Ahornblättrige Platane (Platanus x acerifolia (Aiton) Willd.)
Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen
Die Platane gehört in die Familie der Platanengewächse (Platanaceae). Zur Gattung gehören insgesamt zehn Arten, von denen acht in Nordamerika beheimatet sind. Sie kommen vorwiegend auf der Nordhalbkugel in den gemäßigten Klimazonen Europas, Asiens und Nordamerikas vor.
Gestalt und Aussehen
Die sommergrünen Platanen sind in Mitteleuropa nicht einheimisch, auch wenn sie wie selbstverständlich in unser Stadtbild gehören. Wahrscheinlich sind die Platanen in unseren Straßen, Parkanlagen und Friedhöfen ein Kreuzungsprodukt aus der Nordamerikanischen Platane (Platanus occidentalis L.) und der Morgenländischen oder Orient-Platane (Platanus orientalis L.). Die Nordamerikanische Platane kann bis 50 Meter hoch werden und ist damit wohl der höchste Laubbaum Nordamerikas. Die Orient-Platane kommt in den Balkanländern bis zum Himalaya vor. Sie erreicht Wuchshöhen von bis zu 30 Metern.
Die beiden Arten stehen an ihren natürlichen Standorten an sehr feuchten Stellen, an Ufern von Flüssen und Seen oder wasserführenden Senken, wie beispielsweise Platanus orientalis im Mittelmeergebiet. Umso erstaunlicher ist es, dass der bei uns gepflanzte Platanen-Bastard so gut unter unseren innerstädtischen Klimabedingungen, die durch hohe Sommertemperaturen und Trockenheit gekennzeichnet sind, gedeiht und als eines der robustesten Gehölze gilt. Allerdings sind in den letzten Jahren Krankheiten aufgetreten, die nicht zu unterschätzen sind.
Beide Arten wurden früher in fürstlichen Gärten, aber auch in Botanischen Gärten kultiviert. Aus ihnen soll spontan im Botanischen Garten Oxford um 1670 ein Bastard entstanden sein. Auf diesen gehen alle bei uns gepflanzten Platanen zurück. Allerdings ist dies nicht zweifelsfrei geklärt; mitunter wird die Meinung vertreten, dass es sich bei uns um die Orientalische Platane handele.
Die Platane – wie sie in unseren Straßen kultiviert wird – zeichnet sich durch einen zumeist geraden, kurzen Stamm und eine breite starkästige Krone aus (Abbildung 1). Es gibt aber auch Exemplare, die einen sehr hohen Stamm bilden (Abbildung 2) und dann eine Höhe bis 35 Meter, selten sogar bis 40 Meter erreichen. Die Stämme der Platanen können erhebliche Ausmaße haben, angegeben werden als Durchmesser maximal 2,50 m.
Die Form der Platanen-Blätter erinnert an den bei uns einheimischen Spitzahorn (Acer platanoides L.). Auf diese Ähnlichkeit der Blätter nimmt der zweite Teil des wissenschaftlichen Namens Platanus x acerifolia, was „ahornähnlich“ bedeutet, Bezug; zudem geht wohl der Name Fremdahorn, der gelegentlich für die Platane verwendet wird, auf die Ähnlichkeit der Blätter zurück. Der bei uns gepflanzte Bastard (Platanus x acerifolia (Aiton) Willd.) hat Blätter, die denen des Spitzahorns sehr ähneln (Abbildung 3). Die Blätter der Morgenländischen Platane sind dagegen tief eingeschnitten und wirken dadurch etwas filigraner (Abbildung 4).
Besonders markant ist die Borke der Platane. Sie löst sich alljährlich in unregelmäßigen Platten ab, wodurch interessante Muster am Stamm und an den Starkästen entstehen (Abbildung 5). Dabei sind große Unterschiede und alle möglichen Farbschattierungen festzustellen; Stellen, an denen sich die Borke frisch gelöst hat, sind gelb bis beige gefärbt, ältere Borkenpartien sind olivgrün bis braun gefärbt (Abbildung 6). Wenn große Rindenflächen abblättern, vermittelt dies den Eindruck, die Platane entledige sich ihrer alten „Haut“. Diese Erscheinung ist an das Dickenwachstum gekoppelt und erfolgt in feuchten Sommern besonders großflächig (Abbildung 7).
Bei großen, alten Bäumen sind die sich ablösenden Platten an den unteren Partien des Stammes eher klein, so dass der Stamm kleinschuppig wirkt (Abbildung 8). Ein weiteres auffälliges Merkmal des alten Platanenstammes ist zudem die Stauchung der Borke, so dass man den Eindruck hat, die „Socken“ der Platane seien heruntergerutscht (Abbildung 9).
