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Asteraceae – Heil-, Gemüse-, Öl- und Färbepflanzen

Pflanzen mit Köpfchen

Innerhalb der Blütenpflanzen gibt es Familien, die besonders artenreich sind, wie beispielsweise die Asterngewächse (Asteraceae), die auch Korbblütler oder Köpfchenblütler genannt werden. Zu ihnen zählen ca. 1.600 Gattungen mit etwa 24.000 Arten, die beinahe weltweit verbreitet sind. Es gibt ein- und zweijährige Arten, Stauden, Halbsträucher und Sträucher.

 

Charakteristisch ist für diese Pflanzengruppe, dass sie köpfchenförmige Blütenstände hat. Diese leiten sich von traubenförmigen Blütenständen ab, indem sie durch eine Stauchung und Verdickung der Blütenachse eine köpfchenförmige Gestalt angenommen haben und in der Regel von Hüllblättern umgeben sind. Die Blütenstandsachse ist kegelig verlängert oder abgeflacht und bildet den Blütenboden, auf dem die einzelnen Blüten stehen. Bei manchen Arten können es bis zu tausend Einzelblüten sein, die von außen nach innen aufblühen. In der Regel sind es Röhrenblüten und/oder Zungenblüten.

 

Bei zahlreichen Vertretern der Aste-raceae ist die Entwicklung zur Blume zur Perfektion getrieben: Viele Einzelblüten stehen eng zusammen und am Rand des Blütenkörbchens sind Zungenblüten angeordnet. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es sich um eine einzige Blüte handelt. Das Körbchen imitiert nicht nur mit seinem äußeren Erscheinungsbild eine Einzelblüte, sondern stellt auch in funktioneller Hinsicht eine Einheit dar, es bildet eine Blume als blütenbiologische Einheit, siehe ► Beitrag „Etwas Blütenbiologie gefällig?“ (Greenkeepers Journal 2/21).

 

Aufgrund der großen Vielfalt werden innerhalb der Familie zahlreiche Unterfamilien unterschieden, bei uns gibt es drei:

 

  • Asteroideae: Neben Röhrenblüten stehen am Rand des Blütenstandes Zungenblüten mit drei Kronblattzipfeln.
  • Carduoideae: Hier sind nur Röhrenblüten vorhanden.
  • Cichorioideae: Die Blütenstände enthalten nur Zungenblüten mit fünf Kronzipfeln.

 

Bei einer so großen Anzahl verschiedener Arten ist es nicht erstaunlich, dass unter diesen zahlreiche Zierpflanzen und Nutzpflanzen zu finden sind. Deshalb wollen wir Ihnen hier nützliche Arten vorstellen.

 

  1. Heilpflanzen
  2. Salat- und Gemüsepflanzen
  3. Ölpflanzen
  4. Färbepflanzen

 

1. Heilpflanzen

Heilpflanzen stehen seit einiger Zeit wieder stärker im Interesse, nachdem sie durch Produkte der chemischen Industrie eine Zeitlang in den Hintergrund gedrängt waren. Von den Körbchenblütlern werden zahlreiche Arten als Arzneipflanzen in den offiziellen Arzneibüchern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz angegeben. Einige werden hier vorgestellt.

 

Es sollte jedoch bedacht werden, dass man nur kleinere Beschwerden selbst mit pflanzlichen Mitteln behandeln kann, die Behandlung ernster Erkrankungen muss hingegen dem Arzt überlassen werden. Manche Arzneipflanzen kann man selber sammeln oder in der Apotheke kaufen und Tee bereiten. Auch Salben, Öle und Tinkturen von Arzneipflanzen dürfen in Selbstmedikation angewendet werden.

Wiesen-Scharfgarbe (Achillea millefolium L.)

