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Gehölze in vielfältiger Gestalt: Formgehölze auf Golfanlagen

... mit natürlicher Wuchsform, Züchtungen mit besonderem Aussehen, Formgehölze durch ständigen Schnitt, Hecken

Unsere Laub- und Nadelbäume haben eine markante und jede Baumart hat eine ganz typische Gestalt, oftmals sind die Bäume bereits aus der Ferne an ihrem Habitus zu identifizieren. Bei den Nadelgehölzen ist es in der Regel der durchgehende Stamm und eine schlanke Krone. Die meisten Laubgehölze zeichnen sich durch einen Stamm, der in eine weitverzweigte Krone übergeht, aus. Die Kronenformen sind für die einzelnen Arten sehr typisch, manche sind sehr locker beastet, andere zeigen eine eher dichte Verzweigung.
 

Formgehölze in historischen Gärten
 

Bereits im antiken Rom, in den Schlossgärten der Barockzeit und noch heute werden in historischen Gartenanlagen Formgehölze gepflegt. Sie dienen als besondere Höhepunkte in der Gartengestaltung.


Züchtungen mit besonderer Gestalt


Durch gezielte Züchtungen wurden die Kronenformen verändert. Die Hainbuche (Carpinus betulus L.) hat eine eher lockere Krone (Abbildung 1), bei der Pyramiden-Hainbuche (Carpinus betulusFastigiata‘) ist durch Züchtung eine regelmäßige, kegelförmige, dichte Krone entstanden (Abbildung 2).

Auch die Rot-Buche (Fagus sylvatica L.) hat eine locker beastete Krone (Abbildung 3), durch Züchtung zeigt die Krone überhängende Äste, diese Form wird als Hänge-Buche (Fagus sylvatica ‚Pendula‘) bezeichnet (Abbildung 4). Die Stiel-Eiche (Quercus robur L.) wächst zu einem stattlichen, breitkronigen Baum heran (Abbildung 5). Als Züchtung hat eine Form straff aufrechte Äste und bleibt selbst im höheren Alter schmal und säulenförmig; sie wird als schlank bleibende Säulen-Eiche (Quercus robur ,Fastigiata Koster‘) in Baumschulen angeboten (Abbildung 6). Gepflanzt wird sie an Wegen in Schlossgärten, beispielsweise im Schlossgarten von Sanssouci (Abbildung 7). Es ließen sich weitere Züchtungen nennen, die zu veränderten Wuchsformen führten und wegen ihres besonderen Erscheinungsbildes große Beliebtheit erlangten.
 

Diese gezüchteten, besonderen Wuchsformen sind genetisch fixiert; die Züchtungsformen entstehen aus Samen, ohne dass ein regelmäßiger Schnitt erforderlich ist.

Hecken zur Abgrenzung von Grundstücken oder Teilflächen
 

Hecken bilden grüne Wände und werden zur Abgrenzung von Grundstücken oder Teilflächen gepflanzt; sie geben dem Grundstück einen natürlichen Rahmen. Auf Golfplätzen werden Hecken an den Rändern der Spielbahnen oder zur Abgrenzung an den Abschlägen gesetzt.
 

Seit einiger Zeit sind Steinwände, auch Gabionen genannt, häufiger zu sehen (Abbildung 8). Sie sind pflegeleicht, weil sie keinen regelmäßigen Schnitt benötigen, sie bieten aber Kleinsäugern und Vögeln keinen Unterschlupf und keinerlei Nistmöglichkeiten. Im Sinne einer  umweltbewussten Gestaltung von Freiflächen sollten Hecken aus Laub- oder Nadelhölzern bevorzugt werden.


Für Laubholzhecken werden baumförmig wachsende Arten verwendet, vorzugsweise Hainbuchen (Carpinus betulus L.), der Feld-Ahorn (Acer campestre L.) und die Rotbuche (Fagus sylvatica L.), selten sind Hecken aus Blutbuchen (Fagus sylvatica f. purpurea (Ait.) Schneid) zu sehen. Für Hecken werden verzweigte Heister gepflanzt, das sind eintriebig gewachsene Jungbäume ohne Krone, aber mit seitlich abgehenden Zweigen. Durch regelmäßigen Schnitt in der Höhe und Breite werden sie in Form gehalten werden (Abbildungen 9, 10 und 11).
 

