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Lippenblütler – Arzneipflanzen und Küchenkräuter

Renaissance der Heil- und Gewürzpflanzen

Früher waren Heilkräuter fast die einzigen zugänglichen Heilmittel. Das änderte sich mit dem Aufschwung der pharmazeutischen Chemie in den letzten hundert Jahren. Dieser Entwicklung verdanken wir zahlreiche synthetische Medikamente. Es hat sich aber gezeigt, dass die Gesamtheit der Inhaltsstoffe einer Pflanze oftmals Wirkungen hat, die mit synthetischen Mitteln nicht erreicht werden können.
 

Aus diesem Grund werden seit längerer Zeit wieder vermehrt Heilpflanzen angewendet, weil wir darin eine Bereicherung unseres Arzneischatzes an Naturstoffen sehen. Zudem hat sich gezeigt, dass die Gesamtheit der Wirkstoffe eines Pflanzendestillates den Effekten der Einzelbestandteile deutlich überlegen ist, dies ist ein phytotherapeutischer Erfahrungsgrundsatz.
 

Wie kamen Heilpflanzen in die Gärten?
 

Bereits bei Naturvölkern und bei den Hochkulturen bedienten sich Menschen der Heilpflanzen. Die systematische Beschreibung von Arzneipflanzen der Mittelmeerländer begann am Anfang unserer Zeitrechnung bei den Griechen durch Theophrastos und Dioscorides.
 

Als die Mönche in Mitteleuropa Klöster als Stätten der Heilung für Ordensmitglieder und Menschen der Umgebung gründeten, benötigten sie Heilpflanzen. Sie sammelten Pflanzen, die bei uns wild vorkamen, wie Kamille und Baldrian, bauten aber auch Heilpflanzen des Mittelmeergebietes, wie Thymian, Rosmarin und Salbei, in Klostergärten an. Von den Klostergärten kamen diese Heilpflanzen in die ländlichen Nutzgärten des 15. Jahrhundert. Mit dem Aufblühen der Städte gingen die sozialen Aufgaben der Klöster auf weltliche Einrichtungen über, so begannen Apotheken im 18. Jahrhundert in den Städten Apothekergärten anzulegen. Aus den Vorbildern der Kloster-, Burg- und Schlossgärten hat sich schließlich der heimische Bauerngarten entwickelt, der neben Gemüse und Gewürzen auch Heilpflanzen enthält. Hier bekamen erst im 19. Jahrhundert Zierpflanzen besonderes Gewicht. Der bäuerliche Garten wurde zum Inbegriff des Bauerngartens, der in aller Regel mit einem Zaun umgeben war.


Arzneipflanzen im Deutschen Arzneibuch
 

Die hier behandelten Arzneipflanzen sind im Deutschen Arzneibuch aufgeführt. Es ist nur in Deutschland verbindlich und wird jährlich aktualisiert (Loseblattsammlung). Herausgeber ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Einvernehmen mit dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
 

Auswahl und Verwendung von Arzneipflanzen
 

Für die Verwendung von Arzneipflanzen sind mehrere Schritte notwendig, zuallererst ist es die Auswahl der richtigen Pflanzenart. Werden Arzneipflanzen wild gesammelt, so muss auf Verwechslungen und mögliche Schadstoffbelastungen geachtet werden. In vielen Fällen werden Arzneipflanzen jedoch feldmäßig angebaut, das ist oft mit wirtschaftlichen und qualitativen Vorteilen verbunden, zudem ist der richtige Erntezeitpunkt für die optimale Wirkstoffkonzentration entscheidend. Außerdem muss man wissen, welche Pflanzenteile (Wurzeln, Blätter, Blüten) verwendet werden sollen.
 

Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe kommt vor allem in Tees oder Extrakten zur Wirkung. Extrakte werden zu weiteren Arzneiformen verarbeitet, wie Salben, Tropfen, Lösungen, Dragees und Zäpfchen. Diese Präparate werden oftmals wegen ihrer vielschichtigen Wirkung eingesetzt.
 