Mit einer Vielzahl ganz kleiner Körbchen mit weißen Zungenblüten und kleinen Röhrenblüten ist jedes für sich eine Blume. Diese stehen in einem verzweigten scheibenförmigen Blütenstand eng beieinander und ergeben auf diese Weise gewissermaßen doppelte Blumen, die in einem Blütenstand eng beieinander stehen. Sie sind in Wiesen durch ihre weißen Zungenblüten gut zu sehen (Abbildung 1). Auf dem Golfplatz dürfte die Scharfgarbe als 20 bis 30 Zentimeter hohe Staude im Rough zu finden sein. Die Scharfgarbe ist weit verbreitet von Europa, Westasien und bis in den Nord-Iran. In Nordamerika, Australien und Neuseeland ist sie eingebürgert. Für die Gewinnung des ätherischen Öls mit Matrizin und Bitterstoffen wird das Kraut verwendet. Es wird als Extrakt oder im Tee angewendet, dient der vermehrten Magensaftbildung und wirkt bei Magenschleimhautentzündungen.

Wermut, Absinth (Artemisia absinthium L.)

Der Wermut wächst als Halbstrauch in Trockengebieten Europas und Asiens, an Weg- und Ackerrändern. Er hat dreifach fiederteilige Blätter mit seidiger Behaarung (Abbildung 2) und zahlreiche, kleine Blütenköpfchen, die denen des Beifußes ähneln. Diese werden vom Wind bestäubt, was bei den Körbchenblütlern sehr selten vorkommt. An Inhaltsstoffen sind Bitterstoffe und ätherisches Öl zu nennen, das Öl enthält Thujon, des schwere Vergiftungen hervorrufen kann. Bei normal dosierter Anwendung in Tees und Extrakten ist die Konzentration des Thujons gering. Die Bitterstoffe wirken auf die Sekretion der Magenschleimhaut, das ätherische Öl hat eine leicht krampflösende und antiseptische Wirkung.

 

Der Wermut wurde und wird auch noch für die Herstellung eines alkoholischen Getränkes – des Absinths – genutzt. Für die Herstellung des Absinths wurde Wermut mit anderen Kräutern, vorzugsweise Anis in hochprozentige Alkohollösung gelegt und nach einiger Zeit wurde der Alkohol mit den gelösten Aromen abdestilliert. Ab Mitte des 19. Jh. kam das Absinthtrinken in Mode, insbesondere unter Künstlern. Absinth zeigt Wirkungen auf Nervensystem und Gehirn mit Verwirrtheit, Halluzinationen und Nachlassen der geistigen Fähigkeiten. Deswegen wurde in Frankreich 1915 Herstellung und Verkauf verboten. Erst 1923 wurde in Deutschland ein Gesetz über den Verkehr mit Absinth erlassen und dem Absinth-Laster ein Ende bereitet. Seit 1998 ist Absinth in Europa wieder erhältlich, da die gesundheitlichen Schäden damals auf die schlechte Qualität des Alkohols zurückzuführen waren.

Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris L.)

Der Gemeine Beifuß wächst bei uns als Ruderalpflanze mit kleinen Köpfchen (Abbildung 3). Er dient als Gewürz für den Gänsebraten.

Berg-Arnica (Arnica montana L.)

Die Berg-Arnika gedeiht als Staude mit grundständiger Blattrosette in Wiesen, Mooren in mittleren und hohen Gebirgslagen in Europa. Die Blüten sind leuchtend gelb und bestehen aus Zungen- und Röhrenblüten. Diese Art ist in Deutschland vollkommen geschützt.

 

Wiesen-Arnika (Arnica chamissonis Lessing)

Die Wiesen-Arnika kommt im westlichen Nordamerika in Wiesen mittlerer Gebirgslagen vor und ähnelt sehr stark der Berg-Arnika (Abbildung 4). Nachdem die Blüten abgeblüht sind, stehen in den Köpfchen zahlreiche Früchte mit dem für Körbchenblütler typischen Haarkranz, dem sogenannten Pappus, ein Organ zur Verbreitung durch den Wind (Abbildung 5). Die Wiesen-Arnika ist leichter zu kultivieren als die Berg-Arnika; sie wird deshalb in Europa für arzneiliche Verwendung angebaut. Arnika wird äußerlich bei Zerrungen, Prellungen und Verstauchungen angewendet; sie wirkt als Salbe oder Gel entzündungshemmend, innerlich wird sie bei Fieber, Pneumonie und Herzschwäche eingesetzt.

