „Silber-Ahorn“ bezieht sich sehr wahrscheinlich auf die silbrigweiße Blattunterseite.

 

Die Laubblätter sind in der Winterknospe an den Hauptnerven gefaltet und so gut verpackt. Besonders bei der Laubentwicklung im Frühjahr sind die in der Knospe entlang der Blattnerven gefalteten Blätter zu sehen. Sie haben fünf Lappen und tief eingeschnittene Blattränder (Abbildung 6).

 

Im Stadium der Blattentfaltung zeigen sie eine rötliche Färbung, die auf Anthocyane zurückgeht (Abbildung 7). Diese werden später durch das grüne Chlorophyll überlagert.

Blüten, Früchte und ihre Ausbreitung

Die Blüten des Silber-Ahorns sind unscheinbar, sie verfügen über keinerlei Blütenblätter, wie etwa der bei uns einheimische Spitzahorn. Der Silber-Ahorn ist zweihäusig. Durch die Rotfärbung der Griffeläste sind die weiblichen Blütenstände jedoch deutlich zu sehen (Abbildung 8). Die Baumkrone ist zum Zeitpunkt der Blüte durch die weiblichen Blütenstände wie mit einem rotgelben Schleier überzogen (Abbildung 9).

 

Die männlichen Blütenstände sind grüngelblich gefärbt und stehen auf einem anderen Baum. Eine Bestäubung, bei der die Pollen auf den aus der Blütenknospe herausragenden Griffelästen (Abbildung 10) kleben bleiben, findet durch den Wind statt.

Anschließend entwickelt sich aus dem Fruchtknoten die typische „Ahornfrucht“, die zunächst durch Anthocyan rot gefärbt ist (Abbildung 11), dann aber grün wird (Abbildung 12). Bei Reife spaltet sie sich in zwei Früchte auf; jede der beiden Teilfrüchte trägt einen Flügel; diese Fruchtform ist uns von unseren einheimischen Arten wohlbekannt. Allerdings sind die Flügel bei genauerem Hinsehen schon etwas von denen unserer Ahorn-Arten durch die Stellung der beiden Flügel verschieden (Abbildungen 11 und 12), denn sie stehen sichelförmig im weiten Winkel voneinander ab. Zudem sind die Fruchtknoten behaart.

Keimpflanzen und Vermehrung

Obwohl ein Silber-Ahornbaum große Mengen an Früchten hervorbringt, sind bei uns in der freien Landschaft keine Keim- und Jungpflanzen zu finden. Offenbar sind die geeigneten Bedingungen für eine Keimung für diese Art bei uns nicht gegeben. Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass der Silber-Ahorn nicht das richtige „Keimbett“ vorfindet.

 

In seiner Heimat wächst er vornehmlich in Auwäldern, Sümpfen oder auf Überschwemmungsböden, also an Stellen mit hoher Bodenfeuchtigkeit. Die Früchte keimen dort sofort nach der Reife. Trocknen die Früchte aus, dann verlieren sie ihre Keimfähigkeit. Zur Zeit der Fruchtreife ist es in unseren Breiten sehr warm, so dass die Früchte wahrscheinlich austrocknen.

 

Werden die Früchte gesammelt und feucht gehalten (stratifiziert), dann keimen sie natürlich auch bei uns. Deshalb finden wir in unseren Anlagen immer nur in Baumschulen kultivierte und anschließend gepflanzte Exemplare.

 

Herbstfärbung

Der Silber-Ahorn zeichnet sich durch eine schöne Herbstfärbung aus; dieses Merkmal ist wohl auch ein Hauptgrund dafür, dass dieses Gehölz relativ häufig gepflanzt wird. Die Blätter färben sich von gelb (Abbildung 13), über hellrot (Abbildung 14), bis tiefrot (Abbildung 15) und liefern ein regelrechtes Feuerwerk an Farben. Damit erinnern sie an die gut bekannten, leuchtend roten Spätsommerwälder in Teilen Nordamerikas, den „Indian summer“. Dieser Name bezieht sich aber auf eine andere, nahe verwandte Art, den Zucker-Ahorn (Acer saccharum Marshall).

Die Herbstfärbung beginnt in den Zweigspitzen und setzt sich zweigabwärts fort. Nach einiger Zeit ist der Boden übersät mit den herunterfallenden Blättern (Abbildung 16). Allerdings lässt es sich nicht besonders gut im Silber-Ahornlaub rascheln, weil dieses sehr zart gebaut ist und leicht zerbricht. Zum Pressen und anschließend für die Verarbeitung zu interessanten Blattmosaiken eignet es sich aber wegen der bizarr geformten Blätter hervorragend.

