Douglasie, auch Douglas-Fichte (Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco)
Die Douglasie gehört zu den Nacktsamern (Gymnospermae) und in die Familie der Kieferngewächse (Pinaceae), wie die Kiefer (Pinus), Fichte (Picea), Tanne (Abies) und Lärche (Larix). In diesem Verwandtschaftskreis sind die Blüten immer eingeschlechtig. Aus den weiblichen Blütenständen entwickeln sich Zapfen, deshalb wird diese Gruppe auch als Zapfenträger bezeichnet.
Gestalt und Aussehen
Die Douglasie sieht der Fichte auf den ersten Blick ähnlich, denn sie hat einen durchgehenden Stamm mit quirl-ständigen Seitenästen (Abbildung 1), die aber unregelmäßiger als bei der Fichte angeordnet sind. Deshalb lässt sich auch das Alter der Bäume, das bei Fichte und Tanne an den Quirlen abgezählt werden kann, bei der Douglasie nicht so eindeutig bestimmen. Durch die Scheinquirle wirken die Baum-
kronen auch wesentlich dichter.
Schon bei jungen Bäumen (Abbildung 2) sind klare Seitenast-Etagen kaum zu erkennen. Die Krone ist in der Jugend kegelförmig, im Alter ist sie unregelmäßig gestaltet, meistens abgeflacht und wesentlich breiter (Abbildung 3).
Die Douglasie stammt aus dem pazifischen Nordamerika und kann dort eine Höhe von ca. 90 Metern erreichen. Ihr Höchstalter wird mit ca. 500 Jahren angegeben. In Mitteleuropa wird sie bis 60 Meter hoch. In Bayern – im Stadtwald von Eberbach am Neckar – steht eine Douglasie, die im Jahr 2005 eine Höhe von etwas mehr als 62 Meter erreicht hatte.
Blätter und Winterknospen
Die neuen Nadeln sind den Winter über von braunen, länglichen, zugespitzten Knospenschuppen umgeben (Abbildung 4); etwa Anfang Mai platzen diese auf und es schiebt sich der junge Trieb mit den zunächst eng beieinander stehenden hellgrünen Nadeln heraus (Abbildung 5).
Die Blätter der Douglasie sind sehr schmal und wie es sich für einen Nadelbaum gehört, nadelförmig ausgebildet. Sie stehen rings herum um den Stängel und sind schraubig angeordnet; allerdings stehen sie zuweilen auch gescheitelt (Abbildung 6).
Die Nadeln sind sehr weich, ca. 15 bis 30 Millimeter lang und nur 1 bis 1,5 Millimeter breit. Die Oberseite ist durchgehend grün gefärbt, auf der Unterseite befinden sich zwei graue Streifen, in denen sich die Spaltöffnungen befinden.
Die Zweige der Douglasie sind klar gegliedert; der jährliche Zuwachs ist durch die Bereiche, an denen die winterlichen Knospenschuppen standen, gut zu erkennen (Abbildung 6). Dadurch ist leicht abzuzählen, wie alt die jeweilige Achse ist und wie viele Nadeljahrgänge erhalten sind. Die Anzahl der Nadeljahrgänge gibt Auskunft über die Vitalität einer Douglasie.
Blüten, Zapfen, Samen
Blüten mit einer farbigen Blütenhülle, die der Anlockung von Bestäubern dienen, gibt es bei Nadelgehölzen nicht, denn der Wind übernimmt den Transport der Pollen auf die Samenanlagen. Deshalb müssen große Mengen Pollen produziert werden, damit genügend Pollenkörner auf die Samenanlagen gelangen und eine Bestäubung und in der Folge die Befruchtung stattfinden kann. Die männlichen Blüten – es sind gelbe Kätzchen – stehen in den Blattachseln des Jahrestriebes; sie sind etwa 15 Millimeter lang und hängen nach unten (Abbildung 7). Die weiblichen Blütenstände stehen meist in Zweizahl an der Spitze des Jahrestriebes. Abbildung 7 zeigt zwei junge, kleine noch von Nadeln eingehüllte, zunächst aufrecht stehende weibliche Zapfen.
