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Robinie, Falsche Akazie (Robinia pseudoacacia)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

In unseren Breiten ist die Robinie nicht heimisch; sie wurde aber bereits um 1600 aus Nordamerika nach Paris gebracht und hat sich seither in Europa, Nordafrika und auch in West- und Ostasien ausgebreitet; sie kann sogar die natürliche Vegetation verdrängen.

 

Hat sich erst einmal eine Robinie etabliert, so werden sich nach Erreichen der Fruchtreife zahlreiche Jungbäume zeigen. Sie hat nur geringe Ansprüche an den Boden und kann sich zudem über Schösslinge aus dem Stammfuß und den Wurzeln vermehren.

 

Da Robinien häufig auf Golfplätzen zu finden sind, soll mit diesem Steckbrief die begonnene Reihe fortgesetzt werden.

 

Aussehen im Jahreslauf

Robinien haben eine markante, meist schirmartige Krone (Abbildung 1). Sie können etwa hundert Jahre alt werden und haben ein sehr hartes Holz mit dünnem hellen Splint- und braunem Kernholz (Abbildung 2). Eine tiefgefurchte Borke, die sogenannte Rippenborke, ist für alte Robinienstämme sehr typisch (Abbildung 3), häufig sind an Robinienstämmen sogenannte Maserknollen (Abbildung 4), zu sehen. Diese werden entweder durch die sogenannte „Knospensucht“ oder durch Bakterien und Viren verursacht, sie haben keine negativen Auswirkungen auf die Statik des Baumes. Allerdings ist zu prüfen, ob hinter der Maserknolle eine Fäule sitzt.

Die Robinie treibt im Frühjahr relativ spät – erst Anfang April – aus; zu diesem Zeitpunkt sind die allermeisten unserer Laubbäume bereits grün. Die Blätter sind gefiedert, in der Knospe ist jedes Fiederblättchen gefaltet. An der Basis eines jeden Fiederblattes stehen zwei spitze Dornen (Abbildung 5). Noch im Frühjahr entwickeln sich die weißen Schmetterlingsblüten, die in herabhängenden Trauben stehen (Abbildung 6), und einen sehr intensiven Duft verströmen. Zudem enthalten die Blüten reichlich Nektar, sie gelten deshalb als Bienentrachtpflanzen. In den Baumkronen sind die herabhängenden Blütenstände deutlich zu sehen (Abbildung 7).

In den Sommermonaten ist die Krone voll belaubt, dennoch tritt das Kronengerüst aus Starkästen deutlich hervor (Abbildung 8); diese wachsen nicht gradlinig, sondern sind typischerweise hin und her gebogen, wie es schon bei Schwachästen ausgeprägt ist (Abbildung 13). Im Sommer beginnen sich die Früchte, die zunächst grün sind, zu entwickeln (Abbildung 9); es sind sogenannte Hülsenfrüchte.

Ein paar Wochen später, zu Beginn des Herbstes sind die Früchte weiter gewachsen; sie haben sich inzwischen braun gefärbt; deutlich sind zu diesem Zeitpunkt die Wölbungen in der Fruchtwand zu erkennen, die die heranwachsenden Samen verursachen (Abbildung 10). Im Sonnenlicht sehen die Kronen der Bäume mit dem reichlichen Fruchtschmuck sehr schön aus (Abbildung 11). Die Früchte öffnen sich bald nach der Reife, indem sich die beiden Fruchtblatt- hälften trennen; die sehr harten Samen fallen aus den Früchten heraus, ha- ben aber keinerlei Flugorgane.

Im Winter, meist erst nach dem ersten Frost in unseren Breiten, fallen die Blätter – noch grün gefärbt – herunter; eine Herbstfärbung – wie bei vielen unserer heimischen Laubbäume – gibt es bei der Robinie nicht. Nach dem Laubfall sind die Früchte gut zu sehen; diese bleiben lange in der Krone hängen und werden deshalb auch als Wintersteher bezeichnet.

 

Robinien pflanzen und pflegen

Die Robinie kommt auf Golfplätzen relativ häufig vor, dank ihrer Fähigkeit sich durch Samen leicht auszubreiten. Die Pflanzung von Robinien sollte gut überlegt werden, eigentlich müsste eher davon abgeraten werden. Sagen der Robinie die Bedingungen zu, so wird sie sich weiter etablieren und den Golfplatz zunehmend „erobern“. Die Dornen tragenden Schösslinge, die sich bei Robinien häufig an der Stammbasis entwickeln, sind für Bälle suchende Golfer sicherlich unangenehm, es sei denn, sie werden regelmäßig entfernt.

 

Robinien neigen zur Bildung von Zwieseln (Aufzweigung des Stammes in zwei etwa gleich starke Äste). Da diese Zwiesel zum Aufreißen neigen, sollten die Bäume beobachtet werden. Ältere Kronen neigen außerdem zur Totholzbildung, zunächst im Feinast- und Schwachastbereich, später sterben auch stärkere Äste ab (Abbildung 13).

 

Der Stammfuß älterer Robinien muss genau beobachtet werden, denn kleinere Höhlen werden mitunter von darüber wachsenden Borkenplatten verdeckt und deshalb übersehen. Hier breitet sich aber oftmals Fäulnis aus (Abbildung 14). Zudem kann Efeubewuchs eine Beurteilung der Stammbasis erschweren. Wenn allerdings schon Bohrmehl aus der Stammwunde herausrieselt (Abbildung 15), dann besteht akuter Handlungsbedarf. Ein kurzer Zeitraum kann überbrückt werden, wenn die Krone stark eingekürzt wird (Abbildung 16) und dadurch eine Bruchgefahr gemindert wird, etwa für den Zeitraum bis eine Fällgenehmigung vorliegt.

Was ist sonst noch bemerkenswert?

Wurde eine Robinie auf dem Gelände gefällt, so ist – auch wenn der Wurzelstock ausgefräst wurde – mit zahlreichen Schösslingen zu rechnen. Auch aus den im Boden verbliebenen flachstreichenden Wurzeln können aus sogenannten Wurzelknospen Schosser austreiben. Wenn diese Schösslinge nicht an der Bodenoberfläche regelmäßig abgeschnitten oder abgemäht werden, entsteht relativ schnell ein kleines „Robinienwäldchen“.

 

Die Robinie wird häufiger vom Schwefelporling befallen. Die leuchtend gelborange gefärbten Fruchtkörper sind gut zu sehen (Abbildung 17) und bewirken eine intensive Braunfäule. Bei mehrmaligem Auftreten besteht Bruchgefahr. So lange wie in Abbildung 18 sollte mit der Fällung nicht gezögert werden, zumal auf Golfplätzen für die Verkehrssicherheit zu sorgen ist.

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/2013

 

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