 

Wurzelsystem

Der Silber-Ahorn bildet ein weitreichendes, flach ausgebildetes Hauptwurzelsystem aus, das den Oberboden stark durchwurzelt; der Feinwurzelanteil ist sehr hoch. Oftmals ist ein oberirdisch deutlich sichtbarer Wurzelteller ausgebildet, was auf eine verdichtete Bodenstruktur hinweist. Wegen des hohen Feinwurzelanteils im Oberboden ist unter dem Silber-Ahorn kaum eine Bodenvegetation aus Wasser- und Nährstoffkonkurrenz zu finden.

Nutzung des Holzes

Der Silber-Ahorn ist ein sehr schnellwüchsiges Gehölz, was aber bedeutet, dass die Jahrringe breit sind und das Holz eher als weich einzustufen ist. Es ist weißlich gefärbt. In seiner Heimat – Nordamerika – wird das als „American soft marple“ bezeichnete Holz zur Möbel- und Furnierholzherstellung genutzt. Bei uns hat der Silber-Ahorn, der eher als Exot angesehen werden muss und nicht forstlich genutzt wird, in der Holzindustrie keine Bedeutung.

 

Vorkommen und Verbreitung

Der bei uns nicht einheimische Silber-Ahorn ist im östlichen Nordamerika weit verbreitet; dort siedelt er auf Überschwemmungsböden in Niederungen, Sümpfen und Auwäldern.

 

Weitere Sorten und Arten

Vom Silber-Ahorn gibt es eine Sorte Acer saccharinum ‚Elegant‘, die nicht die Größe der Abstammungsart erreicht und deshalb für kleinere Flächen besser geeignet ist.

 

Außerdem gibt es eine Sorte mit stark geschlitzten Blättern Acer saccharinum ‚Laciniatum‘ Wieri. Die Blätter können so stark geschlitzt sein, dass die Blattlappen beinahe fadenförmig erscheinen.

 

Nahe verwandt mit dem Silber-Ahorn ist der Zucker-Ahorn (Acer saccharum Marshall), der im östlichen Nordamerika auf frischen und feuchten Böden vorkommt. Der Zucker-Ahorn hat ebenfalls fünflappige Blätter, allerdings haben diese einen glatten, ungezähnten Blattrand.

 

Der zuckerhaltige Saft wird bei dieser Ahornart gewonnen und für die Herstellung von Ahornsirup verwendet. Die beim Zucker-Ahorn häufig vorkommenden Maserknollen sind hoch geschätzt als Furnierholz für besondere Stücke. Dieses Holz wird als Vogel­augen-Ahorn bezeichnet und genießt besondere Wertschätzung.

 

Zwei weitere nordamerikanische Ahorn-Arten sind in unseren Parkanlagen zu finden: Der Rot-Ahorn (Acer rubrum L.), wird wegen seiner außerordentlich farbintensiven Herbstfärbung in jeder Parkanlage zum Blickfang (Abbildung 17). Die Blätter sind kleiner und nicht so stark gelappt (Abbildung 18).

Eine weitere Ahorn-Art aus Nordamerika, die wie der Silber-Ahorn vor einigen Jahrzehnten als Parkbaum sehr oft gepflanzt wurde, ist der Eschenahorn (Acer negundo L.). Wie durch den deutschen Namen bereits angedeutet, hat er ein Merkmal, das an unsere Esche erinnert. Dieser Baum hat kein typisches Ahornblatt, sondern ein an die Esche erinnerndes Fiederblatt.

 

Der Eschen-Ahorn wurde bereits in einem eigenen Steckbrief vorgestellt.

 

Pilze und allerlei Getier

Am Stammfuß, an Stämmen und Starkästen des Silber-Ahorns siedeln eine Reihe von holzzerstörenden Pilzen, z.B. der Hallimasch, der Schuppige Porling, der Sparrige Schüppling, der Lackporling, am häufigsten ist jedoch der Zunderschwamm im Stammbereich (Abbildung 19), aber auch an Starkästen innerhalb der Krone (Abbildung 20) ist er zu finden. Der Zunderschwamm bewirkt einen Sprödbruch, so kann ein ganzer Stämmling aus dem Sprossverbund herausbrechen (Abbildung 21).

