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Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum (L.) Schott)

Steckbrief – Bäume auf Golfanlagen

Der Japanische Schnurbaum, Styphnolobium japonicum (L.) Schott, gehört in die Familie der Schmetterlingsblütler, bekannter ist er unter seinem alten Namen Sophora japonica L.

 

Der japanische Schnurbaum hat weitere deutsche Namen wie: Honigbaum, Perlschnurbaum, Pagodenbaum, Sauerschotenbaum, Chinesischer Gelehrtenbaum.

 

Gestalt und Aussehen

Ein ausgewachsener Schnurbaum hat eine stattliche Statur, vor allem, wenn er völlig frei steht. Dann entwickelt er eine weit ausladende Krone (Abbildung 1); er kann sich aber auch gut mit beengtem Raum arrangieren und bildet dann eine schmalere und sehr hohe Krone. Muss er sich den Raum mit mehreren Exemplaren seiner Art teilen, dann wachsen die Kronen ineinander, wodurch eine schöne lichte Kulisse vor hohen Häusern entsteht (Abbildung 2). Der Schnurbaum kann sich zu einem 25 Meter hohen Baum entwickeln und bis zu 150 Jahre alt werden. Der Stamm kann einen Durchmesser von einem Meter erreichen.

Der bei uns nicht natürlich vorkommende Baum fühlt sich aber offensichtlich in unseren Breiten sehr wohl. Das natürliche Verbreitungsgebiet reicht von Japan über Korea bis nach China. Der Schnurbaum kommt mit dem Klima im innerstädtischen Bereich gut zurecht. Gegenüber Indus-trieabgasen und Trockenheit gilt er als unempfindlich. Insbesondere seine Trockenheitsresistenz kommt ihm bei zunehmender Klimaerwärmung zugute.

Blätter

Die Blätter des Schnurbaumes erinnern zunächst an die der Robinie, es sind drei bis acht Fiederblattpaare mit einer Endfieder, die an einer Blattspindel stehen. Die einzelnen Fiedern sind schmaler und zugespitzt im Vergleich mit denen der Robinie. Sie entwickeln sich zudem mehrere Wochen später als die Fiederblätter der Robinie, erst Anfang Mai. In der Winterknospe sind die einzelnen Fiedern längs der Mittelrippe gefaltet. Ein Blick in die Krone des Schnurbaumes Anfang Mai zeigt den hellgrünen, zögerlichen Austrieb der Laubblätter (Abbildung 3). Beim Austrieb der jungen hellgrünen Fiederblätter aus den Winterknospen ist die Faltung entlang der Mittelrippe deutlich zu erkennen (Abbildung 4). Etwas später haben sich die Fiederblätter weitgehend ausgebreitet (Abbildung 5). Erst spät im Herbst werden die Blätter gelb und sorgen im November für eine schöne Herbstfärbung. Wenn die Blätter als einzelne Fiedern herunterfallen, rollen sie sich ein und werden trocken. Deshalb sollte der herbstliche Laubfall für einen Golfplatz kein Problem sein.

Blüten und Blütenstände

Die Blüten sind klein und stehen in lockeren, großen Blütenständen, die deutlich aus dem Kronenmantel herausragen (Abbildung 6). Der Schnurbaum, zur Familie der Schmetterlingsblütler gehörend, hat typische Schmetterlingsblüten. Sie haben eine sogenannte, nach oben weisende Fahne, zwei seitlich stehende Flügel und ein Schiffchen, das den Fruchtknoten und die Staubblätter umgibt. Alle Blütenblätter sind cremefarbig (Abbildung 7). Durch eine Vielzahl der kleinen Blüten wirkt die Baumkrone wie ein Blumenstrauß, der mit Schleierkraut dekoriert ist (Abbildung 8).

 

Die Blüten haben einen intensiven Geruch, der nicht jedermanns Nase behagt. Bienen, Hummeln und andere Insekten lieben offenbar den Geruch und besuchen in großer Zahl die Blüten; deshalb gilt der Schnurbaum auch als „Bienenweide“.

Die Blütezeit reicht von August bis zum September, dies ist für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse sehr spät. Diese beruht auf den klimatischen Bedingungen in der ostasiatischen Heimat; sie ist im Erbgut des Schnurbaumes fixiert. Wegen der Blüte im Spätsommer gilt der Schnurbaum bei uns als etwas ganz Besonderes, denn kein anderes Gehölz blüht in unseren Breiten so reich und spät im Jahr. Wenn die Blütenblätter abfallen, dann ist der Rasen mit ihnen regelrecht übersät (Abbildung 9).

