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Amerikanischer Amberbaum (Liquidambar styraciflua L.)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Die Gattung Amberbaum (Liquidambar) gehört in die Familie der Hamamelisgewächse (Hamamelida­ceae). Die Gattung umfasst etwa 15 Arten.

 

Der Amerikanische Amberbaum (Liquidambar styraciflua L.) ist heimisch in Nord- und Mittelamerika. Er wird zwar schon lange in Botanischen Gärten als Baum mit prächtiger Herbstfärbung kultiviert, in unseren Städten wird er aber erst seit einigen Jahren häufiger angepflanzt.

 

Der Orientalische Amberbaum (Liquidambar orientalis Mill.) ist im Südwesten der Türkei, auf der griechischen Insel Rhodos und in Syrien beheimatet, diese Art wird aber bisher nicht bei uns gepflanzt. Weitere Arten sind in Ostasien, China, Korea, Taiwan, Laos und Vietnam beheimatet.

 

Vom Tertiär bis zum Pliozän kam bei uns der Europäische Liquidambar (Liquidambar europaea Braun) vor. Die in Fossilien-Lagerstätten gefundenen Blätter erinnern sehr stark an seine heute lebenden Verwandten.

 

Gestalt und Aussehen

Der Amerikanische Amberbaum kann 20 bis 40 Meter hoch und etwa zehn Meter breit werden, er hat eine ho­he schlanke Baumkrone. Natürliche Vorkommen in Nordamerika sind in Fluss­tälern und an feuchten Berg­hängen.

 

Bei uns gilt der Amberbaum als anspruchslos, er gedeiht am besten auf mäßig feuchten, lockeren und tiefgründigen Lehmböden.

 

An unseren Straßen stehen seit einigen Jahren zahlreiche Jungbäume (Abbildung 1). Sie zeigen in der Jugend einen kräftigen Triebzuwachs, bis zu 50 Zentimeter werden erreicht. Bei älteren Bäumen ist der Trieblängenzuwachs auf das Frühjahr begrenzt. Die Bäume mittleren Alters haben eine schöne Krone (Abbildung 2). In Parkanlagen und Botanischen Gärten gibt es ältere Exemplare, hier erreichen sie eine Höhe von 20 bis 25 Metern.

Der Amberbaum bildet eine durchgehende Hauptachse mit einer schlanken Krone, der Stamm kann etwa einen Meter dick werden, als Höchstalter werden 200 Jahre angegeben.

 

Blätter

Die Blätter stehen wechselständig an der Sprossachse, sie ähneln denen des Ahorns mit ihrer handförmigen Gestalt (Abbildung 3), insbesondere erinnern sie an den Fächer-Ahorn (Acer palmatum Thun.), der aus Japan und Korea stammt und bei uns oftmals in Gärten kultiviert wird.

 

Die Blätter des Amberbaumes sind in der Winterknospe entlang der Nerven gefaltet. Ehe sie sich flach ausbreiten, wölben sie sich zunächst nach oben. Sie zeigen einen gezähnten Blattrand (Abbildung 4).

Blüten, Blütenstände und Früchte

Der Amberbaum blüht im Mai. Er ist einhäusig und hat seine eingeschlechtigen Blütenstände auf einem Baum. Die männlichen Blüten stehen dicht beieinander in grünen, endständigen, 5 bis 7 Zentimeter langen Ähren an einer aufrechten Achse, die weiblichen Blüten stehen in kugeligen Blütenständen an den neuen Trieben (Abbildung 5).

 

Die Früchte bestehen jeweils aus zwei Fruchtblättern, im Inneren befinden sich zahlreiche Samen. Die Früchte sind im August noch grün (Abbildung 6). Im Laufe des Spätsommers verholzen die kugelförmigen Fruchtstände mit einer Größe von etwa 3 bis 4 Zentimetern (Abbildung 7). Sie bleiben lange an ihren 5 bis 10 Zentimeter langen Stielen am Baum hängen – es sind sogenannte Wintersteher – sie fallen erst im Frühjahr zu Boden.

Diese kugeligen Fruchtstände des Amberbaumes erinnern uns an die Fruchtstände der Platane, und tatsächlich stehen Platane und Liquidambar im natürlichen System der Pflanzen gar nicht so weit voneinander entfernt.

 

Rinde, Borke, Holz

An jungen Zweigen des Amberbaumes sind oftmals Korkleisten zu sehen, die Zweige werden dann als geflügelt bezeichnet (Abbildung 8).

 

Die Rinde der jungen Stämmchen ist zunächst glatt, wird aber sehr schnell zu einer grauen dick-korkigen Netzborke (Abbildung 9). Bei älteren Bäumen ist diese Borkenstruktur noch deutlich stärker ausgeprägt (Abbildung 10).

Wird die Borke verletzt, so tritt am Stamm ein Harz „Styrax“ aus, das medizinisch verwendet wird. Früher diente es in den USA zur Herstellung von Kaugummi, bekannt ist die Bezeichnung „Sweetgum“.