Echte Kamille (Matricaria recutica L.)

Die Kamille ist einjährig und wächst in Eurasien, Marokko und auf den Kanarischen Inseln auf Äckern und an Ruderalstellen. Sie hat Köpfchen mit weißen Zungenblüten und gelben Röhrenblüten (Abbildungen 6 und 7). Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu Arten, die der Kamille sehr ähnlich sehen, ist der kegelförmige Blütenboden, der hohl ist, zudem duftet die Pflanze angenehm nach Kamille. Das ätherische Kamillenöl wirkt entzündungshemmend und fördert die Wundheilung im Mund- und Rachenraum, bei Magen-Darmbeschwerden und bei Hauterkrankungen. Die Echte Kamille wird großflächig angebaut, geerntet werden die Blütenkörbchen. Der Jahresverbrauch in Deutschland wird mit über 4.000 Tonnen angegeben, wobei der größte Teil aus Südosteuropa, Ägypten und Argentinien importiert wird.

Römische Kamille (Chamaemelum nobile (L.) All.)

Die Römische Kamille wächst als Staude (Abbildung 8), sie kommt in Westeuropa, Nordwest-Afrika und den Azoren vor. Im Unterschied zur Echten Kamille ist der Blütenboden markig. Die pharmakologische Wirkung ist der der Echten Kamille sehr ähnlich, sie hat entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften.

 

Ringelblume (Calendula officinalis L.)

Die Ringelblume stammt aus dem Mittelmeergebiet, sie wächst bei uns als einjährige Zierpflanze, die auch verwildert. Sie hat typische Körbchenblütenstände mit orangefarbenen Zungenblüten (Abbildung 9). Bei feuchtem Wetter und nachts schließen sich die Blütenköpfchen. Aus den Röhrenblüten entwickeln sich verschiedenartige Früchte, die äußeren sind länger, die inneren kürzer und stärker gekrümmt mit stacheligem Fruchtrücken, einige werden als Klettfrüchte durch Tiere, andere durch den Wind ausgebreitet (Abbildung 10). Die Blütenkörbchen werden seit alters her arzneilich verwendet, vor allem als entzündungshemmende Salbe auf der Haut, bei schlecht heilenden Brand-, Riss- und Schnittwunden, ähnlich wie Arnika. Als arzneiliche Wirkstoffe gelten ätherisches Öl und Flavonoide.

Schmalblättriger Scheinsonnenhut (Echinacea angustifolia DC.)

Dieser Scheinsonnenhut wächst im Mittleren Amerika, südlich bis Texas auf Feldern und in lichten Wäldern als etwa 50 Zentimeter hohe Staude (Abbildung 11). Die Blütenköpfe haben einen kegelförmig empor gewölbten Boden und blass purpurne Zungenblüten. Die Röhrenblüten sind grünlich mit dunkelroten Griffeln. Die Blütenköpfchen haben kielartig zusammengezogene Spreublätter, die die Röhrenblüten deutlich überragen, beim Abblühen steif sind und sich dunkelbraun färben. Die Zungenblüten hängen etwas herab (Abbildung 12). Die Arzneidroge wird aus der Echinacea-Wurzel gewonnen. Die innerliche Anwendung dieser alten indianischen Heilpflanze zur Steigerung der Abwehrkräfte und Infektabwehr ist seit einiger Zeit in Mode gekommen und allseits bekannt. Aber auch zur lokalen Anwendung bei schlecht heilenden Wunden hat sich die Droge bewährt.

Gemeine Goldrute (Solidago virgaurea L.)

