Kennen Sie den Unterschied … zwischen Geranien und Pelargonien?
Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)
Die Storchschnabelgewächse umfassen 11 Gattungen mit 780 Arten, die in den temperaten Gebieten aller Erdteile und in Südafrika vorkommen. Die Gattungen Geranie (Geranium) und Pelargonie (Pelargonium) gehören in diese Familie.
Der Familienname – Storchschnabelgewächse – bezieht sich auf die Früchte, die ein bisschen wie ein Storchenschnabel aussehen. Sie bestehen aus fünf miteinander verwachsenen Fruchtblättern, die sich bei Reife auf besondere Weise öffnen und ihre Samen weg schleudern.
Unterschied zwischen Geranien und Pelargonien
Gibt es einen Unterschied zwischen Geranien und Pelargonien, oder gelten die beiden Namen für die gleichen Pflanzengruppen? In Gartencentern werden oftmals Geranien angeboten, aber in welche Gattung gehören sie wirklich?
Bereits um 1600 wurden erste Pelargonium-Exemplare aus Südafrika nach Europa gebracht, die 1732 von Johann Jacob Dillen im Hortus Elthamensis als Pelargonium bezeichnet wurden, aber erst durch die Veröffentlichung der Erstbeschreibung der Gattung Pelargonium 1789 durch Charles Louis L’Heritier de Brutelle im Catalogue of the Plants Cultivated in the Royal Botanic Garden at Kew. Band 2, London wurde diese Gattung etabliert.
Die Verwechslung zwischen Storchschnabel (Geranium) und Pelargonie (Pelargonium) geht auf den berühmten schwedischen Botaniker Carl von Linné (1707 – 1778) zurück. Er ordnete die aus Südafrika stammende Pflanze, die wir heute als Pelargonie kennen, der Gattung Geranium zu. Der Volksmund nahm den Namen auf und hält bis heute daran fest, seither ist die Pelargonie die „Geranie der Gärtner“.
Pelargonien, typischer Schmuck alter Bauernhäuser
Pelargonien eignen sich für Kübel, Balkonkästen und als wunderbarer Schmuck für Bauernhäuser. Die Geranien, die in jedem Frühjahr in Gärtnereien, Gartencentern und Supermärkten angeboten werden, sind demnach Pelargonien und gehören zur Gattung Pelargonium. Sie stammen aus Südafrika und werden bei uns in Kübeln und Balkonkästen gepflanzt (Abbildung 1); sie sind wunderbare Dauerblüher. Ihre Blütezeit reicht vom Frühjahr bis zum Herbst, den Winter über müssen sie bei uns an einen frostfreien Ort gebracht werden. Im Sommerhalbjahr sollten sie, damit sie reich blühen, regelmäßig gedüngt werden.
Ihre Blüten, die doldenförmig angeordnet sind, zeigen eine asymmetrische Gestalt. Die einzelne Blüte besteht aus zwei größeren und drei kleineren Blütenblättern, die kleineren zeigen nach oben (Abbildung 2). Da die im Handel erhältlichen Pelargonien oftmals gefüllte Blüten haben, ist die eigentliche Gestalt der Blütenblätter nicht so leicht zu erkennen. Die zusätzlichen Blütenblätter sind umgewandelte Staubblätter, so dass die Insekten in diesen gefüllten Blüten weniger Pollen und Nektar finden (Abbildung 3). Die Früchte bestehen aus fünf miteinander verwachsenen Fruchtblättern, die an die Form eines Storchenschnabels (Name!) erinnern. Die Sprossachsen sind dick und leicht fleischig, die Laubblätter sind handförmig gelappt.
In Südafrika gibt es über zweihundert Pelargonium-Arten. Bei uns werden etwa vier Pelargonium-Arten kultiviert:
Stehende Pelargonien (P. zonale (L.) L.‘Her.), (Abbildung 4) mit handförmig gelappten Blättern und einer ringförmigen dunkelgrünen Zone, die bis 40 Zentimeter hoch werden können.
Hänge-Pelargonien (P. peltatum (L.) L.‘Her.) (Abbildung 5) werden wegen ihrer efeuähnlichen Blätter auch Efeublättrige Pelargonien genannt. Ihre Sprosse können sich den Sommer über stark verlängern und ständig neue Blütenstände bilden, dadurch hängen sie von Balkonkästen oftmals weit herunter.
Duft-Pelargonien (P. odoratissimum (L.) L.‘Her), (Abbildungen 6 und 7), haben meistens kleinere Blüten, ihre Blätter verströmen beim Reiben einen intensiven Duft nach Apfel, Minze oder Zitrone.
