Nadelbäume – nicht nur an Weihnachten eine Zier
Bäume auf Golfplätzen
Im Herbst fallen die Blätter von den Laubbäumen, denn diejenigen, die bei uns beheimatet sind, tragen nur im Sommer ihr Laub. Fast alle Nadelbäume hingegen haben das ganze Jahr über ihre Nadeln. Deshalb spielen sie bei uns im Winter eine besondere Rolle. Sie werden als Weihnachtsbaum geschmückt und zieren unsere Wohnungen. Auch als Gestecke sind ihre Zweige, kombiniert mit farbigen Früchten, beispielsweise mit den Hagebutten der Rosen oder den Früchten des Feuerdorns, aber auch mit Zapfen, im Winter sehr beliebt. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, sich einen Laubbaum, der ja im Winter kahl ist, als Weihnachtsbaum in die Wohnung zu stellen, aber eine „Tanne“ schon.
Auch auf Golfplätzen stehen natürlich je nach Region Nadelbäume, entweder in der Nähe der Clubhäuser oder entlang der Spielbahnen. Wenn man verschiedene Golfplätze vor dem geistigen Auge einmal Revue passieren lässt, dann sind dort sogar viele unterschiedliche Nadelbaumarten aus verschiedenen Gattungen zu finden: Dabei kommen aus manchen Gattungen sogar mehrere Arten vor; die Vielfalt ist also beträchtlich. Hier werden erst einmal nur die Gattungen aufgezählt, ehe einzelne Arten behandelt werden: Kiefer (Pinus), Fichte (Picea), Tanne (Abies), Zeder (Cedrus), Lärche (Larix), Douglasie (Pseudotsuga), Lebensbaum (Thuja), Ginkgobaum (Ginkgo), Eibe (Taxus), sogar der Urweltmammutbaum (Metasequoia) und der Bergmammutbaum (Sequoiadendron) sind auf Golfplätzen anzutreffen. Die Lärche ist ein Sonderling unter den Nadelbäumen, sie trägt zwar Nadeln, verhält sich aber wie ein Laubbaum, denn sie wirft im Herbst ihre Nadeln ab und ist im Winter kahl, als Weihnachtsbaum eignet sie sich deshalb nicht.
Was Nadelbäume auszeichnet
Die Nadelbäume gehören in die große Gruppe, auch als Abteilung bezeichnet, der Samenpflanzen, die sich in zwei Unterabteilungen gliedert: Nacktsamer und Bedecktsamer. Die Bedecktsamer haben zumeist auffällige, die Nacktsamer weniger auffällige „Blüten“. Die allermeisten Nadelgehölze bilden Zapfen, weshalb die Nadelbäume auch als Zapfenträger bezeichnet werden.
Die Blüten sind eingeschlechtlich, männliche und weibliche, stehen aber in der Regel auf einem Baum; die meisten Nadelgehölze sind demzufolge einhäusig (monözisch). Die Zapfen bestehen entweder nur aus Staubblättern oder aus Zapfenschuppen. Diese tragen an der Basis jeweils zwei völlig ungeschützte Samen, daher der Name „Nacktsamer“.
Die Nadeln sind schmal, meistens derb, etwas ledrig, sie können sehr spitz sein und entsprechend stechen. Durch ihre derbe Struktur überdauern sie niedrige Temperaturen in winterkalten Gebieten, der borealen Zone, die auch als Taiga bezeichnet wird. Sie stehen entweder einzeln am Zweig wie bei Tanne und Fichte oder in „Bündeln“ wie bei Kiefer, Lärche, Ginkgo und Zeder.
Allerdings gibt es weitere Ausnahmen, beim Ginkgo sind die „Nadeln“ blattähnlich – gegliedert in Stiel und fächerförmiger Blattspreite, zudem ist letztere oft zweigeteilt. Sie zeigen eine intensive Gelbfärbung und fallen im Herbst herunter; der Ginkgo ist demnach sommergrün. Außerdem stehen beim Ginkgo männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Bäumen. Die weiblichen Bäume bilden keine Zapfen, stattdessen stehen die Samen meistens in Zweizahl auf einem „Stiel“ und sehen aus wie kleine Mirabellen. Doch Vorsicht, wenn diese am Boden liegen und angefasst oder zertreten werden, dann entströmt ihnen ein Geruch nach Buttersäure, der etwas unangenehm ist.
Bei der Eibe stehen die Samen einzeln; sie sind von einem roten, fleischigen Samenmantel umgeben, der wunderbar leuchtet. Leicht ließen sich noch weitere Ausnahmen aufzählen, aber diese sollen weiteren Nadelbaum-Steckbriefen vorbehalten bleiben.