Die Gemeine Goldrute wächst als bis einen Meter hohe Staude (Abbildung 13) in Eurasien in Magerrasen, Gebüschen, Wäldern und Heiden. Ihre kleinen Köpfchen (Abbildung 14) mit Zungen- und Röhrenblüten stehen in Vielzahl in einer Rispe. Nach der Blüte bilden sich die für die Korbblütler typischen mit einem Haarkranz ausgestatteten Früchte (Abbildung 15). Als Droge werden während der Blütezeit die oberirdischen Teile abgeschnitten und getrocknet. Als arzneiliche Inhaltsstoffe gelten Saponine, Flavo-noide, Gerbstoffe, Bitterstoffe und ätherisches Öl. Durch die Saponine und Flavo-noide wirkt das Goldrutenkraut harntreibend, entzündungshemmend und schmerzstillend; es ist deshalb sehr oft Bestandteil von Blasen- und Nierenpräparaten und auch Tees.

Benediktenkraut (Cnicus benedictus L.)

Das Benediktenkraut ist im Mittelmeergebiet, sowie Vorder- und Mittelasien beheimatet. Es ist einjährig, wächst an Ruderalstellen und wird kultiviert. Es erreicht Wuchshöhen von meist zehn bis 40 Zentimetern. Die Pflanze besitzt eine grundständige Blattrosette, die unteren Blätter sind gestielt, die oberen sitzend und stängelumfassend. Der Stängel ist aufrecht, oben verzweigt (Abbildung 16). Die Pflanze ist in allen Teilen spinnwebartig-zottig und im oberen Abschnitt drüsig behaart (Abbildung 17).

Die Blattspreite ist bis zur Mittelader eingeschnitten, am Rand buchtig schrotsägeförmig und auch bestachelt. Die körbchenförmigen Blütenstände stehen einzeln am Ende der Stängel. Die Hüllblätter des Körbchens sind grün gefärbt, die äußeren tragen einen einfachen, die inneren einen langen, fiederförmigen Stachel (Abbildung 18). Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Es fördert die Speichel- und Magensaftsekretion und wirkt antibakteriell. Das Benediktenkraut enthält Bitterstoffe mit den Hauptbestandteilen Artemisiifolin, Cnicin und ätherische Öle. Bei Personen, die gegenüber Korbblütlern allergisch sind, kann es Allergien auslösen.

2. Salat und Gemüse

Aber auch als Salate und Gemüse werden einige Körbchenblütler verwendet und in unseren Gärten kultiviert. Alle Arten gehören in die Unterfamilie der Cichorioideae, sie haben Milchsaft, aber fast nie Ölgänge. Die Köpfchen enthalten nur Zungenblüten, aber keine Röhrenblüten. Die Zunge besteht aus fünf miteinander verwachsenen Kronblättern, die an der Spitze fünfzähnig sind.

 

Gewöhnliche Zichorie, Wegwarte (Cichorium intybus L.)

Die Stammpflanze, die wilde Gewöhnliche Zichorie, wächst von Europa bis Westasien als Staude an sonnigen Wegrändern, auf Brachland und an lückigen Ruderalstandorten. Sie bildet eine Rosette und einen weit verzweigten, aufrechten Stängel (Abbildung 19), an dem die kleinen leuchtend hellblauen Blütenköpfchen stehen (Abbildung 20). Diese Wilde Zichorie wurde schon von den alten Griechen und Römern als Heil- und Gemüsepflanze genutzt. Ihre größte Bedeutung erlangte sie aber erst als der Arnstädter Hofgärtner Anfang des 18. Jahrhunderts den Zichorienkaffee erfand. Von der Gewöhnlichen Zichorie gibt es zwei Varietäten: die Wurzel-Zichorie und die Salat-Zichorie.

Bei der Wurzel-Zichorie (Cichorium intybus L. var. sativum DC.) werden die Rübenwurzeln am Ende des ersten Jahres geerntet, geschabt, gewaschen, in Stücke geschnitten, getrocknet, geröstet, gemahlen und als Kaffeeersatz aufgebrüht. Im Volksmund hieß dieser Kaffee „Blümchen-Kaffee“.

