Steckbrief Hainbuche, auch Weißbuche genannt (Carpinus betulus L.)
Steckbrief - Bäume auf Golfanlagen
Der Name Weißbuche könnte signalisieren, dass Rot- und Weißbuche eng miteinander verwandt sind. Botanisch gesehen gehören sie aber in zwei verschiedene Verwandtschaftskreise: Die Rotbuche gehört in die Familie der Buchengewächse, die Weißbuche zu den Haselgewächsen. Die Farbbezeichnung bezieht sich auf das Holz, das bei der Rotbuche rötlich und bei der Weißbuche sehr hell, beinahe weiß gefärbt ist.
Die Hainbuche ist in Europa weit verbreitet. Ihr Areal reicht von Frankreich über Südengland und Südschweden, bis Westrussland, im Süden von Italien, über die Balkanhalbinsel, nach Kleinasien, zum Kaukasus und bis nach Nordpersien, wobei sie in den südlichen Arealteilen auf die Gebirge beschränkt bleibt.
Sie wächst auf mäßig nährstoffreichen, meist leicht sauren Sand- und Lehmböden der Tieflagen, vor allem in Hartholzauen. Sie besiedelt die unteren Hanglagen der Mittelgebirge, in den Alpen kann sie in eine Höhe von tausend Metern ansteigen.
Die Hainbuche zählt zu den mittelhohen Bäumen; sie wird nur 20 Meter hoch und erreicht eine Kronenbreite von etwa zwölf Metern. Sie bildet eine ebenmäßige, im Freistand sehr breite Krone, die im Herbstkleid für eine wunderbare Stimmung sorgt (Abbildung 1).
Die Hainbuche ist ein Splintholzbaum, das bedeutet, Splint- und Kernholz haben das gleiche Aussehen. Das Holz ist weißgrau bis gelblichweiß, worauf sich der Name „Weißbuche“ bezieht. Das Holz ist das schwerste und härteste unter unseren einheimischen Laubhölzern, es übertrifft in der Dichte sogar das Holz der Eiche.
Aussehen im Jahreslauf
Beim Austrieb im Frühjahr, etwa Ende März/Anfang April, erscheinen zuerst die männlichen Kätzchen, die sich strecken und herabhängen (Abbildung 2). In den Achseln der Tragblätter stehen die Staubblätter.
Die weiblichen Blütenstände sind zu diesem Zeitpunkt noch knospenförmig und sehr klein, nur die leicht rosa gefärbten Griffel ragen aus dieser Knospe heraus (Abbildung 2, rechts oben), um den Pollen aufzufangen. Anschließend schieben sich die noch deutlich gefalteten Laubblätter aus den Winterknospen heraus (Abbildung 3). Zu diesem Zeitpunkt ist die Hainbuche wie mit einem hellgrünen Schleier überzogen; sie ist im Frühjahr noch sehr hell und licht.
Im Laufe der nächsten Wochen verschwindet die Fältelung der Blattspreite, die Laubblätter zeigen ihre endgültige Form mit dem doppelt gesägten Blattrand (Abbildung 4).
Etwa vier Wochen später hängen die inzwischen bestäubten weiblichen Kätzchen herunter. In diesem Stadium sind schon die Flügel vorhanden, die später für die Ausbreitung der Früchte sorgen werden. Allerdings sind sie noch schmal (Abbildung 5).
Zu Beginn des Sommers, etwa im Juni, haben die dreilappigen Flügel ihre endgültige Form, an ihrer Basis ist bereits jeweils eine junge Frucht zu erkennen (Abbildung 6).
Bis zum Herbst, etwa Mitte September, färben sich die Flügel gelb bis braun und werden trocken. Die Früchte haben sich etwas vergrößert und „warten“ darauf, dass diese mit den Flügeln vom Herbstwind ausgebreitet werden (Abbildung 7). Besonders gut lässt sich ihre Struktur studieren, wenn sie auf dem Boden gelandet sind (Abbildung 8).
In der Regel lösen sich die Früchte bei heftigem Wind einzeln vom Baum. Sie beschreiben dann eine interessante Flugbahn; diese kann man auch beobachten, wenn die Früchte mit ihren Flügeln abgepflückt und möglichst hoch in die Luft geworfen werden. Aufgrund des asymmetrisch angeordneten Flugorgans mit der an der Basis stehenden Frucht, beschreiben die Früchte eine schraubige Drehbewegung.
Der Flügel sorgt für eine Verminderung der Sinkgeschwindigkeit. Weht der Wind von der Seite, dann können größere Flugweiten erreicht werden. Insbesondere bei winterlichen Stürmen kann die Flugweite etwa einen Kilometer betragen.
Außerdem werden die Früchte durch Nagetiere verbreitet. Sie werden verschleppt, im Erdreich versteckt und gelegentlich „vergessen“. Im Herbst werden die Speicherstoffe aus den Blättern in Stamm und Wurzel transportiert, was man deutlich an der einsetzenden Laubfärbung sehen kann.
Bei der Hainbuche färben sich die Blätter hellgelb, leuchten gerade im herbstlichen Sonnenlicht (Abbildung 9) und laden zu einem Herbstspaziergang ein. Die Blätter fallen aber erst herunter, wenn ein Trenngewebe zwischen Blattstiel und Zweig gebildet wurde, das die vielen kleinen Wunden am Zweig verschließt. Für Kinder ist es ein großes Vergnügen, das raschelnde Laub beim Laufen aufzuwirbeln.
Im Winter sind die Hainbuchen – wie es sich für einen Laubbaum in unseren Breiten gehört – meistens kahl, mitunter bleibt das Laub aber im trockenen Zustand lange an den Zweigen. In diesem kahlen Zustand ist die Rinde der Hainbuchen besonders gut zu sehen. Sie ist glatt und graubraun gefärbt (Abbildung 10).