Das Wurzelsystem ist herzförmig ausgebildet, es ist dicht, stark verzweigt und reicht tief in den Boden. Im höheren Alter wird häufig zusätzlich ein oberflächennaher Wurzelhorizont gebildet. Vom Stammfuß gehen oftmals kräftige Wurzeln aus, zu erkennen an starken, oberirdischen Wurzelanläufen (Abbildung 9), die den großkronigen Baum auf eine „breitere Basis“ stellen. Diese Starkwurzeln können Pflaster und Asphalt heben, deshalb ist genau zu überlegen, wie dicht man Platanen an Grüns, Parkplätze und Straßen pflanzt.
Aussehen im Jahreslauf
Im Frühling, zu Beginn des Monats April schieben sich aus den Winterknospen die Laubblätter heraus; sie sind nur von einer bräunlichen Hüllschuppe – aus zwei verwachsenen Nebenblättern bestehend – umgeben (Abbildung 10), ein Hinweis darauf, dass ein guter Knospenschutz wie bei unseren einheimischen Gehölzen nicht notwendig ist, was mit den natürlichen Vorkommen in wärmeren Gefilden erklärt werden kann. Die Blattspreiten sind in der Winterknospe sorgfältig entlang der Blattnerven gefaltet. Die Blätter haben große handförmige Blattspreiten, einen relativ kurzen Stiel und sitzen mit einem breiten Blattgrund an der Sprossachse an (Abbildung 3). Die Blattspreiten sind wie beim Ahorn meistens fünflappig und tragen an den Rändern Zähne. Sie sind von derber Struktur. Die Blätter der Morgenländischen Platane (Platanus orientalis) sind im Vergleich mit denen der Ahornblättrigen Platane (Platanus x acerifolia) tief eingeschnitten und wirken dadurch filigraner (Abbildung 4).
Beim Austrieb aus der Knospe sind die Blätter samtig behaart (Abbildung 11). Diese bräunliche Behaarung bleibt aber nur auf der Unterseite an den Adern und in den Achseln der Nerven erhalten, während die Oberseite verkahlt. Im April sind an den Zweigen neben den großen Fruchtständen des Vorjahres (Abbildung 12) auch die neuen kleinen, kugelförmigen Blütenstände zu erkennen, wie sie sich aus Winterknospen herausschieben. Sie wurden bereits im vorhergehenden Sommer angelegt und überdauerten den Winter in der Knospe.
Bis Anfang Mai haben sich die Blütenstände deutlich vergrößert. Die einzelnen Blüten sind unscheinbar, sie stehen zusammen in kugeligen Blütenständen an einer langen herunterhängenden Achse (Abbildung 13), bei unserem Bastard ist es oftmals nur ein kugeliger Fruchtstand, bei der Orientalischen Platane stehen meistens mehr, etwa drei bis sieben, kugelige Fruchtstände in einem Gesamtfruchtstand. Im Frühjahr sind die rötlichen Narben, auf denen der vom Wind vertragene Pollen zur Befruchtung landen soll, gut zu sehen (Abbildung 13). Die weiblichen Blüten haben vier bis neun freie Fruchtblätter, deren lange Griffel aus den einzelnen Blüten herausragen. Die männlichen Blütenstände fallen frühzeitig ab.
Im Laufe des Sommers reifen in den weiblichen Blütenständen, die nunmehr wesentlich dicker sind (Abbildung 14), vierkantige Nüsschen heran. Sie bleiben aber relativ lange in dem kugeligen Verbund. Auch im Herbst stehen die Früchte noch eng beieinander. Die Blätter der Platane sind sehr derb gebaut, was durch ein gut ausgebildetes Festigungsgewebe bewirkt wird. Deshalb färben sich die Blätter erst im November goldgelb (Abbildung 15), ehe sie dann ein paar Wochen später braun und trocken werden (Abbildung 16). Im Winter, wenn alle Blätter abgefallen sind, ist die Kronenstruktur besonders gut zu sehen (Abbildung 17). Nunmehr zerfallen die kugeligen Fruchtstände, die einzelnen Früchte werden frei; mitunter bleiben die Fruchtstände aber sogar noch bis zum Frühjahr erhalten (Abbildung 12). Die einzelnen Früchte sind am Grunde lang behaart und werden deshalb als Schirmchenflieger bezeichnet; sie haben allerdings nur eine geringe Flugweite. Da der Griffel lange erhalten bleibt, können sie auch als Klettfrüchte fungieren.
Was ist sonst noch bemerkenswert?
Das Holz hat ein helles schmales Splint- und rötlichgraues bis braunes Kernholz; es ist mittelhart und zäh. Das Holz ist dem der Rotbuche ähnlich, allerdings sind die Holzstrahlen breiter. Beim Trocknen reißt das Holz der Platane leicht. Es ist ein dekoratives Furnier- und Drechslerholz, aber nicht so bekannt wie andere Holzarten, möglicherweise weil die Bäume nur als Straßen- oder Parkbäume, aber nicht von der Forstwirtschaft angepflanzt werden.