Sogenannte Reinstoffe werden mit speziellen Verfahren aus der Pflanze isoliert, das bedeutet, dass Nebenwirkungen durch unerwünschte Begleitstoffe vermieden werden. Mitunter ist die Struktur eines Reinstoffes Vorbild für die Entwicklung neuer, chemisch hergestellter Wirkstoffe.
 

Ganz wichtig: Arzneipflanzen sollten nur bei kleinen Beschwerden in Selbstmedikation verwendet werden, die Behandlung ernster Erkrankungen gehört in die Kompetenz von Ärzten.
 

Arzneipflanzen, Küchenkräuter und Gewürzpflanzen
 

Viele Arzneipflanzen sind nicht nur medizinisch verwendbar, einige werden auch als Gewürze genutzt.
 

  • Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.)
  • Echter Lavendel (Lavandula angustifolia Mill.)
  • Echter Salbei (Salvia officinalis L.)
  • Echter Thymian (Thymus vulgaris L.)
  • Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare L.)
  • Zitronen-Melisse (Melissa officinalis L.)
  • Pfeffer-Minze (Mentha x piperita L.)
  • Basilikum (Ocimum basilicum L.)

Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.)

Der Rosmarin kommt natürlich im westlichen und zentralen Mittelmeergebiet vor, er wächst als kleiner Strauch und kann bei uns eine Höhe von ca. ein bis eineinhalb Metern erreichen (Abbildung 1). Er ist immergrün und hat nadelförmige Blätter, die leicht nach unten eingerollt sind und auf der Blattunterseite einen dichten Haarfilz tragen (Abbildung 2). Mit diesen xerophytischen Blattstrukturen gedeihen die Pflanzen bestens in den zunehmend heißen, trockenen Sommern in unseren Gärten. Die typisch weißen bis blauen Lippenblüten  bildet der Rosmarin von März bis Juli in großer Zahl (Abbildung 3). Deutlich zu sehen sind die große Unterlippe (Abbildung 4) und zwei große, aus der Blüte herausragende, Staubblätter.

Der Rosmarin bevorzugt sonnige Plätze und wächst gut auf magerem Substrat mit guter Drainage. In den letzten Wintern, bei Minustemperaturen bis 10 Grad Celsius, konnte er mit etwas Laubdeckung am Boden und gegebenenfalls Schutz gegen starke Sonneneinstrahlung bei uns im Freien überwintern. Nach dem Winter werden abgestorbene Zweige an der Basis abgeschnitten. Die übrigen Triebe werden um etwa ein Drittel eingekürzt, damit die Pflanze dicht und buschig bleibt. Die abgeschnittenen Triebspitzen eignen sich hervorragend zur Stecklingsvermehrung. Die Stecklinge sollten etwa 10 Zentimeter lang sein, die Blätter werden im unteren Teil entfernt, die Zweige in Anzuchterde gesteckt und durch ein Glas vor zu starker Verdunstung geschützt.
 

Rosmarin ist eine alte Kultpflanze, bekannt als Weihrauchpflanze. Die Rosmarinblätter haben einen fast kampferartigen Geruch, sie enthalten das Rosmarinöl, das aus mehreren ätherischen Komponenten besteht. Es kann innerlich und äußerlich als Badezusatz, für Einreibungen und zur Schmerzstillung angewendet werden.
 

Vom Rosmarin gibt es zahlreiche Sorten, solche mit kriechenden Sprossen, mit rosa und weißen Blüten und Sorten mit unterschiedlicher Frosthärte.
 

Arzneiliche Nutzung: Aus den Blättern wird das kampferartig riechende ätherische Rosmarinöl gewonnen, wobei im Vordergrund die äußerliche Anwendung als Salbe, Balsam und Badezusatz steht.
 

Nutzung als Gewürz: In der Küche wird das aromatische Kraut für mediterrane Suppen, Soßen, Gemüse-, Kartoffel- und Fleischgerichte verwendet, allerdings ist nur das frische Kraut vollaromatisch. Frische Zweige können in Öl eingelegt werden, sodass auch im Winter nicht auf das wunderbare Gewürz verzichtet werden muss.