Der Schnurbaum ist oftmals in weitläufigen Parkanlagen oder in großen Innenhöfen von Universitäten – daher der Name „Chinesischer Gelehrtenbaum“ – zu sehen (Abbildung 10). Ein besonders schönes Exemplar entspricht mit seiner breiten Krone dem Idealbild dieser Baumart (Abbildung 11). Ein Blick von einem Hochhaus zeigt die weitausladende Krone eines Schnurbaumes mit grüner Belaubung noch Anfang Oktober (Abbildung 12).

 

Früchte

Nach Bestäubung und Befruchtung der Blüten durch Insekten bilden sich die sehr charakteristischen Früchte. Sie haben sicherlich für den deutschen Namen „Perlschnurbaum“ Pate gestanden. Botanisch gesehen handelt es sich bei den Früchten um Hülsen, wie die der Bohne und Erbse. Sie sind zunächst, etwa Ende August noch dünn und ungegliedert (Abbildung 13). Im Laufe des Reifeprozesses bilden sich Einschnürungen und zwar um jeweils einen Samen, so dass die Früchte an eine Perlschnur erinnern (Abbildung 14); sie werden deshalb als „Gliederhülsen“ bezeichnet.

Die Fruchtwand hat zu diesem Zeitpunkt eine fleischige Konsistenz; fallen die fleischigen Früchte auf den Boden, kann man leicht auf ihnen ausrutschen. Meistens hängen die dann trockenen Gliederhülsen den Winter über noch bis Mai am Baum, wenn sich bereits die neuen Blätter entwickeln (Abbildung 15). Die Früchte werden deshalb als „Wintersteher“ bezeichnet. Ein paar Wochen später sind die Blätter ausgetrieben und der Schnurbaum zeigt sich im lichten Grün (Abbildung 16).

Rinde, Borke, Holz

Die Rinde an jungen Zweigen bleibt lange grün, erst nach einigen Jahren entwickelt sich am Stamm eine Borke, die zunächst schwach längs gerippt ist (Abbildung 17), später dann zeigt sich eine stärkere Borkenbildung mit kräftigeren Rippen, die als Netzborke bezeichnet wird (Abbildung 18).

 

Bei einem alten Stamm mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern ist die Borkenbildung noch stärker ausgeprägt (Abbildung 19). Das Holz des Schnurbaumes ist grobfasrig, hart und zäh mit deutlich erkennbaren Jahresringen. Das Splintholz ist weißlich bis hellbraun; es hebt sich gut vom dunkelbraun gefärbten Kernholz ab.

Vorkommen und Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet des  Schnurbaums liegt in Ostasien; in Japan, China und Korea kommt er natürlich vor, in anderen Regionen Ostasiens wird er angepflanzt. Er bevorzugt trockene bis frische Standorte auf leicht sauren Böden, er kann aber auch auf alkalischen, nährstoffreichen Böden in Steppengehölzen und Trockenwäldern gedeihen.

 

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er in Europa eingeführt. Seine Herkunft aus Trockengebieten Ostasiens erklärt sicherlich, weshalb er sich unter den Klimabedingungen in unseren Städten so gut entwickelt.

 

Aufbau der Krone und Baumpflege

Die Schnurbäume zeichnen sich häufig durch einen kurzen Stamm und eine weit ausladende Krone aus. Stehen sie in einer Reihe – sie werden auch als Alleebäume kultiviert – dann wachsen sie aufgrund der beengten Bedingungen stärker in die Höhe (Abbildung 20).

Typisch ist für Schnurbäume die Gestalt der Äste: Sie sind schlank, zeichnen sich durch Überlänge aus und verzweigen sich am Ende reichlich, was zur sogenannten Löwenschwanzform führt. Oftmals resultiert daraus ein bogiger Überhang. Zudem zeigen die Äste auf der ganzen Länge einen stark bogigen Wuchs (Abbildung 21). Dies führt zu einer höheren Anfälligkeit für Schwingungen und schließlich zur Minderung der Aststabilität. Eine gradlinige Astverlängerung wie wir sie von zahlreichen einheimischen Baumarten kennen, ist beim Schnurbaum nicht sehr ausgeprägt. Der Schnitt von Baumkronen mit stark ausladenden Ästen (Abbildung 22) ist eine besondere Herausforderung für einen Baumpfleger.

