Kennen Sie die Blätter unserer gängigen Laubbäume?
Das Blatt ist ein Seitenorgan der Sprossachse, meist mit begrenztem Wachstum. Durch seine in der Regel flächige Gestalt und dem Chlorophyll ist es ein wichtiges Organ für die Photosynthese.
Anatomischer Aufbau eines Laubblattes
Das Blatt der Laubbäume ist meistens flächig und von zarter Struktur; es hat eine obere und untere Epidermis, dazwischen befindet sich das Mesophyll, das sich zur Oberseite hin in chloroplastenreiches Palisadenparenchym, zur Unterseite hin in interzellularenreiches Schwammparenchym gliedert. Spaltöffnungen befinden sich regelmäßig auf der Blattunterseite. Die meisten unserer Laubbäume sind sommergrün, d.h. sie werfen im Herbst ihre Blätter ab.
Das Blatt der Nadelbäume ist nadelförmig; es hat eine xeromorphe Struktur. Die Epidermis besteht aus dickwandigen Zellen, die eine dicke Kutikula tragen. Das Parenchym ist faltenreich, die Spaltöffnungen sind eingesenkt und befinden sich auf der Ober- und Unterseite der Nadeln. Unter der Epidermis befindet sich eine Hypodermis, die aus festen Fasern besteht, die der Festigkeit des Blattes dient und vor Wasserverlust schützt. Die Nadeln unserer Nadelbäume leben mehrere Jahre.
Blatttypen
An den Pflanzen stehen Blätter mit unterschiedlicher Gestalt und Funktion. Im Entwicklungsverlauf der Pflanzen gibt es folgende Blatttypen in der Abfolge: Keimblätter, Primärblätter, Folgeblätter, Hochblätter und Blattorgane der Blüte.
Blattstellung
Die Blätter stehen an den Knoten des Stängels. Die Zahl der Blätter und deren Anordnung sind jeweils regelmäßig. Es werden wirtelige, zweizeilige und zerstreute Blattstellung unterschieden.
Teile des Laubblattes
Das Laubblatt gliedert sich in der Regel in den Blattgrund, mit dem das Blatt am Stängel ansitzt, darauf folgt der Blattstiel, dann die Blattspreite. Insbesondere die Blattspreite kann sehr unterschiedlich gestaltet sein; sie ist typisch für die verschiedenen Arten. Mit Hilfe der Laubblätter kann man besonders leicht die einzelnen Baumarten benennen und unterscheiden.
Gestalt der Blattspreiten
Es gibt einfache Blattspreiten, die ungeteilt und höchstens am Rande gesägt, gezähnt etc. sind. Sie können aber auch gelappt, gespalten geteilt oder geschnitten sein. Daneben gibt es zusammengesetzte Blätter, bei denen die Spreite aus mehreren völlig voneinander getrennten Teilen – Fiedern – besteht.
- Einfache Blätter haben beispielsweise: Rotbuche (Fagus sylvatica L.), Hainbuche (Carpinus betulus L.).
- Einfache Blätter können verschieden große Spreitenabschnitte haben, beispielsweise bei: Ahorn-Arten (Acer pseudoplatanus L., A. campestre L., A. platanoides L.).
- Gefingerte Blätter bestehen aus mehreren einzelnen Fiedern, beispielsweise bei der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.).
- Gefiederte Blätter haben eine durchgehende Blattspindel und seitlich stehend kleine Fiederblätter, zum Beispiel bei Walnuss (Juglans regia L.), Esche (Fraxinus excelsior L.), Robinie (Robinia pseudoacacia L.)
Funktion der Blätter
Blätter sind wichtige Teile der Pflanzen, weil sie bei der Photosynthese in einem biochemischen Prozess Lichtenergie mit Hilfe des Chlorophylls in chemische Energie umwandeln. Diese Energie wird genutzt, um aus energiearmen anorganischen Stoffen (vor allem Kohlenstoffdioxid und Wasser) energiereiche organische Verbindungen (vor allem Kohlenhydrate) aufzubauen, und das schon seit ca. 500 Millionen Jahren. Sie sind vergleichbar mit Photovoltaik-Modulen, die mit speziellen Solarzellen das Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln. Normalerweise bestehen diese aus Silizium oder anderen Halbleitermaterialien.
Absorption des Sonnenlichts durch Blätter
In unserer Klimazone bestehen Blätter zumeist aus Blattspreite, Blattstiel und Blattgrund. Mit dem Blattgrund sitzen sie am Zweig an, darauf folgt der Blattstiel, der durch Drehung und unterschiedliche Länge die Blattspreite in eine günstige Position zur Sonne bringen kann.
In jugendlichen Stadien ist die Ausrichtung der Blätter noch sehr übersichtlich. Bei Keimpflanzen der Winter-Linde (Tilia cordata Mill.) stehen zwei handförmig geschnittene Keimblätter an einem Knoten, die folgenden zwei ersten Laubblätter stehen „auf Lücke“, kreuzgegenständig (Abbildung A). In der Regel sind alle weiteren Blätter auch so angeordnet, sie stehen in dekussierter Blattstellung. Solange die Jungpflanzen senkrecht stehen, setzt sich diese kreuzgegenständige Beblätterung fort (Abbildung B), beispielsweise beim Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus L.). Steht nur ein Blatt an jedem Knoten in alternierender Stellung, so spricht man von einer zweizeiligen – distichen – Blattstellung beispielsweise bei der Winter-Linde (Tilia cordata Mill.), (Abbildung C). Die Blätter zeigen in heißen, trockenen Sommern deutlich, dass sie unter Wassermangel leiden; sie färben sich vorzeitig gelb, hängen herunter und fallen vorzeitig ab (Abbildung D).
Bei der Vielzahl der Blätter in einer Baumkrone ist es wichtig, dass möglichst viele gut von der Sonne beschienen werden. Hierfür hat der Blattstiel große Bedeutung; er muss durch Länge und Ausrichtung dafür sorgen, dass sich die Blätter nicht gegenseitig beschatten, wie etwa beim Feld-Ahorn (Acer campestre L.), (Abbildung E).
In einer weit verzweigten Baumkrone (Abbildung F) befinden sich an den Zweigen verschieden große Blätter. Im äußeren Teil der Krone, auf der sonnenzugewandten Seite stehen Sonnenblätter, im inneren Teil Schattenblätter. Sonnenblätter sind kleiner und dicker als Schattenblätter, sie haben eine dickere Schicht Palisadengewebe, in der sich Chloroplasten befinden. Zudem schützen dickere Wachsschichten und eine dickere Kutikula vor dem Austrocknen. Durch diese Strukturen haben sie eine hohe Photosyntheserate.
Autor: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 4/2024