Echter Lavendel (Lavandula angustifolia Mill.)
 

Den Lavendel haben wir bereits im Zierpflanzenkapitel als Halbstrauch (Abbildung 5) mit linealisch, eingerollten Blättern und kleinen, blauen Blüten behandelt, s. Greenkeepers Journal 1/24 (Abbildung 6). Vom Lavendel gibt es mehrere Sorten, die in Blütenfarbe, Wuchshöhe und Blütezeit deutliche Unterschiede zeigen. Als Einfassung von Beeten kann er als gestalterisches Element dem Garten ein mediterranes Flair geben.
 

Es gibt weitere Lavendel-Arten mit gefiederten Blättern, die aber bei uns nicht winterhart sind, beispielsweise den Kanaren-Lavendel (L. multifida L. ssp. canariensis (Mill.) P. & P.), den Minutoli-Lavendel (L. minutolli Bolle) mit einfach gefiederten Blättern. Die silberweißen behaarten Blätter sind am Rand leicht eigerollt, was im jungen Stadium besonders gut zu sehen ist (Abbildung 7), den gefiederten Lavendel (L. pinnata L. fil.). In den Gebirgen Südspaniens kommt der Wollige Lavendel (L. lanata Boiss) vor. 
 

Arzneiliche Nutzung: Der Lavendel wird als Heilpflanze wegen des ätherischen Öls geschätzt. Das Lavendelöl hat sehr gute antiseptische Eigenschaften und zeigt zudem sedative Wirkung. Es wird angewendet bei rheumatischen Muskel- und Gelenkschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen und nervösem Herzleiden. Das Lavendelöl ist als Kombinationspräparat in Form von Tropfen, Dragees und Badezusatz erhältlich.
 

Nutzung gegen Motten: Neben seiner Heilwirkung dienen Lavendelblüten und Blätter im Kleiderschrank zur Vertreibung von Kleidermotten.
 

Nutzung in der Küche: Aber auch in der mediterranen Küche werden Lavendelblüten und -blätter in der Kräutermischung „Kräuter der Provence“ als Würze für mediterrane Gerichte zusammen mit Rosmarin und Thymian verwendet.

Echter Salbei (Salvia officinalis L.)
 

Der Echte Salbei wächst im Mittelmeergebiet und den nördlichen Balkanländern als reich verzweigter Halbstrauch auf tiefgründigen, durchlässigen Böden an vollsonnigen Standorten. Er wird bis 70 Zentimeter hoch, seine lilablauen Lippenblüten, stehen in lockeren Blütenständen (Abbildung 8). Im Spätsommer stehen die abgeblühten Blütenstände eng beieinander, jetzt treten die Kelche besonders deutlich in Erscheinung, in deren Innerem jeweils vier kleine Früchte stehen (Abbildung 9).
 

Die Blätter sind sehr charakteristisch; sie haben eine graugrüne Blattoberseite, die durch kleine gewölbte Areale zwischen den Nerven einen rauen Eindruck vermitteln. Die Unterseite ist etwas weißfilzig, beide Oberflächen tragen Gliederhaare (Abbildung 10), die man mit einer guten Lupe sogar sehen kann. Das ätherische Öl befindet sich in kurz- und langgestielten Drüsenhaaren, die ein einzelliges Köpfchen tragen, und in Drüsenschuppen auf den Blattflächen, die für Lippenblütler charakteristisch sind.
 

Vom Echten Salbei gibt es zahlreiche Sorten, wie beispielsweise die Sorte ‚Berggarten‘ mit breiteren, graugrünen Blättern (Abbildung 11) oder die Sorte ‚Purpurascens‘ mit purpurfarbenen Blättern (Abbildung 12).
 