Wuchsform
Die Keimlinge der Nadelbäume beginnen ihre Entwicklung mit sechs bis zehn nadelförmigen Keimblättern; sie sind dadurch bereits im Keimlingsstadium gut zu identifizieren. Die meisten Nadelbäume haben eine ganz typische Wuchsform mit einer durchgehenden Hauptachse und sehr gleichmäßig angeordneten, seitlich stehenden Zweigen. Dadurch ergibt sich ein „ordentliches“ Aussehen, weshalb sie auch als mathematisches Geschlecht bezeichnet werden. Aufgrund der regelmäßig angeordneten Seitenzweige, sie stehen zumeist in Quirlen, lässt sich oftmals das ungefähre Alter abzählen. Allerdings müssen ein paar Jahre hinzu gerechnet werden, denn von den ersten Jahren sind die Quirle meistens nicht mehr zu sehen. Nur wenige Arten weichen von diesem Bauplan ab, beispielsweise bildet die Waldkiefer (Pinus sylvestris L.) im höheren Alter eine unregelmäßige Krone und die Latschenkiefer, auch Berg-Kiefer genannt (Pinus mugo Turra), wächst als niederliegender Strauch mit aufsteigenden Ästen. Diese Wuchsweise steht im Zusammenhang mit dem Vorkommen dieser Art in der montanen und subalpinen Stufe.
Nachfolgend stellen wir in Kurzporträts einige Nadelbaumarten vor, die als Weihnachtsbaum zum Christfest unsere Wohnungen schmücken.
Dabei handelt es vor allem um die Gemeine Fichte (Picea abies (L.) H. Karst.), die Stechfichte (Picea pungens Engelm.) – oft als Blautanne bezeichnet – und die Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana (Steven Spach). Schließlich singen wir auch beispielsweise „O Tannenbaum, O Tannenbaum ...“, auch wenn keine Tanne in der Wohnung steht.
Gemeine Fichte, Picea abies (L.) Karsten
Diese Fichtenart, auch Rotfichte genannt, kam früher sehr oft als „Tannenbaum“ in die Weihnachtsstube, heutzutage ist es meistens eine „richtige“ Tanne oder eine Blaufichte.
Die Gemeine Fichte zeichnet sich wie auch die beiden anderen „Tannenbäume“ in der Jugend durch eine schmale, kegelförmige Krone aus; sie entspricht damit genau der oben geschilderten Wuchsform (Abbildung 1). Ältere Stadien der Gemeinen Fichte zeigen eine breit kegelförmige Statur, die Seitenäste haben herabhängende Seitenzweige – dieses Erscheinungsbild verstärkt sich im Alter und wird als Lamettasyndrom bezeichnet. Es deutet auf Vitalitätsverluste des Baumes hin (Abbildung 2).
Die männlichen Blüten stehen in Blütenständen und bestehen aus einer Vielzahl von dicht beieinander sitzenden Staubblättern (Abbildung 3), die weiblichen Blüten stehen in den sogenannten Zapfen (Abbildung 4). Diese sind in diesem Stadium, etwa im April, rosa gefärbt und stehen aufrecht. Die männlichen Blüten sind zu diesem Zeitpunkt schon verwelkt. In Abbildung 4 sind sie noch gelb gefärbt, fallen aber bald herunter, während sich aus den weiblichen Blütenständen die verholzten Zapfen entwickeln (Abbildung 5). Die sich im Laufe des Reifeprozesses entwickelnden Samen stehen jeweils in Zweizahl an der Basis der einzelnen Zapfenschuppe. In Abbildung 6 sind zwei bereits geöffnete Zapfen zu sehen; zu diesem Zeitpunkt, etwa im Mai, sind die geflügelten Samen bereits ausgeflogen.
Eine Fichte dicht am Haus wie in Abbildung 7 dürfte mit ihrem dichten Nadelkleid für eine erhebliche Verschattung der Räume sorgen. Das Abschneiden der oberen Zweige ist aber keine Lösung für das Problem, weil die obersten Zweige nach oben wachsen und das Problem nur schlimmer wird (Abbildung 8).
Die Nadeln stehen bei der Fichte rings um den Zweig und „berinden“ mit ihren sogenannten Nadelpolstern den Zweig.
In Abbildung 6 sind die in diesem Frühjahr gewachsenen Triebe mit den noch hellgrünen Nadeln zu sehen.