 

Die Salat-Zichorie (Cichorium intybus var. foliosum Hegi), besser bekannt als Chicoré, wird als Salat und Gemüse verwendet. Der Chicoré wird im Herbst mitsamt der Wurzel ausgegraben und in Mieten gelagert, die entfalteten Blätter werden vorher abgeschnitten. Nach Austrieb im Winter, werden die Wurzeln in ein Beet dicht beieinander gepflanzt und mit Sand, Erde und Laub bedeckt. Durch die Wärme treiben knospenförmige, bleiche Schosse aus (Abbildung 21), die als Salat oder Gemüse verzehrt werden.

Gemeiner Löwenzahn (Taraxacum officinale Wiggers)

Der Löwenzahn ist mit seinen Rosetten als „Graszerstörer“ bei Freunden eines gepflegten Rasens unbeliebt. Die schmackhaften jungen Blätter können im Frühjahr dem Salat beigefügt werden, seine Wurzel wurde früher wie die der Zichorie geröstet und als Kaffee-Ersatz verwendet. Aus den typischen Körbchenblütenständen (Abbildung 22), die im zeitigen Frühjahr im leuchtenden Gelb erstrahlen, entwickeln sich nach Befruchtung die bestens bekannten Früchte, die durch ihre Schirmchen (Abbildung 23) sehr weit fliegen können und sich in Wiesen, an Wegrändern und im Rasen etablieren (Abbildung 24). Eine gut etablierte Löwenzahnpflanze ist nur bei gänzlicher Entfernung der Pfahlwurzel wirklich zu bekämpfen; aus jedem Wurzelrest kann der Löwenzahn regenerieren.

Grüner-Salat (Lactuca sativa L.)

Der Grüne Salat stammt von einer wärmeliebenden Steppenpflanze (Lactuca seriola L.) aus Südeuropa ab, die weit zu uns vorgedrungen ist. Die Kultur des Garten-Salates war schon den alten Ägyptern, Griechen und Römern bekannt. Bei uns wird er als einjährige Halbrosettenpflanze kultiviert, die an langen Sommertagen durch schnelles Längenwachstum einen weit verzweigten Blütenstängel mit zahlreichen kleinen gelben Körbchenblütenständen bildet, dann gibt er sich als Pflanze mit Köpfchen zu erkennen (Abbildung 25). Vom klassischen Kopfsalat existieren zahlreiche Varietäten, mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen wie: Eichblattsalat, Pflück- und Schnittsalat, Bataviasalat, Lollo Rosso, Lollo Bionda bis zu den Römersalaten.

Artischocke (Cynara)

Die Artischocke ist eine ausdauernde Pflanze, die in zwei Arten vorkommt: Die Wilde Artischocke (Cynara cardunculus L.), auch Cardy genannt, die als Blattgemüse verwendet wird, und die Gemüse-Artischocke (Cynara scolymus L.), die wegen ihrer essbaren knospigen Blütenstände angebaut und als Blütengemüse verzehrt wird. Die Heimat der Artischocke ist nicht bekannt, sie war bereits bei den Römern bekannt, wurde aber erst im 15. Jahrhundert in Italien wieder in Kultur genommen. Sie wird bis zu zwei Meter hoch, hat große gefiederte, dornige Laubblätter (Abbildung 26) und bildet große körbchenförmige Blütenköpfe, die im Knospenstadium (Abbildung 27) geerntet werden. Die unteren fleischigen Teile der Hüll-blätter und der Körbchenboden – das sogenannte Artischockenherz – sind essbar.

Wird der richtige Zeitpunkt zur Ernte verpasst, dann zeigt sich ein großer prächtiger Blütenstand (Abbildung 28), der dann als Blume verkauft wird. Verbleibt der Blütenstand an der Pflanze, dann entwickeln sich zahlreiche Früchte, die sich durch Schirmchen, ähnlich denen des Löwenszahns, ausbreiten (Abbildung 29). Artischocken wird eine appetitanregende, verdauungsfördernde und cholesterinsenkende Wirkung zugeschrieben.