Arzneiliche Nutzung: Das ätherische Öl wird mittels Wasserdampfdestillation aus den Blättern gewonnen und hat spasmolytische und antiseptische Eigenschaften. Es wird zum Gurgeln, Spülen bei Entzündungen der Mundhöhle und des Zahnfleisches verwendet.
 

Haben Sie den Echten Salbei im Garten, dann können Sie sich einen Tee zubereiten, oder ein paar Blätter kauen und diese anschließend in den Backentaschen deponieren.


Das ätherische Öl wird als Tinktur, Tropfen, Tabletten, Tee und Salbe in Apotheken angeboten.

Echter Thymian (Thymus vulgaris L.) und Sand-, auch Arznei-Thymian (T. serpyllum L.)
 

Der Echte Thymian wächst als immergrüner Zwergstrauch (Abbildung 13), er ist im Mittelmeergebiet beheimatet. Seine immergrünen Blätter sind schmal, mit einem nach unten eingerollten Rand und unterseitiger Behaarung. Die kleinen Blüten stehen in ährenförmigen Blütenständen, die Blütenfarbe reicht von lila, rosa bis weißlich (Abbildung 14).
 

Der Sand-Thymian wächst mit bewurzelten Kriechtrieben (Abbildung 15). Bei uns kommt er in sonnigen Magerrasen, Mauerspalten auf trockenen, nährstoffarmen Böden von der Ebene und bis in 2.000 Meter Höhe in den Alpen vor. Er hat kleine elliptische Blätter mit eingesenkten Drüsen, einen eingerollten Rand und ist auf der Blattunterseite behaart. Die kleinen Blüten stehen in kugeligen Blütenständen, Blütenfarbe ist hell bis dunkelpurpurn, sie werden von vielerlei Insekten besucht. Im guten Gartenboden bildet er dichte, reichblühende Teppiche (Abbildung 16).
 

Arzneiliche Nutzung: Als Inhaltsstoff wirkt ätherisches Öl mit Thymol und Carvacrol aus dem Kraut der Thymian-Arten expektorisch und leicht spasmolytisch, mit guten antiseptischen (keimtötenden Eigenschaften). Beim Gemeinen Thymian entsprechen die pharmakologischen Eigenschaften denen des Echten Thymians, sind jedoch in ihrer Wirkung schwächer.
 

Aufgrund seiner vielen Inhaltsstoffe hat das Öl des Echten Thymians ein großes Wirkungsspektrum, im Vordergrund steht die expektorierende und leicht spasmolytische Wirkung.
 

Es wird angewendet bei Bronchitis, Husten mit fieberhaften Erkältungskrankheiten und Reizhusten.
 

In Apotheken wird Thymianöl in Kombinationspräparaten als Saft, Tropfen, Tee, Balsam und Gel angeboten.

Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare L.)
 

Der Gewöhnliche Dost wächst als bis 80 Zentimeter hohe Staude (Abbildung 17) an sonnigen Wald- und Gebüschrändern, in Trockenrasen, an steinigen Hängen auf basenreichen Böden, in den Alpen bis 1.800 Meter. Er ist in fast ganz Europa verbreitet.
 

Die Staude lässt sich leicht bei uns kultivieren, sie breitet sich mit unterirdischen Ausläufern aus, bildet einen reichverzweigten Blütenstand, mit hellpurpurfarbenen Blüten. Der Grünende Dost (Origanum vulgare subspec. virens) wächst in Südwest-Europa, Nordwest-Afrika und Makaronesien und hat weißliche Blüten (Abbildung 18). Die Blüten der beiden Arten werden besonders gern von Honigbienen besucht, es kommen aber auch zahlreiche weitere Insektenarten als Bestäuber. Der Dost eignet sich bestens für
Wildpflanzengärten.
 

Arzneiliche Nutzung: Die kurzgestielten Blätter sind unterseits durch Ölbehälter drüsig punktiert und riechen aromatisch. Die ätherischen Öle befinden sich in den Drüsenschuppen und -haaren der Blätter. Das ätherische Dostenöl, das auch Thymol enthält und bei Husten spasmolytische Wirkung zeigt, wirkt als Gurgelwasser antiseptisch. Es ist in Apotheken in Kombinationspräparaten erhältlich.
 