Eine Besonderheit sind sogenannte Maserknollen (Abbildung 18), die bei der Platane selten auftreten, aber hochgeschätzt sind und als Furniere für besondere Möbelstücke verwendet werden.
Pilzkrankheiten
An der Platane sind mehrere Holz zerstörende Pilze zu finden, z.B. der Zottige Schillerporling (Ionotus hispidus (Bull.: Fr.) P. Karsten) mit konsolenartigen Fruchtkörpern (Abbildung 19). Sie sind zunächst orange gefärbt, werden im Alter schwarz und sehen wie verkohlt aus. Sie sind meistens an Astungswunden zu finden und bewirken eine Weiß- und eine Moderfäule.
Zudem kommen an der Platane der Schuppige Porling, der Honiggelbe Hallimasch und der Sparrige Schüppling vor, alles Weißfäuleerreger mit hoher bis mittlerer Zerstörungskraft. Die Platane galt lange Zeit als sehr gut für das Stadtklima geeignet, doch werden die Stadtbäume nunmehr stärker von Niederen Pilzen befallen. Welke-Erscheinungen an Blättern und Rindennekrosen, auch als Platanenkrebs bezeichnet, werden durch einen weiteren Platanenpilz (Ceratocystis fimbriata (Ell. & Halstedt) Davidson f. platani Walter) hervorgerufen. Deutlich zu erkennen sind die Rindennekrosen an einer feldrig aufplatzenden Rinde (Abbildung 20). Nach einigen Jahren, etwa drei bis sechs, sterben die befallenen Platanen ab.
Seit einigen Jahren verursacht ein Schlauch-Pilz, der meistens als Massaria-Pilz bezeichnet wird (Splanchnonema platani (Ces.) Barr.) eine verstärkte Totholzbildung in der unteren und mittleren Krone. Insbesondere an langen, weit nach außen ragenden Ästen (Abbildung 21), die nicht besonders gut mit Assimilaten versorgt sind, greift der Massaria-Pilz an. Nach dem Befall geht die Schädigung des Astes zügig voran und führt in der Regel bald zum Astbruch.
Baumpflege
Platanen vertragen Schnittmaßnahmen sehr gut. Da die Kronen sehr dicht werden können, müssen diese gelegentlich – auch im Hinblick auf den Massaria-Befall – ausgelichtet werden. Allerdings sollte der Baumschnitt möglichst bis nach dem Laubfall verschoben werden, denn das Einatmen der Haare auf den Blättern ist für den Baumpfleger und dessen Atmungsorgane sehr unangenehm.
Bei alten Platanen entstehen nach Entfernung von Starkästen oftmals große Höhlungen im Stamm (Abbildung 22), die von dieser Baumart toleriert werden. Mitunter stehen von Starkästen nur noch sogenannte Halbschalen, die – wenn die Last durch Schnittmaßnahmen begrenzt wird – aufgrund des harten Holzes aber durchaus lange Zeit halten. Zudem sind gelegentlich trotz des harten Holzes Fäulen am Stammfuß zu sehen (Abbildung 23). Hier ist die Restwandstärke des Stammes zu kontrollieren.
Besonders gern werden Platanen als Flachschnittplatanen in Schirmform gepflegt, so wie es in französischen Gärten oder an Promenaden zu sehen ist. Auch im Rhein-Main-Gebiet ist diese Schirmform oftmals an Straßen oder Plätzen zu sehen (Abbildung 24). Allerdings muss dann ein regelmäßiger Schnitt erfolgen, bei dem der gesamte Jahrestrieb abgeschnitten wird (Abbildung 25). Am Ende des Astes bilden sich nach vielen Jahren keulenförmige Verdickungen, an denen sich im nächsten Frühjahr die neuen Jahrestriebe entwickeln. Wird der jährliche Rückschnitt „vergessen“ oder aus Kostengründen unterlassen, dann wachsen die Äste weiter und bilden hohe Ständer (Abbildung 26). Eine nachträgliche Korrektur zurück zur Schirmform ist mit gutem Erfolg nicht mehr möglich.
Platanen in der Stadt, in Parkanlagen, auf Plätzen oder an Straßen liefern mit ihren weit ausladenden Kronen und dichtem Laubdach in heißen Sommern einen sehr effektiven Schatten und tragen zur Verbesserung des Stadtklimas bei (Abbildung 27). Bereits die Griechen nannten diese Pflanze „Platanus“, was sich von „platys“ ableitet, breit bedeutet und sich wohl auf die mächtigen Kronen bezieht.
Platanen auf Golfplätzen
Die Pflanzung einer Platane auf Golfplätzen kann durchaus empfohlen werden, wenn ausreichend Platz für eine große und vor allem breite Krone vorhanden ist, denn sie ist ein toller Schattenspender. Die Gefahr, dass sich Platanen auf Golfplätzen stark vermehren könnten, besteht nicht, da sich bei uns aus den Früchten keine Jungpflanzen entwickeln.
Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 04/2017