 

Der Amberbaum gilt als schlechter Kompartimentierer, das bedeutet, dass Wunden schlecht verschlossen werden und sich schnell Fäule bilden kann. Ein Anfahrschaden am Stammfuß eines Jungbaumes, möglicherweise durch einen Rasenmäher verursacht, sollte unbedingt vermieden werden (Abbildung 11).

 

Das Holz des Amberbaumes ähnelt dem des Walnussbaumes. Es hat einen würzigen Duft, es ist zerstreut-porig und schwer. Das Holz ist unter dem Namen „Satinholz“ bekannt. Das Kernholz ist rotbraun, lässt sich gut bearbeiten und wird von Kunsttischlern sehr geschätzt. Verwendet wird es als Massiv- und Furnierholz, aber auch als Konstruktionsholz.

 

Wurzelsystem

Zunächst bildet der Amberbaum eine kräftige Pfahlwurzel, später ein Herz­wurzelsystem, das bis in zwei Meter Tiefe reicht. Er kann aber auch ein flaches Wurzelsystem bilden, dass dann zur Anhebung des Bodenbelages führen kann, dies sollte bei der Pflanzung berücksichtigt werden.

Aufbau der Krone und Baumpflege

Der Amberbaum zeichnet sich in der Jugend durch eine schlanke Krone aus, die erst im höheren Alter etwas ausladender werden kann. Schnittmaßnahmen sind bei dieser Baumart kaum notwendig. Größere Schnittmaßnahmen, auf die er mit einem starken Austrieb reagiert, sollten wegen der schwachen Kompartimentierung und folgender stärkeren Fäule-Gefahr unterbleiben.

 

Sorten

Seit kurzem bieten die Baumschulen einige Sorten an, die sich von der Ursprungsart unterscheiden. Die Sorte ‚Worplesdon‘ unterscheidet sich durch einen kegelförmigen Kronenaufbau in der Jugend, später wird die Krone breit pyramidal. Die Laubblätter sind tiefer eingeschnitten als bei der Stamm­art und färben sich orange- bis weinrot (Abbildung 12). Außerdem gibt es eine Sorte mit Namen ‚Gum Ball‘. Bei dieser Sorte bildet sich eine langsam wachsende Kugelkrone (Abbildung 13).

Krankheiten, Holzzerstörende ­Pilze und Schädlinge

Der Amerikanische Amberbaum zeigt bei uns bisher kaum Krankheiten und Schädlinge; das mag daran liegen, dass er sich in Europa noch nicht lange in Kultur befindet. Jungbäume können – je nach ihrer Herkunft – anfällig für Winter- und Spätfröste sein. Der Amberbaum kann chlorotische Blätter zeigen, diese sind bleich wegen einer Hemmung bei der Bildung des Blattgrüns. Die Ursache für diese Erscheinung sind sehr wahrscheinlich basenreiche Böden.

 

Amberbäume in der Stadt

In den Städten erweisen sich die Jungbäume des Amberbaums als anspruchslos und tolerant gegenüber Nährstoffen, der Wasserbedarf ist gering. In der Bewertung über die Eignung im Stadtbereich (KlimaArtenMatrix) wird der Amberbaum gegenüber Trockenheit und Winterhärte als „geeignet“ eingestuft. Wegen dieser Eigenschaften wird er angesichts des Klimawandels als Straßen- und Parkbaum zunehmend in unseren Städten gepflanzt (werden), allerdings hat er Probleme mit alkalischen Böden. Selten sind Jungbäume zu sehen, die im frühen Stadium bereits ausgedehnte Partien mit Totholz zeigen und die Seitenzweige nicht ausgetrieben sind. Dies darf als deutliches Zeichen angesehen werden, dass die Pflanzstelle nicht optimal vorbereitet war und das Wurzelsystem nicht in verdichtete Bodenschichten vordringen konnte (Abbildung 14).

 

Im Herbst beschert uns ein Amberbaum eine phantastische Laub­färbung, zunächst werden etliche Blätter gelb und fallen herunter (Abbildung 15), etwas später entwickelt sich bei den verbliebenen Blättern eine intensive Rotfärbung, die an den Aspekt des Indian Summer in Kana­da erinnert (Abbildung16). Ein Blick in die Krone zeigt eine brillante Rotfärbung der Blätter (Abbildung 17).

Amberbäume auf Golfplätzen

Amberbäume können wegen ihrer Wuchseigenschaften und der tollen Herbstfärbung auf dem Golfplatz einen farblichen Höhepunkt in der Nähe des Clubhauses sein, sie gehören aber nicht an Spielbahnen, an denen überwiegend einheimische Baumarten stehen.

 

Zwar ist oftmals die Neigung groß, ein „exotisches“ Gehölz auf dem Golfplatz zu haben. Bitte suchen Sie eine geeignete Stelle in Clubhausnähe aus, wo der Baum auch im höheren Alter, wenn er eine breitere Krone bildet, vielleicht auch als Dreiergruppe, genügend Platz und für seine tiefrote Laubfärbung einen guten, weithin sichtbaren Standort hat.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 1/2023

 

Literatur

ROLOFF, A., 2013: Bäume in der Stadt, Besonderheiten – Funktion – Nutzen – Arten – Risiken. Ulmer Verlag.

 

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