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Rot-Eiche (Quercus rubra L.)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Die Rot-Eiche ist verwandt mit unseren zwei einheimischen Eichen-Arten, der Stiel-Eiche (Quercus robur L.) und der Trauben-Eiche (Quercus petraea (Matt.) Liebl.) und gehört in die Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Unsere beiden Eichenarten wachsen bestandsbildend in Laubmischwäldern; die Stiel-Eiche in tiefen Lagen in Laubmischwäldern des sommerwarmen Klimas, auf frischen, tiefgründigen Böden. Die Trauben-Eiche ist mehr westlich verbreitet und weniger in der Ebene anzutreffen, sie fehlt im kontinentalen Osteuropa.

 

Vorkommen, Verbreitung und Ansprüche der Rot-Eiche

Die Rot-Eiche ist im östlichen Nordamerika verbreitet; ihre natürlichen Vorkommen reichen von Kanada südwärts in den USA bis Texas, Georgia, Missouri, Arkansas und Oklahoma. Die Rot-Eiche erreicht Wuchshöhen von etwa 25 Metern und bildet eine rundliche Baumkrone (Abbildung 1).

Im Herbst färben sich die Blätter tief-rot, die Bäume zeigen dann eine phänomenale Herbstfärbung (Abbildung 2). Die Rot-Eiche ist ein sehr schnellwüchsiger Baum und kann insbesondere in der Jugend Triebzuwächse von zwei Metern erreichen (Abbildung 3).

Wegen ihrer wunderbaren Herbstfärbung wird sie in Mittel-Europa seit Beginn des 18. Jahrhunderts in Parkanlagen und Alleen angepflanzt, im 20. Jahrhundert auch als Alternative zu unseren einheimischen Eichenarten. An diesen Stellen hat sie sich etabliert und wird forstwirtschaftlich genutzt.

 

Sie gedeiht an warmen Standorten auf nährstoffarmen Sandböden und ist ungeeignet für basenreiche Böden. An geeigneten  Standorten kann sie sich ausbreiten, daher wird sie mitunter als Neophyt angesehen, wobei sie nicht überall als invasiv eingestuft wird.

Winterknospen und Blätter

Die Laubblätter der Rot-Eiche sind groß, etwa 25 Zentimeter lang, wie bei unseren einheimischen Eichen-Arten tief gelappt, allerdings enden sie in spitzen Lappen, die zudem noch etwas gezähnt sind (Abbildung 4). Die Blätter haben im Gegensatz zu unseren einheimischen Eichen-Arten einen langen Blattstiel.

 

Die jungen Blätter überdauern den Winter in kleinen Knospen, die von Knospenschuppen umgeben sind. Wenn sich ab Mitte Mai die Winterknospen öffnen, schieben sich die jungen Laubblätter heraus (Abbildung 5). Zu diesem Zeitpunkt zeigen sie noch die deutliche Faltung entlang der Blattnerven, mit der sie in den Knospen überwintert haben. Ein paar Wochen später breiten sich die jungen Blattspreiten aus (Abbildung 6).

Rinde, Borke

Die Rinde junger Rot-Eichen ist grau und glatt (Abbildung 7). Mit zunehmendem Alter und Dickenwachstum des Stammes entsteht eine Borke mit zunächst flachen Rippen (Abbildung 8), die sich mit zunehmendem Alter stark vertiefen (Abbildung 9).

Wurzelsystem

Die Rot-Eiche bildet in der Jugend eine Pfahlwurzel, später entwickelt sich ein flach ausgebreitetes Wurzelsystem. Bei durch Wind geworfenen Bäumen ist das Wurzelsystem mit sehr kräftigen Seitenwurzeln deutlich zu sehen (Abbildung 10). Mitunter wird berichtet, dass die Rot-Eiche ein tiefgehendes Herzwurzelsystem ausbildet.

Blüten und Blütenstände

Schön blühende Eichen werden Sie nicht finden, denn die Eiche gehört in die Familie der Buchengewächse. Alle Vertreter dieser Familie sind sogenannte Kätzchenblütler, deren männliche Blüten an einer längeren herabhängenden Achse stehen, wie bei Birke, Hainbuche, Buche etc. Die Pollenkörner werden vom Wind auf die kleinen weiblichen Blüten getragen.