Nutzung als Gewürz: Das Kraut der blühenden Pflanze ist ein beliebtes Gewürz, ganz ähnlich dem Majoran (Majorana hortensis Moench). Seit einiger Zeit sind die Blätter als Pizzagewürz sehr bekannt, es wird aber auch für andere Speisen verwendet.

Zitronen-Melisse (Melissa officinalis L.)
 

Die Zitronen-Melisse ist im Mittelmeergebiet, in Vorder- und Mittelasien heimisch und in großen Teilen Europas eingebürgert.
 

Die stark nach Zitrone duftende Pflanze wächst als Staude, wird bis 50 Zentimeter hoch und wird durch zahlreiche kurze Ausläufer sehr dicht (Abbildung 19). Ihre zarten, eiförmigen Blätter haben einen gesägten Blattrand (Abbildung 20). Die Blüten sind weiß bis gelblich gefärbt (Abbildung 21).
 

Die Melisse war schon den Griechen und Römern bekannt, wurde bereits im 10. Jahrhundert von Arabern in Spanien kultiviert und früh nach Deutschland eingeführt.
 

Arzneiliche Nutzung: Die Melissenblätter enthalten ätherisches Öl, das aus Citral und Citronella besteht. Das ätherische Melissenöl hat spasmolytische Eigenschaften und wirkt als leichtes Sedativum, so bei einer leichten Form von Schlaflosigkeit, aber auch bei Erkältungskrankheiten. Es ist bekannt als Melissengeist – ein alkoholisches Destillat – und in Kombinationspräparaten als Tropfen, Dragees, Kapseln und Tee.

Pfeffer-Minze (Mentha x piperita L.)
 

Die Pfeffer-Minze ist ein Bastard, der spontan 1696 in England in einem Feld von der dort angebauten Grünen Minze (Mentha spicata L.) aufgetreten ist. Wahrscheinlich ist sie ein Bastard zwischen der Wasser-Minze (Mentha aquatica L.) und der Grünen Minze (Mentha spicata L.). In Deutschland wurde sie 1721 durch englische Ärzte eingeführt.
 

Sie wächst als Staude, wird 30 bis 50 Zentimeter hoch (Abbildung 22), die Blätter sind länglich eiförmig, am Rand gesägt, gegenständig und unterseits schwach behaart (Abbildung 23). Die Pfeffer-Minze hat kleine rosa bis violette, beinahe radiäre Blüten, die in ährenähnlichen Blütenständen stehen. Die Pfeffer-Minze bildet auf dem Boden wachsende Ausläufer (Abbildung 24) und wird über diese – vegetativ – vermehrt, auch Kopfstecklinge oder das Teilen des Wurzelballens sind möglich. Die Pfeffer-Minze wird überwiegend vegetativ vermehrt.
 

Von der Grünen-Minze (Mentha spicata L.) gibt es zahlreiche Sorten, beispielweise die Krause Minze (Mentha spicata var. crispa) mit einem rauen Blatt (Abbildung 25) – geeignet für Tees. Von der Pfeffer-Minze (Mentha x piperita L.) gibt es Sorten mit unterschiedlichsten Aromen, beispielsweise die Englische Pfeffer-Minze ‚Mitcham‘ oder Sorten, die von der Bergamotte-Minze (M. x piperita var. citrata) abstammen, wie ‚Lemon‘, Grapefruit‘ und ‚Orange‘.
 

Arzneiliche Nutzung: Das Blatt der Pfeffer-Minze ist gestielt, länglich bis eiförmig, oft mit braunvioletten Nerven und mit zahlreichen Labiaten-Drüsenschuppen besetzt. Die Wirkung des Pfeffer-Minz-Blattes beruht vor allem auf dem hohen Mentholgehalt in seinem ätherischen Öl. Am bekanntesten ist wohl der Pfeffer-Minz-Tee, der aus frischen oder getrockneten Blättern zubereitet wird. Im Sommer ergeben Minzblätter, mit Scheiben der Limone, Honig und Ingwerstreifen überbrüht und anschließend gekühlt, ein gesundes erfrischendes Getränk.
 