Stech-Fichte, Picea pungens Engelmann
Diese Fichtenart ist in vielen Details der Rotfichte sehr ähnlich. Als Weihnachtsbaum wird meistens eine Varietät der Stammart Picea pungens ‚Glauca‘, die Blau-Fichte, verwendet (Abbildung 9). Sie zeichnet sich durch eine stahlblaue Benadelung aus. Die Blaufichte, oftmals als Blautanne bezeichnet, sieht mit diesem blauen Nadelkleid – wenn sie als Weihnachtsbaum geschmückt ist – sehr schön aus.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Nadeln offenbar fester am Zweig sitzen, so dass diese nicht so schnell wie bei der Rotfichte herunterrieseln. Zudem hat sie ein sehr dichtes Nadelkleid (Abbildung 10); die einzelnen Nadeln sind sehr spitz und stechen gehörig. Damit macht sie ihrem Namen alle Ehre.
Tanne, Abies spec.
Eine Tanne, in den Weihnachtsliedern oft besungen, ist heutzutage der beliebteste Weihnachtsbaum, denn sie behält lange die Nadeln und sticht nicht. Typisch für viele Tannenarten ist die Bildung eines Deck- und Samenschuppenkomplexes im Zapfen, der gut zu sehen ist, weil die Deckschuppe etwas aus dem Zapfen herausragt. Bei der Fichte ist die Deckschuppe so klein, dass sie an der Zapfenoberfläche nicht zu sehen ist.
Die Nadeln der Tannen sind vorn etwas abgerundet und zeigen auf der Unterseite zwei markante weiße Streifen, in denen sich die Spaltöffnungen befinden. Sie sind schraubig angeordnet, oft aber in einer Ebene gescheitelt oder V-förmig aufgerichtet.
Bei den meisten als Weihnachtsbäume verkauften Tannen handelt es sich nicht um unsere einheimische Weiß-Tanne, Abies alba Miller, sondern in der Regel um eine Nordmann-Tanne, auch Kaukasus-Tanne genannt, Abies nordmanniana (Steven) Spach. Wie der deutsche Name bereits sagt, wächst sie im westlichen Teil des Kaukasus und im Pontischen Gebirge. Hierzulande wird sie in Plantagen gezogen und dann rechtzeitig vor dem Fest geschlagen. Aber auch in Gärten ist sie häufig anzutreffen (Abbildung 11). Die in der Jugend relativ weit voneinander entfernt stehenden Zweig-Quirle sind für diese Tannenart charakteristisch (Abbildung 12). Sehr schön sind die jungen Zapfen, die gelbgrün gefärbt sind (Abbildung 12). Die aus den Zapfen herausragenden hellgrünen Deckschuppen sind typisch für diese Art (Abbildung 13).
Neben der Nordmann-Tanne sind aber noch etliche weitere Tannenarten auf Golfplätzen, in Parkanlagen und Gärten zu finden, vor allem die Korea-Tanne Abies koreana Wilson. Sie wächst langsam und bildet schon als ca. ein bis zwei Meter hohe Pflanze etwa im April wunderschöne violett bis purpurfarbene Zapfen (Abbildung 14). Im Laufe des Sommers werden die Zapfen dicker, die Samenschuppen größer, so dass die Deckschuppen viel weniger in Erscheinung treten. Zu diesem Zeitpunkt, etwa im Juni, zeigen die noch unreifen Zapfen eine schöne blaue Farbe (Abbildung 15).
Eine weitere Tannenart, die Colorado-Tanne, Abies concolor (Gord. et Glend.) Lindley, die aus dem pazifischen Nordamerika stammt, kann bei uns eine stattliche Größe erreichen (Abbildung 16). Sie hat in der Regel dicht stehende Zweige und ist bis zum Boden beastet.
Schon einmal Tannenzapfen gesammelt?
Es wird zwar immer von Tannenzapfen gesprochen, aber sammeln kann man diese nicht, denn sie zerfallen bei der Reife, so wie es in Abbildung 17 deutlich zu sehen ist. Die Zapfenschuppen lösen sich von der sogenannten Zapfenspindel und fallen zu Boden. Die verholzte Spindel (Abbildung 18) kann noch etliche Jahre am Zweig stehen bleiben.
Sind diese Zapfenspindeln am Zweig zu sehen, dann steht man wirklich vor einer Tanne. Auch wenn es mit dem Sammeln von echten Tannenzapfen nicht klappt – als Zapfen können aber beispielsweise die der Fichte, Kiefer und Lärche gesammelt und für Gestecke verwendet werden.
Eine Tanne oder auch Fichte im Garten, Park oder auf dem Golfplatz mit ihrer charakteristischen Statur ist sehr schön anzusehen, insbesondere wenn ihre Zweige im Winter mit Schnee bedeckt sind, wie es bei dieser Weiß-Tanne, Abies alba, in Abbildung 19 zu sehen ist.
Autorin: Dr. Isolde Hagemann | Greenkeepers Journal 04/2014