Bei alten Stämmen ergibt sich ein längsverlaufendes Netzmuster, bei dem die silbergrauen Bereiche stärker hervortreten, nur die rauen etwas eingesenkten Partien können mit Grünalgen bewachsen sein (Abbildung 11). Eine ausgeprägte Borkenbildung ist selbst bei älteren Bäumen nicht zu finden.
Was ist sonst noch bemerkenswert?
Ein älterer Hainbuchenstamm ist im Querschnitt nicht rund, sondern zeigt Rippen, die wie längsverlaufende Wülste aussehen; diese Erscheinung wird als „spannrückig“ bezeichnet. Im Stammquerschnitt verlaufen die Jahresringgrenzen in diesen Achsen nicht rund, sondern sind deutlich wellig geformt. Häufig ist dies kombiniert mit Drehwuchs. Abbildung 12 zeigt einen sogenannten Bündelbaum mit drei Stämmlingen. Am linken Stämmling sind die Rippen besonders gut zu sehen.
Eine Hainbuchenkrone kann aus zahlreichen Stämmlingen bestehen (Abbildung 13). Zudem kann die Hainbuche auf ausgeprägten Wurzelanläufen stehen, diese sichern dem Baum eine hohe Standsicherheit.
Selten sind sehr alte Hainbuchen wie das Exemplar in Abbildung 14 bei uns zu finden. Der Baum hat einen Stammdurchmesser von stattlichen 80 Zentimetern und zeigt starke Rippen. In der Krone sind bereits einige Starkäste trotz des harten Holzes abgestorben und herausgebrochen. Der kräftige Austrieb zeigt jedoch die hohe Vitalität, über die dieser Baum noch verfügt. Es ist deutlich zu sehen, welche Kronenteile vom Baum noch erhalten werden können. Innerhalb der sogenannten Kronentraufe haben sich durch gekeimte Früchte bereits mehrere Jungpflanzen etabliert. In der freien Landschaft stellt dieses Hainbuchenexemplar trotz abgestorbener Starkäste keine größere Gefahr dar, wenn darunter nicht gerade gespielt oder gerastet wird. Mit seinem Totholz, loser Rinde und kleineren Höhlen bietet diese Hainbuche verschiedensten geschützten Tierarten Lebensraum.
Hainbuchen auf Golfplätzen
Die Hainbuche hat zunächst eine kegelförmige, im Alter eine ausladende, elegante Krone. In weitflächigen Anlagen kann sie sich prächtig entwickeln. Selbst bei trübem Wetter ist das helle Gelb der weit ausladenden Hainbuchenkrone weithin zu sehen (Abbildung 1).
Durch den langsamen Wuchs der Hainbuche sind kaum Schnittmaßnahmen notwendig, vorausgesetzt, sie wurde an eine geeignete Stelle gepflanzt. Allerdings kann ein Schnitt sinnvoll sein, wenn die Krone zu dicht wird, dann sollte sie ausgelichtet werden, um eine gute Belichtung aller Kronenteile zu erreichen. Der Rückschnitt von Starkästen bzw. das Einkürzen von Kronenteilen sollte aber unterbleiben. Wegen des harten Holzes ist die Hainbuche wenig anfällig für den Befall mit holzzerstörenden Pilzen.
Die Hainbuche wurde auch Hagelbuche genannt, weil sie als Hecke zum „Einhagen“ von Feldern und Wiesen verwendet wurde. Auch heute ist die Hainbuche als Heckenpflanze sehr beliebt. Das hat mehrere Gründe: Die Heckenpflanzen haben einen günstigen Preis, lassen sich sehr gut schneiden, zeigen eine tolle Herbstfärbung, behalten im Winter lange das Laub (Abbildung 15) und sind zudem als Brutplatz bei unseren Vögeln sehr beliebt.
Für einen Golfplatz ist sowohl eine solitär stehende Hainbuche, als auch eine Hainbuchenhecke sehr zu empfehlen. Allerdings muss eine Hecke regelmäßig geschnitten werden. Unterbleibt der jährliche Schnitt, dann wachsen die Triebe in die Länge und verholzen mit den Jahren. Eine spätere Korrektur führt zu keinem guten Ergebnis. Neuerdings sind öfter Hainbuchen als Formgehölze in Kastenform zu sehen (Abbildung 16). Auch bei diesen Exemplaren muss unbedingt ein regelmäßiger Schnitt erfolgen.
Hainbuchen in Barockgärten von Schlössern
Schöne Ansichten bieten die gepflegten Anlagen in den Barockgärten verschiedener Schlösser mit den umgebenden Gärten. In diesen Gärten bilden an den Seiten des aufwändig gestalteten Blumen-Parterres sogenannte Bosketten – Lustwäldchen mit Niederwäldern – den Rahmen. Diese wurden und werden immer noch von sorgsam gepflegten Hainbuchenhecken gesäumt (Abbildung 17).
Aber auch Laubengänge spielen in diesen Anlagen eine besondere Rolle, beispielsweise am Rand von Blumenparterres. In diesen Laubengängen kann bei hochsommerlichen Temperaturen eine erfrischende Kühle genossen werden. Öffnungen im Geflecht der Hainbuchenzweige, ähnlich Fenstern, geben den Blick frei auf das Blumenparterre. Die Hainbuche mit ihren dünnen, biegsamen Zweigen ist für ein solches Geflecht, das an einem eigens konstruierten und aufgestellten Gerüst, gezogen wird, besonders geeignet (Abbildungen 18 und 19).
Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/2016