Das Öl hat eine spasmolytische Wirkung auf Magen, Darm, Leber und Galle und wirkt gegen Entzündungen. Es wird in Kombinationspräparaten als Salbe, Spray, Mund- und Zahnpflegemittel, Badezusatz, Hautöl und in Bonbons verwendet.

Basilikum (Ocimum basilicum L.)
 

Während alle bisher behandelten Pflanzen arzneilich verwendet werden, ist Basilikum nicht als Arzneipflanze gelistet, es wird aber als Würzkraut hoch geschätzt.
 

Das natürliche Verbreitungsgebiet ist unbekannt. Basilikum wird in den Tropen und Subtropen kultiviert. Es ist eine sehr alte Kulturpflanze; die bereits von den Ägyptern, Indern, Griechen und Römern genutzt wurde.
 

Zahlreiche Basilikum-Arten sind einjährig, einige wachsen als kurzlebige Halbsträucher. 
 

Das Basilikum wächst bei uns an sonnigen, warmen Stellen im Topf, aber auch ausgepflanzt, die unteren Sprossteile verholzen und es erreicht eine Höhe von bis zu 60 Zentimetern (Abbildung 26). Die Blüten sind weiß (Abbildung 27). Es gibt zahlreiche Sorten, beispielsweise die Sorte ‚Rubin‘, teilweise mit rötlichen Blättern oder Blattnerven (Abbildung 28) und rosafarbenen Blüten (Abbildung 29).
 

Nutzung als Gewürz: Die Blätter zeichnen sich durch einen großen Gehalt an ätherischen Ölen aus, die je nach Herkunftsregion unterschiedlich sind. Basilikumblätter werden bis zur Blüte fortlaufend geerntet und zur Verfeinerung mediterraner und afrikanischer Speisen verwendet. Sie passen besonders gut zu Tomaten, Knoblauch, Olivenöl, Mozzarella, Parmesan und Pinienkernen. 
 

Die Blätter eignen sich nicht zum Trocknen, können aber in Öl eingelegt oder eingefroren werden.
 

Rotlaubige Sorten werden für süßes Pesto verwendet.

Lippenblütler auf dem Golfplatz
 

Seit einiger Zeit steht der Anbau von Küchenkräutern und Arzneipflanzen im Garten hoch im Kurs. Seither werden Arzneipflanzen und Küchenkräuter in Gartencentern in einem großen Sortiment für Fensterbank und Garten angeboten.
 

Da das Interesse an nützlichen Pflanzen sehr zugenommen hat, werden hier Vertreter der Lippenblütler (Lamiaceae) mit interessanten Inhaltsstoffen als Heil- und Gewürzpflanzen vorgestellt. Vielleicht dienen die Ausführungen als Anregung, auf dem Golfplatz statt der üblichen Schmuckpflanzung das Interesse auf besondere Arten der Lippenblütler zu lenken.
 

Am Clubhaus ließen sich in Beeten nützliche Lippenblütler anpflanzen und etikettieren. Dieses Beet könnte die Blicke interessierter Golfer auf sich ziehen und sogar zum Anbau im eigenen Garten motivieren, denn die hier vorgestellten Arten lassen sich in unserem Klima ohne besonders großen Pflegeaufwand leicht kultivieren.
 

Literatur

KÖTTER, E., 2009: Das große Praxis-Handbuch KRÄUTER. Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München.

KRUEDENER, S., I. Hagemann & B. Zepernick, 1993: Arzneipflanzen – altbekannt und neu entdeckt. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem.

ZEPERNICK, B., L. Langhammer & J. Lüdcke, 1984: Lexikon der offizinellen Arzneipflanzen. Walter de Gruyter Berlin – New York

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 2/2024

 

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