Edel-Pelargonien, auch als Englische Pelargonien bezeichnet (P. grandiflorum (Andrews) Willd.), (Abbildungen 8 und 9) haben große Blüten, die meistens zweifarbig sind und nach ätherischen Ölen duften.
Von diesen Pelargonium-Arten gibt es in Gartencentern zahlreiche farbenprächtige Züchtungen, die meistens jedoch als „Geranien“ angeboten werden.
Nicht zu verwechseln mit echten Geranien
Geranien gehören zur Gattung Geranium und wachsen mit ca. 380 Arten vorwiegend als Stauden in den temperaten Breiten. Die Blätter sind sehr unterschiedlich gestaltet – gelappt bis handförmig geteilt. Die Blüten sind radiärsymmetrisch, die Blütenblätter zart, teilweise fast durchscheinend und oftmals mit deutlichen Adern ausgestattet (Abbildung 10). Die Lebensdauer der zarten Blüten beträgt etwa zwei Tage, es werden aber in vielblütigen Blütenständen ständig neue Blüten gebildet, die von Bienen und Schwebfliegen bestäubt werden. Die Früchte bestehen wie bei den Pelargonien aus fünf Fruchtblättern, an deren Basis sich jeweils ein Same entwickelt. Im Zuge der Fruchtreife lösen sich die Fruchtfächer plötzlich von der Mittelsäule ab und die Samen werden katapultartig bis zwei Meter weit weggeschleudert (Abbildung 11).
Die in den temperaten Breiten vorkommenden Geranium-Arten sind sehr gut für verschiedene standörtliche Gegebenheiten in unseren Gärten geeignet, allerdings finden sie bisher kaum angemessene Beachtung. Das mag daran liegen, dass nur eine begrenzte Anzahl von Arten in den Gartencentern angeboten werden. Um Ihr Interessen an diesen schönen Pflanzen zu wecken, werden hier einige nicht so bekannte Arten vorgestellt.
Bodendeckende Geranium-Arten für sonnige und halbschattige Plätze, aber auch für Ränder von Sträuchern
Sie zeichnen sich durch oberirdische Rhizome aus.
Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum L.). Der Balkan-Storchschnabel wächst in den Gebirgen des Balkans, der Karpaten, Süd-Alpen und im Apennin. Er ist mit kräftigen Rhizomen (Abbildung 12) sehr wüchsig und bildet in voller Sonne, beispielsweise auf Steinhalden, beinahe ohne Bodenkontakt große Bestände. Aber auch an halbschattigen Standorten entwickelt er sich bestens. Deshalb wird er häufig in Grünanlagen zur Unterpflanzung von Bäumen verwendet. Mit seinen wintergrünen, handförmig geteilten Blättern (Abbildung 13) ist er auch an schattigen Stellen ein idealer Bodendecker. Die karminroten bis leuchtend roten (Abbildung 14) und auch mitunter weißlichroten Blüten stehen in wenig zähligen Blütenständen.
Dalmatiner-Storchschnabel (Geranium dalmaticum (Beck) Rech. f.). Der Dalmatiner-Storchschnabel kommt auf dem Westbalkan von Dalmatien bis Albanien und Kroatien vor. Er wächst im Gebirge und bildet durch seine Rhizome dichte Bestände, die auf trockenem bis frischen, durchlässigen, humusarmen, steinreichen Böden wachsen. Der Dalmatiner-Storchschnabel wird nur zehn Zentimeter hoch, hat handförmig geteilte Blätter, die im Winter grün bleiben (Abbildung 15) und sich im Herbst rot färben können. Eine Vermehrung kann durch Teilung des Polsters erfolgen. Die relativ großen Blüten sind rosa gefärbt (Abbildung 16).
Cambridge-Storchschnabel (G. x cantabrigiense Yeo) – eine Kreuzung zwischen G. dalmaticum x G. macrorrhizum. Die Kreuzung der beiden Arten hat zu einem außerordentlich wüchsigen Bastard geführt, der in keinem Garten fehlen sollte. Er existiert in verschiedenen Sorten, beispielsweise als G. x cantabrigiense ‚Cambridge‘ mit rosafarbenen Blüten (Abbildung 17), aber auch weißblühende Sorten (Abbildung 18) bereichern das Sortiment. Die verschiedenen Sorten wachsen kompakt und behalten in milden Wintern ihr grünes Laub – daher werden sie gerne als Bodendecker gepflanzt (Abbildung 19). Er wächst an sonnigen bis halbschattigen Stellen als zuverlässiger Bodendecker zwischen Gehölzen und an Standorten, wo der Balkan-Storchschnabel zu hoch wachsen würde. Er eignet sich gut für Steingärten, Wegränder, Treppen sowie Tröge, selbst im lichten Schatten gedeiht er gut.
