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Linde (Tilia spec.)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Linden kommen in unseren Städten vor allem als Straßen- und Parkbaum, auf Friedhöfen, in Wohnungssiedlungen und auf Spielplätzen vor, aber auch auf Golfplätzen sind sie häufig anzutreffen.

 

Die Linde ist mit mehreren Arten bei uns vertreten: Winter-Linde (Tilia cordata Mill.), Sommer-Linde (Tilia platyphyllos Scop.) sind bei uns einheimisch, die Silber-Linde (Tilia tomentosa Moench) stammt aus Südosteuropa.

 

Alte Lindenbäume sorgen mit ihren großen, weit ausladenden Kronen in den Straßen unserer Städte für Schatten (Abbildung 1); sie mildern die Lärmbelastung, binden Staub, reduzieren Windgeschwindigkeiten in engen Straßen, liefern Sauerstoff und binden den Kohlenstoff aus dem Treibhausgas Kohlendioxid.

Selbst wenn wir die Linden nicht beachteten, spätestens im Juni zu Beginn der Blütezeit, machen sie mit ihrem typischen Duft deutlich auf sich aufmerksam. Doch sehen wir uns einmal verschiedene Stadien in einem Lindenleben an.

 

Linden haben in der Jugend oftmals einen herzförmigen Kronenumriss (Abbildung 2), erst im höheren Alter wird die Krone größer und etwas breiter (Abbildung 3), bis sie schließlich im hohen Alter sehr weit ausladend wird (Abbildung 4). Die Lindenbäume können 25 bis 30 Meter hoch werden, die Sommerlinde kann sogar 40 Meter erreichen.

Aussehen im Jahreslauf

Gelegentlich sind im Frühjahr, etwa im April, auf offenem Boden Gehölz-Keimpflanzen in größerer Zahl zu finden, wenn man Glück hat, befinden dazwischen auch einige Lindenkeimlinge (Abbildung 5). Allerdings sind sie nicht so leicht als Keimlinge der Linde zu identifizieren, denn die Keimblätter erinnern überhaupt nicht an ein normales Lindenblatt mit der typischen Herzform. Jedes der zwei Keimblätter hat fünf Zipfel, erst die nächsten Blätter – die sogenannten Primärblätter – der Jungpflanze geben sich als Lindenblätter zu erkennen, allerdings haben sie eine deutlich verlängerte Blattspitze (Abbildung 6).

Die typischen herzförmigen Lindenblätter sind zu Beginn des Sommers (Abbildung 7) voll entwickelt. Insbesondere bei der Sommer-Linde sind zu diesem Zeitpunkt auf der Blattoberseite oftmals sogenannte rot gefärbte Hörnchengallen zu sehen (Abbildung 7). Sie werden von Gallmilben verursacht, stellen aber für die Linde keine besondere Beeinträchtigung dar.

 

Bei unseren einheimischen Linden-Arten sind die Blattunterseiten unbehaart, nur in den Winkeln der Nerven stehen bei der Sommer-Linde helle Haare (Abbildung 8), bei der Winter-Linde sind diese Haare bräunlich.

Bei der Silber-Linde sind die Blattunterseiten durch einen dichten Filz aus verzweigten, der Unterseite eng anliegenden, Haaren silbergrau gefärbt (Abbildung 9). Dieses Haarkleid ist für die aus wärmeren Gefilden stammende Silberlinde von besonderer Bedeutung. Bei starker Sonneneinstrahlung dreht sie sogar ihre weißlichen Blattunterseiten in Richtung Sonne, und erreicht damit eine Reflexion des Sonnenlichtes; dies wirkt einer Überhitzung des Blattes entgegen. Durch die hellen, nach außen gedrehten Blattunterseiten erhält die gesamte Baumkrone bei starker Sonne ein silbrig-weißes Aussehen.

 

Schon im jugendlichen Alter tragen die Bäume die charakteristischen Blütenstände, die jeweils mit einem gelblichgrünen, länglichen Blatt – das später als Flugorgan fungiert – verwachsen sind. Die Blütenblätter der Winter- und Sommerlinde sind seitlich ausgebreitet (Abbildung 10), dagegen sind sie bei der Silber-Linde nach unten gerichtet (Abbildung 11). Hauptbesucher der Blüten sind Bienen, aber auch Hummeln, Fliegen und Schwebfliegen besuchen die Lindenblüten. Sie finden beim Besuch der Blüten an der Basis der Kelchblätter reichlich zuckerhaltigen Nektar.

Einige Zeit war nicht klar, weshalb unter den Baumkronen der Silber-Linde immer wieder tote Insekten, vor allem Hummeln liegen. Untersuchungen ergaben, dass der Nektar der Silber-Linde einen speziellen Zucker, die Mannose, enthält, den Bienen und Hummeln nicht abbauen können. Man nahm an, dass dies die Ursache für das Sterben der Insekten sei.

 

Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Insekten nicht durch die Mannose sterben, sondern weil es um diese Jahreszeit kaum noch andere nektarproduzierende Pflanzen gibt; die Silber-Linde blüht spät, etwa vier Wochen nach der Sommer-Linde und ca. zwei Wochen nach der Winter-Linde. Der Nektar der Silber-Linde reicht aber nicht aus, um den Mangel auszugleichen. Die Insekten kommen von weither, finden nicht genug Nektar, verhungern oder fallen geschwächt von den Zweigen.