 

Die männlichen und weiblichen Blüten stehen auf einem Baum, weshalb die Eichen als einhäusig (monözisch) bezeichnet werden. Die männlichen Blüten entwickeln sich an der Basis des Jahrestriebes und stehen an einer lang herabhängen Blütenstandsachse, als sogenanntes Kätzchen. Diese sind besonders schön im zeitigen Frühjahr, etwa im April, zu sehen, allerdings sind zu diesem Zeitpunkt die Pollensäcke noch geschlossen (Abbildung 11). Etwas später sind die bereits verblühten unscheinbaren männlichen Blüten noch vorhanden (Abbildung 12), die Blütenstandsachsen haben sich gestreckt (Abbildung 13), doch wenig später fallen die männlichen Kätzchen ab.

Die weiblichen Blüten stehen bei der Rot-Eiche einzeln oder zu zweit etwa in der Mitte der diesjährigen Triebe. Sie sind im jungen Stadium gänzlich von einem Becher, einer sogenannten Cupula, umgeben, aus der nur der Griffel herausragt (Abbildung 14).

 

Die Rot-Eiche blüht im Gegensatz zu unseren einheimischen Eichen-Arten bereits relativ früh, etwa im Alter von 25 Jahren.

Früchte und Keimpflanzen

Nach der Bestäubung bleiben die jungen Früchte weiterhin völlig von der Cupula umschlossen, sie reifen erst im zweiten Jahr und stehen dann am vorjährigen Trieb. Zunächst, etwa Ende Juni, sind sie noch weitgehend von der Cupula umgeben (Abbildung 15), etwa vier Wochen später sind sie dicker geworden und ragen aus der Cupula heraus – jetzt geben sie sich als Eicheln zu erkennen (Abbildung 16). Allerdings sind sie – verglichen mit den Eicheln unserer einheimischen Arten – größer, vor allem aber rundlicher.

Im Inneren der Eicheln befinden sich die kleine junge Wurzel, zwei dicke Speicherkeimblätter und die Sproß-knospe. Die dicken Keimblätter bleiben während der Keimung von der Fruchtwand weiterhin umschlossen. Gut von einer Schicht Laub geschützt, entwickeln sich bereits im April die ersten Jungpflanzen, an deren Spitze eng beieinander fünf bis sechs Laubblätter stehen (Abbildung 17). Vier Wochen später kann unter einem Rot-Eichenbestand der Waldboden mit zahlreichen Jungpflanzen bedeckt sein (Abbildung 18).

 

Holz und dessen Nutzung

Die Rot-Eiche ist ein Kernholzbaum; das Kernholz ist graubraun bis blass-rot, das Splintholz ist nur schmal und hell- bis rötlich gefärbt. Bei dieser Eichenart sind die Jahresringe im Stammquerschnitt gut zu erkennen, schließlich zeigen die Rot-Eichen einen starken Zuwachs pro Jahr (Abbildung 19).

Das Holz der Rot-Eiche wird ähnlich wie das der in Mitteleuropa heimischen Stiel-Eiche und Trauben-Eiche verwendet, ist aber weniger wertvoll. Die Furniere sind unregelmäßig strukturiert, als Konstruktionsholz ist es anfälliger für den Befall mit Pilzen.

 

Rot-Eichen in der Stadt

Die Rot-Eiche erweist sich als schnellwüchsiger Laubbaum mit einer tollen Herbstfärbung, weshalb sie in Parkanlagen und Alleen oft gepflanzt wird. Zunächst, etwa Anfang Oktober, färbt sich das Laub gelb (Abbildung 20), anschließend, ungefähr zwei Wochen später, zeigt sich an der Spitze des Baumes beginnend die Rotfärbung (Abbildung 21), sehr bald ist dann die gesamte Baumkrone rot gefärbt (Abbildung 22). Im Sonnenlicht erscheint sie glühend scharlachrot.

Als Straßenbaum ist die Rot-Eiche weniger geeignet, weil sie Asphaltdecken und Wegplatten mit ihren Wurzeln anheben kann (Abbildung 23). Trotzdem ist sie öfter an Plätzen und auch an Straßen (Abbildung 24) zu sehen.