Für Nadelholzhecken werden Europäische Eiben (Taxus baccata L.) oder der Abendländische Lebensbaum (Thuja occidentalis L.) gepflanzt (Abbildungen 12 und 13).
 

Beim Heckenschnitt muss der jährliche Zuwachs regelmäßig so weit zurückgenommen werden, dass die verbleibenden Knospen zum Austreiben angeregt werden. Wird die Hecke in Trapezform geschnitten, dann werden die unteren Partien besser beleuchtet und die Hecken verkahlen seltener.

Formgehölze durch ständigen Schnitt
 

Gehölze, die ständig geschnitten werden, bieten besondere Blickpunkte an Straßen in Gärten und in Parkanlagen.
 

An Straßen findet man gelegentlich Winter-Linden (Tilia cordata Mill.), deren Krone in Kegelform geschnitten werden. Der Formschnitt muss regelmäßig erfolgen, ansonsten geraten diese Bäume ,aus der Form‘ (Abbildung 14). Auch an Drähten gezogene lange Seitenzweige von Winter-Linden, sogenannte Spaliere, erfordern regelmäßige Schnittmaßnahmen (Abbildung 15).

Obstgehölze, beispielsweise Birnen, Pflaumen und Äpfel werden gern an Hauswänden mit Rankhilfen gezogen. Sie werden in zweidimensionale Form durch Schnitt und Formierungsarbeiten gebracht. Dabei wird das wärmebegünstigte Kleinklima – insbesondere an warmen Südwänden – genutzt. Durch Führung der Äste in bestimmten Winkeln wird die Blütenbildung positiv gesteuert. Wichtig ist die Wahl einer geeigneten Obstbaumsorte, die auf eine schwachwüchsige Unterlage veredelt sein sollte (Abbildungen 16 und 17)

Dagegen ist der Japanische Blauregen (Wisteria floribunda (Wild.) DC.), der auch als Spalier an der Hauswand gezogen wird, nur bei zu üppigem Wuchs etwas zurückzuschneiden (Abbildungen 18 und 19).

Bastard-Platanen (Platanus x hispanica Munchh.) werden beispielsweise im Rhein-Main-Gebiet gern als Kopfbäume gehalten, auch hier müssen in jedem Jahr die neuen Triebe (Abbildung 20) zurückgeschnitten werden, wodurch sich die Enden der verbleibenden Triebe über die Jahre verdicken (Abbildung 21).

Laubengänge
 

Laubengänge sind von besonderer Schönheit, sie bieten zudem einen wunderbaren Schatten bei starker Sonne. Bei leichtem Regen kann man sogar trockenen Fußes vom Garten ins Haus gelangen.
 

In historischen Gärten sind oftmals die sogenannten Laubengänge in die Anlagen integriert. Sie bilden einen Übergang vom Garten zum Haus. Für diese Laubengänge werden Metall- oder Holzgestelle aufgestellt, an denen die Zweige von Gehölzen, beispielsweise Winter-Linden (Tilia cordata Mill.) fixiert werden (Abbildung 22). Dadurch entstehen im Sommerhalbjahr schattenspendende Tunnel (Abbildung 23). Meistens werden dafür Hainbuchen (Carpinus betulus L.), (Abbildungen 24 und 25) verwendet.


In historisierenden Anlagen werden als Rahmen für Skulpturen Rosenbögen mit Kletterrosen angepflanzt (Abbildung 26). Auch sie benötigen einen regelmäßigen Schnitt.

Formgehölze in historischen Gärten und Privatgärten
 

In den Schlossgärten der Barockzeit und in historischen Gartenanlagen werden noch heute Formgehölze gepflegt. Sie dienen als besondere Höhepunkte in der Gartengestaltung. Sehr beliebt sind Formgehölze aus Europäischen Eiben (Taxus baccata L.), die sich besonders gut als Formschnittgehölze eignen und in vielfältige Formen geschnitten werden, wie beispielsweise in den Schmuckbeeten am Schloss Cecilienhof (Abbildungen 27 bis 31).

Abb. 27 bis 31: Bei kunstvoll geschnittenen Eiben zu Säulen, Tieren, Phantasieskulpturen und Spiralen im Neuen Garten von Schloss Cecilienhof zeigen die Schlossgärtner ihre große Kunstfertigkeit.