 

Bereits Ende Juni bis Anfang August sind die Blüten von Winter- und Sommer-Linde verblüht; zu diesem Zeitpunkt entwickeln sich die kleinen Früchte, die dann zu den charakteristischen, mit Flügeln ausgestatteten Fruchtständen, heranreifen. Der Stiel ist bis zur Hälfte mit dem Flügel verwachsen (Abbildung 12), der gewissermaßen eine Flugvorrichtung darstellt.

 

Die Fruchtstände werden im Laufe der Zeit – bis zum Herbst – trocken. Der Flügel bewirkt, dass sich die Sinkgeschwindigkeit verringert, so dass bei leichtem Wind der Fruchtstand als sogenannter Schraubendrehflieger einen interessanten Flug ausführt. Je höher der Fruchtstand im Baum hängt, umso weiter reicht natürlich die Flugstrecke. Allerdings können die Fruchtstände noch lange, sogar bis nach dem Laubfall, am Baum verbleiben. Die Lindenbäume hängen dann voller „Flugapparate“ und werden deshalb auch als Wintersteher bezeichnet. Abbildung 13 zeigt eine junge Linde, deren Blätter weitgehend abgefallen sind, die Fruchtstände hängen aber noch in großer Zahl am Baum. Alte Lindenbäume zeigen eine wunderbare Laubfärbung zunächst hellgelb, später gelbbraun (Abbildungen 14 und 15).

Im Winter ist die Kronenstruktur besonders gut zu sehen, selbst dann, wenn die Früchte noch an den Zweigen hängen (Abbildung 15). Der Rinde der Linde ist in der Jugend dunkelgrau mit hellen Punkten; dabei handelt es sich um sogenannte Korkwarzen, die dem Luftaustausch dienen. Mit zunehmendem Alter reißt die Rinde auf und es bildet sich die Borke, die bei der Winterlinde längs gefurcht ist, wodurch eine dicht gerippte Oberfläche entsteht (Abbildung 16). Die Farbe schwankt von bräunlich bis grau. Zuweilen ist die Borke stark mit Flechten und Algen, insbesondere an luftfeuchten Stellen, besetzt.

 

Am Stamm der Linde schlagen häufig Triebe in großer Zahl aus; diese werden als Stockausschläge (Abbildung 17), bezeichnet und sollten regelmäßig entfernt werden. Außerdem neigt die Linde zur Bildung von großen knollenartigen Verdickungen am Stamm (Abbildung 18), den sogenannten Maserknollen.

Linden pflanzen und pflegen

Die Linde, insbesondere die Winter-Linde entwickelt sich in unseren Breiten zügig zu einem schönen Laubbaum, in der Jugend mit herzförmigem Kronenumriss, tollen, duftenden Blüten, interessanten Früchten und im Alter einer schönen weit ausladenden Krone.

 

Wegen ihrer zahlreichen positiven Eigenschaften sollten Linden in den Städten gepflanzt werden, auch wenn während der Blütezeit – etwa vier Wochen lang – ein von Blattläusen abgesonderter klebrig–schwärzlicher Zuckersaft mitunter als störend empfunden wird.

 

Für die Pflanzung auf Golfplätzen kann die Linde uneingeschränkt empfohlen werden, allerdings sollten die Ausführungen für die Pflanzung von Jungbäumen Greenkeepers Journal, 2013, Heft 3, Seiten 31-36, beachtet werden.

 

Was ist noch bemerkenswert?

Lindenblüten werden für die Zubereitung eines wohlschmeckenden Tees verwendet, der schweißtreibend wirkt und deswegen bei Erkältungskrankheiten eine Besserung bewirken kann. Als Wirkstoffe sind ätherische Öle und Flavonoide zu nennen. Der Lindenblütenhonig gilt als besonders wertvoll.

 

Das Lindenholz ist gelblichweiß, sehr leicht und hat einen seidigen Glanz. Von Holzschnitzern wird es sehr geschätzt; mittelalterliche Altäre und Plastiken wurden aus Lindenholz gefertigt.

 

Die Linde in der Mythologie

Wie kein anderer Baum ist die Linde im Volksbewusstsein verankert, sei es als Dorflinde, als Hausbaum, Linden auf Kirchplätzen, als Gerichtslinde, als Tanzlinden. Die Linde war der Mittelpunkt der Dörfer, als Baum unter dem Verträge geschlossen wurden etc. Unter der Linde traf man sich, tanzte und sang man und war fröhlich; bereits Martin Luther sagte „die Linde ist uns ein Friede- und Freudenbaum“.

 

Dass unter der Linde Gericht gehalten wurde, ist in zahlreichen alten Urkunden belegt. Man glaubte, dass unter einem als heilig angesehenen Baum die Wahrheit ans Licht kommen müsse. So enthalten manche Gerichtsurteile die Schlussformel „gegeben unter der Linde“. Eine berühmte Gerichtslinde befindet sich in Staffelstein in Bayern, sie soll mit etwa 1200 Jahren zu den ältesten Linden in Europa gehören.

 

Das Lindenholz galt als heilig – lignum sacrum –, weil aus ihm zahlreiche Marien- und andere Heiligenstatuen, Altäre und Krippen geschnitzt wurden. Sie wird wegen ihres betörenden Duftes in zahlreichen Volksliedern besungen, zahlreiche Gedichte und Essays sind ihr gewidmet. Viele Ortschaften tragen die Linde in ihrem Namen, z.B. Lindau, Lindenhain u.a.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 02/2014

 

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