Ende Oktober zeigen die Blätter eine beginnende Braunfärbung (Abbildung 25), sie werden zunächst gelb und schließlich braun (Abbildung 26). Zu diesem Zeitpunkt, etwa Ende Oktober, fallen Blätter und Eicheln auf den Boden (Abbildung 27). Die Braunfärbung der Blätter im Herbst beruht auf Gerbstoffen, wodurch die Blätter lange, meistens den ganzen Winter hindurch, erhalten bleiben. Allerdings ist das Blattgewebe der Rot-Eiche etwas dünner als das unserer einheimischen Eichen-Arten und verrottet etwas schneller.

Baumpflege und-Schnitt

Rot-Eichen brauchen kaum Schnittmaßnahmen, weil höchstens im Feinastbereich etwas Totholz auftritt. Ein Beispiel, wie eine Rot-Eiche keinesfalls geschnitten werden sollte, zeigt Abbildung 28. Diese Maßnahme hat mit einem fachgerechten Schnitt nichts zu tun, es ist eine Kappung/Verstümmelung des Baumes! An den Rändern der abgeschnittenen Starkäste entwickeln sich schlafende Augen rings um das tote Holz und wachsen im Laufe der folgenden Jahre zu hohen Ständern heraus (Abbildung 29). Da das Kernholz nicht mehr geschützt ist, setzt Fäule ein. Die seitlich ansitzenden Neuaustriebe werden immer länger und schwerer. Bei oberflächlicher Betrachtung hat man den Eindruck, es bilde sich eine neue Baumkrone. Da die Schosse aber keine normale Verlängerung von Ästen sind, können sie bei entsprechendem Gewicht leicht ausbrechen.

Holzzerstörende Pilze und Blattschädlinge

An der Stammbasis alter Rot-Eichen sind öfter die Fruchtkörper des Wulstigen Lackporlings (Ganoderma adpersum) zu finden (Abbildung 30); diese können im Alter sehr groß werden. Dieser Pilz gilt als Schwächeparasit, er bewirkt eine Weißfäule, allerdings ist die Intensität des Holzabbaus gering.

 

An den Blättern der Rot-Eiche sind im Sommer gelegentlich größere Ausstülpungen zu finden (Abbildung 31). Diese werden durch Gallwespen, die das Blattgewebe anstechen und ihre Eier hineinlegen, verursacht.

Rot-Eichen im Forst

Die Rot-Eiche kam 1691 als eine der ersten amerikanischen Eichenarten nach Europa, zunächst wurde sie als Parkbaum gepflanzt, ab Mitte des 18. Jahrhunderts erlangte sie in Deutschland forstliche Beachtung. Verwildernde Rot-Eichen-Bestände gibt es auf sauren, flachgründigen Böden in Mitteleuropa, diese können eine Tendenz zur stärkeren Ausbreitung zeigen.

 

Über Rot-Eichen im Forst gehen die Meinungen auseinander. Einerseits soll der Anteil Biotop-fremder, neophytischer Arten, die die heimischen Waldgesellschaften gefährden, in unseren Wäldern perspektivisch gesenkt werden. Andererseits sollte eine stärkere Berücksichtigung der sehr gut in Mischbestände zu integrierenden Rot-Eiche auf geeigneten Standorten zur Risikoverteilung vor dem Hintergrund des Klimawandels beachtet werden.

Rot-Eichen auf dem Golfplatz

Auf einigen Golfplätzen wurden vor vielen Jahren Rot-Eichen an den Spielbahnen gepflanzt; sie haben sich bei geeigneten Bodenverhältnissen gut entwickelt und sind durch ihre eindrucksvolle Laubfärbung im Herbst besonders schön (Abbildung 32). Allerdings passen sie auf Golfplätzen mit vorwiegend einheimischen Baumarten entlang der Spielbahnen nicht so richtig ins Bild. Es sollte kontrolliert werden, ob sich die Rot-Eiche über Jungwuchs nach sogenannten Mastjahren mit starker Fruchtbildung stark ausbreitet. Gegebenenfalls sollte der Jungwuchs entfernt werden. Die Pflanzung neuer Rot-Eichen sollte auf Plätzen mit einheimischen Baumarten unterbleiben.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemannn | Greenkeepers Journal 4/2022

 

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