Im Schlossgarten des Rokoko-Schlosses in Mosigkau bei Dessau-Roßlau, erbaut 1752 – 1757, werden Kirschmyrten (Eugenia brasiliensis Lam.) als Pyramiden geschnitten. Sie werden in Kübeln kultiviert und im Winter in die Orangerien gebracht und dort bis zum Frühjahr gepflegt (Abbildung 32).

Insbesondere in Barockgärten waren lange Zeit niedrige Hecken aus dem Europäischen Buchsbaum (Buxus sempervirens L.) wichtige Gestaltungselemente (Abbildung 33), aber auch in Parkanlagen und Privatgärten war der Buchsbaum als Kugelbusch sehr beliebt (Abbildung 34).

Inzwischen sind gelegentlich auch in Privatgärten kunstvoll gestaltete Formschnittgehölze zu sehen (Abbildung 35), dort werden sie beispielsweise neben Türen gestellt und sollen dort der Aufwertung des Anwesens dienen.

Pflege und Schnitt der Formgehölze
 

Wenn Formgehölze in Form bleiben sollen, müssen sie mehrmals im Jahr während der Wachstumsphase geschnitten werden, bei aufwändigen Formen, beispielsweise Spiralen (Abbildung 31) ist der mehrmalige Schnitt im Jahr besonders wichtig, sonst könnten einige Stellen verkahlen. Nach dem Schnitt sollten die Pflanzen vor starker Sonneneinstrahlung durch ein Vlies geschützt werden. Besonders geeignet sind trübe Regentage für die Schnittmaßnahmen, dann können aufwändige Schutzmaßnahmen entfallen.


Formgehölze im Winterhalbjahr
 

Gehölze, wie die Europäische Eibe (Taxus baccata L.), der Europäische Buchsbaum (Buxus sempervirens L.)oder der Abendländische Lebensbaum (Thuja occidentalis L.) können direkt im Garten wachsen, sie brauchen dann keine besonderen Maßnahmen im Winterhalbjahr, allerdings sollten sie bei langen Frostperioden vor der Wintersonne geschützt werden. Ist der Boden nicht zugefroren, benötigen immergrüne Formgehölze ausreichend Wasser. Nicht winterharte Formschnittgehölze werden in Kübel gepflanzt und in frostfreien Innenräumen überwintert, beispielsweise die Kirschmyrte.

Schädlingsbefall beim Buchsbaum
 

Der Europäische Buchsbaum, der längere Zeit als Formschnittgehölz in historischen Gärten, aber auch als zur Kugel geschnittenes Formschnittgehölz in Privatgärten zu sehen war, ist durch den Befall mit dem Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis), dessen Raupen die Büsche völlig kahl fressen, kaum noch zu sehen. Er wird durch Eiben oder eine kleinbleibende Stechpalmenart (Ilex crenata Thunb. ex Murray) ersetzt.


Besondere Tiergestalten in großen Parkanlagen
 

Im Neuen Garten in Potsdam sorgt ein ,freilaufender‘ Elefant, der über viele Jahre hinweg durch sorgfältigen Schnitt aus einer Hänge-Buche geformt wurde, im März (Abbildung 36) und bereits im Mai im ergrünten Zustand für besondere Aufmerksamkeit (Abbildung 37), ist er doch eigentlich nur in tropischen Gebieten oder in Zoologischen Gärten zu sehen.

Abb. 36 und 37: Ein Elefant im Winter und Frühjahr im Neuen Garten Potsdam, ein jahrzehntelang gepflegtes Kunstwerk, geformt aus einer Hänge-Buche.

Formgehölze auf dem Golfplatz
 

Aufwändige Formschnittgehölze sind wohl eher nicht auf Golfplätzen zu erwarten, aber Hecken aus Laub- und Nadelhölzern sind als Rahmen für Abschläge relativ oft zu sehen. Bei der Pflege kommt es darauf an, dass sie regelmäßig geschnitten werden. Damit Hecken im unteren Bereich nicht verkahlen, sollten sie in Trapezform – unten etwas breiter werdend – geschnitten werden. Das bewirkt, dass die unteren Partien mehr Licht bekommen.

 

Autor: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/25

 

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