Aus ihnen entwickeln sich nach der Befruchtung die abwärts gerichteten Zapfen, die fünf bis zehn Zentimeter lang werden (Abbildung 8). Diese sind zunächst zart und hellgrün gefärbt. Bereits in diesem Stadium ist sehr deutlich die Kombination aus zwei verschiedenartigen Zapfenschuppen – die dreizipflige Deck- und die halbrunde Samenschuppe – zu sehen, was so deutlich nur bei der Douglasie zu finden ist.
Bei der weiteren Entwicklung – etwa im Juni – färbt sich zunächst die Deckschuppe hellbraun (Abbildung 9). Im September ist dann der gesamte Zapfen mit Deck- und Samenschuppe braun (Abbildung 10), verholzt und die Schuppen spreizen auseinander, damit die inzwischen reifen Samen aus dem Zapfen heraus fliegen können.
Auf jeder Samenschuppe reifen zwei Samen. Diese etwa fünf Millimeter langen Samen sind mit einem zarten ca. zehn Millimeter langen Flügel ausgestattet. Da der Flügel seitlich am Samen ansitzt und dadurch der Schwerpunkt nicht im Zentrum liegt, fliegen die Samen in einem eleganten Flug als „Schraubendrehflieger“.
„Blüten“ und in der Folge Zapfen entwickeln sich, wenn die Douglasie als Solitärgehölz wachsend ein Alter von ca. zehn Jahren erreicht hat; man sagt, die Douglasie wird „mannbar“. Ist dieses Alter erreicht, dann entstehen etwa alle sechs Jahre reichlich Samen.
Keimung, Keimpflanzen
Die Keimlinge haben sechs bis zwölf nadelförmige Keimblätter, die im Kreis angeordnet sind. Für ihre weitere Entwicklung benötigen die Keimlinge einen hellen sonnigen Standort.
Rinde, Borke
Die Rinde junger Douglasien ist glatt; sie zeigt zahlreiche Harzbeulen. Die Borke etwas älterer Bäume ist grau gefärbt und rissig. Abbildung 11 zeigt die von der Hauptachse abgehenden Seitenzweige. Es ist deutlich zu erkennen, dass diese nicht auf einer Höhe stehen, weshalb keine strenge Gliederung in Etagen im Unterschied zu Fichte und Tanne ausgebildet ist. Alte Exemplare haben eine dicke korkige, mit tiefen Rissen versehene, Borke, die dunkelbraun gefärbt ist und wegen ihrer Struktur als Schuppenborke bezeichnet wird (Abbildung 12).
Wurzelsystem
Die Douglasie bildet ein typisches Herzwurzelsystem, das bis etwa 1,5 Meter in die Tiefe reicht, wobei der Wurzelraum mit zahlreichen Feinwurzeln intensiv durchwurzelt wird. Dies gilt für tiefgründige, gut drainierte Böden mit humusreichen Lehm- oder auch sandigen Lehmböden. Dabei bevorzugt sie vor allem feuchte, frische Böden. Auf dichteren Lehmböden bildet die Douglasie ein flaches Wurzelwerk aus.
Vorkommen und Verbreitung
Die Douglasie kommt im pazifischen Nordamerika vor und gilt als eine der in Nord-/Südausdehnung am weitesten verbreiteten Koniferen. Sie siedelt als sogenannte Küsten-Douglasie, Pseudotsuga menziesii var. menziesii, von Kanada bis Kalifornien, und zwar westlich der Gebirge von der Küste bis in Höhenlagen von etwa 1.600 Metern. Dagegen wächst die sogenannte Gebirgs-Douglasie, Pseudotsuga menziesii var. glauca von British Columbia südlich bis Mexiko in höheren Lagen der Rocky Mountains von etwa 600 bis 2.300 Meter. Das Verbreitungsgebiet der beiden Varietäten überschneidet sich im südlichen Kanada.