Aber auch andere Krankheiten, z.B. rotgefärbte, kleine kugelförmige Gallen auf den Blättern, verursacht durch Gallmilben, sind gelegentlich anzutreffen. Sie sind für den Baum aber völlig ungefährlich. Außerdem ist mitunter eine Welke mit folgendem Absterben junger, beblätterter Zweigspitzen zu beobachten, die von einem Pilz, Verticillium, verursacht wird; dieser dringt über die Wurzeln in die Pflanzen ein und verstopft die Leitungsbahnen.

Baumpflege

Das Holz des Silber-Ahorns ist wegen seines schnellen Wuchses nicht so fest, wie es bei einem Baum, der große Kronenausmaße erreicht, sein sollte. Typisch sind deshalb – wie bei anderen Weichhölzern – Grünastbrüche (Abbildung 22), die sich ohne jede Vorankündigung ereignen können. Insbesondere wenn es sich um dickere Äste handelt, kann dies sehr gefährlich sein.

Besonders negativ ist es, wenn sich bei Schnittmaßnahmen große Wunden nicht vermeiden lassen und der Baum nicht mehr so vital ist, diese innerhalb kürzerer Zeit mit Kallusgewebe zu verschließen. In diesem Falle siedeln sich sehr schnell holzzerstörende Pilze an den Wund­rändern an (Abbildung 23). Noch schlimmer ist es, wenn große Wunden entstehen, in die Feuchtigkeit eindringen und tief reichende Fäulen im Holzkörper bewirken (Abbildung 24).

Bei den oftmals gepflanzten Bündelbäumen entsteht mit den Jahren ein besonderes Problem: Da alle Stämmlinge an Dicke zunehmen, rücken sie immer enger zusammen; das bewirkt, dass sie sogenannte Zwiesel bilden, bei denen bei weiter zunehmendem Dickenwachstum immer stärkerer Druck entsteht und sich sogenannte „Ohren“ bilden. In diesem Falle kann bei einem Bündelbaum ein Stämmling herausgenommen werden. Allerdings entsteht eine große Wunde, die wie bereits oben geschildert einfaulen wird.

 

Diese Ausführungen zeigen, dass Bündelbäume aufgrund ihrer Wuchsform sehr problematisch sind. Es sollte deshalb gut überlegt werden, ob die Entscheidung für das Pflanzen eines Bündelbaumes fallen sollte. Wenn auch nicht gleich, aber die geschilderten Probleme sind vorprogrammiert und lassen sich baumpflegerisch auch nicht vermeiden. Ein verantwortungsbewusster Baumpfleger wird deshalb von der Pflanzung eines Bündelbaumes strikt abraten.

 

Ein weiteres Problem ist, dass ein Silber-Ahorn schnellwüchsig ist und eine große ausladende Krone bildet, was bei der Pflanzung nicht bedacht wurde; dadurch verdunkelt er Gärten stärker als erwartet. Wird die Krone eingekürzt, dann entstehen große Wunden, die nicht mit Kallusgewebe völlig verschlossen werden können. In der Folge bilden sich an den Wundrändern Seitentriebe, oftmals in großer Zahl, die nach einiger Zeit die alte Wuchshöhe erreichen (Abbildungen 25 und 26). Sie werden als Ständer bezeichnet und können, da sie keine normale Verlängerung des Abstammungsastes darstellen, leicht ausbrechen. Da die alten Schnittstellen einfaulen, müssen diese regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls muss ein Rückschnitt bis ins gesunde Holz erfolgen.

Diese Ausführungen sollen deutlich machen, dass eine Fehlentscheidung bei der Pflanzenauswahl und bei der Pflege des Baumes erhebliche Konsequenzen haben kann. Eine qualifizierte Baumpflegefirma wird Sie kompetent beraten und vor derartigen Problemen bewahren.

 

Der Silber-Ahorn auf Golfplätzen

Ein Silber-Ahorn bildet eine wunderbare, weit ausladende Krone und zeigt eine schöne Herbstfärbung, die von gelb (Abbildung 27) bis tiefrot variieren kann; er sollte aber nur dort gepflanzt werden, wo er genügend Raum zur Verfügung hat und Schnittmaßnahmen unterbleiben können.

Auf Golfplätzen sind derartige Flächen oftmals vorhanden. Wird eine geeignete Stelle gewählt, kann dieser großkronige Baum mit seiner schönen Laubfärbung eine Zierde sein, allerdings sollten größere Schnittmaßnahmen vermieden werden. Die Gefahr, dass sich der Silber-Ahorn auf dem Golfplatz durch Sämlinge ausbreitet, besteht nicht.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 4/2019

 

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