 

Ebenfalls typisch für Schnurbäume sind an Ästen sogenannte Totstreifen, die immer weiter aufplatzen. In der Regel entstehen diese an Astungswunden, unterhalb derer das Kambium abstirbt. Aber auch bei kleineren Verletzungen bilden sich lange abgestorbene Rindenbereiche aus (Abbildung 23). Im fortgeschrittenen Zustand sind große Partien abgestorbener Rinde zu sehen. In diesem Zustand trocknet das Kambium aus und kann seine Versorgungsfunktion nicht mehr erfüllen. In der Folge stirbt der völlig ungeschützte Ast gänzlich ab. Diese Äste, vor allem wenn sie drei Zentimeter stark oder noch dicker sind, sollten im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht entfernt werden.

Sorten

Von den Baumschulen wird die Sorte Sophora japonica ‚Pendula‘ angeboten. Diese Sorte wird nur acht Meter hoch und zeichnet sich durch kaskadenartig herabhängende Zweige aus. Sie erinnert mit dieser Wuchsweise an die Trauerweide. Allerdings blüht diese Sorte nur selten.

 

Holzzerstörende Pilze

Der Schnurbaum ist anfällig für den Befall durch holzzerstörende Pilze, insbesondere die Fruchtkörper des Zottigen Schillerporlings sind des Öfteren an Schnurbäumen zu finden, erstaunlicherweise an Stamm- und Astpartien, an denen keinerlei Wunden zu erkennen sind. Er verursacht Weiß- und Moderfäule.

 

Am Stammfuß sind zudem in den Herbstmonaten die Fruchtkörper des Sparrigen Schüpplings zu finden. Dieser Pilz besiedelt den Schnurbaum über Wunden am Stammfuß oder an den Wurzeln. Er verursacht eine Weißfäule.

 

Schädlinge

Seit einigen Jahren wird am Schnurbaum die ebenfalls aus Ostasien stammende Maulbeerschildlaus – sie gehört zu den Deckelschildläusen – beobachtet. Bei starkem Befall ist die Rinde der Zweige wie mit einem weißlichen Belag bedeckt. Dieser Eindruck entsteht durch gelbliche oder weißliche Schilde, unter denen die Weibchen bis zu 150 Eier ablegen. Die befallenen Pflanzen werden durch die Saugtätigkeit der Schildlaus an Rinde, Blattstielen und auch Blättern geschädigt. Es ist damit zu rechnen, dass sich dieser wärmeliebende Schadorganismus aufgrund der veränderten Klimabedingungen in den kommenden Jahren bei uns weiter ausbreitet.

 

Inhaltsstoffe und Verwendung

Die Blüten werden in der chinesischen Küche verwendet; zusammen mit Eiern und Mehl werden daraus Omeletts zubereitet. Außerdem werden frische und getrocknete Blüten in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet, sie sollen den Blutdruck senken und endzündungshemmende Wirkung haben.

Besonderheiten des Schnurbaums

Auch wenn Schnurbäume wegen der Struktur ihrer Kronen in der Pflege nicht ganz unproblematisch sind, so versöhnen sie uns doch beim Blatt-austrieb mit ihrem lichten Grün, mit schönen cremegelben Schmetterlings-Blütenständen zu einer Jahreszeit, in der bei uns kein anderer Baum mehr blüht. Zudem zeigen sie eine wunderbare, hellgelbe Herbstfärbung (Abbildung 24). Das Herbstlaub bleibt bis in den November hinein am Baum. Zu diesem Zeitpunkt sind mit Ausnahme der Eiche bereits alle unsere einheimischen Laubbäume kahl.

Schnurbäume für den Golfplatz

Wegen ihrer weit ausladenden, lichten Krone, dem späten Blühtermin und der tollen Herbstfärbung eignen sich Schnurbäume für größere Freiflächen, auf dem Golfplatz etwa in Clubhausnähe. Entlang von Spielbahnen sollten sie als bei uns nicht einheimische Baumart und wegen ihrer Wuchsform eher nicht gepflanzt werden.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 2/2022

 

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