Die beiden Varietäten sind an ihren Zapfen gut zu unterscheiden: Bei der Gebirgs-Douglasie sind die dreizipfligen Deckschuppen zurückgeschlagen, während sie bei der Küsten-Douglasie (Abbildung 8) am Zapfen anliegen. Bei der Küsten-Douglasie wird eine Wuchshöhe von 80 bis zu 100 Metern angegeben, die der Gebirgs-Douglasie ist deutlich niedriger. Auch in der Benadelung fallen Unterschiede auf: Die Küsten-Douglasie hat längere dunkelgrüne Nadeln, deswegen wird sie auch „Grüne Douglasie“ genannt (Abbildung 6), während die der Gebirgs-Douglasie kürzer gestaltet und blaugrün gefärbt sind; deshalb wird sie als „Blaugrüne Douglasie“ bezeichnet.
Die aus dem Pazifischen Nordamerika stammende Douglasie ist in zahlreichen Ländern, die über ein geeignetes Klima verfügen, als Forstbaum verbreitet, in Europa gilt sie als bedeutendste fremdländische Forstbaumart.
Die Douglasie wurde 1791 von Archibald Menzies (1754 – 1842) auf Vancouver Island entdeckt. Ihren Gattungsnamen verdankt die Douglasie dem schottischen Botaniker David Douglas, der von 1799 bis 1834 lebte, sie wieder entdeckte und 1827 in England einführte. Ein paar Jahre später wurde sie bereits auf dem europäischen Festland angepflanzt.
Das Holz und seine Nutzung
Das Holz der Douglasie gilt als wenig schwindend und mäßig witterungsfest; wird jedoch als Konstruktionsholz verwendet, insbesondere im Schiffsbau, aber auch für Türen und Treppen, sowie für die Herstellung von Sperrholz.
Es hat ein schmales, fast weißes Splintholz und ein braunes nachdunkelndes Kernholz. Es erinnert damit stark an die europäische Lärche Mill. (Larix decidua). Betrachtet man die Jahrringe auf einem Querschnitt, so fällt auf, dass das im Frühjahr gebildete Holz, das sogenannte Frühholz breit und hell gefärbt ist, hingegen ist das Spätholz dunkelbraun gefärbt und nur als schmaler Ring ausgebildet. Letzteres enthält wenige Harzkanäle.
Krankheiten und Schädlinge
Fremdländische Gehölze denkt man, haben an ihrem neuen Standort keine Schädlinge, weil sie als Neuankömmlinge Krankheiten und Schädlinge nicht „mitbringen“. Das ist zunächst auch richtig, aber es wurde immer wieder beobachtet, dass sich Krankheiten und Schädlinge mit Verzögerung doch einstellen. Das gilt auch für die Douglasie, zumal sie schon fast 180 Jahre bei uns als Forstbaum, aber auch in Parkanlagen und Gärten kultiviert wird. Aufgrund ihrer Wuchsform, des schönen Nadelkleides und der interessant gestalteten Zapfen, ist sie eine Zierde in größeren Gärten und Parks. So mancher Gartenfreund ärgert sich zuweilen über den reichen Zapfenbehang.
Häufig ist eine Wolllaus-Art, Adelges cooleyi, an den Nadeln der Douglasie zu finden. Sie wird ihrem Namen gerecht, denn sie hat eine weiße wollige Oberfläche. Dieser Schädling ist dem Baum aus seiner nordamerikanischen Heimat „gefolgt“, eigentlich müsste man sagen, er wurde importiert. Die Wolllaus-Art ist aber auch an den noch unverholzten, grünen Zapfen anzutreffen (Abbildung 13).
Weitere Schädlinge sind Borkenkäfer-Arten, die bei uns auf Fichte, Kiefer und Lärche vorkommen und inzwischen auch die Douglasien massiv schädigen können. Teilweise werden Jungpflanzen-Bestände so stark befallen, dass es sogar zu Ausfällen kommt. Auch gelagertes Douglasien-Holz wird inzwischen von unseren einheimischen Käferarten „geschätzt“.