Pyrenäen-Storchschnabel (G. endressii J. Gay). Der Pyrenäen-Storchschnabel kommt in Frankreich und in den West-Pyrenäen vor. Seine kleinen rosa-farbenen Blüten (Abbildung 20) zeigen eine schöne Aderung, sie blühen von Mai bis in den Herbst. Seine Blätter sind handförmig geteilt und bleiben den ganzen Sommer über grün. Er ist sehr wüchsig, kann mit seinen niederliegenden Stängeln größere Flächen bedecken (Abbildung 21) und eignet sich daher bestens für große Flächen in Rabatten. Er erreicht als Bodendecker eine Höhe zwischen 25 und 50 Zentimeter und treibt ständig neue Triebe. Gut kombinieren kann man ihn mit vielen trockenheitsertragenden Wildstauden. Er eignet sich für sonnige und halbschattige Plätze und verdient größere Beachtung. Durch seine Wuchskraft kann er sogar in Sträucher hinein wachsen und die „Wände hochgehen“ (Abbildung 22).
Himalaya-Storchschnabel (Geranium himalayense Kloztsch). Der Himalaya-Storchschnabel wächst in Afghanistan, Kaschmir, NW-Indien, Nepal auf subalpinen bis alpinen Wiesen in Höhenlagen zwischen 3.700 und 4.400 Metern. Er erreicht eine Höhe bis 30 Zentimeter, hat schöne handförmig geschnittene Blätter und große schalenförmige, blaue Blüten mit heller Mitte (Abbildung 23). Er zeigt einen horstigen, kompakten Wuchs und wächst auf frischem Boden, eignet sich für Freiflächen mit Wildstauden und für den Gehölzrand oder als Beipflanzung zu Rosen.
Die Sorte ‚Rozanne‘, gilt als Bastard zwischen dem Himalaya-Storchschnabel und Wallichs-Storchschnabel (G. wallichianum D. Don), der auch im Himalaya vorkommt. Diese Sorte zeichnet sich durch sattgrüne Blätter, schalenförmige besonders schön gezeichnete, große, leuchtend blaue Blüten mit heller Mitte und purpurroten Adern aus. Diese Sorte wächst an sonnigen bis halbschattigen Stellen auf frischem, lockeren Gartenboden und breitet sich mit 40 bis 60 Zentimeter langen Trieben teppichartig aus (Abbildung 24). Nach dem Rückschnitt treibt sie wieder kräftig aus und zeigt sich den Sommer über als schöner Bodendecker für Rabatten; sie ist ein perfekter Partner für hellgelbe Rosen.
Kaukasus-Storchschnabel (G. renardii Trautv.) – kommt im Kaukasus auf felsigen Klippen vor. Diese Art wächst bei uns auf mäßig trockenem Gartenboden in voller Sonne oder am Gehölzrand, am besten gedeiht sie auf mageren Böden. Er hat dekorative, graugrüne Blätter, die farblich an Salbeiblätter erinnern; sie fühlen sich weich und samtig an und bleiben fast den ganzen Winter grün (Abbildung 25). Die weißen oder blass-lila farbigen Blüten mit deutlicher Aderung (Abbildung 26) stehen in wenigzähligen Blütenständen. Im unreifen Zustand sind die Früchte noch geschlossen, an der Basis sind bereits die Samen in den verdickten Fruchtblättern zu erkennen (Abbildung 27). Der Kaukasus-Storchschnabel wächst mit schwach kriechenden Achsen, wird bis zu 30 Zentimeter hoch und deckt den Boden gut ab.
Blutroter Storchschnabel (G. sanguineum L.) – kommt in Europa, Armenien, Kleinasien und im Kaukasus vor und wächst an steinigen Hängen, am Rande sonniger Trockengebüsche und trockener Wälder. Er zeichnet sich durch lockeren Wuchs aus und breitet sich durch kurze unterirdische Rhizome aus. Er hat tief eingeschnittene, fein zerteilte Blätter (Abbildung 28). Die Blüten sind rosa bis dunkelviolett gefärbt (Abbildung 29), auch weißblütige Exemplare (Abbildung 30) sind häufig zu finden. Die Pflanzen blühen den ganzen Sommer über und bilden relativ große typische storchschnabelförmige Früchte, die sich gern durch Samen vermehren. Bei einem regelmäßigen Rückschnitt blüht er immer wieder und kommt als pflegeleichte Art auch mit Trockenperioden gut zurecht.