3. Ölpflanzen

Bei den Körbchenblütlern gibt es aber auch Arten, deren Samen/Früchte zur Ölgewinnung genutzt werden.

 

Gewöhnliche Sonnenblume (Helianthus annuus L.)

Die Sonnenblume stammt aus Mittelamerika und wurde von den Spaniern nach Europa gebracht. Zuerst wurde sie in Spanien und Frankreich kultiviert, später in weiteren Ländern, sowohl als Zierpflanze, aber auch als Nutzpflanze wegen ihrer essbaren Früchte. Hauptanbaugebiete sind Südrußland, Ungarn und Italien. Die Sonnenblume ist einjährig, sie schafft in einem Sommer eine Höhe von zwei bis drei Metern (Abbildung 30) und Köpfchen mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern, allerdings entzieht sie dem Boden viele Nährstoffe, insbesondere Kalium und Phosphor. In der basalen Stammregion wird kambiales Holz zur Verstärkung des Sprosses gebildet. Der Blütenstandsboden ist scheibenförmig, am Rande stehen gelbe sterile Zungenblüten mit Schaufunktion. Fertil sind die unscheinbaren Röhrenblüten, aus denen sich die Sonnenblumenkerne entwickeln (Abbildung 31). Sie haben einen Ölgehalt von ca. 24%, das kaltgepresst ein ausgezeichnetes Speiseöl ergibt, reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.

4. Färbepflanzen

Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria L.)

Die Färber-Hundskamille ist in Eurasien verbreitet. Sie wächst als kurzlebige Staude in Felsfluren, Trockenrasen, an Ruderalstellen auf basenreichen Böden. Sie erreicht eine Höhe von 60 Zentimetern und bildet eine Vielzahl von Köpfchenblütenständen (Abbildung 32). Diese haben sehr viele, etwa 40 weibliche Zungenblüten und 400 bis 500 zwittrige Röhrenblüten (Abbildung 33). Mit den überaus vielen Blüten in jedem Köpfchen sind sie ein Eldorado für Bienen und andere Insekten.

Die Färber-Hundskamille ist eine alte Färberpflanze, zum Färben werden ihre Blütenkörbe verwendet. Der Farbstoff ist das Luteolin, das intensive kräftige gelbe Farbtöne ergibt. Bei Leinen, Baumwolle und Hanf ist die Farbe licht- und waschecht, bei Wolle und Seide hingegen nicht. Die Färber-Hundskamille wird feldmäßig angebaut, die Aussaat erfolgt im August und September oder im zeitigen Frühjahr. Die Färber-Hundskamille mit ihren geringen Ansprüchen an Böden gedeiht bei uns auch in heißen Sommern, deshalb verdient sie als Zierpflanze größere Beachtung und einen sonnigen Platz in unseren Gärten.

 

Fazit

Kaum eine andere Pflanzenfamilie hat so viele Arten, die genutzt werden, sei es als Heilpflanze, Gemüse, Salat, Ölpflanze oder zum Färben von Stoffen. Zudem eignen sich einige der vorgestellten Arten auch als Zierpflanzen für Gärten und Rabatten auf Golfplätzen. Doch bei den Körbchenblütlern gibt es weitere Arten, die wegen ihrer Schönheit als Zierpflanzen verwendet werden. Wegen der großen Vielfalt werden wir über diese „Pflanzen mit Köpfchen“ in einem gesonderten Artikel berichten.

 

Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 3/2022

 

Literatur

KRÜDENER, VON S., I. HAGEMANN, I. & B. ZEPERNICK, 1993: Arzneipflanzen – altbekannt und neu entdeckt. BGBM Berlin.

ZEPERNICK, B., L. LANGHAMMER & J.H.P. LÜDCKE, 1984: Lexikon der offizinellen Arzneipflanzen. Walter de Gruyter, Berlin, New York.

 

 

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