Daneben sind auch die Rußige und Rostige Nadelschütte, verursacht durch zwei verschiedene Schlauchpilz-Arten, weiter verbreitet. Die kleinen Fruchtkörper dieser Pilze befinden sich auf der Nadelunterseite. Sie bewirken Nadelverlust, der mit einer Gelbfärbung beginnt (Abbildung 14) und später in eine Braunfärbung (Abbildung 15) übergeht. Ein Nadelverlust über mehrere Jahre führt zu einer massiven Schädigung der Douglasien-Bestände.
Ein Vertreter der Hutpilze, der Hallimasch, befällt Bäume jeden Alters, wenn sie bereits vorgeschädigt sind. Dieser Pilz, auch als „Kambiumkiller“ bekannt, befällt aber vor allem jüngere Bäume, die sich nach massiver Schädigung leicht umdrücken lassen.
Wuchsverhalten und Baumpflege
Durch die Bildung weit ausladender Kronen mit sich stark verlängernden Ästen, kommt es im höheren Alter der Douglasien zu Astbrüchen. Diese können auch durch schweren, nassen Schnee – Schneebruch – entstehen. Die entstehenden Bruchstellen sollten in jedem Fall nachgeschnitten werden. Ansonsten braucht die Douglasie – wie auch die anderen Nagelhölzer unserer Breiten – keine Baumpflegemaßnahmen. Im Potsdamer Neuen Garten steht eine sehr alte Douglasie mit weit ausladenden Zweigen und reichem Zapfenbehang (Abbildung 16).
Vor der Pflanzung einer Douglasie in den Garten sollte genau bedacht werden, ob der ihr zugedachte Platz für einen so groß werdenden Baum auch ausreicht. Der regelmäßige Schnitt und die Verwandlung in einen Kugelbusch (Abbildung 17) nimmt dem wunderbaren Baum jegliche Schönheit. Deshalb sollte bei einem Baumpfleger vor der Pflanzung Rat eingeholt werden, damit ein geeigneter Standort gefunden und so eine grausame Verstümmelung nicht notwendig wird.
Eine Allee, bestehend aus Douglasien (Abbildung 18), ist in unseren Breiten eher selten anzutreffen.
Arten- und Sortenvielfalt
Die Gattung umfasst sechs Arten, wobei eine zweite, die Großfrüchtige Douglasie, (Pseudotsuga macrocarpa) – wobei „großfrüchtig“ bei einem Nadelbaum als Zapfenträger überhaupt nicht passt – im südlichen Kalifornien vorkommt. Die anderen vier Arten sind in Ostasien (China und Japan) beheimatet.
In der älteren Literatur werden sowohl Trauerformen, als auch Kegelformen mit sehr dichter Verzweigung und buntblättrige Formen, bei denen der Austrieb weiß oder hellgelb erscheint, beschrieben. Sie werden in den Baumschulkatalogen gar nicht mehr angeboten und sind wohl deshalb in den Gärten kaum zu finden.
Rolle der Douglasie beim klimabedingten Waldumbau
Die Douglasie ist für die Forstwirtschaft eine interessante Baumart. Durch ihre guten Wuchseigenschaften ist sie für die sich ändernden Klimabedingungen – trockene, heiße Sommer – geeignet. Deshalb wird sie zunehmend beim Waldumbau berücksichtigt werden. Allerdings sollte im Jugendstadium ein zu dichter Bestand vermieden werden. Bei der Auswahl sollte berücksichtigt werden, dass die Douglasie auf sauren bis neutralen Böden am besten gedeiht, eine gute Wasserversorgung, insbesondere in der Jugend, und helle Standorte bevorzugt.
Die Douglasie auf dem Golfplatz
Nach dem Ausfall der Rot-Fichte auf zahlreichen Golfplätzen kann die Douglasie, wenn denn eine Nadelbaumart gepflanzt werden soll, für eine Erweiterung des Baumartenspektrums in Betracht kommen. Allerdings plädiere ich nach wie vor für die Bevorzugung unserer einheimischen Laubbaumarten.
Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/2024