Geranium-Arten für absonnige bis schattige Standorte und waldartige Plätze
Brauner Storchschnabel (G. phaeum L.) – kommt in Mittel-, Süd- und im südlichen Osteuropa vor. Der braune Storchschnabel wächst als aufrechte Staude (Abbildung 31) im lichten Waldsaum, auch unter lichten Baumkronen auf frischen, nährstoffreichen Böden. Er hat großflächige handförmig gespaltene Blätter mit sattem Grün. Die Blüten sind mit ihrer ungewöhnlichen Färbung im dunklen Braun mit kleiner weißen Zone in der Blütenmitte sehr besonders (Abbildung 32). Der braune Storchschnabel wächst im Garten an halbschattigen Stellen, verträgt aber auch etwas Sonne. Durch seine reiche Versamung erobert er schnell größere Flächen im Garten, so dass eine Vermehrung durch Teilung gar nicht notwendig ist.
Amerikanischer Storchschnabel (G. maculatum L.) – kommt im östlichen Kanada und im Nordosten der USA vor. Er wächst in lichten Wäldern als aufrechte Staude, bis zu einer Höhe von 60 Zentimetern (Abbildung 33). Bei uns eignet sich dieser Storchschnabel für Staudenpflanzungen in voller Sonne, aber auch im Halbschatten. Die hell rosafarbenen Blüten (Abbildung 34) stehen an langen Blütenstielen, so dass sich ein lockerer Wuchs ergibt.
Geranium-Arten für Steinanlagen
Grauer Storchschnabel (G. cinerium Cav. subspec. cinerium). Er wächst auf der Iberischen Halbinsel und in den Pyrenäen an steinigen Stellen im Gebirge. Der Graue Storchschnabel bildet ein kurzes Rhizom und wird nur 15 Zentimeter hoch. Die kleinen Blätter mit grauen Haaren auf Ober- und Unterseite sind tief eingeschnitten. Der Graue Storchschnabel hat langgestielte, hell lavendelfarbene Blüten mit dunklen Adern (Abbildung 35) und eignet sich für Trockenmauerfugen, Felsspalten und Steinhügel in praller Sonne.
Aschgrauer Storchschnabel (G. cinerium subspec. subcaulescens (L. ´Herit. ex DC.) R. Knuth). Der Aschgraue Storchschnabel kommt in Italien und auf dem Balkan vor und wächst mit kurzen Rhizomen in Felsspalten. Er ähnelt der Stammart, hat rundliche, tiefgelappte Blätter und karminrote Blüten mit schwarzem „Auge“ (Abbildung 36). Die Blüten haben eine starke Leuchtkraft. Er entwickelt sich bei uns auf steinigen Böden in voller Sonne und blüht von Juni bis Juli. Die kleine Staude ist in unseren Steingärten äußerst langlebig.
Fazit
Pelargonien (Gattung Pelargonium) werden bei uns in Balkonkästen, Kübeln und Ampeln kultiviert und erfreuen uns mit üppiger Blütenpracht im Sommerhalbjahr. Sie stammen aus Südafrika und sind bei uns nicht winterhart. Deshalb werden sie jedes Jahr im Frühjahr in Gärtnereien und Gartencentern angeboten und in der Regel durch Stecklinge vermehrt. Durch eine lange zurückliegende Verwechselung werden noch heute Pelargonien oftmals als Geranien verkauft – deshalb sind Pelargonien die „Geranien der Gärtner“.
Hingegen wachsen Geranien (Gattung Geranium) zumeist als ausdauernde Stauden. Sie kommen in verschiedenen Regionen der temperaten Breiten mit unterschiedlichen Wuchsformen vor. Einige Arten eignen sich sehr gut für die Kultur in Gärten und Parkanlagen, vor allem weil die Ansprüche an den Standort sehr verschieden sind. Es gibt Arten für schattige Plätze bis zu solchen, die in voller Sonne und sogar in Steingärten gedeihen. Deshalb verdienen Geranien größere Beachtung für die Kultur in unseren Gärten, doch leider ist das Sortiment in Gärtnereien und Gartencentern sehr begrenzt. Aber wegen ihrer guten Wuchseigenschaften sollten sie größere Beachtung finden, auch für Schmuckbeete auf Golfplätzen.
Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/2024